Toba-See
Toba-See | |
Provinz | Sumatera Utara |
---|---|
Einwohnerzahl | |
Höhe | 905 m |
Toba-See |
Der Toba-See (indon.: Danau Toba, engl.: Lake Toba) ist ein Kratersee in Indonesien
Hintergrund
[Bearbeiten]Der See entstand vor Jahrtausenden nach Vulkanausbrüchen. In der Mitte des nördlichen Sumatras gelegen entspricht seine Fläche von über 1700 km² etwa der des Kantons Zürich. Es ist der größte See in Indonesien und der größte Kratersee der Erde. Die zu seiner Enstehung führende Eruption vor rund 74000 Jahren gilt als die stärkste, die Geologen für 28 Millionen Jahre Erdgeschichte nachweisen konnten.
Entwässert wird der Tobasee durch den 150 km langen Fluss Asahan im äußersten Südosten aus der Bucht von Porsea.
Geologen sind der Ansicht, dass sich 30-50 km unter dem See eine Magmakammer wieder füllt, die erneut zu einer gigantischen Eruption führen kann. Der etwa vierzig Kilometer nördlich des Sees gelegene Vulkan Sinabung brach 2015 ohne Vorwarnung nach 400 Jahren wieder aus. Als Vorzeichen gelten die hier nicht selten auftretenden Erdbeben. Der See ist vergleichsweise nährstoff und artenarm. Durch Fischfarmen sind einige Bereiche des See belastet. Als endemische Fische gelten nur Rasbora tobana sowie die Karpfenart Neolissochilus thienemanni dazu kommen jedoch etliche vom Menschen eingeschleppte Arten.
Der Toba-See hat sich seit den 1970er zu dem Touristenziel Sumatras entwickelt. Er ist schon lange Station auf der scherzhaft “Banana Pancake Trail” genannten Asienroute, die Leser der „Bibeln“ eines gewissen englischen Reisebuchverlegers glauben abarbeiten zu müssen. Daneben wird aber Toba auch gerne von Flachland-Sumatrern aufgesucht, die besonders an Wochenenden die Kühle schätzen.
Batak
[Bearbeiten]In und um den See lebt das Volk der Batak, die sich wiederum in sechs Stämme gliedern, von denen jeder seine eigene Schrift entwickelt hat. Heute leben die Stämme in einem Gebiet etwa 200 km nördlich bis 300 km südlich des Toba-Sees, wo naturgemäß die Toba-Batak, der bevölkerungsstärkste Zweig, wohnt. Aus wirtschaftlichen Gründen lebt heute eine gewisse Zahl Bataks im Großraum Medan sowie in Penang.
Die Batak waren von den ankommenden Proto-Malaien in die Berge verdrängt worden und konnten hier, bis 1800 von der Außenwelt ungestört, eine eigene, kriegerisch geprägte Kultur entwickeln. Wichtige Funktionsträger der alten Religion ist der Priester datu und der sibaso genannte Schamane. Ab 1824 wurde hier erfolgreich missioniert, es entstand 1917 die lokale Kirche Huria Kristen Batak Protestan, die der lutherischen Konfession angehört, aber Komponenten der früher wichtigen Ahnenverehrung mit in ihre Lehre aufgenommen hat. Der Mandailing-Stamm wurde islamisiert. Die in Inselindien lange aktiven Holländer begannen Nordsumatra erst nach 1860 für die Plantagenwirtschaft von Kolonialwaren zu erschließen, in die höheren Lagen drang man erst später vor, so dass der letzte Priester-Herrscher Si Singamangaraja XII. erst 1907 abgesetzt wurde. Was immer auch lokale Führer erzählen mögen, die meisten der Häuser im Batak-Stil sind nicht älter als 60 Jahre, in wenigen Fällen vielleicht 100, länger halten die verwendeten Materialien keinesfalls.
Wer tiefer in die Batak-Kultur eindringen möchte sollte außerhalb Balige das 1 TB Silalahi Center (Museum Batak, Balige) mit seinem Batak-Museum besuchen.
Anreise
[Bearbeiten]Mit dem Flugzeug
[Bearbeiten]- Flughafen Medan mit internationalen Flügen von der malaiischen Halbinsel.
- Silangit International Airport (Bandar Udara Silangit, Internationaler Flughafen Sisingamangaraja XII, IATA: DTB), in Siborong-Borong, Nord-Tapanuli (76 km von der Stadt Parapat) „International“ insofern, dass Charter aus Singapur hier landen. Ansonsten nur Flüge von/nach Jakarta–Soekarno-Hatta.
- Sibisa-Flughafen (Bandar Udara Sibisa, IATA: SIW; 10 km von Parapat) Die einzige kommerzielle Verbindung mit Susi Air, die nach Medan bestand, wurde eingestellt.
Mit dem Bus
[Bearbeiten]Aus Medan gibt es
- die Route über Kabanjahe nach 1 Merek (nahe der Nordspitze; 96 Straßenkilometer) und ggf. weiter zur Landbrücke auf Samosir. Es bietet sich an einen Zwischenhalt in Berastagi einzulegen.
- deutlich besser, aber weiter ist die Straße über Pematang Siantar. Sie ist sinnvoller, um Parapat nach 173 km und 5 Stunden Fahrzeit zu erreichen. (Der autobahnähnliche Ausbau der 100 km ab Tebing Tinggi hat 2020 begonnen. Nach Fertiggstellung dürfte sich die Anfahrt um 45 Minuten verkürzen.)
Der Busbahnhof von 2 Kabanjahe am Jl. Veteran ist regionaler Verkehrsknoten. Berastagi ist 12 km entfernt.
Aus dem Fährhafen Tanjung Balai brauchen Busse auf schlechter Straße vier Stunden.
Aus Sibolga an der Westküste fährt man 7 Stunden.
Auf der Küstenstraße von Samosir fahren bis kurz vor Sonnenuntergang häufig Minibusse, die anhalten wenn man winkt.
Fähren
[Bearbeiten]Die 1 KMP-Fähren Tao Toba nehmen nichts größeres als PKW mit. Tagsüber gibt es etwa stündlich Abfahrten. Die Fahrkartenschalter öffnen um 7 Uhr, die Schlangen können lang sein. Die 15 km Überfahrt nach Ambarita dauert 55 Minuten, bei Bedarf gibt es Zwischenstops in Bagus Bay. Schwereres Gerät muß zum südlicher liegenden Ableger für 2 Frachtfähre Ihan Batak.
Orte
[Bearbeiten]- 3 Parapat Parapat ist die größte und wichtigste Stadt am See. Sie ist vor allem kommerzielles Zentrum. Unterkünfte sind zahlreich, Sehenswürdigleiten nicht. Die meisten Besucher die von der Westküste kommen setzen hier mit der Fähre nach Samosir über.
Weitere Ziele
[Bearbeiten]Samosir
[Bearbeiten]Die Insel Samosir ist eigentlich eine Halbinsel, die durch eine enge Landbrücke im Westen mit festem Land verbunden ist. Hier hat man jedoch einen Kanal gegraben, über den wiederum eine 2 Brücke führt. Hin kommt man über eine serpentinenreiche Landstraße, die entlang den Hängen des 1982 m hohen Pusit Bulhit verläuft.
Um die (Halb)insel verläuft eine Küstenstraße, folgt man ihr so gibt es die:
- Nordroute
Nullpunkt ist die Brücke über den Kanal nach Samosir:
- km 5,6: auf dem Jl. Gereja, zweigt in die Berge eine Landstraße quer über die Insel ab.
- km 6,4: im Kampung Ulos, einem Vorzeige-Batak-Dorf verkauft man traditionell handgewebte Stoffe.
- km 10,2: Parbaba-Strand, mit Tretbootverleih usw., dazu einige Unterkünfte.
- km 18,1: deutlich breiter ist der Sand am Strand von Pantai.
- km 20,3: die Nordspitze ist erreicht am Batuhoda-Strand.
- Gerade in diesem Bereich der Insel sieht man in den Feldern zahlreiche traditionelle Batak-Gräber in Form von Miniaturhäusern. Die erfolgte Christianisierung erfordert dazu die Aufstellung eines Kreuzes. An Feiertagen werden Zigaretten und Küchlein dargebracht.
- km 22,6: in der Ortschaft Simaindo ist ein Freilichtmuseum mit Batak-Häusern sowie ein Anleger für die Fähren 2 km nördlich 4 Pandjaitah. Am Ort sind zwei Tankstellen, Einkaufsgelegenheiten und Unterkünfte.
- Das Museum Huta Bolon (10.00-17.00 Uhr, kostenpflichtig) war Residenz des Raja Simalungun und seiner 14 Frauen.
- km 23,5: Sibolazi-Strand. Nicht so groß, eher für indonesische Familienausflügler, die hier auch zelten.
- km 26,5: Aussichtspunkt mit gutem Blick bei Batu Passa. Danach wird die Küste einige km felsig.
- km 37,1: Huta Siallagan ist ein weiteres museales Batak-Dorf Teil der Ortschaft Ambarita. Hier ist auch der 4 nördliche Anleger der Autofähren aus Parapat. Im Dorf gibt es ufernah zahlreiche Unterkünfte, hier ist ein Touristenzentrum. Diese Halbinsel ist auch unter dem Namen Tuk Tuk bekannt.
- Das Museum Sipalakka (Spende erwartet) zeigt auch Batak-Schnitzereien und Skulpturen. Auf den reich verzierten Steinstühlen saßen Häuptlinge zu Rate.
km 42,2: im Dorf Tomok ist der 5 südliche Anleger der Autofähren aus Parapat.
- Südroute
- das Dorf Pangururan erstreckt sich etwa 1,5 km nach Süden.
- km 1,2: hinter dem Basar führt eine Landstraße quer über die Insel nach Dolok Niapul, das am Hang des Toba-Bergs liegt. Man kann auf dieser leichten Strecke auch hinaufwandern, bis man zum wenig spektakulären 2 Bergsee Sidihoni (Danau Sidihoni) gelangt. Im anschließenden Wandergebiet um Pasuruan hat man vom 2 Aussichtspunkt bei klarem Wetter einen weiten Blick auf die Südseite des Vulkans Toba. Gut 5 km nach Dolok Niapul kommt man zur oben erwähnten Landstraße, die nach Süden abbiegend weiter bis Huta Ginjang an der Küstenstraße führt.
- km 5,3: Strand von Godang. Im folgenden verengt sich der Abstand zwischen Insel und Festland auf wenige hundert Meter.
- km 17,2 (1 km von Küstenstraße): Fährableger 6 Tarabunga nach 7 Tamba. Die Strecke zwischen beiden: 800 Meter.
- km 28,1: das Dorf Tugu, touristisch kaum entwickelt.
- km 39,2: Strand von Pandua.
- km 42: Indah Sipinggan-Strand. Wenig gepflegt, teils Wiese. Nahe dem südlichsten Punkt Samosirs mit guter Aussicht.
- km 48: Pakpahan, ein Dorf mit einem auffälligen Obelisk.
- km 51,8: knapp hinter der Ostspitze, ein moderne, ein bißchen an eine Rakete erinnerndes Denkmal Tugu Harijadna. Sinnvoller dürfte es sein in diesem Dorf Rast zu machen, um bei 1 Rimsa (16 Jl. Pulau Samosir) Palmwein zu probieren. Die Küstenstraße verläuft ab hier etwas inland nach Norden. Die Küste ist eher felsig, Unterkünfte wenig.
- km 59,1: Batak-Dorf Buntu Mauli. 500 m über dem Ort hat man einen gut geschützten Pavillion als Aussichtsplattform gebaut.
- km 67,9: 1 km oberhalb der Küstenstraße ist der Bergsee Aek Natotang. Die letzten paar hundert Meter muß man erwandern.
- km 73,3: Wasserfall Sigarattung. Mit gefaßtem Becken, Einheimische trinken das Wasser.
- km 80,6: wieder auf Seehöhe am Südende von Tomok. Vorbei am Hotel Agape beginnt eine einfache Landstraße (Jl. Desa Silimalombu), die von hier südwärts auf Seehöhe wieder 12 km Richtung Süden führt.
- km 81,8: Tomok, südlicher Anleger der Autofähren.
Aktvitäten
[Bearbeiten]- Fahrad: Es gib durchaus Fahradverleiher. Ob man sich angesichts der Qualität der Wege derartiges im Inneren von Samosir antun mag?
- Schwimmen: Zum Schwimmen sind entlang der Nordküste die wenigsten Algen im Wasser.
- Wandern: Wer auf den (kaum markierten) Pfaden wandern will, sollte Bedenken, dass besonders zur Regenzeit Dezember bis März die Wege schlammig und glitschig sind.
- Feste
- Im Juni Erntedank im Dorf 5 Sianjur Mula Mula (Sianjur Mulamula)
- Mitte Juli finden beim Toba-See-Fest u.a. Kanurennen statt.
Einkaufen
[Bearbeiten]Wer bataktypische Produkte sucht hat die beste Auswahl (wenn auch vielleicht nicht den günstigsten Preis) am Markt des Touristenzentrums Tuk Tuk.
Küche
[Bearbeiten]Die Küche der Batak ist ausführlich in der englischen WP beschrieben. Neben Schwein („babi“), dessen Blut in Saucen kommt, wird auch Hundefleisch („biang“ oft verklausuliert zu B1) gegessen. An Fischgerichten ist das aus Tobasee-Karpfen hergestellte „Arsik“ wohl am bekanntesten. Roh servierter Fisch ist „Na Niura.“
„Dali Ni Horbo“ ist ein aus Waserbüffelmilch hergestellter Käse, der vor allem an Festtagen serviert wird. Dabei verwendet man Ananas- und Papayablattsaft um den etwas strengen Geruch zu mildern.
Ein wichtiges Gewürz ist der indonesische Zitronenpfeffer, nicht unähnlich dem Sichuan-Pfeffer. Restaurants, die Batakspeisen in Orten außerhalb des Siedlungsgebiets servieren nennt man üblicherweise Lapo.
Palmwein („tuak“) wird auch zu rituellen Zwecken genossen.
Unterkunft
[Bearbeiten]Unterkünfte sind überall zahlreich. Luxushotels sucht man vergeblich.
Praktische Hinweise
[Bearbeiten]Post
[Bearbeiten]- 1 Postamt Parapat (Kantor Pos), im Geschäftsviertel an der Landstraße. Schräg gegenüber von der Polizeiwache.
Postämter auf Samosir:
- 2 Postamt Pangururan (Kantor Pos), Jl. Pulo Samosir No. 3; PLZ 22392
- 3 Postamt Ambarita (Kantor Pos), direkt an der Küstenstraße; PLZ 22395
Klima
[Bearbeiten]Aufgrund der Höhenlage ist es am See durchschnittlich zehn Grad kälter als an den Küsten. Tageshöchstwerte liegen um 26 °C, nachst kühlt es auf 17-19 °C ab. Die Region ist jedoch extrem regenreich, so dass es oft neblig oder wolkenverhangen ist. Am wenigsten regnet es Juni-Juli, der ganze Rest des Jahres ist Regenzeit, wobei es März-Mai besonders naß wird.
Trotzdem sinkt der Pegel des See seit Beginn der Messungen 1957 um ø jährlich 2,5 cm, was sich auf die Erderwärmung zurückführen läßt.
Die Wassertemperatur ist ganzjährig 24-27,6 °C.
Literatur
[Bearbeiten]Jeder Reiseführer zu Indonesien enthält einen Abschnitt zum See. Zu den Batak-Stämmen und ihrer Kultur siehe auch den entsprechenden Abschnitt im WP-Artikel: Batak.
- Bemmelen, Sita van; Christianity, colonization, and gender relations in North Sumatra: a patrilineal society in flux; Leiden 2018 (Brill); ISBN 978-90-04-34575-1; Mission, Kulturwandel und Geschichte 1830-1942
- Causey, Andrew; Hard bargaining in Sumatra: western travelers and Toba Bataks in the marketplace of souvenirs; Honolulu 2003 (University of Hawaií Press); ISBN 0824827473
- Carle, Rainer; Opera Batak: das Wandertheater der Toba-Batak in Nord-Sumatra ; Schauspiele zur Wahrung kultureller Identität im nationalen indonesischen Kontext; Berlin 1990 (Universität Hamburg, Seminar für Indonesische und Südseesprachen)
- Linder, Julia; Zweitbestattung bei den Toba-Batak in Sumatra, Indonesien: die Dynamik zwischen Historie und rituellem Wandel; religionsgeschichtliche Entwicklungen in Reaktion auf das Christentum; Rottenburg 2015 (Sidihoni-Verl.); ISBN 9783981470635
- Prothero, Donald R.; When humans nearly vanished: the catastrophic explosion of the Toba volcano; Washington, D.C. 2018 Smithsonian Books; ISBN 9781588346353
- Simon, Artur; Instrumentalmusik der Toba- und Karo-Batak: Nordsumatra, Indonesien; Berlin 1999 Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz; 2 CDs
Weblinks
[Bearbeiten](Stand: Sep 2022)