Faiyūm (Stadt)
Madīnat el-Faiyūm · مدينة الفيوم Schedet · Krokodilopolis | |
Gouvernement | Faiyūm |
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Einwohnerzahl | 519.047 (2021) |
Höhe | 29 m |
Faiyūm |
Die Stadt el-Faiyum (auch Madinat/Medinet Fayoum, Fajjum, Fayyum, arabisch: مدينة الفيوم, Madīnat al-Faiyūm, „die Stadt al-Faiyūm“, koptisch: 'Ⲫⲓⲟⲙ /Ⲡⲉⲓⲟⲙ, Efiom/Peiom) ist das Verwaltungszentrum im Gouvernement el-Faiyūm. In der Stadt lebten 2006 317.000 Einwohner.
Hintergrund
[Bearbeiten]Lage
[Bearbeiten]Die Stadt el-Faiyūm befindet sich fast im Zentrum der gleichnamigen Senke el-Faiyūm. Die Stadt ist etwa 130 Kilometer südwestlich von Kairo gelegen. Die Stadt wird vom Baḥr Yūsuf (arabisch: بحر يوسف, „Josefs-Kanal“) durchzogen. Das antike Krokodilopolis, das moderne Kīmān Fāris (arabisch: كيمان فارس, „Reiterhügel“) ist ein Teil der modernen Stadt.
Geschichte
[Bearbeiten]Madīnat el-Faiyūm war von Anfang an Metropole des el-Faiyūm. Ihr altägyptischer Name Schedet (Šdt, „durch Graben gebildetes Land“[1]) ist erstmals auf einem Siegel des Königs Narmer, dem letzten König der sog. 0. Dynastie, belegt.[2] Der griechische Historiker Diodor schrieb die Stadtgründung dem König Menes, dem Gründer der 1. Dynastie, zu:[3][1]
- „Andere erzählen, Einer der alten Könige, Namens Menas, habe sich einst, von seinen eigenen Hunden verfolgt, in den See Möris geflüchtet, und da sey er von einem Crocodil wunderbarer Weise auf das jenseitige Ufer hinübergetragen worden. Um nun dem Thiere seinen Dank für seine Rettung zu bezeugen, habe er in der Nähe eine Stadt gebaut, die er Crocodilsstadt nannte, auch die göttliche Verehrung dieser Thiere im Lande eingeführt, und den See ihnen geweiht, daß sie dort sich nähren; ebendaselbst habe er für sich ein Grabmal und darüber eine vierseitige Pyramide errichtet, und das viel bewunderte Labyrinth gebaut.“
Die Stadt gilt als älteste Stadtgründung Ägyptens und ist eine der ältesten Städte Afrikas.
Unter den Griechen wurde die Stadt Krokodilopolis, die Krokodilsstadt, und später Arsinoë nach Arsinoë II., der Schwester und Ehefrau Ptolemaios’ II., genannt.
Seit der 12. Dynastie erlebte die Stadt mit der Anlage des Baḥr Yūsuf und der Kultivierung des el-Faiyūm eine Blüte. Die verehrten Hauptgötter waren der Krokodils- und Wassergott Sobek (Suchos), Horus und der als Lokalgott verehrte König Amenemhet III. Die Stadt spielte politisch nur eine geringere Rolle, eher eine wirtschaftliche. In griechischer Zeit wohnten in ihr etwa 100.000 Menschen.[4]
Die Ruinen der antiken Stadt wurden im Stadtteil Kīmān Fāris gefunden.
Als Zentrum eines Gouvernements erlebte die Stadt seit den 1950er-Jahren einen politischen, wirtschaftlichen und Bevölkerungsaufschwung. 1878 und 1928 lebten in der Stadt 25.800[5] bzw. 44.400 Einwohner[4]. 1996 bzw. 2006 zählte die Stadt 261.000 bzw. 316.000 Einwohner.[6]
Orientierung
[Bearbeiten]Der Baḥr Yūsuf durchquert die Stadt von Ost nach West. Im Stadtzentrum zweigen hiervon der Baḥr Sinnūris, der westlichere, und der Baḥr Tanhala beide nach Norden ab. Fast alle Sehenswürdigkeiten befinden sich in geringer Entfernung zum Baḥr Yūsuf, allerdings auf beiden Uferseiten.
Anreise
[Bearbeiten]Mit der Bahn
[Bearbeiten]El-Faiyūm ist über eine Bahnlinie von Kairo aus erreichbar. Die Fahrtzeit beträgt etwa drei Stunden. Der 1 Bahnhof el-Faiyūm (29° 18′ 32″ N 30° 50′ 49″ O) befindet sich in der Stadtmitte.
Auf der Straße
[Bearbeiten]Mit dem Bus
[Bearbeiten]El-Faiyūm kann von Kairo (Busbahnhöfe ʿAbūd, el-Munīb in Gīza; Service-Taxis ab Mīdān Ramsīs, ʿOrabī, el-Munīb) oder Beni Suef mit Bussen erreicht werden. Die Endhaltestellen sind aber nicht identisch.
Der 2 neue Bahnhof (29° 17′ 55″ N 30° 50′ 13″ O) für Busse und Mikrobusse nach Kairo und el-Giza befindet sich im Süden der Stadt. Der 3 alte Busbahnhof (29° 18′ 36″ N 30° 51′ 6″ O) nach Kairo befand sich nördlich der Gamal-'Abd-el-Nasser-Moschee und nördlich der Bahnlinie. Etwa 200 Meter westlich befindet sich der 4 neue Busbahnhof (29° 18′ 35″ N 30° 50′ 57″ O) nach Beni Suef.
Die Busse verkehren ab Kairo und Beni Suef etwa im halbstündigen Rhythmus. Die Fahrt dauert ab Kairo etwa zwei bis drei Stunden und kostet LE 6 (Stand 2010). Die ab Beni Suef dauert eine Stunde und kostet LE 2 (Stand 2010).
Eine Weiterfahrt zu anderen Städten und Dörfern im el-Faiyūm wie z. B. Schakschūk ist mit Service-Taxis möglich. Der Bahnhof befindet sich in der Schāriʿ Sadd el-ʿAlī nördlich des Töpfermarkts.
Mobilität
[Bearbeiten]Das Straßennetz ist recht gut ausgebaut. Im Stadtgebiet gibt es mehrere Brücken über den Baḥr Yūsuf. Wichtige Brücken befinden sich in der Nähe der Qaitbay-Moschee und des Marktes.
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten]Bauwerke und Denkmäler
[Bearbeiten]- 1 Vier Wasserräder (سواق, Sawāq). Die Wasserräder sind das Wahrzeichen des el-Faiyūm. Erst sie ermöglichen die Bewässerung des Gebiets und Landwirtschaft. Ca. 3 Kilometer nördlich am rechten (östlichen) Ufer des Baḥr Sinnūris gibt es an mehreren Stellen verteilt weitere sieben Wasserräder. (29° 18′ 31″ N 30° 50′ 42″ O)
- 2 Abgīg (مسلة سنوسرت, Misallat Sinūsrit; im Zentrum eines Kreisverkehrs auf dem Mīdān el-Misalla (arabisch: ميدان المسلة, „Obeliskenplatz“)). Der Obelisk stammt aus Abgīg, besteht aus Rosengranit, ist 12,9 Meter hoch und an der Basis 3,6 Meter breit. Der Obelisk verjüngt sich nach oben. Sein oberes Ende ist an den Schmalseiten abgerundet. In der Mitte gibt es eine Aussparung wohl für eine Figur eines Falke oder einer anderen Tiergottheit. Möglicherweise bestand die Figur aus Metall. Spärliche Inschriften- und Darstellungsreste auf der Vorderseite nennen die Königstitulatur Sesostris’ I. sowie die Götter Month-Re, Amun-Re, Ptah, Re-Harachte und andere Götter. Die 14-spaltige historische Inschrift ist heute verloren. Die Inschriften an den Seiten sind besser lesbar und nennen die Königsnamen Sesostris’ I. (mehr im Artikel Abgīg). (29° 18′ 55″ N 30° 51′ 9″ O)
Moscheen
[Bearbeiten]- 1 Qaitbay-Moschee (جامع قايتباي, Ǧāmiʿ Qāitbāy). Die Moschee ist die älteste der Stadt und wurde unter dem Mameluken-Sultan el-Aschraf Saif ed-Dīn Qāitbāy (Regierungszeit 1468–1496), wohl nach 1476, errichtet oder renoviert. Die Moschee befindet sich südlich des Baḥr Yūsuf. Der Haupteingang der Moschee, ein zurückgesetztes Tor, befindet sich an der Südseite. In der Moschee wurden antike Säulen, teilweise mit korinthischen Kapitellen, wohl aus Arsinoë wiederverwendet. Nördlich der Moschee führt die zweibogige Brücke Chwand Aṣl Bāy, die nach Qaitbays Ehefrau benannt ist, zum Friedhof auf der Nordseite. Die Brücke ist auch unter dem Namen Qanṭarat Bāb el-Wadāʿ (Brücke des Tors zum Abschied) bekannt. (29° 18′ 33″ N 30° 50′ 5″ O)
- 2 Moschee des Scheichs ʿAlī er-Rūbī (جامع الشيخ علي الروبي, Ǧāmiʿ asch-Schaich ʿAlī ar-Rūbī). Die im 19. Jahrhundert errichtete Moschee befindet sich über dem Grab des Lokalheiligen Scheich ʿAlī er-Rūbī südöstlich der Qaitbay-Moschee. (29° 18′ 30″ N 30° 50′ 4″ O)
- 3 Hängende Moschee (الجامع المعلق, al-Ǧāmiʿ al-Muʿallaq). Die Moschee befindet sich auf der Nordseite des Baḥr Yūsuf. Die Fassade der Moschee an der Nordseite wird durch fünf Bögen gebildet. Die Moschee selbst befindet sich über diesen Bögen, woraus sich ihr Name ableitet. (29° 18′ 32″ N 30° 50′ 16″ O)
- 4 Nasser-Moschee (مسجد ناصر, Masǧid Nāṣir). Die Moschee wurde in den 1960er-Jahren errichtet. (29° 18′ 28″ N 30° 51′ 1″ O)
Kirchen
[Bearbeiten]- 5 Kirche der hl. Jungfrau (كنيسة السيدة العذراء مريم, Kanīsat as-Saiyidat al-ʿAdhrāʾ Maryam). Die Kirche wurde in den 1830er-Jahren errichtet, an der Altarschirmwand befindet sich das Jahr 1552 AM des koptischen Kalenders (1836). Der nördliche Altar ist dem Lokalheiligen Anba Abram (1829–1914), Bischof von Faiyūm und Gīza, geweiht. In der zentralen Kuppel sind Jesus, die vier Evangelisten, und die Priester des Alten Testaments, Melchisedech und Aaron, dargestellt. (29° 18′ 21″ N 30° 50′ 9″ O)
- 6 Katholische Kirche (كنيسة الكثوليك, Kanīsat al-Kathūlīk) (29° 18′ 18″ N 30° 50′ 33″ O)
- 7 Anglikanische Kirche (كنيسة الإنجيلية, Kanīsat al-Inǧīlīya) (29° 18′ 19″ N 30° 50′ 27″ O)
Aktivitäten
[Bearbeiten]Kino und Theater
[Bearbeiten]Südöstlich des Bahnhofs, neben der Nasser-Moschee, befindet sich der 1 Kulturpalast (29° 18′ 30″ N 30° 50′ 50″ O), arabisch: قصر الثقافة, Qaṣr ath-Thaqāfa, mit Kino, Theater und Bibliothek.
Feste (Mūlids)
[Bearbeiten]In der Mitte des Monats Schaʿban findet das Geburtstagsfest (Mūlid) des Lokalheiligen Scheich ʿAlī er-Rūbī statt. Im Fastenmonat Ramaḍān wird das Mūlid der Scheicha Maryam an ihrem Grab begangen. Am Neumond vor Ramaḍān, zu er-Ruʾya (arabisch: الرؤية), findet eine Prozession an der Nassermoschee statt.
Einkaufen
[Bearbeiten]- Überdachter Markt Sūq el-Qanṭara, 500 Meter nordöstlich der Kirche der hl. Jungfrau. Der Markt ist für Einheimische bestimmt, so dass sich hier zwar kaum Souvenirs finden lassen, aber man umso mehr einen Eindruck vom alltäglichen Leben erhält. In der Straße, die im Süden den Markt mit der Kirche verbindet, die Schāriʿ eṣ-Ṣāgha, befinden sich mehrere, häufig koptische Juweliergeschäfte.
- Dienstags werden auf dem Töpfermarkt in der Schariʿ Mudaris, nordöstlich der Hängenden Moschee, im Bereich des muslimischen Friedhofs Erzeugnisse u.a. aus en-Nazla verkauft.
- Freitagmorgens findet an derselben Stelle wie der Töpfermarkt der Bauernmarkt statt.
Küche
[Bearbeiten]- 1 Hassouna (مطعم حسونة تلوث, Maṭʿam Ḥasūna Taluth), El Sadd el Ali St. (bei den vier Wasserrädern). Ägyptische Küche. (29° 18′ 33″ N 30° 50′ 41″ O)
- El-Kebabgi, El-Dahdoura St. Ägyptische Küche.
- Khidiwy, El-Dahdoura St.
- Milano (bei den vier Wasserrädern). Säfte und Eis.
- Nadi el-Muhafaza (Governorate Club), El-Nadi St. (Ostseite des Stadions).
- Omar Khayam, El Sadd el Ali St. (bei den vier Wasserrädern). Teehaus.
- Sa'id (Abzweig Bahr Sinuris, Ostseite). Koscheri.
- Yamal el-Sham, El-Nadi St.
Im Queen Hotel gibt es auch ein Restaurant. Alkohol gibt es nur im Honey Day Hotel.
Nachtleben
[Bearbeiten]Unterkunft
[Bearbeiten]Einfach
[Bearbeiten]- 1 Honey Day Hotel (فندق الهاني دي, Funduq al-Hānī Dai), 105 Gamal Abdel Nasser St. (in der Nähe der Bushaltestelle nach Kairo). Tel.: +20 (0)84 (0)84 634 0105, (0)84 634 1205, Fax: +20 (0)84 634 0105. 2-Sterne-Hotel mit 25 zumeist Zweibettzimmern. Das Hotel ist das einzige, in dem an der Bar Alkohol ausgeschenkt wird. Es ist aber auch für die Anwesenheit von Dirnen bekannt. (29° 18′ 42″ N 30° 50′ 59″ O)
- Montazah, 6 Ismail el-Medany St., Munsha'at Lotfallah. Tel.: +20 (0)84 634 8662. Hotel mit 20 Zimmern.
- Palace, Horriya St. (südlich des Bahr Yusuf, östlich des Postamts). Tel.: +20 (0)84 631 1222, (0)84 633 3641. Einfaches Hotel mit 25 Zimmern, einige Zimmer mit Bad.
Mittel
[Bearbeiten]- 3 Queen, 22 El Shaaheed Attallah Hassan St., Munsha'at Lotfallah. Tel.: +20 (0)84 634 6819. Hotel mit 16 Zimmern. (29° 18′ 48″ N 30° 50′ 28″ O)
- 4 University Hotel (فندق كلية سياحة وفنادق, Funduq Kulīyat Siyāḥa wa-Fanādiq), Kīmān Fāris. Tel.: +20 (0)84 634 5702, Fax: +20 (0)84 635 6631. Ausbildungshotel der Fakultät für Tourismus und Hotels an der Fayoum-Universität. (29° 18′ 12″ N 30° 49′ 49″ O)
Weitere Unterkunftsmöglichkeiten gibt es am Südufer des Qārūn-Sees in der Nähe von Schakschūk, in Tūnis und in ʿAin es-Sīlīyīn. Zeltplätze gibt es im Wādī er-Raiyān und im Tal der Wale.
Lernen
[Bearbeiten]- Fayoum University (جامعة الفيوم, Ǧāmiʿat al-Faiyūm)
Sicherheit
[Bearbeiten]Gesundheit
[Bearbeiten]Praktische Hinweise
[Bearbeiten]Touristik-Information
[Bearbeiten]Die Touristik-Information befindet sich im Gebäude der Gouvernement-Regierung, Tel.: +20 (0)84 634 2313, 634 3044, Fax: +20 (0)84 634 2586. Sie ist täglich außer freitags von 09:30 bis 15:00 Uhr geöffnet.
Touristen-Polizei
[Bearbeiten]Die Touristenpolizei ist unter (0)84 630 7298 erreichbar.
Banken
[Bearbeiten]Die Banken im Stadtzentrum verfügen meist über Geldautomaten.
Ausflüge
[Bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten]- ↑ 1,0 1,1 99,1 (1972), S. X–XVI, insbesondere S. XIII. : Traditionen um Menes : Beiträge zur überlieferungsgeschichtlichen Methode in der Ägyptologie II. In: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde (ZÄS), Bd.
- ↑ London: School of Archaeology in Egypt, Univ. College [u.a.], 1913, British School of Archaeology in Egypt and Egyptian Research Account ; 23=Year 19.1913. Tafel 2, Nr. 4. : Tarkhan I and Memphis V.
- ↑ Diodor, 1. Buch, § 89. Zitat aus: Stuttgart: Metzler, 1827, Griechische Prosaiker in neuen Übersetzungen ; 20, S. 138 f., 1. Bdch. : Diodor’s von Sicilien historische Bibliothek.
- ↑ 4,0 4,1 Leipzig: Baedeker, 1928 (8. Auflage), S. 196 f. : Ägypten und der Sûdan : Handbuch für Reisende.
- ↑ Ägypten : Handbuch für Reisende ; Theil 2: Ober-Ägypten und Nubien bis zum Zweiten Katarakt. Leipzig: Baedeker, 1891, S. 8 f. :
- ↑ Egypt: Governorates, Major Cities & Towns. In: Citypopulation.de, abgerufen am 7. November 2014.