Gezer
Die Ausgrabungsstätte von Gezer liegt im Naturpark Tel Gezer in der Nähe des Kibbuz Karmei Yosef in der Schefela im südlichen Israel.
Gezer, Tel Gezer, Tell el-Jezer, Gazara | |
District | Southern District |
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Einwohnerzahl | 0 |
Höhe | |
Gezer |
Hintergrund
[Bearbeiten]Das archäologische Gelände mit den Ausgrabungen der antiken Stadt Gezer liegt auf dem Siedlungshügel von Tel Gezer, der im Gesamten als Naturpark unter Schutz gestellt wurde. Er liegt nördlich des Kibbuz Karmei Yosef und ist von diesem her über eine Schotterstraße erreichbar, vom im Norden gelegenen Kibbuz Gezer ist die Zufahrt nicht möglich.
Der Tel Gezer war wohl bereits in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt, eine bronzezeitliche Opferstätte aus mehreren Megalithen könnte einem kanaanitischen Höhenheiligtum entsprechen - jedenfalls wurde die von Stein- und Erdwällen umgebene Siedlung durch Feuer zerstört. Diese Geschehnisse hängen möglicherweise mit einer Eroberung durch die Ägypter zusammen, in der Tempelanlage des ägyptischen Pharao Thutmosis III in Karnak wird im 15. Jhdt. v.Chr. die Eroberung einer Stadt erwähnt, bei der es sich um Gezer handeln könnte. Aus dem 14. Jhdt. stammen mehrere Briefe des kanaanitischen Königs oder Fürsten von Gezer an den ägyptischen Pharao, diese fanden sich in den Keilschrift-Archiven von Amarna. In der späten Bronzezeit wurde die Stadt mit vier Meter dicken Stadtmauern befestigt und ein Palast auf der westlichen Anhöhe errichtet, eine Inschrift auf der Merenptah-Stele aus dem Jahre 1208 v.Chr. berichtet von der Unterwerfung von Gezer.
Später unterwarfen die Israeliten die Stadt, gemäß bibischer Überlieferung (1. Könige 9,15-17 ) baute Salomo die im Grenzgebiet zu den Philisterstädten gelegene Stadt wieder auf, nachdem sie ihm vom Pharao nach der Einnahme und Zerstörung als Brautgeschenk für seine Tochter gegeben worden war. Wenn auch etliche Details unklar und Gegenstand von Diskussionen sind, fand sich an der Südseite eine Stadttoranlage, die denen anderer salomonischer Städte (Megiddo, Hazor) gleicht. 734/32 wurde die Stadt wohl vom assyrischen König Tiglath-Pileser III belagert und eingenommen, jedenfalls berichtet eine Inschrift von der Unterwerfung der Stadt "Gazru".
Später, zur Zeit der Makkabäer (im 2./1. Jhdt. v.Chr.), wurde die Stadt als Gazara bezeichnet, seit der Spätantike wurde der Siedlungshügel zusehends entvölkert, lediglich ein römisch-katholisches Titularbistum Gezara erinnerte an die biblische Stadt.
In der Neuzeit wurde der Tel Gezer ab 1871 vom französischen Archäologen Charles Clermont-Ganneau ausgegraben, weitere Ausgrabungen erfolgten 1902/07, 1932 und 1964, ab 2006 werden die Ausgrabungen durch Steve Ortiz und Sam Wolff fortgesetzt.
Ein Kibbuz mit dem Namen Gezer ist eine moderne Gründung (1945, Erneuerung 1974) etwas nördlich, die Zufahrt zum Tel Gezer erfolgt über die im Süden landwirtschaftliche Siedlung Karmei Yosef, die 1984 gegründet wurde.
Anreise
[Bearbeiten]Mit dem Flugzeug
[Bearbeiten]Die meisten ausländischen Reisenden werden auf dem Luftweg über den Flughafen Ben Gurion Tel Aviv (IATA: TLV) anreisen.
Mit der Bahn / mit dem Bus
[Bearbeiten]Mit der Bahn kann man mit den Zügen der Israel Railways bis nach Ramla und Beit Shemesh fahren, von dort aus geht es nur per Bus weiter, eine Haltestelle liegt an der Hauptstraße 44 an der Zufahrt zur Siedlung Karmei Yosef.
Auf der Straße
[Bearbeiten]Die Hauptstraße 44 führt aus dem Großraum Tel Aviv vorbei an Ramla, kreuzt die Hauptstraße 40 und wenig später die mautpflichtige Autobahn A6 (an der Nesharim Interchange) und führt dann in südöstlicher Richtung bis zum Abzweiger von Karmei Yosef und weiter in Richtung Beit Shemesh.
Vom 1 Abzweiger an der Straße 44 fährt man nach Karmei Yosef und hält sich gleich am Ortseingang (beim ersten 2 Kreisel ) links (Gefen Street). Diese asphaltierte Straße verläuft am westlichen Ortsrand und geht bei einem Parkplatzareal am 3 Ende asphaltierte Straße in eine Schotterstraße über. Von hier aus kann man in 10 - 15 Min. zum archäologischen Gelände gehen oder auf der staubigen Schotterstraße bis zu einem 4 Parkplatz direkt am Tel Gezer National Park fahren.
Mobilität
[Bearbeiten]Vom Ende der asphaltierten Straße gelangt man zu Fuß in ca. 15 Min. zum Zugang des archäologischen Geländes. Im Areal selbst bewegt man sich zu Fuß, der Rundweg von ca. 2 km Länge ist in 30 Min. gut zu bewältigen, für die Besichtigung muss man ca. 1 - 2 Stunden einrechnen.
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten]Tel Gezer National Park
[Bearbeiten]Ein Rundweg ist ausgeschildert: ein Fußpfad führt zunächst zu einem 2 Aussichtspunkt . Der Ausblick auf die Siedlung Karmei Yosef, die grüne hügelige Schefela, die judäischen Hügel mit der Festung von Latrun und Richtung Küstenebene ist eindrücklich.
- hier findet sich eine Replik des Kalenders von Gezer: auf dem Kalkstein mit der frühen hebräischen Inschrift findet sich eine Auflistung der Monate des Jahres. Dieser von Macallister im Rahmen der Ausgrabungen 1902/07 gemachte Fund befindet sich im Museum in Istanbul, da die Ausgrabungsstelle damals noch zum osmanischen Reich gehörte.
Auf dem Fußweg geht es zum südwestlichen Stadtrand. Rechts von einem Steg über einen Graben stehen die Ruinen eines quadratischen kanaanitischen Turms und etwas weiter die Ruinen des kanaanitischen Stadttors.
- vor dem Steg führt links ein Treppenabgang zum Beginn des 3 Water System . Ein von Menschenhand geschaffener Tunnel mit Treppenstufen führt 40 m hinab zum Grundwasserspiegel. Die ersten Ausgrabungen wurden hier um 1902/08 von Macallister durchgeführt, nachdem sich der Tunnel bei Einstürzen mit Material gefüllt hatte, ließ man es zunächst bei seinen Erkenntnissen bewenden. Bei den ab 2010 wieder aufgenommenen Ausgrabungen wurde der Schacht von Material befreit und es zeigte sich, dass der schräg verlaufende Tunnel sich in ein riesiges, möglicherweise von Menschenhand geschaffenes Zisternenbecken öffnet, das in den kommenden Jahren freigelegt wird. Der Zugang war wohl weit genug angelegt, dass sich zwei zum Wassertransport eingesetzte Esel kreuzen konnten. Aufgrund der Fortschritte bis 2014 geht man davon aus, eines der größten in der Antike angelegten Wasserversorgungssysteme entdeckt zu haben.
- rechts beim Steg stehen die rechteckigen Ruinen des kanaanitischen Wachturms, der mit 16 x 20 m wuchtig ausgefallen ist. Die Stadtmauer verbindet den Turm mit dem kanaanitischen 4 Stadttor , auf den steinernen Fundamenten erhob sich wohl (ähnlich wie beim kanaanitischen Tor im antiken Dan) eine Konstruktion aus Lehmziegeln und Mörtel. Steinsäulen engten den Zugangsweg von beiden Seiten ein.
Der Fußweg führt am Südende des Siedlungshügels entlang:
- das 5 Tor des Salomo Solomon's Gate wurde wohl im 10. Jhdt. v.Chr. erbaut, die Zuschreibung der Regierungszeit des biblischen König Salomo war lange umstritten, inzwischen haben sich ähnlich konstruierte Toranlagen in Megiddo und Hazor gefunden. In den Toranlagen aus israelitischer Zeit finden sich ebenfalls beidseits um den Durchgang angelegte Kammern (für die Wachsoldaten, gemäß biblischer Erwähnung saßen die Autoritäten "im Tor" und sprachen hier Recht) und ein Wachturm, an die äußeren hölzernen Türflügel anschließend. Ein Abwasserkanal unter dem Durchgang war mit Steinplatten belegt.
Der Weg führt nun um das Nordostende des Siedlungshügel, auch hier lohnt von diesem 6 Aussichtspunkt die Aussicht. Auf dem Rückweg gelangt man zum
- 7 Monolithischer Tempel / Höhenheiligtum: im Heiligen Bezirk fanden sich zehn unterschiedlich geformte Monolithen (Steinsäulen) und ein steinernes Becken. Die Anlage wurde wohl kultisch, zur Besiegelung von Bündnissen, oder rituell genutzt. Eine ähnliche Kultstätte wird beispielsweise im 2. Mose 24,4-6 beschrieben.
Vorbei an Resten eines Grabs eines Sheiks (1600 v.Chr.), welches von der lokalen arabischen Bevölkerung verehrt wurde, geht es zurück zum Ausgangspunkt und Parkplatz.
Aktivitäten
[Bearbeiten]Im Vordergrund steht die Besichtigung des Ausgrabungsgeländes von Tel Gezer.
Einkaufen
[Bearbeiten]Vor Ort keine Einkaufsmöglichkeiten
Küche
[Bearbeiten]Vor Ort keine Verpflegungsmöglichkeiten
Nachtleben
[Bearbeiten]Nachts ist der Nationalpark offiziell nicht zugänglich.
Unterkunft
[Bearbeiten]Übernachtungen im Nationalparkareal sind verboten.
Gesundheit
[Bearbeiten]Praktische Hinweise
[Bearbeiten]Wenn man auch mit dem Privatfahrzeug auf der Schotterstraße bis zum Parkplatz am Parkzugang fahren kann und ein grob geschotterter Fahrweg quer durch das Gelände passierbar wäre, ist eine Besichtigung für Menschen im Rollstuhl nicht empfehlenswert. Die Fußwege durch das Gelände sind schmal, aber durchwegs gut gepflegt und kindersicher; das Erklettern von Mauern ist verboten.