Bolivien
Bolivien | |
Flagge | |
Kurzdaten | |
Hauptstadt | Sucre, La Paz |
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Regierungsform | parlamentarische Republik |
Währung Kurs (23.02.2023)[1] | Boliviano 1 EUR = 7,335 BOB 10 BOB = 1,363 EUR |
Fläche | 1.098.581 km² |
Einwohnerzahl | 12.244.159 (2023) |
Amtssprache | Spanisch, Aymara, Quechua, Guaraní |
Religion | Römisch-Katholisch 95 %, Protestantisch (Evangelikalische Methodisten) |
Strom/Stecker | 115 V, 50 Hz; A/Eurostecker |
Telefonvorwahl | +591 |
Domain | .bo |
Zeitzone | MEZ-5h |
Bolivien ist ein Land im westlichen Südamerika. Es grenzt im Uhrzeigersinn an Brasilien, Paraguay, Argentinien, Chile und Peru. Von großen landschaftlichen Kontrasten geprägt, leidet der Staat seit langem unter seiner Binnenlage abseits des Meeres. Daher zählt es zu den ärmsten Ländern Lateinamerikas.
Als Reiseziel ist Bolivien vor allem durch die beeindruckenden Gebirgslandschaften der Anden sowie die alten Städten, in denen sich viel Kolonialarchitektur erhalten hat, und durch die Stätten der vorkolonialen Geschichte bekannt. Die Traditionen der Ureinwohner haben sich hier - gemeinsam mit Peru - am besten erhalten, wovon die vielen Festlichkeiten zeugen. Bolivien zeichnet sich durch eine außerordentliche biogeographische Varianz und Variabilität aus, die sich in großem Artenreichtum manifestiert. So reicht das Land von den Anden bis in das Amazonasgebiet, in dem sich der Madidi befindet, ein Nationalpark, der als einer der artenreichsten Orte der Erde bekannt ist. Bolivien hat auch einen beträchtlichen Anteil an der Salzwüste Salar de Uyuni.
Regionen
[Bearbeiten]Departamentos
[Bearbeiten]Politisch ist Bolivien in folgende Departamentos gegliedert:
- Beni im Nordosten in der Amazonasregion
- Chuquisaca im zentralen südlichen Teil, in der von Tälern geprägten Region zwischen Altiplano und Tiefland
- Cochabamba in Zentralbolivien
- La Paz im westlichen Altiplano mit dem Ostteil des Titicacasees, den Norden nehmen die Yungas und Tiefland ein
- Oruro im westlichen Hochland
- Pando im Nordwesten, tropisches Tieflanddepartamento an der Grenze zu Peru und Brasilien
- Potosí im Südwesten, Hochlanddepartamento mit subtropischen Tälern im Osten
- Santa Cruz im Osten, größtes Departamento Boliviens mit Regenwäldern im Norden und Savannen im Süden
- Tarija im äußersten Süden an der Grenze zu Argentinien, gemäßigte Höhenlage und mediterranes Klima
Großregionen
[Bearbeiten]Städte
[Bearbeiten]- 1 La Paz – (ca. 1,8 Mio. Einwohner inkl. der Nachbarstadt El Alto), ist der Regierungssitz und die größte Agglomeration Boliviens. Sie liegt malerisch in einem Bergtal im Nordosten überragt von schneebedeckten Fünf- und Sechstausendern.
- 2 Sucre (Charcas) – (250.000 Einwohner), die offizielle Hauptstadt, liegt im zentralen Teil des Landes am Osthang der Anden auf etwa 2800 m.ü.N.N. Die relativ grüne Stadt hat viele schöne alte Barockbauten, sie wird auch "ciudad blanca" genannt.
- 3 Santa Cruz de la Sierra – (1,3 Mio. Einwohner) ist die zweitgrößte Stadt Boliviens und Zentrum der Wirtschaft und Industrie. Die weitläufige Stadt hat wenige Sehenswürdigkeiten, aber ein interessantes tropisches Flair.
- 4 Cochabamba – (630.000 Einwohner), die drittgrößte Stadt, liegt am Osthang der Anden auf etwa 2500 m Höhe. Sie wird wegen ihren vielen Grünflächen und der Lage inmitten bewaldeter Berge ciudad jardín (Gartenstadt) genannt und ist eine der reichsten Städte Boliviens.
- 5 Oruro – (260.000 Einwohner) ist ein wichtiges Verkehrs- und Minenzentrum. Bekannt ist sie für ihren Karneval und die nach wie vor lebendigen präkolumbianischen Traditionen; Sehenswürdigkeiten gibt es in der eher modernen Industrie- und Bergbaustadt dagegen wenig.
- 6 Potosí – (175.000 Einwohner), als "Stadt des Silbers" bekannte höchstgelegene Großstadt der Welt (3.900 m - 4.100 m) und größte Stadt Südwestboliviens, hat das wohl prächtigste koloniale Zentrum Südamerikas. Bekannt ist sie für die Bergwerke im Cerro Rico, in denen Silber und Zinn gefördert wird.
- 7 Tarija – (180.000 Einwohner), im Süden nahe der Grenze zu Argentinien, ist bekannt als die „europäischste“ Stadt Boliviens und eine Metropole der Landwirtschaft sowie der Verwaltung. Sie liegt in einem sehr reizvollen Bergtal auf 1.900 m Höhe und gilt als ruhig und sauber.
Weitere Ziele
[Bearbeiten]- 1 Salar de Uyuni – der größte Salzsee der Welt.
- 8 Tihuanaco – die berühmte Ruinenanlage reizt mehr durch die umliegende Landschaft, als durch beeindruckende Monumente. Trotzdem bietet sie auch einige Kleinode.
- 2 Titicaca-See – Südamerikas größter und in seiner Größe höchstgelegener See, beeindruckend auf der Hochebene gelegen.
- 1 Rurrenabaque – eine Stadt im Tiefland mit vielen Reiseanbietern, die Mehrtagesausflüge in den Madidi-Nationalpark und die nahegelegenen „Pampas“ anbieten.
- 3 Aguas Calientes – thermale Quellen mit einer Wassertemperatur von 40 °C. Ein herrlicher Ort zum Entspannen in einer traumhaft schönen Atmosphäre. Liegt im Departmento Santa Cruz, 19 km von Santiago de Chiquitos.
- 9 Coroico – ein kleines Dorf in den Yungas. Aus der Nähe von La Paz kann man mit dem Fahrrad zirka 3000 Höhenmeter über die sogenannte „Ruta de la Muerte“ nach Coroico fahren.
Hintergrund
[Bearbeiten]Bolivien ist eines der Länder Südamerikas, in dem die vorkolumbianischen Traditionen noch am lebendigsten sind. Es gibt unzählige Relikte der Inka-Zeit, die besucht werden können und einen guten Einblick in diese Kultur geben können. Aber auch die Menschen, von denen die Mehrheit indigene Vorfahren haben, leben vor allem in den ländlichen Gegenden immer noch nach den Sitten und Bräuchen vergangener Zeiten, wie dem Pachamama-Kult, eine Mischung aus indianischen und christlichen Elementen. Ein überall beliebtes Fest ist der lebendige, farbenfrohe Karneval, der seinen eigenen Charakter hat und oft auf dem Land die einzige Ausrede der Menschen für eine Woche Trinken, Feiern und sexuelle Eskapaden ist.
Die Reisenden erwartet aber auch eine spektakuläre Natur. Von Regenwald bis Wüste gibt es so gut wie alles zu erleben. Zu den Attraktionen gehören Bergriesen, kuriose Felsformationen, spektakuläre, vielfarbige Täler und unvorstellbar weite Ebenen mit Salzpfannen. Auch die koloniale Architektur der Städte ist bekannt, insbesondere das Zentrum der ehemaligen Silberstadt Potosí.
Wirtschaftlich gehört das Land zu den ärmeren Ländern des Subkontinents. Die Schere zwischen Arm und Reich ist sehr hoch: Während die Elite einen westlich orientierten, verschwenderischen Lebensstil führt, fehlt es den Armen, zu denen laut offiziellen Statistiken mehr als 60 % der Bevölkerung gehören, oft am Notwendigsten. Auf dem Land ist die Subsistenzwirtschaft noch weit verbreitet. Die Gehälter sind in Bolivien mit durchschnittlich etwa 100 € - 150 € im Monat deutlich niedriger als in den meisten anderen Ländern des Kontinents. Dennoch kann es besonders im Bildungsbereich, etwa an den Universitäten, gute Jobmöglichkeiten für Akademiker geben.
Nach den umstrittenen Wahlergebnissen im Jahr 2019 kam es zu Konflikten und teilweise gewaltsamen Auseinandersetzungen. Seit Ende 2020 ist aber wieder etwas mehr Ruhe eingekehrt.
Anreise
[Bearbeiten]Einreisebestimmungen
[Bearbeiten]Deutsche Staatsangehörige benötigen für die Einreise und einen touristischen Aufenthalt von bis zu 90 Tagen pro Kalenderjahr kein Visum. Mehrfache Ein- und Ausreisen sind gestattet. Bei Ankunft an den internationalen Flughäfen in La Paz, Santa Cruz und Cochabamba wird in der Regel ein Einreisestempel mit dem Einreisedatum im Pass eingetragen, jedoch oft kein Gültigkeitsdatum. Deutschen Touristen wird zunächst eine Aufenthaltserlaubnis für 30 Tage erteilt, die zweimal – für jeweils 30 Tage – bei der Migrationsbehörde kostenlos verlängert werden kann.
Wenn Sie sich länger als 30 Tage in Bolivien aufhalten möchten und kein Gültigkeitsdatum bei Einreise in den Pass gestempelt bekommen haben, wenden Sie sich zwecks Festschreibung der Gültigkeit bzw. Verlängerung des Aufenthalts an die Migrationsbehörde Dirección General de Migración, um Schwierigkeiten bei der Ausreise zu vermeiden.
- Zollfreimengen
- 450 Zigaretten oder 500 g Tabak.
- 3 Liter Alkoholika.
Flugzeug
[Bearbeiten]Flughäfen mit internationalen Verbindungen gibt es in La Paz, Santa Cruz de la Sierra und Cochabamba. Heute ist der Flughafen Viru Viru in Santa Cruz de la Sierra die Drehscheibe des nationalen und internationalen Verkehrs und wird auch von Madrid aus angeflogen.
El Alto ist wie der Name schon sagt sehr hoch gelegen (mehr als 4.000 m ü. NN!). Empfindliche Zeitgenossen sollten eher Viru Viru in Santa Cruz den Vorzug geben, dieser liegt tiefer und somit gibt es weniger gesundheitliche Probleme. Viru Viru wurde wegen der Höhenlage im Vergleich zu El Alto immer bedeutender und verdrängte den Flughafen von La Paz vom ersten Platz. Allerdings liegt Santa Cruz von vielen Attraktionen - etwa dem Titicacasee - deutlich weiter als La Paz entfernt. Doch auch von Santa Cruz aus gibt es gute Inlandverbindungen in weitere bolivianische Städte.
Die einzige Direktverbindung aus Europa bieten Iberia, Air Europa und Boliviana de Aviación von Madrid aus an. Sonst bieten sich als Umsteigeflughäfen oft São Paulo (nach Santa Cruz) oder Lima (nach Santa Cruz und La Paz) an.
Aus anderen lateinamerikanischen Ländern ist Bolivien erreichbar, meist aber nur einmal täglich oder noch seltener. Es gibt direkte Verbindungen aus Lima, Bogotá, Santiago de Chile, Buenos Aires, Asunción, Panama. Inzwischen gibt es mit kleineren Gesellschaften sogar regionale Verbindungen, z. B. nach Iquique in Chile oder Campo Grande in Brasilien.
Bahn
[Bearbeiten]Es gibt derzeit nur eine wöchentliche Bahnverbindung von Calama (Chile) nach Uyuni, die von FCA betrieben wird und mit dem Expreso del Sur kombiniert. Von Argentinien kommend kann man im Grenzort Villazón gleich in den Expreso del Sur Richtung Norden (bis Oruro) einsteigen, was eine gute Alternative zum Bus darstellt. Auch von Yacuiba gibt es einen Zug nach Santa Cruz de la Sierra. Auch von der Stadt Puerto Suárez an der brasilianischen Grenze gibt es einen Zug nach Santa Cruz.
Bus
[Bearbeiten]In fast allen Fällen muss man einen Bus zum Grenzort nehmen und dann nach der Grenzüberquerung umsteigen, da ausländische Busse nicht nach Bolivien fahren. Durchbuchen aus dem Ausland nach Bolivien ist zwar möglich, aber weniger zu empfehlen, da die mangelhafte Kommunikation dazu führt, dass z. B. Tickets einfach nicht akzeptiert werden. Der Preis ist vor Ort im Zweifelsfall auch nicht teurer.
Auto/Motorrad/Fahrrad
[Bearbeiten]Wer mit dem Auto nach und durch Bolivien reisen möchte, sollte ein geländetaugliches Fahrzeug besitzen, wenn nicht nur die asphaltierten Straßen des Hauptnetzes genutzt werden sollen. Es gibt immer noch weite Strecken des Hauptsnetzes, die noch nicht asphaltiert sind, besonders im Norden des Landes. Für viele Strecken wird Maut verlangt. Bei der Einreise muss das Auto angemeldet werden (hoja de ruta verlangen), was zwei bis drei Tage dauern kann und deswegen am besten schon vorher in der bolivianischen Botschaft des Herkunftslandes erledigt werden sollte.
- Grenzübergänge zu Chile
- Sehr abgelegen sind die Grenzstationen am Dreiländereck Peru/Chile/Bolivien in 10 Tripartito sowie zwischen 1 Visviri (CHI) / Charaña (BOL) (17° 35′ 26″ S 69° 28′ 4″ W), 205 km von Arica geöffnet nur für PKW.
- An dem Nationalpark Lauca im Gebirge vorbei führt der 2 Grenzübergang an der CH-11 bzw. bolivianischen RN4 beim Dorf Jancoaque.
- 3 Pisiga Bolívar (19° 16′ 30″ S 68° 37′ 13″ W)
- Schlecht sind die chilenischen Straßen der Zufahrt zur bolivianischen 4 Grenze an der RN-5 (20° 48′ 5″ S 68° 32′ 28″ W)
- Parallel zur Güterbahnstrecke der Ferrocarril de Antofagasta a Bolivia ist der Übergang an der CH-21 bei 5 Ollagüe (CHI) / Estación Avaroa (BOL) (21° 12′ 46″ S 68° 13′ 47″ W) auf 3700 m.
- Grenzübergänge zu Peru
Zu den Grenzübergängen am Titicacasee siehe den Abschnitt im Landesartikel Peru.
- Grenzübergänge zu Brasilien
Im abgelegenen Amazonasgebiet sind die Übergänge:
- erreichbar von Rio Branco
- 342 km auf der BR-317 am Dreiländereck Brasilien/Peru/Bolivien.
- 230 km auf der BR-317 kann man einen der zwei Übergänge zwischen der brasilianischen Doppelgemeinde 11 Brasileia /Epitaciolândia und 12 Cobija (11° 1′ 6″ S 68° 45′ 13″ W) (BOL) überqueren.
- über Porto Velho (BRA) 330 km nach 13 Guajará-Mirim / Guayaramerín (10° 46′ 58″ S 65° 20′ 22″ W)
- nahe 14 Costa Marques kann man in 15 Principe da Beira (BRA) über den Fluss setzen. Auf bolivianischer Seite ist nur der Endpunkt der RN-9.
- bei 16 Las Petas (BOL) ist der 6 Grenzübergang La Curicha / San Matías (16° 23′ 22″ S 58° 20′ 11″ W). Die nächte größere brasilianische Ortschaft ist 17 Cáceres (Mato Grosso).
- der südlichste Übergang ist bei 18 Puerto Suárez , Ortsteil Puerto Quijarro (BOL) und 19 Corumbá . Puerto Quijarro kann man aus dem 650 km entfernten Santa Cruz (BOL) auf der RN-4 oder im abenteuerlichen Bummelzug erreichen. Die nächste brasilianische Großstadt ist Campo Grande, 430 km entfernt.
Mobilität
[Bearbeiten]Reisen ist in Bolivien zu Land sehr günstig. Oftmals kommt man für einige Euros mehrere hundert Kilometer weit. Jedoch sollte man einiges an Zeit mitbringen. Es kommt auch mal vor, dass für 300 Kilometer zehn Stunden gebraucht werden.
Größere Flughäfen finden sich nur in den größeren Städten. Viele kleine Städte haben Landebahnen, die von kleineren Maschinen häufig mindestens ein Mal am Tag angeflogen werden. Dabei handelt es sich teilweise um Graspisten, was den Flugverkehr dort leider extrem wetterabhängig macht.
Mit der Bahn zu reisen ist ein echtes Erlebnis, welches einem aber auch sehr viel Zeit rauben kann. Zu unterscheiden sind der Ferrobus, ein vergleichsweise moderner Triebwagen, der die komfortabelste und schnellste Option ist, er fährt jedoch nur auf der Strecke zwischen Santa Cruz und Quijarro und ist etwa doppelt so "teuer" wie der normale Zug. Die Expreso-Züge sind Fernzüge, die weniger oft halten als solche, die Regional oder Mixto genannt werden, aber trotzdem ähnlich langsam sind und nur selten über 50 km/h erreichen. Der Bus Carril schließlich ist ein zu einem Triebwagen umgebauter normaler Bus, der auf einigen Regionalstrecken verkehrt - hier steht eher der "soziale Aspekt" im Vordergrund, da die so angebundenen Dörfer über keine Busverbindungen verfügen und daher diese Schienenbusse für die Bevölkerung ein wichtiges Verkehrsmittel darstellen.
Das Netz ist aufgeteilt in ein West- und ein Ostnetz:
- Das Westnetz bedient die Orte auf dem Altiplano. Zur Zeit ist die Strecke Oruro - Uyuni - Atocha - Tupiza - Villazón in Betrieb (sechsmal pro Woche), die bei weitem empfehlenswerter ist als die respektive Busstrecke, die über sehr kurvige enge Straßen führt. Einmal in der Woche gibt es einen Anschlusszug ins chilenische Calama. Fahrpläne gibt es auf der Website von FCA (Ferrocarril Andino).
- Das Ostnetz bedient das Tiefland. Die bedienten Strecken sind Santa Cruz de la Sierra - Yacuiba (an der argentinischen Grenze) sowie Santa Cruz - Quijarro (an der brasilianischen Grenze). Preise und Fahrplan des Ostnetzes um Santa Cruz findet man auf der Website von Ferroviaria Oriental.
Der Bus ist das meistgenutzte Verkehrsmittel der Einheimischen. Busse fahren zwischen allen Städten in ganz Bolivien hin und her, benötigen dafür aber auch ihre Zeit und Pannen, da das Straßennetz teilweise schlecht ist. Wer viel Komfort gewöhnt ist, muss hier manchmal etwas zurückstecken, da diese manchmal recht alte Sitze mit verhältnismäßig schlechter Polsterung und wenig Platz besitzen. Busse haben oft auch keine Toiletten, man sollte also die wenigen Stops nutzen und am besten auf der Fahrt wenig trinken! Zwischen den großen Städten verkehren aber auch genügend gute Busse. Ist die Strecke lang genug, also über 7-8 Stunden, gibt es oft nur Nachtbusse. Mit normalen Bussen kann es anstrengend sein, mit semi-cama oder cama lässt sich der Komfort sehr erhöhen. Echte cama-Busse haben 3 Sitze pro Reihe und insgesamt etwa 25 Sitze. Der Preis ist dann doppelt so hoch, also etwa zwei statt einem Euro pro Stunde, es lohnt sich aber, wenn man einigermaßen ausgeschlafen morgens ankommt. Bei Nachtfahrten im Altiplano kann es in günstigeren Bussen trotz Heizung kalt werden, also mit warmer Kleidung oder Schlafsack im kleinen Gepäck reisen.
Tagsüber sind Sammeltaxis eine gute Alternative zu Bussen. Es gibt sie regional unter verschiedenen Bezeichnungen. Manchmal sind es Kleinbusse für 7 bis 15 Fahrgäste, manchmal normale PKW. Sie sind etwas schneller und teurer als Busse. Sie fahren, wenn sie voll sind. Will man als Gruppe schneller losfahren, muss man die frei bleibenden Sitze mitbezahlen. Für Strecken, auf denen nur Nachtbusse verkehren, macht es tagsüber eventuell Sinn mit einem Sammeltaxi zu einem Ort auf halber Strecke zu fahren und von dort mit einem weiteren das eigentliche Ziel zu erreichen, Einheimische werden gerne Auskunft geben, ob das funktioniert.
Trampen ist in Bolivien nicht üblich. Die Einheimischen halten zwar Lastwagen an, die aber Geld fürs Mitnehmen verlangen, etwa die Hälfte des Buspreises. Manchmal sind diese Lastwägen die einzigen vorhandenen Verkehrsmittel.
Mit dem Auto in Bolivien zu reisen ist immer noch abseits der Hauptstrecken zwischen den Hauptstädten der Departamentos ein Abenteuer, da die Straßen meist nur geschottert sind (trotzdem wird oft Maut verlangt) und zudem schlecht markiert sind. Der Zustand der Straßen hat sich allgemein seit etwa 2006 stark verbessert, es gibt inzwischen auch mehrere mehrspurige Straßen und auch für die berühmte „Straße des Todes“ bei Coroico gibt es inzwischen eine modernere Alternative. Mietwagen kann man in den großen Städten mieten, sie sind jedoch kaum billiger als in Europa.
Sprache
[Bearbeiten]Spanisch ist die Verkehrssprache Boliviens. Neben Spanisch werden noch viele indianische Sprachen gesprochen, z. B. Aymara (ca. 1,5 Millionen der Einwohner), Quechua (ca. 2 Millionen der Einwohner) und Guaraní.
Vor allem im tropischen Tiefland gibt es ca. 30 verschiedene ethnische Gruppen wie z. B. die Ayoreo, Aruak, Chiriguano oder Mojo, die ihre eigene Sprache sprechen.
Die Verständigung mit den Einheimischen funktioniert auch wunderbar mit geringen Spanischkenntnissen, da diese sehr geduldig sind und sich leicht das wichtigste mit Händen und Füßen klären lässt. Schwierig wird es erst, wenn man in Konflikte mit der Polizei gerät, da diese meist auch kein Englisch sprechen.
Aktivitäten
[Bearbeiten]Einkaufen
[Bearbeiten]Die offizielle Währung ist der „Boliviano“. Er ist mit sehr enger Schwankungsbreite zum Kurs 0,145 an den US$ gebunden.
In Bolivien verdienen die Staatsdiener ihr Geld montags bis freitags von 8.30 Uhr - 18.00 Uhr, zumindest in den Regierungen und in öffentlichen Büros. Die sonst üblichen Geschäftszeiten sind Montag bis Freitag 9.30 Uhr - 13.00 Uhr und von 15.00 Uhr - 20.00 Uhr, einzelne Läden haben auch bis 21.00 Uhr oder 22.00 Uhr auf, wenige jedoch die ganze Nacht. An Samstagen ist von 9.00 Uhr - 13.00 Uhr oder länger geöffnet. Banken und Wechselstuben öffnen montags bis freitags-Fr von 8.30 Uhr - 18.00 Uhr, samstags von 10.00 Uhr - 13.00 Uhr.
Es ist zu beachten, dass es nur in den größten Städten Supermärkte gibt. In allen anderen Gegenden ist man immer noch auf Tante-Emma-Läden und vor allem auf Märkte angewiesen. Ein Besuch dieser Märkte ist jedoch ein Erlebnis für sich, da hier alles Erdenkliche angeboten wird. Kurios sind vor allem die religiösen Artefakte, z. B. Lama-Föten zum Opfern.
Küche
[Bearbeiten]Die Bolivianer essen besonders in den höher gelegenen Gegenden sehr pikant, doch oft werden die entsprechenden Gewürze und Saucen extra auf den Tisch gestellt. Achtung: Sie sind wirklich scharf!
Beliebte Spezialitäten sind picante de pollo (Hähnchen mit Paprikagemüse und Reis) und ähnliche Gerichte mit Rind-, Schaf- und Lamafleisch. Pique Macho ist eine Mischung aus Kartoffeln, Rindfleisch, Würstchen und Gemüse. Humitas ist Maisbrei eingewickelt in Maisblätter. Salteñas sind den argentinischen Empanadas vergleichbare, gefüllte Teigtaschen.
Es gibt grob gesagt drei Arten von Restaurants: einmal die internationaler Prägung und Küche, in der nur die Reichen sich das Essen leisten können und die es nur in Großstädten gibt. In Touristenorten gibt es auch speziell auf ausländische Gäste ausgerichtete Lokale wie z. B. Pizzerias und Fast-Food-Lokale amerikanischen Stils, die ebenfalls vom Preisniveau eher hoch sind. Dann gibt es einfachere Lokale, in der vor allem Einheimische essen, und in denen regionale Spezialitäten angeboten werden. Diese sind sehr günstig und oft kann man sich mit den Kellnern unterhalten und so Kontakt zu Einheimischen knüpfen. Zum dritten gibt es auf allen Märkten auch Esskantinen. Sie sind vom Preis her konkurrenzlos günstig, jedoch von der Hygiene her manchmal bedenklich. Wenn man einen empfindlichen Magen hat, sollte man dort also nicht essen.
Nachtleben
[Bearbeiten]Die Bolivianer gehen sehr gerne zum Tanzen aus. Jede Kleinstadt hat Bars und Diskotheken. Insbesondere Karaoke-Bars sind bei den Bolivianern sehr beliebt. Folklore-Peñas und Folklore-Events findet man ebenfalls sehr häufig, wo die traditionelle andine Folkloremusik gespielt wird. "Lounges" europäischer Prägung findet man dagegen nur in großen Städten.
In den Diskotheken wird Musik aller Musikrichtungen gespielt. Selbst in kleinen Dörfern kann man Hip Hop oder Industrial hören. Am beliebtesten scheinen aber lateinamerikanische Musikstile wie Salsa, Merengue, Cumbia und Cuarteto zu sein; auch Latin Hip Hop ist häufig.
Gewöhnungsbedürftig ist, dass es in vielen Diskotheken in kleineren Städten keinen Alkoholverkauf gibt, stattdessen einen Stand, an dem man Lutscher und Bonbons kaufen kann. Manchmal wird Alkohol (meist nur Bier) auch direkt auf der Tanzfläche aus einer Kühltruhe verkauft. Kurios auch die Art in einer Disco zu tanzen: Getanzt wird generell in Reihen, man stellt sich also in eine Reihe und sucht sich dann aus der gegenüberliegenden Reihe einen Partner aus. Findet man keinen, läuft man in Kreisform um die Reihen der Tänzer herum und sucht sich einen neuen. Man sollte es aber mit dem "Anbaggern" nicht übertreiben, da die Bolivianer in kleineren Orten generell eher konservativ eingestellt sind.
In Großstädten dagegen findet sich ein durchaus mit europäischen Standards vergleichbares Nachtleben, dort wird dann auch "normal", also einzeln, getanzt. Die Techno-Szene ist aufstrebend und gehört neben Argentinien zu den besten Südamerikas, insbesondere in Cochabamba, La Paz und Santa Cruz de la Sierra.
Unterkunft
[Bearbeiten]Insgesamt sind Hotels, Pensionen und andere Unterkünfte sehr günstig und in den Touristenorten und Städten auch oft komfortabel. Auf dem Land findet man oftmals auch sehr abenteuerliche Unterkünfte vor, von diesen sollten man sich aber nicht abschrecken lassen, da die Freundlichkeit sowie das Essen meist unschlagbar sind.
Camping ist in Bolivien wenig beliebt. Es gibt nur sehr wenige organisierte Campingplätze, freies Camping ist aber auf privaten Grundstücken z. B. von Bauern bei Nachfrage meist kein Problem. Diese Gastfreundschaft sollte man mit kleinen Geschenken oder etwas Geld honorieren.
Lernen und Studieren
[Bearbeiten]In Bolivien besteht seit 1998 eine achtjährige Schulpflicht, diese wird von öffentlichen und privaten Geldern finanziert. Gute Schulen befinden sich hauptsächlich in Großstädten wie Sucre, La Paz, Cochabamba oder Santa Cruz.
Feiertage
[Bearbeiten]In Bolivien wird die Religionsfreiheit garantiert, aber wie die meisten Länder Südamerikas ist Bolivien auch vom Katholizismus geprägt. Daher sind folgende landesweiten Feiertage meist mit Religiösem verbunden:
Termin | Name | Bedeutung |
---|---|---|
Mi, 1. Jan. 2025 | Año Nuevo | Neujahr |
Fr, 18. Apr.. 2025 | Viernes Santo | Karfreitag |
Do, 1. Mai 2025 | Día del Trabajo | Tag der Arbeit |
Do, 19. Jun.. 2025 | Corpus Christi | Fronleichnam |
Mi, 6. Aug. 2025 | Nationalfeiertag | |
So, 2. Nov. 2025 | Día de Todos los Santos | Allerheiligen |
Mi, 25. Dez. 2024 | Weihnachten | |
Do, 26. Dez. 2024 | 2. Weihnachtstag |
In den Regionen gibt es außerdem noch eigene Feiertage. Diese sind oft einem Heiligen gewidmet. So kann man das ganze Jahr über in verschiedenen Orten feiern.
Sicherheit
[Bearbeiten]In touristischen Städten gibt es viele Taschendiebe. Man sollte sehr gut auf sein Gepäck sowie Wertsachen aufpassen und sich nie von einheimischen Personen auf der Straße ablenken lassen, da dies meist Tricks zum Beklauen sind. Insbesondere an Busbahnhöfen oder Bahnstationen sollte man besonders aufpassen. Meiden sollte man auch besonders arme Vororte von Großstädten, besonders berüchtigt ist El Alto bei La Paz.
Geld sollte auch niemals auf der Straße, sondern lediglich in den Wechselstuben gewechselt werden, da man fast nur Scheine erhält und die Anzahl dieser meist nie mit dem eigentlichen Wechselkurs übereinstimmt. Die Wechsler sind dann aber schon längst verschwunden, wenn man mit dem Nachzählen fertig ist.
Trotz dieser Risiken ist die Kriminalitätsrate vergleichsweise niedrig und eine der niedrigsten in ganz Südamerika, die Mordrate liegt laut einer Studie der Vereinten Nationen mit 2,8 pro 100.000 Einwohner niedriger als in der Schweiz. Insbesondere bewaffnete Überfälle sind sehr selten.
Seit Januar 2006 war Bolivien mehrfach in den österreichischen Medien in Zusammenhang mit der Entführung und Ermordung zweier Österreicher und weiterer Trickbetrügereien durch falsche Polizisten. In La Paz kämpft die Polizei gegen mehrere auf Touristen ausgerichtete Betrügerbanden, die in Gruppen arbeiten und äußerst gewieft vorgehen. Eine der fiesesten Maschen ist, dass sich einer der Diebe als Tourist ausgibt, der eine Sehenswürdigkeit sucht. Entweder bietet dieser dann nach einem kurzen Gespräch an, ein Taxi zu teilen (welches von einem Komplizen gefahren wird) oder als Dritter stößt ein falscher Polizist hinzu, der sich mit falschem Dienstausweis ausweist und wegen eines Bagatelldeliktes vorgibt, beide Touristen (den echten und den falschen) zur Überprüfung auf die Wache zu fahren. Auch hier ist der Fahrer ein Komplize - der Raub, oft inklusive Leerung des Kontos am Geldautomaten, lässt nicht lange auf sich warten. Um nicht auf diesen Trick hereinzufallen, muss man wissen, das die bolivianische Polizei Touristen in der Regel nicht in dieser Weise kontrolliert, sondern sich kooperativ verhält. Als Tipp wird genannt, notfalls lautstark auf den Transport in einem Streifenwagen zu bestehen, um Passanten aufmerksam zu machen, und auf keinen Fall in Privatautos und Taxis einzusteigen, in denen sich mehr Menschen als der Fahrer selbst befinden.
Gesundheit
[Bearbeiten]Hilfe | |
Notrufnummer(n) | 911, 110 (Polizei), 119 (Feuerwehr), 160 (Rettungsdienst) |
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Die medizinische Versorgung ist in Großstädten im allgemeinen sehr gut. Jedoch sollte man Bargeld zur Verfügung haben, da eine Abrechnung direkt über die Krankenkasse oder andere Versicherungen meist nicht möglich ist. In ländlichen Gebieten ist die medizinische Versorgung recht schlecht. Wer im Hochland Probleme mit der dünnen Luft hat, sollte immer ein Sauerstoffgerät bei sich führen.
Um die Wirkung der Höhenkrankheit einzudämmen (z. B. Übelkeit, Kopfschmerzen), hilft es Wunder, eine Tasse Cocatee (Mate de coca) zu sich zu nehmen. Er hat keinerlei berauschende Wirkung, ist sehr gesund und man bekommt ihn an jeder Ecke. Ansonsten gilt: Langsam gehen, besonders bei Steigungen. Wer empfindlich ist, sollte auf keinen Fall mit dem Flugzeug auf die Hochebene anreisen, sondern in Bus oder Bahn und in Etappen.
Klima und Reisezeit
[Bearbeiten]Das Klima ist allgemein subtropisch bis tropisch, die Temperaturen und Niederschlagsmengen hängen aber von der Höhenlage ab.
Auf dem Altiplano, der Hochebene, ist es das ganze Jahr über kühl mit großen Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht. Am Tag kann es bis zu 25 °C erreichen und nachts Temperaturen um den Gefrierpunkt. Die Regenzeit ist allgemein im (Süd-)Sommer, südwestlich von Potosí ist das Klima aber sehr trocken.
Die Llanos, die Ebenen Südostboliviens haben ein subtropisches Klima mit sehr heißen Sommern (tagsüber 35 °C - 40 °C) und milden, frühlingshaft warmen Wintern (20 °C - 30 °C). Auch hier fällt meist nur im Sommer Regen, nur an den Berghängen der Yungas, der Übergangsregion zum Altiplano regnet es auch im Winter häufiger.
Nordbolivien liegt in der tropischen Amazonasebene. Regen fällt häufig das ganze Jahr über und es gibt kaum Temperaturschwankungen zwischen Sommer und Winter, zu allen Jahreszeiten kann man mit 25 °C - 35 °C am Tag und einer hohen Luftfeuchtigkeit rechnen. Heißer wird es jedoch fast nie.
Regeln und Respekt
[Bearbeiten]Beim Fotografieren gilt es besonders achtsam zu sein. Einige Einheimische, vor allem die Indigenen, sind dem Fotografieren gegenüber noch immer skeptisch und können gegenüber ihnen recht aggresiv wirken. In touristischen Städten ist das Fotografieren von Personen meist kein Problem, wenn man vorher fragt „Puedo sacar una foto de Usted?“. Vielleicht sollte man noch ein paar Münzen bereithalten. Vorsicht jedoch, weil man damit auch jemanden beleidigen kann.
Indianer sollten nie „Indios“ genannt werden, da dies als ähnlich rassistisch wie etwa „Nigger“ in den USA gilt. Der Begriff sollte aus dem Vokabular verbannt werden und durch das nicht als diskriminierend angesehene „Indígenas“ ersetzt werden. Zu ländlichen Indianern sagt man auch einfach „campesinos“ („Bauern“).
Insgesamt kleiden sich die Bolivianer vor allem in Städten oft ziemlich formell und schick - insbesondere die Jugend. Auf dem Land findet man dagegen häufig traditionelle Kleidung vor. Gegenüber Nacktheit sind die Bolivianer wie die meisten Südamerikaner auch ziemlich konservativ.
Post und Telekommunikation
[Bearbeiten]Wie auch in vielen anderen armen Ländern der Welt gibt es auch in Bolivien in nahezu jedem kleinem Dorf ein Internetcafé oder zumindest eine Telefonzelle mit Faxgerät. Für die Einheimischen sind diese Kommunikationsmittel meist der einzige Weg sich schnell und unkompliziert mit der „Außenwelt“ zu verständigen.
Mobiltelefone funktionieren in den Großstädten mittlerweile sehr gut (Tri-Band!). In den Städten bieten Straßenhändler (gelbe Weste!) Telefonate mit ihrem Mobiltelefon an. Vor allem für nationale Gespräche ist dies sehr günstig und praktisch.
Praktische Hinweise
[Bearbeiten]Auslandsvertretungen
[Bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten]Ausführliche Bolivien-Informationen in Nah Dran Bolivien, Sebra Verlag, http://sebra-verlag.de