Minūfīya

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Das Gouvernement el-Minūfīya ist stark landwirtschaftlich geprägt.
Gouvernement el-Minūfīya
محافظة المنوفية
HauptstadtSchibin al-Kaum
Einwohnerzahl4.301.601 (2017)
Fläche2.499 km²
Postleitzahl32xxx
Vorwahl+20 (0)48
Webseitewww.monofeya.gov.eg
Lage des Gouvenements Minūfīya in Ägypten

Das ägyptische Gouvernement el-Minufiya (auch el-Manufiya, el-Monufia, arabisch: ‏محافظة المنوفية, Muḥāfaẓat al-Minūfīya/al-Manūfīya) liegt im westlichen Nildelta. Es grenzt im Norden an das Gouvernement el-Gharbīya, im Osten an das Gouvernement el-Qalyūbīya, im Süden an das Gouvernement Gīza und im Westen an das Gouvernement el-Buḥeira. Das Verwaltungszentrum ist Schibīn el-Kaum.

Orte[Bearbeiten]

Karte
Lagekarte Gouvernement el-Minūfīya
  • 1 Schibīn el-Kaum (‏شبين الكوم‎) – Hauptstadt des Gouvernements.
  • 2 es-Sādāt (‏مدينة السادات‎) (Sadat City) – Die nach dem ehemaligen ägyptischen Präsidenten Anwar es-Sādāt (1918–1981) benannte Stadt ist eine der größten Industriestädte Ägyptens.
  • 3 Aschmūn (‏أشمون‎) (30° 18′ 0″ N 30° 59′ 0″ O) – Stadt mit 86.466 Einwohnern (2006), 30 Kilometer südlich von Schibīn el-Kaum.[1] Im Stadtzentrum befindet sich die el-ʿUmarī-Moschee (el-Omari-Moschee, مسجد العمري, Masǧid al-ʿUmarī) aus der Ayyubidenzeit.
  • 4 Dinschawāi (‏دنشواي‎) (30° 36′ 1″ N 30° 51′ 5″ O) – Dorf mit 13.018 Einwohnern (2006).[1] Das 5 Museum (‏متحف دنشواي‎) vor Ort erinnert an den Vorfall vom 13. Juni 1906, an den auch zum Feiertag des Gouvernements erinnert wird (siehe unten).
  • 6 esch-Schuhadāʾ (‏الشهداء‎) (30° 35′ 48″ N 30° 53′ 56″ O) – In der Stadt mit 50.953 Einwohnern (2006)[1], zwölf Kilometer nordwestlich von Schibīn el-Kaum, befindet sich die Sīdī-Muḥammad-Schibl-el-Aswad-Moschee (‏مسجد سيدي محمد شبل الأسود, Masǧid Sīdī Muḥammad Schibl el-Aswad). In der Moschee befindet sich das Grab des Muḥammad Schibl bin el-Faḍl (‏محمد شبل بن الفضل‎), eines Cousins des Propheten Muḥammad. Weiterhin sind hier auch Märtyrer, الشهداء, aus der Zeit der arabischen Eroberung bestattet. Die Moschee ist ein beliebtes Pilgerziel, insbesondere unter den Sufis.

Weitere Ziele[Bearbeiten]

  • 7 el-Batānūn (‏البتانون‎) (30° 37′ 0″ N 30° 59′ 0″ O) – Kleinstadt mit 46.002 Einwohnern (2006),[1] 10 Kilometer nordöstlich von Schibīn el-Kaum. 1897 wurde die Kirche des hl. Sarapamon geweiht, in der auch die Reliquien dieses Heiligen aufbewahrt werden. Der hl. Sarapamon war Bischof von Nikui und wurde während der diokletianischen Christenverfolgung Anfang des 4. Jahrhunderts zum Märtyrer. Die Kirche ist Ziel von Pilgerfahrten am 27./28. Ba'una (4./5. Juli) und am 28. Hatur (7. Dezember).[2]
  • 8 Kafr Dāud (‏كفر داود‎) (30° 27′ 49″ N 30° 49′ 31″ O) – Kleinstadt mit 27.097 Einwohnern (2006),[1] 20 Kilometer südwestlich von Schibīn el-Kaum. Die dreischiffige 1 Kirche des hl. Bischoi (30° 27′ 52″ N 30° 49′ 36″ O) wurde um 1950 als Niederlassung des Klosters des hl. Bischoi errichtet und besitzt nur einen Heikal, den für den hl. Bischoi. Die Wandgemälde, die von Abūnā el-Azar el-Bischoi ausgeführt wurden, zeigen neben dem hl. Bischoi den hl. Georg, den hl. Markus und Jesus Christus. Zur Kirche gehören ein Gästehaus und Mönchszellen.[3]
  • 9 Mīt Abū el-Kōm (‏ميت أبو الكوم‎) (30° 38′ 11″ N 30° 54′ 48″ O) – kleines unscheinbares Dorf mit 4.621 Einwohnern (2006),[1] 33 Kilometer südsüdwestlich von Banhā, in dem der ägyptische Präsident Anwar as-Sādāt (1918–1981) geboren wurde. In seinem Geburtshaus wurde ein Museum und eine Bibliothek eingerichtet.
  • 10 Ṭūch Dalaka wa-Mīthā (‏طوخ دلكة وميتها‎) (30° 38′ 55″ N 30° 54′ 52″ O), auch Ṭūch en-Naṣārā, arabisch: ‏طوخ النصارى – Dorf mit 10.946 Einwohnern (2006),[1] sechs Kilometer nördlich von esch-Schuhadāʾ. Im Dorf gibt es drei eng beieinander liegende Kirchen: zwei Kirchen für die hl. Jungfrau und eine für den hl. Georg. Die ältere der beiden Kirchen für die hl. Jungfrau soll bereits seit dem achten Jahrhundert bestehen, wurde aber 1872 durch einen Neubau ersetzt. Die jüngere Kirche wurde 1876 geweiht und ist eine Niederlassung des Klosters des Borrhomaios. In der Kirche gibt es drei Heikale, und zwar von links für den hl. Georg, für die hl. Jungfrau und für den Erzengel Michael. Die 2 Kirche des hl. Georg (30° 38′ 57″ N 30° 54′ 45″ O) stammt aus dem Jahr 1770 und ist alljährlich Ziel einer Pilgerprozession zu Ehren des hl. Georg vom 19. bis zum 26. Baramuda (27. April bis 4. Mai). Aus diesem Dorf stammen zwei Patriarchen und Päpste der koptischen Kirche, Mathäus III. (1631–1646), Johannes XVI. (1676–1718).[2]

Hintergrund[Bearbeiten]

Haupterwerbszweig im Gouvernement ist die Landwirtschaft. Die Lage zwischen den Rosetta- und Damietta-Nilarmen garantiert ausreichend Wasser für die Bewässerung. Wichtigste Produkte sind Obst und Gemüse.

1991 wurde das Gouvernement nach Westen erweitert. Seitdem gehört die Stadt es-Sādāt (Sadat City) zum Gouvernement, die eine wichtige Industriestadt ist und vorher zum Gouvernement el-Buḥeira gehörte. Eine Auslagerung von es-Sādāt wird seitdem immer wieder diskutiert.

Wichtige Industriezweige sind die Nahrungsmittel-, Maschinenbau-, Baustoff- und chemische Industrie. Von Bedeutung sind zudem die Teppich- und Schmuckindustrie.

Anreise[Bearbeiten]

Mit dem Zug[Bearbeiten]

Die Hauptstadt Schibīn el-Kaum ist über die Bahnnebenlinie von Banhā oder Ṭanṭā aus erreichbar. Der 1 Bahnhof befindet sich in der Westhälfte der Stadt. Banhā und Ṭanṭā liegen an der Bahnlinie von Kairo nach Alexandria.

Auf der Straße[Bearbeiten]

Durch Schibīn el-Kaum verläuft die Fernverkehrsstraße 4 von Kairo nach Ṭanṭā. Von hier aus lassen sich die Ortschaften des Gouvernements mit einem PKW oder Taxi bzw. Mikrobussen oder Sammeltaxis erreichen.

Mobilität[Bearbeiten]

Mikrobusse und Servicetaxis bilden das Rückgrat des öffentlichen Nahverkehrs in die umliegenden Dörfer.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten]

Wichtigste Sehenswürdigkeiten sind historische Moscheen, Kirchenbauten und Paläste. Pharaonische Zeugnisse von Bedeutung gibt es nicht. Es gibt Ansätze, einen ländlichen Erholungstourismus zu etablieren.

Aktivitäten[Bearbeiten]

Wichtige Pilgerziele sind die Sīdī-Muḥammad-Schibl-el-Aswad-Moschee in esch-Schuhadāʾ, die Kirche des hl. Sarapamon in el-Batānūn (4./5. Juli, 7. Dezember) und die Kirche des hl. Georg in Ṭūch Dalaka wa-Mīthā (27. April bis 4. Mai).

Feiertag[Bearbeiten]

Am 13. Juni wird der Gouvernements-Nationalfeiertag begangen. Am 13. Juni 1906 töteten empörte Bauern einen britischen Offizier in Dinschawāi, nachdem eine Dorfbewohnerin bei einer Taubenjagd britischer Offiziere verletzt wurde. Von einem britischen Militärgericht wurden 59 Dorfbewohner verurteilt, vier von ihnen zum Tode. Die Bauern gelten als Märtyrer der damals in Ägypten aufkeimenden nationalistischen Bewegung. Auch in Großbritannien sorgte das Willkürurteil für Aufsehen. Im Dezember 1907 veranlasste die britische Regierung die Freilassung der Bauern und die Amtsenthebung des britischen Generalkonsuls in Ägypten, Evelyn Baring, 1. Earl of Cromer, bekannt auch als Lord Cromer.

In Dinschawāi erinnert ein Museum an dieses Ereignis.

Sicherheit[Bearbeiten]

In den Städten und Dörfern gibt es kaum Allgemeinkriminalität.

Klima[Bearbeiten]

Im Nildelta herrscht das ganze Jahr über mildes Klima.

Tahrir Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez    
Mittlere höchste Lufttemperatur in °C 20 21 24 28 32 35 35 35 33 30 25 21 Ø 28.3
Mittlere Lufttemperatur in °C 12 13 15 19 22 26 26 26 27 21 17 13 Ø 19.8
Mittlere tiefste Lufttemperatur in °C 6 6 8 11 14 18 20 19 17 14 10 7 Ø 12.5
Niederschläge in mm 9 5 6 2 0 0 0 0 0 1 5 6 Σ 34

Ausflüge[Bearbeiten]

Gut erreichbar sind auch die Gouvernementshauptstädte Ṭanṭā und Banhā.

Literatur[Bearbeiten]

  • Gresh, Alain: Dinschawai, 1906. In: Le Monde diplomatique, Freitag, 12. Oktober 2007 (in Deutsch).

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 Einwohnerzahlen nach dem ägyptischen Zensus von 2006. Central Agency for Public Mobilization and Statistics, abgerufen am 1. Februar 2015.
  2. 2,0 2,1 Meinardus, Otto F. A.: Coptic saints and pilgrimages. Cairo: American University in Cairo Press, 2002, ISBN 978-977-424-692-0, S. 73 f.
  3. Meinardus, Otto F. A.: Christian Egypt, ancient and modern. Cairo: American University in Cairo Press, 1977 (2. Auflage), ISBN 978-977-201-496-5, S. 265.
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