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Europäische Keramikstraße

Reiseroute
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Die Keramikstraße ist eine im Jahr 2012 vom Europarat zertifizierte Kulturroute. Keramik ist eines der ältesten Kulturgüter der Menschheit. Die Herstellung keramischer Gefäße war ein wichtiger Schritt zur sozialen und kulturellen Entwicklung. Dazu waren Kenntnisse über das Material notwendig. Ebenso brauchte man umfangreiche handwerkliche Fertigkeiten zur Gestaltung von Form und Oberfläche. Reiseziele entlang der Route sind Werkstätten und Museen. Sie vermitteln Eindrücke über die künstlerische Produktionen und helfen das kulturelle Erbe zu erfahren. An einigen Stellen der Route darf man die eigenen künstlerischen Fähigkeiten austesten.

Hintergrund

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Karte
Karte von Europäische Keramikstraße

Die Route wurde 2011 dank eines europäischen Projekts geboren und von einer Vereinigung namens UNIC verwaltet. „UNIC" steht für „Urban Network for Innovation in Ceramics" = „Städtenetzwerk für Keramikinnovationen“) mit Sitz in Limoges. In den ersten fünf Jahren wurde die Route von der Stadt Limoges koordiniert. Um die Route neu zu starten und ihr mehr Gewicht zu verleihen, haben die Partner der Europäischen Keramikroute der Übergabe des Vereins von der Stadt Limoges an die Stadt Faenza zugestimmt, die daher der neue Koordinator ist. Insofern wurde Ende August 2018 ein neuer Verein mit Sitz in Faenza (Italien) gegründet, der darauf abzielt, die Tätigkeit der Europäischen Route der Keramik fortzusetzen. Im Übrigen müssen zertifizierte Kulturwege alle drei Jahre einen Bericht vorlegen, in dem ihre Aktivitäten dargestellt werden.

Wer Lust dazu hat, die Route in ihrer vollen Länge abzufahren, darf es gerne versuchen. Eine ausführliche Wegebeschreibung war jedoch nicht zu finden - sie wäre wohl auch zu lang.

Städte an der Keramikstraße

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Der alte Bahnhof von Aveiro

1 Aveiro , die Küstenstadt im Norden von Portugal, verfügt über einen mit Fliesen verkleideten Bahnhof, sie stellen Szenen aus der Region dar. Im benachbarten Städtchen Ílhavo hat die Firma Vista Alegre ihren Sitz. Sie wurde Anfang des 19. JH gegründet und ist einer der führenden Hersteller von Porzellan und Glas. 42km nördlich von Aveiro liegt die Stadt Ovar. Die Fassaden ihrer Paläste und Kirchen sind mit Kacheln verziert. Die Kirche in der nahegelegenen Stadt Válega ist ein Meisterwerk der Fliesenmalerei. Etwa 200km südlich liegt der für seine Thermalquellen bekannte Ort Caldas da Rainha. Hier findet man die 1884 gegründete Firma Bordallopinheiro, die für ihr exklusives Design bekannt ist.

Schüssel mit Schwämmeldekor

2 Bolesławiec , die polnische Stadt ist in der Woiwodschaft Niederschlesien gelegen. Sie ist bekannt für die Bunzlauer Keramik, ein hartes und feuerfestes Steinzeug, das bei 1200°C-1300°C gebrannt wird. Typische Produkte sind Küchengeräte und Essgeschirr. Charaktisch ist die Unterglasurdekoration mit Hilfe von Stempeln und Pinseln, das Schwämmeln, die Engobemalerei. Nach dem Zweiten Weltkrieg haben etliche Bunzlauer Töpfer ihre Arbeit in ihrer neuen Heimat wieder aufgenommen. Dafür ließen sich in Bolesławiec etliche Zuwanderer aus dem Osten nieder. Die Stadt legt jedoch Wert darauf, dass die Keramikwerke mit der Akademie der Bildenden Künste in Breslau und in Krakau zusammenarbeiten. Besucher können die Keramikwerke besichtigen, sich im Keramikmuseum informieren und nach Anmeldung an Workshops teilnehmen. Weitere Infos auch im Bolesławiecki Ośrodek Kultury - Międzynarodowe Centrum Ceramiki Internationales Keramikzentrum (BOK-MCC)

Bemalte Keramikkacheln

3 Castelló de la Plana Die Stadt Castelló liegt in der spanischen Region Valencia. Sie ist seit dem 19. Jahrhundert von der industriellen Fertigung von Keramik geprägt. Um 1960 entstanden in der Provinz Castellò neue Fabriken für Porzellansteinzeug, nicht zuletzt wegen neuartiger Anwendungen, die durch verbesserte technische Eigenschaften möglich wurden. Dazu gehört u.a. ein neuartiges System belüfteter Fassaden. Dies wurde möglich durch die Zusammenarbeit der Stadt mit dem Ceramics Technology Institute (ITC). Eines der Ziele von Castelló ist Nachhaltigkeit, indem der technologische Einsatz von Keramik zur Abschwächung der Auswirkungen des Klimawandels gefördert wird.

Delfter Fayencen aus dem 17, JH

4 Delft Die Stadt Delft liegt in der niederländischen Provinz Südholland. Bereits im 17. Jahrhundert war Delft am Handel mit chinesischen Porzellan beteiligt. Dies inspirierte die Delfter Töpfer, dieses Erzeugnis nachzuahmen. Eine für Delft typische Art ist das Delfter Blau. Diese Keramik wird bis heute in der einzigen verbliebenen Keramikmanufaktur aus dem 17. Jahrhundert hergestellt: de Porceleyne Fles (heute Royal Delft). Hier kann man Künstler beobachten, wie sie auf traditionelle Art und Weise Keramik bemalen. Das Delfter Blau hatte seine Blütezeit zwischen 1650 und 1750, als es das chinesische Porzellan verdrängte. Später wurde es selbst von Waren aus dem englischen Staffordshire verdrängt. Ausführliche Infos bekommt man im Prinsenhof Museum Delft.

Im Keramikmuseum Faenza

5 Faenza . Bereits 1000 n.Chr. war die Stadt Faenza für den künstlerischen Stil und die Qualität ihrer Keramiken weltbekannt, sodass die französische Übersetzung Fayence des Städtenamens als Synonym für hochwertige Keramikkunst galt. Ihren Höhepunkt erreichten sie im 16. Jahrhundert, als die Handwerker und Künstler den Stil der gesamten europäischen Keramik beeinflussten. Auch in der Moderne bleibt die Tradition und Kultur der Keramik ein zentrales Thema. Im Zentrum der modernen Stadt Faenza steht ein Internationales Keramikmuseum mit prächtigen Sammlungen aus allen Jahrhunderten und Ländern. Mehr als 60 Künstlerwerkstätten und technische Schulen produzieren Keramiken im traditionellen und zeitgenössischen Stil. Zusammen mit wertvoller neoklassizistischer Architektur, mit eleganten Geschäften, guten Restaurants im Stadtzentrum und grünen, sanften Hügeln rund um die Stadt im Kontext mit der Kultur der künstlerischen Keramik ergibt sich in Faenza ein perfektes Beispiel für den italienischen Lebensstil.

Sanitärkeramik Gmunden Neobarock

6 Gmunden Die österreichische Kleinstadt am Nordufer des Traunsees kann eine lange Tradition in der Fertigung von Keramik vorweisen. Die ältesten Funde stammen aus dem Mittelalter, eine schriftliche Erwähnung aus dem Jahr 1492. Die Keramik in Gmunden wurde durch exzellente Handwerker und Künstler geschaffen, die internationale Anerkennung erlangten. Die Stadt hat sich zum Ziel gesetzt, das Thema Keramik neu zu fördern und wieder in seine historisch jahrhundertealte Bedeutung zu rücken. Dazu hat sich die Ferien- und Freizeitregion des Traunsees als kultureller Hotspot in Österreich positioniert und präsentiert viele kulturelle Aktivitäten von Bräuchen und Traditionen bis hin zu zeitgenössischen Künsten und Höhepunkten. Die Keramikstadt präsentiert auch jährlich einen Töpfermarkt, ein Keramiksymposion sowie Ausstellungen. Es gibt auch ein Klo & So Sanitärmuseum

Steingut aus Höhr-Grenzhausen

7 Höhr-Grenzhausen Die Stadt im Kannenbäckerland ist bekannt für ihre grau-blaue Gebrauchskeramik, aus der Töpfe, Teller, Bierkrüge hergestellt werden. Aus dem Grundstoff des Westerwälder Steinzeugs werden nicht nur die traditionellen Töpferwaren hergestellt. Die Bandbreite reicht von Baukeramik wie Backsteinen und Ziegeln über Fliesen für Küchen und Bäder hin zu speziellen säurefesten Keramiken für die chemische Industrie. Zu besichtigen ist dies im größten europäischen Keramikmuseum, in dem man einen Eindruck über Handwerk und Kunst der ortsansässigen Werkstätten erhält. Darüber hinaus gibt es in Höhr-Grenzhausen einen Campus der Hochschule Koblenz, der sich speziell auf die Fachbereiche Künstlerische Keramik sowie Werkstofftechnik Glas und Keramik spezialisiert hat. Neben großen Industriebetrieben gibt es zahlreiche kleinere Werkstätten, bei denen man zuschauen und bei einem Workshop auch selbst die eigenen künstlerischen Fähigkeiten erproben kann. Vielleicht entsteht dabei ein "Excellent Product Design für Bad und Wellness". Es wäre nicht das Erste.

Handbemalter Teller mit Jesus und Maria

8 Limoges . Die Stadt Limoges liegt an der traditionellen Region Limousin im Massif Central im Département Haute-Vienne. Die Stadt ist eng verbunden mit Berufen, bei deren Ausübung das Feuer eine große Rolle spielt. Dazu gehören die Herstellung von Porzellan, von Emaille und von Glas. Seit mehr als 250 Jahren wird das Kaolin aus der Region zur Herstellung von Porzellan genutzt. Emaille-Arbeiten aus Limoges wurden in allen bedeutenden Museen der Welt ausgestellt. Die zur Herstellung notwendigen Fachkräfte werden an Ort und Stelle ausgebildet. Das Europäische Zentrum für Keramik (IRCER) ist eine Bildungsstätte für Lehrer und Techniker. Hinzu kommt eine Kunsthochschule, mehrere Ausstellungsorte für Feuerkunst, ein Konservatorium für technische Kunst, das Museum der Casseaux, das Nationalmuseum Adrien Dubouché, l’ENSCI National High School of Ceramics und weitere Bildungsstätten.

9 Selb liegt im Nordosten von Bayern. In dieser Region befinden sich die wichtigsten deutschen Porzellanmanufakturen. Der Museumskomplex Porzellanikon besteht aus zwei Standorten, zum einen in Selb, er ist entstanden aus dem Rosenthal-Museum, aus der Porzellanwelt Selb und dem Europäischen Museum für technische Keramik, und zum anderen in Hohenberg an der Eger aus dem Deutschen Porzellanmuseum. Das Museum präsentiert die größte europäische Porzellansammlung, die einen Zeitraum von drei Jahrhunderten überspannt. Das Museum am Standort Selb besteht aus einer ehemaligen Fabrik, in der die Herstellung des Weißen Goldes sowohl in Handarbeit an authentischen Arbeitsplätzen als auch an einer hoch entwickelten computergesteuerten Produktion demonstriert wird. Das Porzellanikon ist Teil einer Region, die in der Geschichte des Porzellans gelebt hat und noch lebt.

Sokollu Mehmet Pascha Moschee

10 İznik , das antike Nicaea, ist eine Stadt in der türkischen Provinz Bursa. Im 14.Jahrhundert gelangte Nicäa unter die Herrschaft der Osmanen und wurde umbenannt in İznik. Die Türken übernahmen das in der Stadt vorhandene Fayencen-Handwerk und förderten es. Bis ins 17.Jahrhundert entwickelten sie neue Kunststile und siedelten zahlreiche Werkstätten an. İznik wurde zu einem wichtigen Produzenten von Frittenporzellan. Die anfänglich nur blau-weiße İznik-Keramik verbreitete sich im Osmanischen Reich recht schnell. Die İznik-Fliesen waren als Wandverkleidungen recht beliebt, auch durch Hinzufügen weiterer Farbtöne. Die Qualität der Keramik ließ jedoch im Laufe der Zeit zu wünschen übrig. Dadurch gewann die nahe gelegene Stadt Kütahya als Keramik-Hochburg an Bedeutung.

Mitglieder des Netzwerks „UNIC“

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Zsolnay-Jugendstilvase, um 1900, Zsolnay Museum, Pécs

Folgende Städte gehören dem Netzwerk an:

Institutionen der UNIC:

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