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Die erste Bebauung geht auf das Jahr 1602 zurück. In diesem Jahr beschloss König Karl IX. die Anlage einiger Marktplätze im Norden Schwedens, um die nomadisch mit ihren Rentierherden lebenden samische Urbevölkerung zum Handel, zur Steuereintreibung und zur Missionierung leichter erreichen zu können. Jokkmokks Wintermarkt wurde erstmals im Jahre 1605 abgehalten. Aus diesem Marktplatz entstand dann im Laufe der Zeit die Kleinstadt Jokkmokk. |
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Gerade weil Jokkmokk immer wieder als das kulturelle Zentrum der samischen Bevölkerung angesehen wird, einige grundsätzliche Bemerkungen: Die [[w:Samen_(Volk)|Samen]] sind ein indigenes Volk im Norden Fennoskandinaviens. Ihr Siedlungsgebiet erstreckt sich von der schwedischen Gemeinde Idre in der Provinz Dalarnas län im Süden über die nördlichen Teile Schwedens, Norwegens, Finnlands und im Nordosten bis zu den Küsten des Weißen Meeres und der Barentssee in Russland. Im Laufe des 17. Jahrhunderts wurde der wirtschaftliche, soziale, religiöse und politische Druck auf die Samen im Sinne der Inbesitznahme und nutzung dieser Gebiete durch die erstarkenden Nationalstaaten verstärkt und führte zu deren Koloniosierung, zu Verdrängung und rassistisch begründeter Gewalt. Der Ausdruck "Lappen" ist ein herabwürdigender, mittlerweile veraltete Bezeichnung für die Samen. Sie bezeichnen ihre ehemaligen und derzeit noch verbliebenen Wohngebiete als Sápmi. In Schweden wurden die Samen erst 1977 als indigene Bevölkerungsgruppe anerkannt. Das ihnen mittlerweilen auch politisch zugestandene [https://www.sametinget.se/english Parlament (Sametinget)] arbeitet für Entwicklung der Selbstverwaltungsrechte der Samen. Wichtige politische Themen sind der Umweltschutz, Landnutzungsrechte, Rentierzucht, Sprach- und Bildungspolitik. |
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Die nächstgelegenen Zivilflughäfen liegen in [[Luleå]] (180 km südöstlich), [[Gällivare]] (100km nördlich) und [[Kiruna]] (210 km nordwestlich). Sie sind meist als Inlandsflüge über [[Stockholm]] oder aus Norwegen erreichbar. Von Jokkmokk aus sind alle drei Flughäfen mittels Bus oder Auto erreichbar. Flüge sind mehrmals wöchentlich über die Fluggesellschaften [https://www.flysas.com/de/de/ SAS] , [http://www.nextjet.se/sv NEXTJET] oder [http://www.norwegian.com/de/ NORWEGIAN] buchbar. |
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=== Mit der Bahn === |
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Version vom 11. August 2016, 11:56 Uhr
Jokkmokk ist eine Stadt in der nordschwedischen Provinz Norrbottens län und der historischen Provinz Lappland am nördlichen Polarkreis. Jokkmokk ist das Zentrum der samischen Kultur in Schweden. Der Ort ist Hauptort der gleichnamigen Gemeinde und ist bekannt für seinen jährlich stattfindenden Vintermarknad (Wintermarkt), bei dem seit 1605 Samen aus ganz Sapmi ihre Waren anbieten.
Jokkmokk | |
Län | Norrbottens län / Lappland (Historisch) |
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Einwohnerzahl | 2.786 |
Höhe | 257 |
Tourist-Info | +46 (0)971 222 50 |
turism.jokkmokk.se | |
Jokkmokk |
Hintergrund
Die erste Bebauung geht auf das Jahr 1602 zurück. In diesem Jahr beschloss König Karl IX. die Anlage einiger Marktplätze im Norden Schwedens, um die nomadisch mit ihren Rentierherden lebenden samische Urbevölkerung zum Handel, zur Steuereintreibung und zur Missionierung leichter erreichen zu können. Jokkmokks Wintermarkt wurde erstmals im Jahre 1605 abgehalten. Aus diesem Marktplatz entstand dann im Laufe der Zeit die Kleinstadt Jokkmokk.
Gerade weil Jokkmokk immer wieder als das kulturelle Zentrum der samischen Bevölkerung angesehen wird, einige grundsätzliche Bemerkungen: Die Samen sind ein indigenes Volk im Norden Fennoskandinaviens. Ihr Siedlungsgebiet erstreckt sich von der schwedischen Gemeinde Idre in der Provinz Dalarnas län im Süden über die nördlichen Teile Schwedens, Norwegens, Finnlands und im Nordosten bis zu den Küsten des Weißen Meeres und der Barentssee in Russland. Im Laufe des 17. Jahrhunderts wurde der wirtschaftliche, soziale, religiöse und politische Druck auf die Samen im Sinne der Inbesitznahme und nutzung dieser Gebiete durch die erstarkenden Nationalstaaten verstärkt und führte zu deren Koloniosierung, zu Verdrängung und rassistisch begründeter Gewalt. Der Ausdruck "Lappen" ist ein herabwürdigender, mittlerweile veraltete Bezeichnung für die Samen. Sie bezeichnen ihre ehemaligen und derzeit noch verbliebenen Wohngebiete als Sápmi. In Schweden wurden die Samen erst 1977 als indigene Bevölkerungsgruppe anerkannt. Das ihnen mittlerweilen auch politisch zugestandene Parlament (Sametinget) arbeitet für Entwicklung der Selbstverwaltungsrechte der Samen. Wichtige politische Themen sind der Umweltschutz, Landnutzungsrechte, Rentierzucht, Sprach- und Bildungspolitik.
Anreise
Mit dem Flugzeug
Die nächstgelegenen Zivilflughäfen liegen in Luleå (180 km südöstlich), Gällivare (100km nördlich) und Kiruna (210 km nordwestlich). Sie sind meist als Inlandsflüge über Stockholm oder aus Norwegen erreichbar. Von Jokkmokk aus sind alle drei Flughäfen mittels Bus oder Auto erreichbar. Flüge sind mehrmals wöchentlich über die Fluggesellschaften SAS , NEXTJET oder NORWEGIAN buchbar.
Mit der Bahn
Auf der Hauptverkehrslinie ist der nächste Bahnhof Murjek, welcher von Stockholm aus direkt angefahren werden kann. Von dort gibt es mehrmals täglich (Sommer) eine Busverbindung nach Jokkmokk, welche ca. eine Stunde dauert.
Im Sommer und zum Wintermarkt hält direkt die Inlandsbahn (Gällivare <-> Östersund) in Jokkmokk.
Mit dem Bus
Ein Busverbindung gibt es u.a. von Murjek (Linie 43), Gällivare (Linie 44,45), Piteå (Linie 36), Arvidsjaur (Linie 45) und nach Kvikkjokk (Linie 47).
Auf der Straße
Jokkmokk liegt an der Europastraße 45 (Europaväg E45), welche von Nordwestfinnland bis Süditalien reicht. Man kommmt vom Norden über Gällivare und vom Süden aus über Arvidsjaur. Im Osten über Luleå / Boden.
Mobilität
In der Stadt Jokkmokk gibt es außer den Überlandsbussen, die auch einige Orte in der Kommune versorgen, keinen regulären öffentlichen Verkehr. So bleibt einem nur übrig, entweder das eigene Kraftfahrzeug oder Taxis (auch für längere Strecken) zu benutzen. Im Winter werden von den Einheimischen auch Schneemobile verwendet, die auf extra, mit einem X gekennzeichneten Routen fahren.
Sehenswürdigkeiten
Kirchen
- Jokkmokk besitzt eine ein sehr schöne, 1753 erbaute und nach einem Brand 1972 originalgetreu wiedererrichtete Holzkirche. Die Kirche hat einen für Kirchenbauten unüblichen oktoganalen Grundriss mit Glockenturm und ist im samischen Stil gestaltet. Umgeben ist die Kirche von einem doppelten Holzwall, in dem im Winter wegen des gefrorenen Bodens die Särge mit verstorbenen Personen untergebracht wurden. Diese wurden dann im Sommer am Friedhof beigesetzt.
- Die 1887/88 nach Plänen des Architekten Ernst Abraham Jacobsson erbaute Kirche ist ein typisches Beispiel der Holzarchitektur des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Das Gebäude ist in seinem Grundriss quadratisch, wobei sich in einem Eck ein Turm erhebt, während zwei weitere Ecken von Eingängen mit Vorhalle eingenommen werden. In der vierten Ecke befindet sich die Sakristei.
Museen
- Als zentraler Ort der samischen Kultur in Schweden gilt dieses Museum als wichtiger Dokumentationsort für samische Geschichte und Kultur. Es sollte bei einem Aufenthalt in Jokkmokk unbedingt besucht werden. Ein modernes Ausstellungskonzept bietet Einblicke ins Sápmi, das Land der Samen sowie in Laponia das Weltkulturerbe der UNESCO. Dem Museum angegliedert ist ein fjällbotanischer Garten (nur Sommersaison). Auf bequemen Pfaden kann man dort durch die unterschiedlichen Biotope des Gartens gehen und aus der Nähe Fjällpflanzen betrachten. Ebenso sind ursprüngliche samische Holzebäude des Fjällforschers Axel Hamberg aus dem Sarek auf dem Gelände untergebracht.
Historische Gebäude
- Das grüne Holzgebäude wurde 1901 errichtet und war die erste Apotheke der Stadt. Nach dem Auszug der Apotheke in neue Räumlichkeiten, dient das Haus seit 1996 als Sitz des Vereins "Föreningen Gamla Apotek" der hier einen kunstgewerblichen Laden betreibt sowie kunsthandwerkliche Kurse und Ausstellungen anbietet.
Märkte
Wintermarkt (Vintermarknad) Fehlender Typ- In jedem Winter, Anfang Februar, findet der traditionelle und historische Wintermarkt statt. Er ist einer der ältesten Märkte der Welt ud besteht seit 1605. Ursprünglich diente der Markt dem Handel zwischen den Rentierzüchtern und den sesshaften Neusiedlern. Traditionsgemäß findet der Markt heute an jedem ersten Donnerstag, Freitag und Samstag im Februar des Jahres statt. Ursprünglich dauerte der Markt zwei bis drei Wochen, bei dem samische Produkte (Rentierfelle, Handwerksgeräte etc.) gegen Lebensmittel getauscht wurden. Von den Beamten des Königs wurden bei diesem Anlaß Steuern eingetrieben und in der Kirche Trauungen und Taufen vorgenommen. Seinen touristischen Charakter erhielt der Markt aber erst ab 1955, als der Ort sein 250 jähriges Jubiläum feierte. Heute wird wie früher von den Samen erzeugte Gebrauchsgegenstände, aber auch Kunsthandwerk angeboten, jedoch hat sich der Markt um touristische Angebote erweitert. Dazu gibt es ein breites Rahmenangebot an Musik, Lesungen im Ajtte Museum, Rentierschlittenrennen auf dem Talvatis-See, Kunstausstellungen etc. Jährlich hat der Markt an die 40.000 Besucher, bei einer Bevölkerungsanzahl der Kommune von rund 5000 Einwohnern. Wer also den Markt besuchen möchte, sollte allerdings schon lange Zeit vorher seine Übernachtung reservieren. Der Herbstmarkt findet rund um das Tourismusbüro zwischen Asgatan und Storgaran statt.
Höstmarknad: Weit weniger bekannt und auch kaum an das Angebot und Treiben des Wintermarktes heranreichend ist der Herbstmarkt, der an drei Tagen Ende August abgehalten wird. Er ist nicht touristisch angelegt und dient dem Bedarf der lokalen Bevölkerung. Trotzdem lohnt ein Besuch, auch um dem Reisenden ein wenig Lokalkolorit zu vermitteln. Der Herbstmarkt findet rund um das Tourismusbüro zwischen Asgatan und Storgaran statt.
Aktivitäten
Die ausgedehnten Wälder, die unzähligen Flußläufe und Seen und die im Vergleich zu Mitteleuropa noch "unberührte" Natur machen Jokkmokk zu einem guten Standort für Outdooraktivitäten wie Wandern, Trekking, Angeln, Bushcraft Aktivitäten, Nordischer Schilauf, Kajak oder Hundeschlitten fahren. Über das wechselnde Angebot organisierter Freizeitgestaltung in die nähere und weitere Umgebung informiert das im Zentrum der Stadt gelegene
- Auch wer sich über die die samische Kultur informieren will, findet mit dem Museum, der angeschlossenen Bibliothek oder den kunsthandwerklichen Angeboten ein qualitätsvolles Angebot.
Zwei Anbieter von geführten Touren und anderen sportlichen Aktivitäten am Ortsrand der Stadt Jokkmokk in unmittelbarer Nähe zueinander sind hier zu empfehlen:
- Veranstalter mit einer eigenen Schlittenhundezucht, die im Winter Schlittenhundetouren und im Sommer Kanutouren bzw. Exkursionen in den Nationalpark Sarek anbieten.
- Veranstalter, der sich auf Kanu und Kajakfahrten spezialisiert hat und der auch anderen "Outdoorsupport" (Transporte, Helikopterflüge, Unterstützung für Werbeaufnahmen) anbietet.
Einkaufen
Jokkmokk verfühgt über je einen
und einen Coop Konsum Supermarkt, welche auch am Wochenende (Samstag/Sonntag) geöffnet haben. Ebenfalls gibt es ein
- jene staatliche Kette, in der hochprozentiger Alkohol verkauft wird.
Des Weiteren gibt es diverse anderes Geschäfte des täglichen Bedarfs (Sportgeschäft, Anglerbedarf, Haushaltswaren, Bäcker) sowie Kunsthandwerk
- In der unweit des Bahnhofs ansässige Zinnmanufaktur wird die alte samische Tradition der Zinn- und Silberverarbeitung gepflegt. Man kann den Besuch der Werkstätten mit dem Kauf der wunderschönen Produkte verbinden. Die Manufaktur hat auch einen Webshop, über den man Ware bestellen kann. Die Zinnmanufaktur ist an Werktagen geöffnet. In Jokkmokk befindet sich auch eine Kunsthandwerksstiftung namens
, die auch einen Verkaufsladen besitzt und täglich geöffnet ist. Sie hat es sich zur Aufgabe gestellt, das samische Kunsthandwerk zu fördern und deren VerkäuferInnen zu unterstützen.
Küche
- Im Ájtte Restaurang wird traditionelle Hausmannskost und samische Küche angeboten, die aus Rohprodukten der Umgebung hergesetellt werden. Das Lokal ist stimmungsvoll eingerichtet und die Qualität der angebotenen Speisen ist gut. Ein Restaurantbesuch läßt sich gut mit dem im selben Gebäude untergebrachten Ajtte Museum verbinden.
Daneben gibt es noch einige weitere Restaurants und Imbisse in der Stadt.
Unterkunft
Über die Touristeninformation können auch Hotels vermittelt werden. Das größte Hotel am Platze ist das Hotel Jokkmokk mit ca. 150 Betten.
- Die schöne Jugendherberge Jokkmokk/Åsgård, bei welcher man auch Zelten kann, liegt zentral. Eine Reservierung ist in den Sommermonaten ratsam.
- Jokkmokk besitzt einen großen Campingplatz, auf welchem auch Hütten gemietet werden können und man ebenfalls gut mit dem Wohnmobil stehen kann. Dieser gilt als familienfreundlich und bietet auch Möglichkeiten für Kinder.
Zur anderen Stadtseite raus, Richtung Westen, liegt der kleine und ruhige Campimngplatz Skabram Turism och Gårdsmejeri. Hier kann man Zelten, mit seinem Wohnmobil stehen und sich kleine Hütten mieten. Dort gibt es auch eine kleine Käserei die Käse aus Milch von schwedischen Gebirgskühen herstellt.
Im etwas weiter außerhalb liegendes Hüttendorf Laxholmen Camp kann man sich Hütten in schöner Landschaft, unweit eines Sees mieten.
Eine weitere Unterkunftsmöglichkeit ist das Wildnisdorf Solberget. Das Dorf wurde von einem deutschen Auswanderer wieder aufgebaut und liegt ca. 100km entfernt von Jokkmokk. Familienfreundliche Unterbringung und Freizeitmöglichkeiten werden dort angeboten.
Post und Telekommunikation
Mit allen schwedischen Mobilnetzen hat man Empfang. Allerdings gibt es derzeit noch keine Filiale eines Mobilfunkanbieters, wo sie eine entsprechende Sim-Karte kaufen können. Freies Internet (WifI) gibt es in den Räumlichkeiten der Touristeninformation. Jokkmokk verfügt über eine Post.