Qaṣr el-ʿAgūz
Qaṣr el-ʿAgūz · قصر العجوز | |
Gouvernement | Luxor |
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Qaṣr el-ʿAgūz |
Qasr el-Aguz (arabisch: قصر العجوز, Qaṣr al-ʿAǧūz, „Schloss des Greises“) ist ein kleiner Weiler im Süden des thebanischen Westufers und der Standort des jüngsten Tempelneubaus auf dem Westufer, des Tempels des Schreibergottes Thot. Der Besuch lohnt für Archäologen, die insbesondere an der ptolemäischen (griechischen) Zeit interessiert sind.
Anreise
[Bearbeiten]Die Anreise ist recht einfach. Vom Tickethäusen in Scheich ʿAbd el-Qurna fährt oder läuft man entlang der Asphaltstraße nach Süden in Richtung Madīnat Hābū. Man folgt der Straße etwas weiter, bis sie nach Westen abzweigt. Hier befindet sich der Tempel.
Möglicherweise ist das Ticket für den Tempel von Madīnat Hābū auch für den hiesigen Tempel gültig.
Hintergrund
[Bearbeiten]Qaṣr el-ʿAgūz ist natürlich eine moderne arabische Bezeichnung, die aber auf den hiesigen Tempel Bezug nimmt, wenn sie von einem Schloss bzw. einer Festung spricht.
Der Tempel des Thot ist der letzte Neubau eines Tempels auf dem Westufer. Er wurde unter Ptolemaios VIII. Euergetes II. errichtet. Von ihm stammen auch die Dekorationen der hinteren beiden Hallen.
Der Tempel wurde dem Schreibergott Thot, der an der Stätte von Djeme (d.i. Madīnat Hābū) wohnt, und dem vergöttlichten Beamten Imhotep, Baumeister und Mediziner unter dem König Djoser zu Beginn der 3. Dynastie, sowie dem Mediziner und Rekrutenschreiber Amenhotep, Sohn des Hapu (Zeit Amenophis’ III.), geweiht. Neben Thot werden auch noch Month und der Gott Teëphibis, eine Variante des Thot, die nur in diesem Tempel auftritt und etwa „Thot das Gesicht des Ibis“ bedeutet. Natürlich diente der Tempel auch dem Königskult der ptolemäischen Herrscher, neben Ptolemaios VIII. werden auch seine Vorfahren und Kleopatra II. bzw. Kleopatra III. in den Szenen dargestellt.
Der Tempel wurde wohl als Barkenstation für den Gott Thot genutzt.
Der Tempel ist seit dem 19. Jahrhundert bekannt. Es gibt u.a. Kurzbeschreibungen von John Gardner Wilkinson (1797–1875)[1], Jean-François Champollion (1790–1832)[2] und Karl Richard Lepsius (1810–1884)[3]. 1909 wurde der Tempel von Dominique Mallet untersucht und beschrieben. Erneute Untersuchungen wurden zwischen 2001 und 2005 vom Institut für Ägyptologie an der Marc Bloch University in Straßburg in Zusammenarbeit mit dem ägyptischen Antikendienst und dem Institut Français d’Archéologie Orientale vorgenommen.
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten]Die Hauptsehenswürdigkeit ist natürlich der 1 Tempel des Thot. Er gehört nicht zu den offiziellen Sehenswürdigkeiten, man kann aber mit dem Wärter über den Besuch verhandeln. Das Gelände betritt man von Nordwesten und gelangt entlang der Tempelnordwand zum Pronaos, der Tempelvorhalle.
Der Pronaos im Osten ist ca. 14 Meter breit und 4,5 Meter tief. Das Besondere an ihm ist, dass es hier keine Säulen gibt – wie auch im gesamten Tempel. Daran schließt sich das 13 Meter lange, acht Meter breite und sieben Meter hohe Tempelhaus mit drei hintereinander liegenden Hallen an. Die letzte Halle ist das Sanktuar (Allerheiligste). Etwas ungewöhnlich sind dessen beiden seitliche Türen, die direkt vom Sanktuar nach außen führen.
Der Tempel wurde aus großen Kalksteinquadern errichtet, ist außen leicht geböscht und wird oben mit einer Hohlkehle bekrönt. Einzige Dekoration an der Außenseite sind die Rundstäbe an den Ecken und unterhalb der Kehlen. Über dem Eingang zum Tempel bzw. zu seinen Hallen findet sich die übliche Flügelsonne.
Die Dekoration im Inneren beschränkt sich auf die beiden hinteren Hallen, wobei mit der der hinteren Halle begonnen wurde. In der mittleren Halle wurden die Reliefs nur in der unteren Hälfte begonnen, in der oberen Hälfte sind sie nur mit roter Farbe vorgezeichnet.
Die Laibungen der Tür zur zweiten Halle tragen die Titel von Ptolemaios und Kleopatra II. Die innere Seite des Türsturzes zeigt den König in einer Doppelszene vor Imhotep bzw. Thot und der Schreibergöttin Sefchet-abu (Seschat). Die Szenen in der zweiten Halle, wie auch in der dritten Halle, sind in zwei Registern (Bildstreifen) angeordnet. Man sieht in den Szenen der zweiten Halle den anbetenden bzw. opfernden Ptolemaios bzw. Kleopatra II. vor Göttern wie Thot, Chons, Mut, Hathor, Amun, Maat, Schu, Tefnut, Imhotep, Amenophis u.a. Die Register werden oben mit einem Fries abgeschlossen, der u.a. eine Widmungsinschrift und die Kartuschen des Ptolemaios und von Kleopatra II. und III. trägt. An der Decke befinden sich Nechbet- und Buto-Geier, die Kronengöttinnen, und die Kartuschen des Ptolemaios.
An der Tür zum Sanktuar befinden sich nur wenige Textreste. An der linken Eingangswand sieht man Ptolemaios, wie er oben Ptolemaios II. Philadelphos und Arsinoe II. bzw. Ptolemaios III. Euergetes I. und Berenike II., darunter Amun, Osiris-Onnophris und Isis opfert. An der linken Wand sieht man oben Ptolemaios beim Opfer vor Month und seiner Gefährtin Rattaui, Mut und Thot, darunter beim Öffnen des Schreins des Gotts Thot und beim Weihrauchopfer vor der Barke des Thot. An der rechten Eingangswand sieht man Ptolemaios, wie er oben Ptolemaios V. Epiphanes und Kleopatra I. bzw. Ptolemaios IV. Philopator und Arsinoe III. opfert, und darunter, wie er von Thot im Beisein Harsiese und Nephthys das Hebsed-Symbol als Zeichen der Krönungsjubiläen erhält. An der rechten Wand sieht man oben Ptolemaios beim Opfer vor Month und Tenenet-Rattaui und vor der Göttin Amaunet, darunter wiederholt beim Öffnen des Schreins des Gotts Thot und beim Opfer des Bildnisses der Göttin Maat vor einer Barke.
Die Rückwand zeigt oben sechs bzw. unten vier Opferszenen in den Registern. Oben opfert Ptolemaios ein Kollier an Chons und Spiegel an Isis. Es folgen Ptolemaios und Kleopatra II. vor Thot und Nehemawat bzw. Ptolemaios und Kleopatra III. vor Thot und Maat. Die letzten beiden Szenen zeigen Ptolemaios, wie er eine Wasseruhr an die Göttin Nehemawat und ein Pektoral an Thot opfert. Im unteren Register opfert Ptolemais in den beiden mittleren Szenen das Bildnis der Göttin Maat an Amun und Mut bzw. Amun und Chons. In den beiden äußeren Szenen opfert er vor je vier verschiedenen Gottheiten. Unterhalb der Szenen findet man die Prozession der Gaugottheiten, oberhalb im Fries die Widmungsinschrift von Ptolemaios bzw. Kleopatra II. und III. Die Decke zeigt wieder Nechbet- und Buto-Geier, und eine Widmungsinschrift des Ptolemaios.
Küche
[Bearbeiten]Ein kleines Restaurant gibt es direkt am Eingang zum Tempel von Madīnat Hābū, weitere in Scheich ʿAbd el-Qurna sowie in Gazīrat el-Baʿīrāt und Gazīrat er-Ramla.
Unterkunft
[Bearbeiten]Die nächstgelegenen Hotels findet man im Bereich von Scheich ʿAbd el-Qurna. Unterkünfte gibt es zudem in Gazīrat el-Baʿīrāt und Gazīrat er-Ramla, Ṭōd el-Baʿīrāt, Luxor sowie Karnak.
Ausflüge
[Bearbeiten]Der Besuch des Tempels lässt sich mit dem Tempel von 2 Madīnat Hābū , dem Kloster des hl. Tadros in 3 el-Malqaṭa , der Arbeitersiedlung 4 Deir el-Madīna und/oder dem 5 Tal der Königinnen verbinden.
Literatur
[Bearbeiten]- Le Caire: Impr. de l’Institut français d’archéologie orientale du Caire, 1909, Mémoires publiés par les membres de l’Institut français d’archéologie orientale du Caire ; 11. : Le Kasr el-Agoûz.
- Berlin: Walter de Gruyter & Co., 1952, S. 370 f., 770. Nachdruck 2000. : Reallexikon der agyptischen Religionsgeschichte.
- Bulletin de l’Institut français d’archéologie orientale (BIFAO), Bd. 102 (2002), S. 405–423. : Le dieu Thot au Qasr el-Agoûz [Djed-her-pa-heb], [Djehouty-setem]. In:
- Bulletin de la Société Française d’Egyptologie (BSFE), Bd. 174 (2009), S. 29–69. : Le temple de Qasr el-Agouz dans la nécropole thébaine, ou Ptolémées et savants thébains. In:
Weblinks
[Bearbeiten]- Qasr el Aguz auf Osirisnet.net
Einzelnachweise
[Bearbeiten]- ↑ London: Murray, 1835, S. 76 f. : Topography of Thebes and general view of Egypt.
- ↑ Monuments de l’Égypte et de la Nubie : notices descriptives conformes aux manuscrits autographes rédigés sur les lieux par Champollion le Jeune; Bd. 1. Paris: Didot, 1844, S. 600–607. :
- ↑ Lepsius, Richard: Denkmäler aus Aegypten und Aethiopien, Abth. I, Band 2, Blatt 93 [unten], Abth. IV, Band 9, Blätter 31.b–e, 32.a–c; Texte Band III (1900), S. 186‒191.