Zum Inhalt springen

Totentempel Amenophis’ III.

Welterbe in Ägypten
Brauchbarer Artikel
Aus Wikivoyage
(Weitergeleitet von Memnonkolosse)
Welt > Afrika > Nordafrika > Ägypten > Oberägypten > Luxor (Gouvernement) > Theben (Ägypten) > Theben-West > Totentempel Amenophis’ III.
Die Memnon-Kolosse standen einst vor dem Pylon des Totentempels Amenophis’ III.
Totentempel Amenophis’ III.
Kōm el-Ḥīṭān · كوم الحيطان
GouvernementLuxor
Einwohnerzahl
Höhe
Lagekarte von Ägypten
Lagekarte von Ägypten
Totentempel Amenophis’ III.

Der Totentempel Amenophis’ III, auch Memnoneion oder Amenophium genannt (arabisch: ‏كوم الحيطان, Kōm/Kaum al-Ḥīṭān, „Hügel der Mauern“), ist eine archäologische Stätte auf der Nilwestseite von Luxor am Fruchtlandrand. Hier befindet sich das sog. Millionenjahrhaus Amenophis’ III. Diese Tempelanlage diente sowohl dem Totenkult des verstorbenen Königs als auch der Verehrung des Gottes Amun. Vom Tempel ist heute nur wenig erhalten. Die kolossalen Sitzfiguren des Königs, die Memnonkolosse, bilden die Wahrzeichen des thebanischen Westtals und sind das beliebteste Fotomotiv.

Hintergrund

[Bearbeiten]
Karte
Lageplan des Totentempel Amenophis’ III.

Der Historiker Strabon (64/63 v. Chr.–nach 23 n. Chr.) überlieferte die Kunde, dass von einem der beiden Kolosse ein klagender Ton ausginge, obwohl er an der Herkunft des Tons aus dem Koloss so recht nicht glauben wollte:

„Jetzt ist sie {die Thebais} [nur] streckenweise bewohnt; ein Theil, welcher die eigentliche Stadt umfaßt, liegt in Arabien, ein anderer aber am jenseitigen Ufer, wo das Memnonium ist. Von zwei hier nahe bei einander stehenden kolossalen Standbildern aus Einem Steinblock ist das eine erhalten, von dem andern aber sind in Folge eines Erdbebens, wie es heißt, die oberen Theile vom Sitze aufwärts herabgefallen. Man glaubt, daß einmal an jedem Tage von dem auf den Thronsessel und dem Piedestal {Sockel} verbliebenen Theile ein Ton, wie von einem nicht starken Anschlage, ausgehe. Auch ich, der mit Aelius Gallus {dem römischen Präfekten von Ägypten} und einer Menge ihn begleitender Freunde und Soldaten an dem Orte zugegen war, hörte um die erste Stunde {nach Tagesanbruch} den Ton, ob er aber aus dem Piedestal, oder aus dem Koloß [selbst] kam, oder ob einer der im Kreise um das Piedestal Herumstehenden absichtlich den Ton hervorbrachte, kann ich nicht entscheiden; denn bei der Ungewßheit der Ursache will ich Alles lieber glauben, als daß der Ton von den so geordneten Steinen ausgesendet werde.“[1]
Sphinx Amenophis’ III. in Sankt Petersburg

Erste Grabungen unter Leitung von Giovanni d’Athanasi (1798–1854) im Auftrage des britischen Generalkonsuls Henry Salt (1780–1827) fanden 1825 statt, bei denen im Tempeleingangsbereich zwei Sphingen des Königs Amenophis III. aus Syenit freigelegt wurden, die sich seit 1832 am Universitätsufer der Newa in Sankt Petersburg befinden.[2] Neuere Untersuchungen wurden in den 1960er-Jahren durch das Schweizerische Institut für Ägyptische Bauforschung und Altertumskunde in Kairo und seit 1998 durch das Deutsche Archäologische Institut in Kairo und die Ägyptischen Altertümerverwaltung unter Leitung von Dr. Hourig Sourouzian durchgeführt.

Anreise

[Bearbeiten]

Etwa 5 Kilometer von der Anlegestelle der Fähre auf dem Westufer entfernt befinden sich die Überreste der Tempelanlage auf der rechten (nördlichen) Straßenseite. Das Tickethäuschen befindet sich 500 Meter weiter westlich. Für die Besichtigung der Memnonkolosse benötigt man kein Ticket.

Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten]
  • 1 Memnonkolosse , die vor dem einstigen ersten Pylon standen. Die Sitzstatuen Amenophis’ III. aus Quarzit sind heute noch mit Sockel 18 m hoch – ursprünglich waren sie 21 m hoch – und haben eine geschätzte Masse von etwa 500 Tonnen. Vom Kopfschmuck des zum Nil blickenden Königs ist nur noch das nemes-Kopftuch erhalten, nicht jedoch die Kronen. Neben den Beinen des Königs stehen seine Gemahlinnen, und zwar am rechten Bein Teje und am linken Bein Mutemwia. An den Thronseiten befinden sich Darstellungen des Nilgotts Hapi, die Lotospflanzen und Papyrusstauden als Zeichen der Vereinigung von Ober- und Unterägypten zusammenbinden.
  • 2 Torso Amenophis’ III. Ähnlich den bekannten Kolossen befand sich vor dem zweiten Pylon ebenfalls ein Paar Kolossalstatuen Amenophis’ III. Der nördliche Koloss wurde vom 6. bis zum 13. Februar 2012 aufgerichtet.[3] Von der einstigen Sitzstatue aus Quarzit sind noch die Beine und der Unterkörper erhalten. Der Torso selbst ist noch 8 Meter hoch und wiegt 320 Tonnen. Neben dem rechten Bein des Königs befindet sich die Königsgemahlin Teje. Auf der östlichen Thronseite ist wieder des Symbol der Vereinigung von Ober- und Unterägypten zu sehen. Auf dem Sockel befindet sich eine List der unterworfenen Südvölker.
  • 3 Peristylhof. Der vierte Hof des Tempels war von Säulenkolonnaden eingefasst. Zwischen den Papyrusbündelsäulen an der Ost- und an der Westseite standen etwa 8 Meter hohe Bildnisse des Königs Amenophis III.
  • Stelen im Peristylhof des Tempels. Die 4 Südstele wurde bereits 1950 unter Leitung des ägyptischen Ägyptologen Labib Habachi (1906–1984) wiedererrichtet und ist der thebanischen Triade geweiht. Im oberen Bildfeld erkennt man den König Amenophis III. in Begleitung seiner Gemahlin Teje, wie er anlässlich des Schönen Fests vom Wüstentale, einem Fest zu Ehren der Verstorbenen, Amun-Re anbetet. Die weniger gut erhaltene 5 Nordstele ist 8,66 Meter hoch und wiegt über 120 Tonnen. Sie wurde erst 2012 wiedererrichtet. Die Stele ist den Göttern Amun und Ptah-Sokar-Osiris geweiht und enthält ein Gebet an die Totengötter.

Küche

[Bearbeiten]

Ein kleines Restaurant gibt es im Bereich von Scheich ʿAbd el-Qurna in der Nähe des Ramesseums, weitere in Gazīrat el-Baʿīrāt und Gazīrat er-Ramla sowie in Luxor.

Unterkunft

[Bearbeiten]

Die nächstgelegenen Hotels findet man im Bereich von Scheich ʿAbd el-Qurna. Unterkünfte gibt es zudem in Gazīrat el-Baʿīrāt und Gazīrat er-Ramla, Ṭōd el-Baʿīrāt, Luxor sowie Karnak.

Ausflüge

[Bearbeiten]

Der Besuch des Totentempels Amenophis’ III. lässt sich mit dem Besuch weiterer Totentempel und dem der Beamtengräber z. B. in Scheich ʿAbd el-Qurna verbinden.

Literatur

[Bearbeiten]
  • Allgemein
    • Stadelmann, Rainer: Totentempel und Millionenjahrhaus in Theben. In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Abteilung Kairo (MDAIK), ISSN 0342-1279, Bd. 35 (1979), S. 301–321.
    • Ullmann, Martina: König für die Ewigkeit - die Häuser der Millionen von Jahren : eine Untersuchung zu Königskult und Tempeltypologie in Ägypten. Wiesbaden: Harrassowitz, 2002, Ägypten und Altes Testament ; 51, ISBN 978-3-447-04521-6.
    • Schröder, Stefanie: Millionenjahrhaus : zur Konzeption des Raumes der Ewigkeit im konstellativen Königtum in Sprache, Architektur und Theologie. Wiesbaden: Harrassowitz, 2010, ISBN 978-3-447-06187-2.
  • Totentempel Amenophis’ III.
    • Bernand, André ; Bernand, Étienne: Les Inscriptions grecques et latines du colosse de Memnon. [Paris]: [Adrien-Maisonneuve] ; Institut français d’archéologie orientale, 1957, Bibliothèque d’étude ; 31.
    • Haeny, Gerhard (Hrsg.): Untersuchungen im Totentempel Amenophis’ III. Wiesbaden: Steiner, 1981, Beiträge zur ägyptischen Bauforschung und Altertumskunde ; 11.
[Bearbeiten]

Einzelnachweise

[Bearbeiten]
  1. Strabon, Erdgeschichte, 17. Buch, erstes Kapitel, § 46. Zitat aus: Strabo ; Forbiger, [Albert] (Übers.): Strabo’s Erdbeschreibung ; 4 = Bändchen 7: Buch 16 und 17. Berlin, Stuttgart: Langenscheidt, Krais & Hoffmann, 1860, Langenscheidtsche Bibliothek sämtlicher griechischen und römischen Klassiker ; 55, S. 128.
  2. Treu, Georg: Ueber die ägyptische Sammlung der Eremitage, mit Bezugnahme auf die Todtengebräuche der alten Aegypter. St. Petersburg: R. Röttger, 1871, S. 6–7, Abb. 1.Solkin, Viktor V. (Hrsg.): Peterburgskie sfinksy : solnce Egipta na beregach Nevy. Sankt-Peterburg: Žurnal Neva, 2005, ISBN 978-5-87516-086-8. Englischer Nebentitel: Sphinxes of St. Petersburg : sun of Egypt on the banks of the Neva.
  3. Sourouzian, Hourig ; Stadelmann, Rainer: Ein Koloss aus Quarzit steht wieder. In: Antike Welt : Zeitschrift für Archäologie und Kulturgeschichte, ISSN 0003-570X, Bd. 44,1 (2013), S. 59–64.
Brauchbarer Artikel
Dies ist ein brauchbarer Artikel. Es gibt noch einige Stellen, an denen Informationen fehlen. Wenn du etwas zu ergänzen hast, sei mutig und ergänze sie.