Madāmūd

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Säulen, die zum Pronaos des Ptolemaios’ VIII. Euergetes’ II. gehören, Month-Tempel
El-Madāmūd · المدامود
GouvernementLuxor
Einwohnerzahl15.091 (2006)
Höhe79 m
Lagekarte von Ägypten
Lagekarte von Ägypten
Madāmūd

El-Madamud (auch Medamud, Médamoud, Medamut, Medamot, arabisch: ‏المدامود, al-Madāmūd, vollständig Naǧʿ al-Madāmūd (‏نجع المدامود, „Weiler al-Madāmūd“), altägyptisch: Madu, koptisch: ⲘⲈⲦⲈⲘⲞⲨⲦ, Metemout) ist ein Dorf in Oberägypten nördlich von Karnak bzw. etwa 8 km nordöstlich von Luxor. In Westen des Dorfes befindet sich mit dem Month-Tempel eine archäologische Stätte.

Hintergrund[Bearbeiten]

Der altägyptische Ort Madu (M3dw) ist als Standort des Month-Tempels seit dem Ende des Alten Reiches bzw. der 1. Zwischenzeit belegt. Der Ortsname ist über das Koptische bis heute erhalten. Offensichtlich besaß der Ort keine weitere Funktion. Der hiesige Tempel ist einer der ältesten archäologisch nachgewiesenen Tempel in Ägypten.

Der hiesige Tempel war der Göttertriade von Madu geweiht, dies sind der in der Spätzeit meist stiergestaltig dargestellte Kriegsgott Month, seine Gefährtin Rat-taui („Rat der beiden Länder“), eine weibliche Sonnengöttin, und deren Sohn Hor-pa-Re-pa-chered („Horus-Re, das Kind“, eine Nebenform des Harpare). Vor der Einführung des Amun als Hauptgott im thebanischen Gau war Month der Hauptgott dieses Gaus. Im thebanischen Raum sind noch die Month-Tempel in Karnak und in eṭ-Ṭōd diesem Gott geweiht. In der Frühzeit wird Month zwar meist als Falke dargestellt, mit der Darstellung als Stier hauptsächlich ab der Spätzeit sollen sicher seine kämpferische Natur und seine heilenden Kräfte betont werden. Harpare ist eine seltene Form des Horus, der nur als Kind- oder jugendlicher Gott im Zusammenhang mit der hiesigen Göttertriade verehrt wird. Harpare schützt den König vor Krankheit und Unheil.

In ptolemäischer (griechischer) Zeit wird hier im gleichen Maße der Wind- und Fruchtbarkeitsgott Amun verehrt, dessen Verehrung in diesem Tempel aber bereits im Neuen Reich einsetzte.

Ein erster einfacher Tempel befand sich im Osten unterhalb des heutigen Tempels. Er datiert an das Ende des Alten Reiches oder in die Erste Zwischenzeit, aber noch vor der 11. Dynastie. Von Norden her gelangte man durch zwei hintereinander liegende Pylone in ein Doppel-Höhlenheiligtum, dessen unterirdische Kammern an der Oberfläche mit Erdhügeln markiert wurden. Diese Erdhügel hatten sicher die Funktion von Urhügeln. Mit dem Ansteigen des Grundwasserspiegels seit dem Bau des Assuan-Staudamms um 1970 ging dieser frühe Tempel verloren.

Sesostris III. (12. Dynastie, Mittleres Reich) ließ diesen ersten Tempel mit einem eigenen Tempel überbauen. Der etwa 60 × 100 m große, von Nord nach Süd ausgerichtete Tempel wurde aus Lehmziegeln errichtet. Nur die Türdurchgänge und Säulen einschließlich der Architrave wurden aus Kalkstein errichtet. Der Eingang des Tempels befand sich im Norden. Aus den vorgefundenen Fragmenten konnten zwei Tore rekonstruiert werden. Das Sedfest-Portal, das an das Krönungsjubiläum von Sesostris III. erinnert, befindet sich heute im Nordteil des Erdgeschosses im Ägyptischen Museum von Kairo, das zweite im Südwestteil des Freilichtmuseums im Tempel von Karnak. Von Sesostris III. sind weiterhin seine Tempel in Qasr es-Sagha und Madinat Madi im Faiyūm bekannt. Aus dem hiesigen Tempel stammen auch mehrere Statuen dieses Herrschers.

In der 13. Dynastie wurde der Tempel ausgebaut und insbesondere unter Sobekhotep II. weiter ausgeschmückt. Im Neuen Reich ließ Thutmosis III. im Westen des Tempels aus dem Mittleren Reich seinen eigenen, 21 × 32 m großen Tempel errichten. Er war in West-Ost-Richtung ausgerichtet und bestand aus einem Säulensaal, Opfertischsaal und Barkensanktuar. Die Tempelanlage ist also bereits zu dieser Zeit genau genommen ein Doppeltempel.

In griechisch-römischer Zeit wurde der Tempel abgerissen, durch einen Neubau ersetzt und stark erweitert. Ptolemaios VIII. Euergetes II. (etwa 180 – 116 v. Chr.) lässt einen Pronaos (Vorhalle) im Westen des Tempels ergänzen, von dem heute noch fünf Säulen samt Architrav aufrecht stehen. Der römische Kaiser Antoninus Pius (86 – 161) ließ den Tempel um einen weiteren, westlichen Hof mit doppelter Säulenreihe erweitern − der Tempel besaß nun eine Größe von etwa 75 m Länge und 42 m Breite. Kaiser Tiberius Caesar Augustus (42 v. Chr. – 37 n. Chr.) ließ ein Tor für die Umfassungsmauer am Ende der Sphingenallee errichten.

Am Ende des 4. Jahrhunderts wird auf dem Tempelareal eine koptische Kirche errichtet.

Die Erforschung des Tempels erfolgte 1925 – 1932 durch die französischen Ägyptologen Fernand Bisson de la Roque, Alexandre Varille und Clément Robichon im Auftrage des Pariser Musée de Louvre. Ein Teil der Funde ist heute im Louvre und im Museum der Schönen Künste in Lyon ausgestellt.

Anreise[Bearbeiten]

Sphingenalle mit Blick nach West zur Kaianlage
Tor des Kaisers Tiberius Caesar Augustus
Ansicht der Tempelanlage, Blick nach Ost
Musikantenprozession, Zeit des Trajan, innere Südwand des Tempels
Der Pharao betet den stiergestaltigen Month an, äußere Südwand des Tempels
Gaugötter bringen Opfer, äußere Südwand des Tempels
Heiliger See im Süden des Tempels
Baufragmente im Südwesten des Tempels. Zu sehen ist der Gott Heh zwischen zwei Uräen.

Der kürzeste Anreiseweg (etwa 8 km) folgt weitgehend der Straße nach Hurghada. Für die An- und Abreise nach Luxor benötigt man in der Zeit von 06:00 bis 18:00 Uhr keinen Konvoi mehr. In der Nacht ist man auf einen kostenpflichtigen Konvoi angewiesen.

Mobilität[Bearbeiten]

Das Tempelareal, eigentlich auch das gesamte Dorf, lassen sich zu Fuß ergründen.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten]

Der 1 Month-Tempel (25° 44′ 4″ N 32° 42′ 35″ O) befindet sich im Westen des Dorfes. Er kann eigentlich ohne Sondergenehmigung der Obersten Antikenbehörde in Kairo nicht besichtigt werden!

Die heutigen Überreste des Tempels stammen aus griechisch-römischer Zeit.

Von der antiken Kaianlage im Westen des Tempels führt eine ca. 200 m lange Sphingenallee zum eigentlichen Tempel. Etwa 50 m vor dem Tempel befinden sich an der Allee die Überreste des Tors des Kaisers Tiberius. Die Barke des Götterbildes wurde während einer Prozession am Kai von einem Schiff entladen und über die Sphingenallee zum Tempel getragen.

Vom Tempel selbst sind fast nur noch die Grundmauern und Säulenbasen erhalten. Man betritt den Tempel im Westen und gelangt zum Vorhof, der an drei Seiten mit einer Doppelreihe Säulen eingefasst war. Unmittelbar östlich dahinter befinden sich fünf noch fast vollständig erhaltene Säulen, die zum Pronaos des Ptolemaios VIII. Euergetes II. gehören. Sowohl am Tor des Tiberius als auch an den erhaltenen Tempelteilen sind noch Darstellungen im versenkten Relief erkennbar.

Südlich des Tempels befindet sich der heilige See aus ptolemäischer (griechischer) Zeit und ein Brunnen. Die Existenz eines zweiten westlichen Eingangstores bezeugt, dass es hier in ptolemäischer Zeit noch einen weiteren Tempel gegeben haben sollte.

Etwa 50 m südlich des Tores des Tiberius wurden zahlreiche Tempelfragmente zusammengetragen, auf denen noch Kartuschen und Szenenfragmente ausgemacht werden können. Auch diese Steinfragmente stammen meist aus griechisch-römischer Zeit.

Küche[Bearbeiten]

Unterkunft[Bearbeiten]

Unterkünfte findet man in den nahe gelegenen Städten Luxor und Karnak.

Literatur[Bearbeiten]

Eine kurze Übersichtsdarstellung findet man in

  • Arnold, Dieter: Die Tempel Ägyptens : Götterwohnungen, Kultstätten, Baudenkmäler. Zürich: Artemis & Winkler, 1992, ISBN 978-3760810737, S. 160 – 163.

Umfangreichere Darstellungen findet man nur in wissenschaftlichen Veröffentlichungen:

  • Bisson de la Roque, Fernand: Rapport sur les fouilles de Médamoud. In: Fouilles de l'Institut Français d'Archéologie Orientale du Caire <Le Caire>, ISSN 0768-4703, Bd. 3–9 (1932) (französisch). Erschienen 1926–1932.
  • Robichon, Clément: Description sommaire du temple primitif de Médamoud. Le Caire: Impr. de l’IFAO, 1940.
  • Valbelle, Dominique: La porte de Tibère à Médamoud. L'histoire d'une publication. In: Bulletin de la Société Française d'Égyptologie <Paris>, Bd. 81 (1978), S. 18–26 (französisch).

Weblinks[Bearbeiten]

  • Beschreibung des Tempels auf der französischen Wikipedia.
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