Nachitschewan
Nachitschewan | |
Hauptstadt | Naxçıvan |
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Einwohnerzahl | 439.800 (2015) |
Fläche | 5.500 km² |
Postleitzahl | |
Vorwahl | 60 |
Webseite | www.nakhchivan.az |
Nachitschewan (Naxçıvan[1]) ist der Verwaltungssitz der zu Aserbaidschan gehörigen gleichnamigen, autonomen Exklave.
Die wenigen anderen Ortschaften des 5500 km² großen Gebietes sind relativ klein. Diese grenzt im Westen und Süden an den Iran, in Norden und Osten an Armenien. In äußersten Nordwesten gibt es einen Landkorridor zur Türkei.
Nach Osten, zu Armenien ist das Gebiet durch schroffe Berge begrenzt, die Westgrenze verläuft entlang des Flusses Aras, der in bei der Stadt Nachitschewan zum Aras Govsaghynyn Reservoir aufgestaut ist.
Orte
[Bearbeiten]Hauptstadt und größte Stadt des Gebietes ist 1 Nachitschewan-Stadt . Babak ist ein südlicher Vorort Nachitschewans.
Ganz im Süden liegt der Grenzort zum Iran, 2 Culfa/Dscholfā (sprich „Dschulfa“)
Orudbad, im Südosten.
Hintergrund
[Bearbeiten]Nachitschwewan gehörte ursprünglich zum armenischen Großkönigreich, wurde aber zu Zeiten der Sowjetunion wegen ihrer Azeri-Bevölkerungsmehrheit der Sowjetrepublik Aserbaidschan zugeschlagen. Das Gebiet war 1990–94 als Folge des armenisch-azerischen Krieges fast vollständig von der Außenwelt abgeschnitten, bis die Grenzbrücken in die Türkei und Iran fertiggestellt waren. Die Provinz, eine autonome Republik, erhält massiv Fördermittel von der Zentralregierung, finanziert aus deren Öleinnahmen. Die Angaben zur Einwohnerzahl gehen weit auseinander von 372.000 bis 680.000. Klar ist in jedem Fall, dass es sich seit der Vertreibung der Armenier um 99% ethnische Azeris handelt.
Religiös ist das Gebiet vom schiitischen Islam geprägt. D. h. die meisten Frauen tragen keine Kopftücher, der Muezzin ruft nicht zum Gebet und in den kleinen "Magazinen“ (Tante-Emma-Laden) ist überall Alkohol erhältlich. Dennoch sind die Menschen überwiegen zurückhaltend gekleidet, und Männer tragen lange Hosen und meist Hemden. Man muss sich grundsätzlich auf eine islamische Weltanschauung einstellen.
Die Nord-Süd-Hauptachse ist benannt, wie könnte es in Aserbaidschan anders sein: „Heydər Əliyev Prospekt.“
Sprache
[Bearbeiten]Die Einwohner sprechen überwiegend aserisches Türkisch. Darüber hinaus verstehen auch viele Bewohner Russisch.
Anreise
[Bearbeiten]Es gelten die Einreisebestimmungen Aserbaidschans. Die Grenze zu Armenien ist gesperrt.
Beachte den Zeitzonenunterschied zur Türkei UTC +3 (keine Sommerzeit), Iran UTC +3:30 (Sommerzeit März-Sept.), gegenüber Aserbaidschan UTC +4 (keine Sommerzeit).
Mit dem Flugzeug
[Bearbeiten]Mit dem Flugzeug ist die Einreise über eine Verbindung nach Baku mit AZAL möglich. Im Sommer gibt es auch eine Verbindung nach Ganja. Allerdings sind diese Flüge oft Wochen im voraus ausgebucht. Da sie nur innerhalb Aserbaidschans und nicht online gebucht werden können, ist die Einschaltung eines aserbaidschanischen Reisebüros praktisch unerlässlich.
In der Türkei wird Kars-Harakani 2018 nur von Turkish Airlines ab Istanbul und AnadoluJet ab Ankara angeflogen.
Mit der Bahn
[Bearbeiten]Der nächste größere türkische Bahnhof ist erst in Kars.
Mit dem Bus
[Bearbeiten]Busse ins türkische Iğdır fahren die 180 km in rund 2½ Stunden. Es kann auch ein Bus von Istanbul gebucht werden. Die Fahrt ist mit 25 Stunden angekündigt, kann aber wesentlich länger dauern. Ein Ticket kostet 220 TRY (Sommer 2019).
Auch gibt es eine Busverbindung nach Baku über den Iran. Dies erfordert allerdings ein iranisches Visum und ein mehrfaches Visum für Aserbeidschan.
Auf der Straße
[Bearbeiten]Es gelten die aserbaidschanischen Vorschriften.
Über die Landgrenze zum Iran bei Culfa/Dscholfā (38°56'42,5" N, 45°37'57,4" O; Ǧolfā, جلفا ) reisen nur wenige europäische Touristen ein.
Die Exklave verfügt im Nordwesten bei Aras Köprüsü über einen auch nachts geöffneten Grenzübergang mit der Türkei. Die Abfertigung, vor allem der aserbaidschanischen Zollverwaltungen, ist pingelig und für Einheimische auch korrupt. Sie findet einige hundert Meter vor der Grenzbrücke (39°39'19,7" N, 44°48'12,4" O) auf türkischer Seite und entsprechend nach der Brücke auf aserbeidschanischer Seite statt.
Mobilität
[Bearbeiten]Außer einem eingeschränkten Busangebot ist man auf angemietete Taxis angewiesen.
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten]Wie alle Städte der Region blickt Nachitschewan auf eine lange Siedlungsgeschichte zurück, wurde aber etliche Male durch Kriege und Erbeben verwüstet, so dass nur wenige alte Baudenkmäler erhalten sind. Dabei handelt es sich vor allem um islamische Kultstätten.
Im Rahmen der Sanierungen der letzten Jahre wurden etliche alte Gebäude neuer Nutzung zugeführt. Die Badeanstalt wurde zum Teehaus, im mittelaterlichen Eishaus (buzkhana) befindet sich nun ein Restaurant.
Im zentralen Stadtpark sind:
- 3 Momina-Khatun-Turm und -Mausoleum. Ein 26 m hoher Turm, reichverziert aus dem Jahre 1186. Daneben ist das „Grab Noahs“ aus „dem siebten Jahrtausend vor Christus“ – tatsächlich ein Bau von 2013. Geöffnet: Di.-So.: 9.00-20.00, Turm 9.00-13.00, 14.00-18.00.
- 4 Teppichmuseum (Xalça Müzeyi). Tel.: +994 77 545 06 37.
- 1 Juma-Moschee (Cümə Məscidi), Nizami Gəncəvi, E002. Am nördlichen Ende des Parks, ein Klinkerbau.
- Museen
Jeweils nur etwa hundert Meter voneinander entfernt, nördlich des Böyük bağsind:
Küche
[Bearbeiten]Die Region ist bei vielen Lebensmitteln autark, die Lokalregierung verbietet den Anbau genmanipulierter Saaten. Als speziell gelten die um Ordabad angebauten Zitronen. Ebenfalls berühmt ist ein dort hergestelltes Omelette mit Honig, das fettfrei zubereitet wird.
Unterkunft
[Bearbeiten]Zahlreiche billige Absteigen haben geschlossen, seit die aserbaidschanische Regierung durch hohe Visumsgebühren die früher zahlreichen iranischen Sauftouristen verschreckt hat.
Gehoben
[Bearbeiten]Avtovagzal Hotel, wie der Name sagt am Busbahnhof.
Praktische Hinweise
[Bearbeiten]- Internet
Internet ist auch in den abgelegensten Dörfern verfügbar, WLAN in Unterkünften Standard, wenn auch nicht immer zuverlässig.
- Post
Zentral sind:
- 1 Postamt 3, 8 Heydər Əliyev Pr.
- 2 Postamt 5, 8 Nizami Gəncəvi. Am Nordende des Stadtparks, ggü. der Juma-Moschee.
- Konsulat
Sicherheit
[Bearbeiten]Bei der Annäherung an die Grenzen ist Vorsicht geboten. Besonders an der Grenze zu Armenien gibt es öfter Schusswechsel.
Leider hat Nachitschewan ein ziemliches Problem mit der Korruption. Viele Reisende berichten, dass sie unter fadenscheinigen Vorwänden zur Zahlung von hohen "Strafen" herangezogen wurden. Hier hilft im Zweifelsfall ein aserbaidschanischer Begleiter.
Im eigenen Interesse vermeide man jegliche Diskussionen über den aserbaidschanisch-armenischen Konflikt oder Berichte über frühere oder geplante Reisen nach Armenien. Beim Besuch von nicht offiziell als Sehenswürdigkeit deklarierten, alten bzw. zerstören armenischen Kirchen und Friedhöfen ist Vorsicht angebracht.
Ausflüge
[Bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten]- Bahşaliyev, Veli; Marro, Catherine; Archaeology of Nakhichevan; Istanbul 2009 (Ege Yayınları); ISBN 9789758072262
- Selmer, Urs; Aserbaidschanische Republik Nachitschewan: Wirtschaft, Staat, Soziales, Städte; München 2013 (Nusser); ISBN 9783861203179
Weblinks
[Bearbeiten]Siehe auch die Links zu Aserbaidschan.
Einzelnachweise
[Bearbeiten]- ↑ Häufig zu finde Umschriftvarianten sind: Nakhichevan, Naxcivan, Naxçivan, Nachidsheuan, Nakhijevan, Nakhchawan, Nakhitchevan, Nakhjavan oder Nakhdjevan.