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Wessobrunn

Brauchbarer Artikel
Aus Wikivoyage
Wessobrunn
BundeslandBayern
Einwohnerzahl2.268(2023)
Höhe702 m
Lagekarte von Bayern
Lagekarte von Bayern
Wessobrunn

Wessobrunn liegt im Pfaffenwinkel in Oberbayern und ist die zweitkleinste Gemeinde im Landkreis Weilheim - Schongau. Die ehemalige Benediktinerabtei in Wessobrunn steht für die Wessobrunner Stukkatorenschule: die Künstler- und Kunsthandwerkerkolonie ist im 17. und 18. Jahrhundert das bedeutendste Stukkatorenzentrum im gesamten Europa.

Hintergrund

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Karte
Karte von Wessobrunn

Der Ort Wessobrunn liegt auf einer Anhöhe westlich des Ammertals.

Der alte Name des beim Kloster liegenden Ortes war bis 1853 „Geispoint“ oder „Gaispoint“ (gälisch-keltisch „Ort des Gesetzes“ oder auch „eingezäunter Waidplatz für Ziegen“). Später wurde Gaispoint immer öfter mit dem Klosternamen Wessobrunn gleichgesetzt, seit 1853 führen die Orte Gaispoint und Haid den Namen Wessobrunn offiziell.

Zur Gemeinde Wessobrunn gehören außerdem noch noch die im Süden gelegenen Ortsteile Forst und Paterzell.

Wessobrunner Gebet

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Das Schriftstück, auch "Wessobrunner Lied" ist benannt nach seinem langjährigen Aufbewahrungsort, es gilt als das älteste erhaltene handschriftliche deutschsprachige Zeugnis christlichen Inhalts:

Das Gebetsbüchlein umfasst 25 Andachts-Zeilen und wurde um 800 in einer Zeit, in der noch fast ausnahmslos alle Schriften lateinisch waren, von einem heute unbekannten Mönch vermutlich in der Augsburger Domschreibschule in der Sprache des Volkes niedergeschrieben, für Altbayern ist es auch das älteste erhaltene Dokument in bayrischer Sprache.

Der Text enthält ein fragmentarisches Schöpfungsgedicht und eine Gebetsformel in Prosa.

Der Text kann auf einem Findling vor dem Gasthof zur Post nachgelesen werden, das Original kam 1803 im Zuge der Säkularisation in die Bayerische Staatsbibliothek (Signatur: Clm 22053, III) nach München.

Wessobrunner Stukkatorenschule

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Pfarrkirche St. Johann Baptist, Detail Deckenstuck

Die Anwendung der Stuck-Technik, das ist die plastische Gestaltung von Innenräumen mit Gipsornamenten, ist bereits für den Zeitraum um 7000 v.Chr. belegt: in Ägypten und Kreta überzog man Ziegelwände mit Gips und bemalte den Putz. Der Stuck kommt im Renaissance-Italien (1420-1600) wieder in Mode, Hochblüte ist die Zeit des europäischen Barocks und Rokoko (etwa 1575 bis 1770).

Angeregt von italienischen Vorbildern entwickelt sich im 17. Jahrhundert in den Dörfern im Umfeld des Wessobrunner Klosters das bedeutendste Stukkatorenzentrum des damaligen Europa, an das im 18. Jahrhundert die wichtigsten Aufgaben nicht nur in Süddeutschland, sondern auch in Frankreich mit Versailles, in der Schweiz, Polen, Ungarn und Russland vergeben werden. Die kunstfertigen "Gipser", früher auch "Stuckhadoren" genannt, können sogar ihre italienische Konkurrenz aus dem Feld schlagen.

Ausgangsmaterial ist Gips, Sand und Kreide, um die Masse sämiger zu machen, wurden auch schon mal Quark und Bier, Wein oder auch Holzkohle zugemischt. Es werden nicht mehr vorgefertigte und ausgehärtete Modeln angeklebt, sondern der frische Gips wird mit Händen und Spachteln am Objekt modelliert, zur Befestigung dienen beigegebenes Stroh, Kalbshaare und Draht.

Wessobruner Stuck findet sich heute in fast 3.000 Kirchen, Klöstern und Schlösser in ganz Europa. Die Ornamentik wandelt sich unter dem stilbestimmenden Wessobrunner Einfluss vom reichen, häufig fi­gür­lich be­leb­ten Laub­werk in den eher schweren Formen des Barocks im späten 17. und frühen 18. Jahrhunderts zu den zarten und scharf geschnittenen Linien des Ro­koko, Kennzeichen ist immer die besondere Eleganz und Leichtigkeit der Wessobrunner Arbeiten.

Zeitweise sind in den Orten um das Kloster Wessobrunn bis zu 300 Künstler und Kunsthandwerker beschäftigt, insgesamt sind etwa 600 Künstler dokumentiert. Bedeutende Vertreter sind die Künst­ler­fa­mi­lien Schmuzer, Feucht­mayer, Finsterwalder und Gigl, die bekanntesten Künstler sind Jo­hann Georg Üblhör und Jo­hann Bap­tist Zim­mer­mann mit seinem Bruder, dem Architekten Bru­der Do­mi­ni­kus Zim­mer­mann. Organisiert sind Stuckatoren, Steinmetze, Baumeister, Bildhauer und Maler in den "Compagnien", in denen die Handwerker in zunftunabhängigen Familienzusammenschlüssen gemeinsam leben und arbeiten.

Der strenge Begriff "Wessobrunner Stukkatorenschule" wird von Gustav von Bezold und Georg Hager 1888 als Bezeichnung für die stilbildende Gruppe eingeführt, verschiedentlich wird auch der eher allgemeinere Begriff "Wessobrunner Schule" mit Einbeziehung der übrigen vertretenen Handwerker (Steinmetze, Maler, Bildhauer und Baumeister) verwendet.

Anreise

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Entfernungen (Straßen - km)
Weilheim12 km
Schongau22 km
Landsberg25 km
Kloster Andechs28 km
Starnberg37 km
Garmisch57 km
Bad Tölz59 km
München64 km
Augsburg65 km
Innsbruck115 km

Mit dem Flugzeug

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  • Nächster größerer internationaler Flughafen ist der Flughafen München: München - Franz Josef Strauß (110 km, ca. eine gute Autostunde). Von hier bieten unter anderem die Lufthansa und ihre Partner der Star Alliance Verbindungen zu Städten in Deutschland, Europa und weltweit. Als zweitgrößter Flughafen Deutschlands ist er mit einer steigenden Anzahl von Städten verbunden.
  • Schnell erreichbar sind auch die Flughäfen in Augsburg (78 km, ca. eine gute Autostunde) und in Österreich der Flughafen in Innsbruck (113 km, ca. eine gute Autostunde).

Mit der Bahn

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Der nächste Bahnhof befindet sich in Weilheim, weiter mit Bus oder Taxi.

Auf der Straße

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Wessobrunn liegt etwas abseits von Autobahnen oder Bundesstraßen südwestlich des Ammersees.

  • Anfahrt von Osten über die Autobahn A96 (München - Lindau), Symbol: AS Landsberg, über die Bundesstraße B 17 ca. 17 Kilometer bis Kinsau Richtung Süden (Füssen) und dann nach Wessobrunn abbiegen;
  • alternativ aus Landsberg auch über die St2067 direkt nach Wessobrunn (ca. 27 km);

Mobilität

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  • der RVO (Regionalverkehr Oberbayern / DB) betreibt die Buslinien in der Region;
Regionalverkehr Oberbayern GmbH, Niederlassung Weilheim; Paradeisstraße 81, 82362 Weilheim; Tel.: 0881 92477-0; www.rvo-bus.de;

Sehenswürdigkeiten

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Benediktinerkloster

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Klosterhof, Südteil mit Fürstentrakt

Klosterchronik

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Als Gründungsjahr der Benediktinerabtei "monasterium Wessofontanum" wird das Jahr 753 genannt, die Gründung soll durch Herzog Tassilo III erfolgt sein.

Die Gründungslegende erzählt, das Herzog Tassilo unter einer Linde einschlief und von einer Himmelsleiter an einer 3-geteilten Quelle träumte. Tags darauf entdeckte dann sein Jagdgefährte Wezzo ganz in der Nähe drei Quellen: für Tassilo ein Zeichen Gottes: der Herzog ließ an dieser Stelle ein Kloster zu Ehren des heiligen Petrus errichten und nannte den Ort "Ad fontes Wezzonis", zu deutsch Wessobrunn.

Herzog Tassilo wurde im Jahre 741 als letzter Spross der Agilolfinger, dem ältesten bayerischen Fürstengeschlecht geboren und bereits mit sieben Jahren zum Herzog ernannt. Zum Zeitpunkt der Klostergründung wäre er damit zwölf Jahre alt gewesen. Das Brunnengebäude mit drei Quellen und Auffangbecken kann nordöstlich hinter den Klostergebäuden besichtigt werden.

Wessobrunn ist ab dem Jahre 788 Reichskloster der karolingischen Dynastie und wird um 900 dem Bistum Augsburg zugesprochen. Es muss im Mittelalter schwere Zeiten durchmachen, u.a. die Zerstörung 955 durch die Ungarn und einen Großbrand im Jahre 1220 mit fast vollständiger Vernichtung der Anlagen, erhalten geblieben aus der damaligen Zeit ist nur der spätromanische Wehrturm des "Graue Herzogs" (auch Römerturm), der Glockenturm der ehemaligen Klosterkirche.

Der Neubau der heutigen Klosteranlage begann ab 1680 unter Abt Leonhard Weiß. Die barocke Anlage ist in ihren Abmessungen seinerzeit nur mit den Klöstern in Tegernsee und Kloster Ettal vergleichbar.

Mit Beginn der Säkularisation (1803) wurde das Kloster aufgehoben und die Klostergebäude als Steinbruch für Neuaufbauten der abgebrannten Stadt Weilheim genutzt. Die Abteikirche und zwei Drittel der Klosteranlage werden abgebrochen.

Klosterhof, Nordteil mit St. Johann Baptist und Römerturm

1861 rettet der Münchener Universitätsprofessor Johann Nepomuk Sepp das verbliebene restliche Drittel der Klosteranlagen, indem er die Anlage kauft. Die romanischen Skulpturen kommen in das Bayerische Nationalmuseum.

Seit 1913 werden die Klostergebäude von der Gemeinschaft der Missionsbenediktinerinnen genutzt. In den ehemaligen Stall- und Wirtschaftsgebäuden des Klosterguts von St. Ottilien haben sich Künstler ihre Ateliers eingerichtet.

Besonders sehenswert in der Klosteranlage sind:

  • Fürstentrakt mit 88 Meter Länge, sein Flur wird verschiedentlich als der "bedeutendste Stuckgang der Welt" bezeichnet.
  • Großer Tassilosaal (auch Jagdsaal) (um 1700);
  • Das Treppenhaus mit dem prachtvollen Stuck von Johann Schmuzer;
  • Der freistehende Glockenturm, auch grauer Herzog oder auch Römerturm im Klosterhof und der letzte Rest der romanischen Klosterkirche (um 1260).
  • Das Brunnenhaus mit den drei gefassten Quellen, entstanden 1735;

Führungszeiten (Stand März 2014): Mittwoch bis Sonntag: 15 Uhr; nur Prälatentrakt, Magdalenensaal und Großer Tassilosaal

Pfarrkirche St. Johann Baptist

St. Johann Baptist

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Pfarrkirche im Norden des Klosterhofs, 1758 von Franz Xaver erbaut und stuckiert.

Sehenswert im Kircheninneren sind:

  • Die Wessobrunner Kreuzdeckenbilder, geschaffen von Johann Baader;
  • Das spätromanische Kreuz aus der Mitte des 13. Jahrhunderts, das zuvor in der ehemaligen Abteikirche untergebracht war;
  • Die Wessobrunner Madonna, ein Marienbild mit der Bezeichnung "Mutter der schönen Liebe" ist ein Andachtsbild und entstand um 1704, es zeigt Maria mit einem Kranz von Blumen als Braut des Heiligen Geistes. Das Motiv war im 18. Jahrhundert Vorbild für eine ganze Reihe von weiteren Bildern mit gleichem Thema, die damals im ganzen deutschen Sprachgebiet verbreitet wurden, es steht auf einem Seitenaltar der Kirche.

weitere Sehenswürdigkeiten

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  • Tassilolinde, nach der Legende die Schlafstätte des Herzogs Tassilo. Die Linde mit einem Umfang von über 11 Metern soll mehr als 1000 alt sein, verschiedentlich wird sie als älteste Linde Deutschlands geführt, konservative Schätzungen des Baumalters liegen bei ca. 700 Jahren.
Lage: ca. 400 Meter östlich des Klosters.
  • Paterzeller Eibenwald, ältestes Naturschutzgebiet Bayerns, geschützt seit 1913 und Naturschutzgebiet seit 1939:
Der 87,8 Hektar große Wald ist mit ca. 2.300 Exemplaren der größte Eibenwald Deutschlands und einer der größten in Europa. Der Eibenbestand hat seinen Ursprung im ehemaligen Klosterwald, die Bäume stammen teilweise noch aus dem Mittelalter. Der Name des Nadelbaums leitet sich von “iwa” ab, gleichzeitig das Wort für Bogen und Armbrust. Von den für Mensch und Nutztier in allen Teilen giftigen Eiben wurde im Mittelalter das äußerst elastisches und zähe Holz für den Bau von Bogen und Armbrust verwendet und exportiert, die genaue Nutzung der Eiben im Wessobrunner Klosterwald ist aber unklar.
Lage: südöstlich der Gemeinde Wessobrunn beim Ortsteil Paterzell, Eibenlehrpfad mit 10 Klapptafeln;
  • Kreuzbergkapelle in Nähe des Guts Ottilien westlich vom Kloster: erbaut zunächst als Holzkapelle zum Gedenken an die Klosterzerstörung im Jahr 955 beim Hunneneinfall. Der heutige Steinbau stammt von 1595, im Inneren Deckengemälde des einheimischen Maler Matthäus Günther von 1771 und ein Findling, genannt Hunnenstein, an dem die Mönche hingerichtet worden sein sollen.

Aktivitäten

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Brunnenhaus

Einkaufen

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  • 1 Hofladen im Klostergut Wessobrunn (landwirtschaftliche Produkte aus dem Klostergut St. Ottilien), Klosterhof 4, 82405 Wessobrunn (oberhalb der Ortschaft Wessobrunn).

Küche

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  • 1 Gasthof zur Post (historische Taverne, bayerische Küche), Zöpfstraße 2, 82405 Wessobrunn. Tel.: +49 (0)8809 208.
  • 2 Zum Eibenwald (gut bürgerliche bayrische und internationale Küche.), Peißenberger Straße 11, 82405 Wessobrunn OT Paterzell. Tel.: +49 (0)8809 9204-0, Fax: +49 (0)8809 9204-70.

Nachtleben

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Unterkunft

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Gesundheit

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Praktische Hinweise

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Ausflüge

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  • Die Wieskirche, Weltlkulturerbe der Unesco und weltweit bekanntestes Beispiel für den Wessobrunner Stuck, ist ca. 40km entfernt.

Literatur

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