Malqaṭa

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Grundmauern des Palasts Amenophis’ III.
el-Malqaṭa · الملقطة
GouvernementLuxor
Einwohnerzahl
Höhe
Lagekarte von Ägypten
Lagekarte von Ägypten
Malqaṭa

El-Malqata (auch el-Malkata, arabisch: ‏الملقطة, al-Malqaṭa, „der Fundort“) oder eindeutiger Malqata el-Baʿirat (‏ملقطة البعيرات, Malqaṭa al-Baʿīrāt, „Malqaṭa von al-Baʿīrāt“) ist, wie es der Name bereits andeutet, eine archäologische Stätte, und zwar auf dem thebanischen Westufer südlich von Madīnat Hābū. Westlich hiervon befindet sich zudem das Nonnenkloster Taudros el-Muharib (des hl. Theodor des Kriegers). Während sich sicher hauptsächlich Archäologen für die Überreste eines durchaus seltenen Königspalasts interessieren, ist das Kloster von allgemeinem Interesse.

Anreise[Bearbeiten]

Karte
Lageplan von Malqata und Umgebung

Die Anreise ist recht einfach. Vom Tickethäusen in Scheich ʿAbd el-Qurna fährt oder läuft man entlang der Asphaltstraße nach Süden in Richtung Madīnat Hābū. Man folgt der Straße etwas weiter, bis sie nach Westen abzweigt. Über eine sandige Piste erreicht man die archäologische Stätte und das Kloster.

Seit 2010 ist das archäologische Areal südlich von Madīnat Hābū mit einer hohen Mauer umgeben. In der Mauer befindet sich aber ein Durchgang zum Kloster bei 1 25° 42′ 56″ N 32° 35′ 37″ O. Im Bereich der Piste zum Kloster befinden sich südlich bzw. südöstlich die Überreste des Palasts von Amenophis III.

Hintergrund[Bearbeiten]

Palast Amenophis’ III.[Bearbeiten]

Im Gegensatz zu Tempeln und Gräbern waren Königspaläste nie für die Ewigkeit gebaut. Anstelle von Stein wurden nur luftgetrocknete Ziegel benutzt. So haben nur die Überreste weniger Paläste überdauert, neben dem hiesigen u.a. die in Tell el-ʿAmārna von Amenophis IV. (Echnaton) und in Pi-Ramesse beim heutigen Qantīr von Ramses II.

Amenophis III. (Amenhotep III.) begann mit der Errichtung seines Palastes im 8. Regierungsjahr. Warum er einen Ort auf dem Westufer für seinen Palast auswählte, ist nicht bekannt. Die Paläste anderer Könige befanden sich nämlich auf dem Ostufer. Anfänglich wurde der Palast nur bei religiösen Festlichkeiten benutzt. Ab dem dritten Regierungsjahrzehnt Amenophis’ III. nahmen die Bauaktivitäten zu, es entstanden Wohn- und Verwaltungsbauten. Von nun an lebte er bis zu seinem Tode im 38. Regierungsjahr in diesem Palast. Sein Sohn Amenophis IV. (Echnaton) wählte sich wieder einen anderen Platz, diesmal in Tell el-ʿAmārna.

Aber die Anlage bestand nicht nur aus einem Palast. Auf dem 30 Hektar großen Gelände gab es mindestens vier Paläste, so u.a. für seine Ehefrau Teje (sog. Südpalast) und seine älteste Tochter Sat-Amun (sog. Nordpalast). Im Nordosten befanden sich zudem ein Ziegelheiligtum für den Gott Amun. Neben Wirtschaftsbauten und Wohnungen für die Dienerschaft gehörte zum Komplex auch ein eigener Hafen, der sich an der Stelle des heutigen Birkat Hābū (arabisch: ‏بركة هابو, „Hābū-See“) in der Nähe des Tempels von Qaṣr el-ʿAgūz befand.

Wie bereits erwähnt, wurde die Palastanlage aus Lehmziegeln errichtet. Die Wände und der Fußboden wurden mit Stuck verputzt und anschließend bemalt. Als Motiv für den Fußboden kam z. B. ein Teich mit Fischen und Vögeln zum Einsatz. Die Decke bestand aus Holzbalken. In großen Sälen ruhte die Decke auf Holzsäulen. Auch die Türen waren dekoriert. Sie wurden mit Fayencefliesen und Goldrosetten verkleidet.

Der Palast wurde 1888 von Georges Daressy (1864–1938) entdeckt.[1] Bei seinen Grabungen fand er Keramikscherben, Perlen, Bruchstücke von Fayence und Ziegel, die den Namen Amenophis’ III. trugen. 1900 grub hier Percy E. Newberry (1868–1949) im Auftrag von Robb de Peyster Tytus.[2] Umfangreicher, aber nicht systematisch wurde zwischen 1910 und 1924 von Ägyptologen des New Yorker Metropolitan Museum of Art gegraben.[3] Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts fanden systematische Grabungen statt. Zwischen 1971 und 1977 forschten hier Barry Kemp und David O’Connor im Auftrage des Museums der University of Pennsylvania. Hauptgegenstand ihrer Untersuchungen war die Hafenanlage in Birkat Hābū.[4] Seit dem Beginn der 1970er-Jahre gruben hier auch Wissenschaftler von der Tokioter Waseda-Universität. Anfänglich wurde der Zeremonialkiosk in Kōm es-Samak („der Fischhügel“, auch Malqaṭa-Süd genannt) freigelegt, der sich auf einer Plattform befand, zu der eine Rampe und eine Treppe führte. Dieser Kiosk diente Amenophis III. zur Feier seinen Thronjubiläums (Hebsed-Fest).[5] Ab 1985 waren die japanischen Wissenschaftler im Palastbereich tätig.[6]

Kloster des hl. Theodor[Bearbeiten]

Das Kloster ist nach dem hl. Theodor dem Krieger (arab. Tāuḍrūs al-muḥārib, auch Theodor Stratelates [der Heerführer]) benannt. Der hl. Theodor gehört neben dem hl. Georg zu den bedeutendsten Kriegerheiligen. Er wird sowohl in den orthodoxen Kirchen als auch in der katholischen Kirche verehrt. Allerdings wird sein Lebenslauf unterschiedlich überliefert, so dass hier sein Lebenslauf aus dem koptischen Synaxar (Martyrologium) verwendet werden soll.

Nach der koptischen Überlieferung wurde der hl. Taudros 270 n. Chr. im syrischen Tiro geboren. Sein Vater Sadrikhos (auch Adrakos) war Minister und seine Mutter Prinzessin. Anfangs war er Soldat, später Heerführer im römischen Herr und kämpfte mit seinem Heer in Persien. Er traf in Persien auch auf den persischen Heerführer Banikaros, den er ebenfalls zu Christentum bekehren konnte. Der römische Kaiser beorderte ihn zu sich und forderte ihn auf, vom Christentum abzuschwören. Nachdem Theodor dies verweigerte, ließ Diokletian ihn festnehmen, an einen Baum nageln und foltern. Im Jahr 306 wurde er hingerichtet, weil er nicht vom christlichen Glauben abfiel.

Es gibt auch die Legende, dass Theodor im persischen Euchaïta gegen einen Drachen, der „Schlange des Gartens des Paradises“, gekämpft und ihn getötet hat.

Der Gedenktag des Heiligen ist im koptischen Kalender der 12. Tuba (20. Januar).

Die heutigen modernen Klosterbauten aus dem 19. Jahrhundert erheben sich vielleicht an der Stelle eines gleichnamigen Klosters, das im Mittelalter bekannt war.[7] Teile der Kirche im Bereich des Chūrus (Querhalle vor den Altarräumen) stammen aus früheren Kirchenbauten. Von Karl Richard Lepsius (1810–1884) stammte eine erste Beschreibung.[8] Er berichtete, dass die kleine Kirche vom hl. Donadeos gegründet wurde und dass sich die thebanischen Christen hier sonntäglich zu versammeln pflegen. Eine umfangreichere Beschreibung gab Somers Clarke (1841–1926) zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten]

Palast Amenophis’ III.[Bearbeiten]

Luftbild vom Palast Amenophis’ III.

Unmittelbar südlich des Weges noch in der Nähe zum Fruchtland befindet sich der 1 Hauptpalast Amenophis’ III. (25° 42′ 54″ N 32° 35′ 30″ O). Er ist etwa 135 Meter lang (Ost–West) und 57 Meter breit. Der Eingang im Nordosten führte zu einem Empfangshof, dem im Westen ein Festsaal und die privaten Gemächer folgen. Im Festsaal standen einst 16 Holzsäulenpaare, an seinem Ende befand sich der Thronsaal. Im Süden des Palasts befanden sich einst die Küche, Wirtschaftsgebäude und der Palast der Teje.

Getrennt durch einen Weg befindet sich östlich des Palastes ein weiterer Palast.

Zu ebener Erde erkennt man natürlich nur noch die Grundmauern. Ein besserer Blick bietet sich von einem Heißluftballon aus, da man nun den Grundriss deutlich besser erkennt. Freskoreste befinden sich heute im Metropolitan Museum of Art in New York und im Ägyptischen Museum in Kairo.

Vom Hafen bei Birkat Hābū, einstmals etwa 2,2 × 0,9 Kilometer groß, erkennt man nur noch das aufgeschüttete Erdreich, teilweise ist er auch mit Häusern überbaut. Der T-förmige Hafen war über einen Kanal mit dem Nil verbunden.

Kloster des hl. Theodor[Bearbeiten]

Das 1 Nonnenkloster des hl. Theodor des Kriegers (25° 43′ 1″ N 32° 35′ 21″ O), arabisch: ‏دير القديس تاوضروس المَشرِقي المحارِب, Dair al-qiddīs Tāuḍrūs al-mašriqī al-muḥārib, „Kloster des hl. Theodor, der aus dem Osten stammende, des Kriegers“, auch Kloster des Prinzen Theodor (arabisch: ‏دير الأمير تاوضروس, Dair al-Amīr Tāuḍrūs) genannt, befindet sich ca. 500 Meter südwestlich des Tempels von Madīnat Hābū. Es wird von einer hohen Mauer umgeben, an das sich die Kirche anlehnt. An den Hofseiten befinden sich zur Linken die Wohnzellen der Nonnen, die ebenfalls eine Kuppel tragen. Zur Rechten befinden sich vier Baracken.

Der heutige Kirchenbau, eine sog. Breithauskirche, ist erst im 19. Jahrhundert entstanden. Erst in dieser Zeit entstanden Kirchen, die bereits als Breithauskirche mit mehreren Schiffen und Heikalen geplant waren. Allerdings ist diese Kirche kein kompletter Neubau. Die Steinquaderpfeiler im Bereich des Chūrus, das ist die Querhalle vor den Altarräumen, und eine halbrunde Apsis entstammen einem Vorgängerbau, der vielleicht schon im 13. oder 14. Jahrhundert errichtet wurde.[9] Die teilweise mit Hieroglyphen versehenen Sandsteinquader stammen möglicherweise aus der Tempelanlage von Madīnat Hābū, wurden hier zusammenhanglos zusammengefügt und an einigen Stellen mit Kreuzen und Ornamenten versehen. Die restlichen Pfeiler wurden bis zum Bogenansatz aus gebrannten Ziegeln errichtet. Der Oberteil und die Kuppeln bestehen aus Lehmziegeln.

Die vierschiffige Kirche besitzt 17 zum Teil elliptische Kuppeln, die meist auf Bögen bzw. 1,75 Meter hohen Pfeilern oder Säulen ruhen. Das wenige Licht gelangt durch die Öffnungen in den Kuppeln in den Kirchenraum. Das ursprünglich rechteckige Gebäude ist später um ein weiteres Querschiff im Westen und eine Kapelle mit zwei Räumen im Südosten erweitert worden.

Luftbild vom Kloster des hl. Theodor
Kirche des Klosters
Heikal der Jungfrau Maria
Im Kircheninneren
Querschiff vor den Heikalen
Grab des Ägyptologen Labib Habachi

Die Kirche besitzt fünf Heikale (Allerheiligste), die beiden äußeren besitzen zwei Türen, die mittlere eine Tür. Die Altäre sind (von Nord nach Süd) für den hl. Georg, der Jungfrau Maria, den hl. Taudros (Theodor) – das ist der Hauptaltar –, den hl. Egladios (arabisch: ‏إقلاديوس‎) und den Erzengel Michael bestimmt. Die Altarräume sind recheckig, breiter als lang, und nur mit einer Halbkuppel bekrönt. Die Abschirmung der Heikale erfolgt durch eine einfache Wand. Seit kurzem (um 2010) verfügt der Heikal des hl. Taudros über eine moderne Ikonostase mit der Darstellung der zwölf Apostel und des Abendmahls.

An der Südwand befindet sich eine Ikone des Reiterheiligen und ein Schrein für Maria. Ein Schrein mit den Reliquien des hl. Taudros wurde an der Westwand aufgestellt.

Das später ergänzte Querschiff ist wohl für Frauen bestimmt. Im hinteren Raum der Kapelle im Südosten, die nur über die Kirche erreichbar ist, befindet sich ein etwa quadratisches Taufbecken im Boden, das von außen mit Wasser befüllt wird. Ein weiteres Taufbecken befindet sich im Nordwesten der Kirche.

Gegenüber der Hauptkirche an der Eingangsmauer befindet sich das Grab des bedeutenden koptischen Ägyptologen Labīb Habaschī (Habachi, 1906–1984). Er war der führende ägyptische Ägyptologe seiner Generation. 1924 wollte er erst Mathematik studieren, entschied sich aber ein Jahr später für die Ägyptologie. Nach dem Studium war er als Inspektor im ägyptischen Antikendienst an verschiedenen Orten tätig. 1960 bis 1963 arbeitete er auch als Konsultant für Nubien-Expedition des Oriental Institute der Universität Chicago. Zu seinen bedeutendsten Grabungsplätzen zählten das Heqaib-Heiligtum auf der Insel Elephantine, Karnak, wo er die Kamose-Stele entdeckte, Tell Basta bei ez-Zaqāzīq und Qantīr.

Außerhalb des Kloster befinden sich zur Linken Gräber und zur Rechten ein großer Garten.

Aktivitäten[Bearbeiten]

Pilger strömen alljährlich am 12. Tuba (20. Januar) und 20. Abib (27. Juli) in dieses Kloster.

Küche[Bearbeiten]

Ein kleines Restaurant gibt es im Bereich von Scheich ʿAbd el-Qurna, weitere in Gazīrat el-Baʿīrāt und Gazīrat er-Ramla sowie in Luxor.

Unterkunft[Bearbeiten]

Die nächstgelegenen Hotels findet man im Bereich von Scheich ʿAbd el-Qurna. Unterkünfte gibt es zudem in Gazīrat el-Baʿīrāt und Gazīrat er-Ramla, Ṭōd el-Baʿīrāt, Luxor sowie Karnak.

Ausflüge[Bearbeiten]

Der Besuch von el-Malqaṭa lässt sich mit dem Besuch von 2 Madīnat Hābū , 3 Qaṣr el-ʿAgūz , 4 Deir el-Madīna und/oder dem 5 Tal der Königinnen verbinden.

Literatur[Bearbeiten]

  • Kühn, Thomas: Malqata – Königspalast auf dem Westufer von Theben. In: Kemet, ISSN 0943-5972, Bd. 12,4 (2003), S. 26–29.
  • Clarke, Somers: Christian antiquities in the Nile Valley : a contribution towards the study of the ancient churches. Oxford: Clarendon Pr., 1912, S. 116–118, Tafel XXXIV.
  • Meinardus, Otto F. A.: Christian Egypt, ancient and modern. Cairo: American University in Cairo Press, 1977 (2. Auflage), ISBN 978-977-201-496-5, S. 433.

Weblinks[Bearbeiten]

  • Koptisches Synaxar (Martyrologium) zum 12. Tuba (Coptic Orthodox Church Network)

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Daressy, Georges: Le palais d’Aménophis III et le Birket Habou. In: Annales du Service des Antiquités de l'Égypte (ASAE), Bd. 4 (1903), S. 165–170, eine Tafel.
  2. Tytus, Robb de Peyster: A preliminary report on the re-excavation of the palace of Amenhetep III. New York: Winthrop Pr., 1903.
  3. Hayes, W[illiam] C.: Inscriptions from the Palace of Amenhotep III. In: Journal of Near Eastern studies (JNES), Bd. 10 (1951), S. 35–40, 82–111, 156–183, 231–242.
  4. Kemp, Barry ; O’Connor, David: An Ancient Nile Harbour : University Museum Excavations at the ‘Birket Habu’. In: The International Journal of Nautical Archaeology and Underwater Exploration <London>, Bd. 3 (1974), S. 101–136, 182, Pläne.
  5. Watanabe, Yasutada ; Seki, Kazuaki: The Architecture of “Kom el Samak” at Malkata South : A Study of Architectural Restoration. Tokyo: Waseda University, 1986, Studies in Egyptian Culture ; 5.
  6. Iida, Kishiro u.a.: Studies on the Palace of Malqata, 1985–1988 : Investigations at the Palace of Malqata, 1985–1988. Tokyo: Waseda University, 1993, ISBN 978-4-8055-0252-5. In Japanisch, englische Zusammenfassungen.
  7. Winlock, H[erbert] E[ustis] ; Crum, W[alter] E.: The Monastery of Epiphanius at Thebes; Bd. 1. New York: Metropolitan Museum of Art, 1926, S. 5, 177.
  8. Lepsius, Carl Richard: Briefe aus Aegypten, Aethiopien und der Halbinsel des Sinai. Berlin: Hertz, 1852, S. 297–299.
  9. Grossmann, Peter: Zum Typ der ‘Breithauskirche’ in Ägypten. In: Oriens christianus : Hefte für die Kunde des christlichen Orients (Or.Chris.), Bd. 59 (1975), S. 159–164, insbesondere S. 161 f.
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