Andenbahn
Andenbahn | |
Länge 940 Kilometer |
Als Andenbahn wird insbesondere die peruanische Ferrocarril del Sur (spanisch: „Eisenbahn des Südens“) bezeichnet, welche über die Strecke von 940 km die Orte Matarani und Cusco in den Anden verbindet.
Hintergrund
[Bearbeiten]Weitere, als Andenbahn bekannte Eisenbahnstrecken sind die Ferrocarril Central Andino (Peru; zwischen Lima und den Hochanden) und die ehemalige, 1984 eingestellte Transandenbahn (zwischen Argentinien und Chile). Seit Mai 2017 betreibt die PeruRail gemeinsam mit der britischen Belmond-Gruppe den Belmond Andean Explorer als Luxuszug, der zwei Strecken befährt: Von Arequipa über Puno nach Cusco (688 km) mit zwei Übernachtungen im Zug und von Puno nach Cusco (eine Übernachtung) und jeweils umgekehrt.[1]
Von zentraler touristischer Bedeutung ist die Teilstrecke der Ferrocarril del Sur von Puno nach Cusco (348 km), von wo aus die Inkastadt Machu Picchu zu erreichen ist. Betreiber der Linie ist die Peru Rail. Auf derselben Strecke fährt – konkurrierend – auch die Inca Rail.
Im Tourismus kommt es häufig zu Verwechslungen im Hinblick auf das Reiseziel in den peruanischen Anden. In diesem Artikel wird streng unterschieden zwischen dem Berg Macchu Picchu und der Ruinenstadt als Reiseziel einerseits und der Ortschaft Aguas Calientes mit touristischen Fazilitäten (Hotels, Läden, Restaurants, Reisebusunternehmen und dem Endbahnhof der Andenbahn) andererseits.
Geschichte
[Bearbeiten]Die Einweihung der Hauptstrecke der Ferrocarril del Sur fand am 6. Januar 1841 statt. Die Strecke von Puno aus wurde ab dem 2. Januar 1871 weitergebaut und konnte wegen der technischen Probleme erst am 25. Januar 1894 eröffnet werden. Die Andenbahn muss hier eine durchschnittliche Steigung von 6 % überwinden, wobei die Dieselloks lediglich Steigungen von maximal 4 % schaffen.[2] Um dies zu erreichen, wurden für die Gleise Spitzkehren in Zickzack-Form eingebaut, wobei die Loks die Waggons zunächst vorwärts hinaufziehen und danach an der nächsten Weiche weiter nach oben schieben. An der nächsten Spitzkehre wird der Vorgang umgekehrt wiederholt. Auf der Strecke wurden 66 Tunnels und 61 Brücken angelegt. Der Zug fährt sehr langsam (15 bis 30 km/h) und hält an den Spitzkehren an, weil die Weichen vom Lokführer per Hand umgestellt werden. Der Zug führt an atemberaubenden Schluchten vorbei, in einigen davon liegen von Pflanzen überwucherte Reste abgestürzter Waggons.
Anreise
[Bearbeiten]Auto/Bus
[Bearbeiten]Mehr oder weniger parallel zur Andenbahn verläuft ab Puno die Peru Ruta Nacional 3S () Richtung Nordwesten bis nach Cusco (387 km). Von dort führt die Ruta Nacional 3S in Richtung Nordwesten bis Anta (26 km), von wo die CU-110 bis Pachar führt (31 km). Von dort aus geht es über die Ruta PE 28B () nach Ollantaytambo (7 km).
Eine weitere Straßenverbindung von hier führt über eine sehr schlechte, an Steilabhängen vorbeischlängelnde Schotterpiste nach Central Hidroelectrica Machu Picchu. Es ist deshalb ratsam, mit der Peru Rail/Inca Rail von Ollantaytambo nach Aguas Calientes zu fahren (1 Stunde 40 Minuten). Letzterer Ort ist nicht an das peruanische Straßennetz angebunden, so dass eine Zugfahrt oder zu Fuß an den Gleisen entlang die einzigen Optionen sind. Von hier aus schlängeln sich die Gleise der Andenbahn durch die Schlucht des Rio Urubamba an gefährlichen Steilabhängen vorbei und erreichen schließlich das Dorf von Machu Picchu (Aguas Calientes).
Flugzeug
[Bearbeiten]Per Flugzeug ist ein Kurzflug von Cusco oder Aguas Calientes bis zum Helipuerto Machupicchu möglich. Das Gebiet um Machu Picchu ist eine Flugverbotszone.
Zu Fuß
[Bearbeiten]Gebirgswanderer können Machu Picchu auch zu Fuß entlang der Bahnschienen erreichen, auch wenn das Betreten der Gleise offiziell verboten ist. Die Lokführer sind Wanderer gewöhnt und hupen vor unübersichtlichen Kurven.
Streckenverlauf
[Bearbeiten]Auf der Strecke der Ferrocarril del Sur gibt es einen Abzweig der Andenbahn in Juliaca, der die Strecke nach Aguas Calientes bedient und Richtung Cusco fährt. Die Entfernung von Puno nach Cusco beträgt 348 km, wofür der Zug 13 Stunden benötigt.[3] Dabei hält er an 32 Bahnhöfen an, seine maximale Geschwindigkeit liegt zwischen 30 und 45 km/h.
Unterstellt wird ein Streckenverlauf von Süd nach Nord:[4]
- 1 Puno die am Westufer des Titicacasees gelegene und am 4. November 1668 gegründete Stadt hat heute 129000 Einwohner. Sie liegt auf der Andenhochebene (spanisch: altiplano) und ist 3830 m hoch.
- 1 Estación Ferroviaria de Puno (Estación Puno) Die Zugfahrt mit der Andenbahn beginnt um 07:00 Uhr (oder endet gegen 21:00 Uhr) an der in der Avenida La Torre 224.
- 2 Estación Juliaca Ankunft im Bahnhof von Juliaca gegen 16:00 Uhr.
- 3 Sicuani 58000 Einwohner, liegt 3359 m hoch.
- 4 Urcos 6000 Einwohner, liegt 3150 m hoch.
- 5 Oropesa 4500 Einwohner, liegt 3110 m hoch.
- 4 Estación San Pedro Im Bahnhof von Cusco endet die Zugreise mit der Andenbahn gegen 21:00 Uhr (oder beginnt um 08:00 Uhr) an der Cascaparo 154.
- 5 Cusco / Estación Poroy (Estación Poroy) Ab Cusco (Estación Poroy) verkehren auf der Strecke nach Aguas Calientes (Machu Picchu) drei verschiedene Klassen von Touristenzügen der Peru Rail mit unterschiedlichem Komfort: Vistadome (erste Klasse in Panoramawaggons), Inca (zweite Klasse) und Backpacker. Die Abfahrts- und Rückkehrzeiten variieren je nach Klasse: 06:00 Uhr/06:15 Uhr/06:30 Uhr. Die Rückfahrt von Machu Picchu erfolgt entsprechend um 15:00 Uhr/15:25 Uhr/16:10 Uhr. Es ist ratsam, in Aguas Calientes zu übernachten, damit der erste morgendliche Bus den frühesten Aufstieg auf den Berg ermöglicht. Ab 10:00 Uhr wird die Gegend von Touristen überlaufen.
- 6 Cusco wurde am 23. März 1534 von Spaniern neu gegründet, doch reicht die Inka-Siedlung bis 100 nach Christus zurück. Die Stadt hat heute 350000 Einwohner und liegt 3399 m hoch. Zur Inka-Festung Machu Picchu fährt ein Touristentriebwagen mit einer Spurbreite von 97 cm vom Bahnhof in Cusco/Poroy um 06:00 Uhr ab und benötigt für die 112,5 km lange Strecke 3 ½ Stunden, Ankunft also um 09:30 Uhr im Pueblo Aguas Calientes (Höhe: 1970 m).
- 7 Urubamba 2870 m hoch, 2700 Einwohner.
- 6 Ollantaytambo (Estación Ollantaytambo) 2848 m hoch und 3100 Einwohner. Auch am hiesigen Bahnhof kann die Peru Rail nach Aguas Calientes genutzt werden (Fahrtdauer: 1 Stunde 30 Minuten, Strecke: 43 km). An Bahn-Kilometer 82 beginnt in Piscacucho der klassische Inka-Pfad, ein nur mit Führern begehbarer und auf 500 Wanderer pro Tag limitierter Wanderweg herauf nach Machu Picchu.
- 8 Aguas Calientes 2040 m hoher und 4600 Einwohner zählender Ausgangsort für die Besichtigung von Machu Picchu. Der Bahnhof wurde erst im Februar 1998 eröffnet. Ein Bus fährt über die Avenida Hermanos Ayar, die den Rio Urubamba überquert und am anderen Flussufer in die CU-108 übergeht, die in Serpentinen über 8 km beim Belmont Hotel (2360 m) endet.
- 1 Machu Picchu (En la ribera izquierda del llamado Cañón del Urubamba.) um 1450 zur Zeit des 9. Inka Pachacutec Yupanqui (1438-1463) entstandene terrassenförmig angelegte Ansiedlung der Inka auf einem Bergsattel in einer unzugänglichen Region. Es gibt 216 erhaltene Bauwerke, deren Zentrum das Intihuatana (Ketschua inti, „Sonne“ und huatana, „gebunden“) – ein Observatorium – bildet. Die Festung wurde erst am 23. Juli 1911 durch den US-Amerikaner Hiram Bingham entdeckt. Der Berg Machu Picchu ist 3082 m hoch, der gegenüber liegende.
- 1 Huayna Picchu 2693 m. Er befindet sich beim Blick auf den Bergsattel im Hintergrund.
Übernachtungen in Aguas Calientes
[Bearbeiten]Die Hotels liegen in oder bei Aguas Calientes. Unter den 108 Hotels gibt es:
- Sumaq Machu Picchu Hotel, Avenida Hermanoz Ayar
- Jaya Machu Picchu Boutique Hotel, Los Artesanos
- Golden Sunrise Muchpicchu, Calle Wakanki
- Inti Pacha Palace Machupicchu, Calle Aymuraypa
- Teraze de Luna, Calle Wiracocha
- auch zahlreiche Hostels sind vorhanden.
Sicherheit
[Bearbeiten]Die extreme Höhenlage von mindestens 2500 m kann zur altersunabhängigen Höhenkrankheit (spanisch: soroche) führen. Folgen sind Kopfschmerzen, Übelkeit, Brechreiz, aber auch Atemnot, Kraftlosigkeit, Schwindelgefühle, kurze Blackouts oder Müdigkeit. In der Höhe wird auch ohne jede körperliche Anstrengung schneller geatmet, um die mangelnde Sauerstoffkonzentration auszugleichen. Die körpereigene Atemregulation wirkt dieser nicht entgegen, da sie vornehmlich auf den Kohlendioxidgehalt – den stärksten Atemantrieb des Blutes – reagiert. Zur Akklimatisation kommt es nur, wenn der Körper mehr rote Blutkörperchen produziert. Es braucht drei bis vier Tage, bis der Anteil der roten Blutkörperchen so erhöht ist, dass auch einfachste Tätigkeiten wie Gehen ohne sofortige Erschöpfung durchgeführt werden können.
Der Aufstieg auf den Machu Picchu ist entsprechend anstrengend, er muss zu Fuß über etwa 1700 Steinstufen zum Huayna Picchu bzw. 2585 Stufen zum Mount Machu Picchu bewältigt werden.
Auf den Bahnhöfen ist wegen Taschendiebstahls auf höchste Eigensicherung zu achten. Dies gilt besonders wegen der mangelnden Konzentrationsfähigkeit durch die „dünne Luft“. Die Indigenen reichen an Bahnhöfen durch die Zugfenster ihre Waren, wobei es ebenfalls zu Diebstählen kommen kann.
Literatur
[Bearbeiten]- Brien Foerster, Gringo Guide: Machu Picchu And Cusco, Lulu.com, 2013; ISBN 9781300679691
Einzelnachweise
[Bearbeiten]- ↑ Der peruanische Luxusschlafwagenzug „Belmond Andean Explorer“, in: Eisenbahn-Revue International (5), 2018, S. 266 f.
- ↑ Dampfloks können wegen der Höhe nicht eingesetzt werden, weil der Siedepunkt des Wassers hier bereits bei 90 Grad Celsius liegt.
- ↑ Barbara Hollenbach, Im Reich des Kondors - Eine erlebnisreiche Reise, Cuvillier Verlag, 1999, S. 120
- ↑ Detlev Kirst, DuMont Reise-Handbuch Reiseführer Peru, Dumont Reiseverlag, 2013, S. 246
- ↑ der höchste ist in Tibet der Bahnhof Tanggula (5068 m) von der Lhasa-Bahn. Es folgen der bolivianische Bahnhof Cóndor mit 4786 m (auf der Strecke Rio Mulatos–Potosí) und Galera mit 481 m (Lima-Huancayo)