Nekropole von Montessu

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Die Nekropole von Montessu (Necropoli di Montessu) ist ein archäologischer Park bei Villaperuccio in der südsardischen Provinz Sud Sardegna.

Hintergrund[Bearbeiten]

Necropoli di Montessu (Villaperuccio)
Necropoli di Montessu

Die Nekropole von Montessu am Fuss des gleichnamigen Gebirgszugs am Rand der Monti del Sulcis ist wohl eine der wichtigsten archäologischen Stätten mit Funden aus der Jungstein- und Bronzezeit auf Sardinien. In dem Talkessel am Abhang des Monte Essu wurden knapp vierzig Grabhöhlen in das Trachytgestein gegraben, die in der sardischen Sprache als "Domus des Janas" (Feen-Häuser) bezeichnet wurden.

Geschichte[Bearbeiten]

Blick nach Villaperuccio

Die Geschichte der Nekropole von Montessu reicht in die Jungsteinzeit zurück, zur Zeit der w:Ozieri-Kultur (ab ca. 3400 v.Chr.) wurden hier die ersten der knapp vierzig unterirdischen Gräber aus dem Trachytgestein geschlagen, die Nutzung der Gräberstadt reichte bis in die Bronzezeit (1600 v.Chr.) hinein.

Die Grabkammern ("Domus de Janas") bestehen in der Regel aus einem Eingangskorridor ("Dromos"), einem Vorraum und der eigentlichen Grabhöhle mit seitlichen Bänken, auf denen die Leichname gelegt wurden. Aussergewöhnlich in Montessu sind Grabkammern, die mit Spiralmotiven und Darstellung von Stierhörnern geschmückt waren, in einer Grabhöhle fand sich eine Statuette einer "Dea Madre". Die Grabhöhlen haben in der Regel einen engen Eingang, der den Gebärmutterhals symbolisiert, durch den der Verstorbene in eine neue Welt hineingeboren wird, im Innern erweitert sich die Grabhöhle. Diese wurden teils in Anlehnung an die irdischen Behausungen angelegt und dem Verstorbenen für den Weg ins Jenseits Keramikgefässe und andere Gaben mitgegeben.
Gewisse Höhlen wurden aussergewöhnlich gross und eindrücklich als "Tombe santuario" (Grab-Heiligtümer) gestaltet; in der Umgebung finden sich als weitere Relikte der prähistorischen Kultur Menhire ("Hinkelsteine") und Betylen (aufgestellte Steine mit Geschlechtsmerkmalen).

Die Bedeutung des über der fruchtbaren Ebene von Villaperuccio gelegenen Areals in der Zeit der Nuraghenkultur wird durch einen Nuraghen unterhalb des archäologischen Geländes unterstrichen. In späterer Zeit (zur Zeit des römischen Reiches) wurden die Höhlen teils erweitert, in dem die Grabkammern nach aussen fensterartig durchbrochen wurden, und wohl als Hirtenunterstände genutzt.

Die Nekropole wurde unter Prof. Enrico Atzeni von der Universität Cagliari seit dem Jahre 1972 systematisch erforscht und ausgegraben. Zwischenzeitlich wurde ein Besucherzentrum erbaut.

Landschaft[Bearbeiten]

Der archäologische Park liegt in einer Geländemulde am Hang des Monte Essu, der zu den Ausläufern des Gebirgszug, der die Region Sulcis im Nordosten umfasst, gehört.

Flora und Fauna[Bearbeiten]

Klima[Bearbeiten]

Im warmen Mittelmeerklima empfiehlt sich in den heissen Sommermonaten die Besichtigung in den Morgen- oder frühen Abendstunden.

Anreise[Bearbeiten]

Die Anfahrt erfolgt über die SS293, welche die von Cagliari nach Iglesias führende SS130 und die SS195 verbindet. Von der SS293 nimmt man die SP80, die nach dem Ort Villaperuccio nach Norden in Richtung Narcao abbiegt. In einer Kurve ist die Abzweigung nach "Montessu" beschildert, aber leicht zu übersehen. Eine Asphaltstrasse führt zum Besucherzentrum, ausreichen Parkplätze.

Gebühren/Permits[Bearbeiten]

1 Necropoli di Montessu, 09010 Villaperuccio. Tel.: +39 0781 63512. Geöffnet: Täglich 10.00 - 19.00 h. Preis: ca. 5.00 €. Für die Besichtigung sind 1½ bis 2 Stunden einzurechnen, die Aufseher informieren gern und in italienisch und englisch über die Nekropole und weisen auf besonders sehenswerte Gräber und Details hin. Teils ist die Orientierung im Gelände nicht einfach, es lohnt sich, auf die türkisblauen Schilder mit der Standortbezeichnung "Voi siete qui" zu achten, um nachzuvollziehen, vor welchem Grab man steht.

Mobilität[Bearbeiten]

Die Nekropole kann gut zu Fuss erkundet werden, vom Besucherzentrum aus kann man auf einem kurzen Fussweg in die Nekropole gelangen. Alternativ kann man auf einem schmalen gepflasterten Strässchen zu zwei Parkplätzen gelangen, um die Gräbergruppen 1 - 13 und 29 - 35 auf einem kurzen Fussweg zu erreichen (die erste Abzweigung nach links führt zum oberen Parkplatz, ein Abzweiger zum Nuraghe).

Besichtigungstour[Bearbeiten]

Grab 2 mit Spiralmustern
Heiligtum - Grab 7
Gräbergruppe Tombe 14 bis 22
Grab 24
Grab 33
Grab 35
  • auf einem Fussweg oder mit dem eigenen Fahrzeug gelangt man vom 1 Besucherzentrum zum 1 unteren Besucherparkplatz.
  • auf einer Treppe gelangt man auf ein Plateau, in die Bergflanke sind die Gräber der östlichen Gräbergruppe (a), b)) gegraben worden. Das 2 Grab 1 liegt etwas abseits und besteht aus einer Vor- und der eigentlichen Grabkammer mit einem abgerundeten Grundriss. Der Weg führt in östlicher Richtung weiter zu einem Aussichtspunkt, von wo sich ein Blick aufs Besucherzentrum und die Ebene um Villaperruccio, kurz zuvor zweigt ein Pfad hinauf zur Bergflanke ab, auf dem die ganze Nekropole aussen umrundet werden kann, er führt zur Gräbergruppe 14-23.
  • Das 3 Grab 2 / Grab der Spiralen ist bemerkenswert. Hier finden sich mehrere Spiralmotive, die in die Wand der eigentlichen Begräbnishöhle eingemeisselt sind, auch stilisierte Stierhörner sind erkennbar.
  • Weiter westlich folgt die Gruppe der 4 Gräber 3-5 , die einen Korridor, eine Vorkommer und eine Grabkammer mit rundlichem Grundriss aufweisen. Im gut erhaltenen 5 Grab 6 , in dem der aus dem Felsen geschlagene Eingang, die Vor- und die Grabkammer (mit zwei seitlichen Bänken zur Aufbahrung der Leichname) gut erhalten sind. Hier wurde eine "Dea Madre"-Figurine, die eine steinzeitliche Fruchtbarkeitsgöttin darstellt, gefunden.
  • weiter westlich liegen an der Bergflanke über einer leicht ansteigenden Wiese die Gräber der Gruppe 7 - 13. Das 6 Grab 7 ist eines der eindrücklichsten von Montessu, es wurde als grosse Kirche bezeichnet. Hinter der grossen in den Felsen geschlagenen Fassade liegt ein grosser Vorraum und dahinter die Grabkammer. Neben dem kleinen zentralen Zugang finden sich zwei Kuhlen im Boden, in die wohl flüssige Opfergaben gegossen wurden. In römischer Zeit wurden die beiden seitlichen Grabkammern mit grossen fensterartigen Durchbrüchen in den Vorraum erweitert, um die Grabhöhle als Hirtenunterstand o.ä. nutzen zu können - im Originalzustand bestand nur der kleine Eingang, in den Seitenkammern der eigentlichen Grabhöhle war es stockdunkel. Das Grab 8 mit einem gut erhaltenen Eingangsbereich liegt gleich etwas oberhalb daneben.
  • er folgt die Gruppe der 7 Gräber 9-11 , im Grab 10 ist der Dromos noch teilweise erkennbar, vom durch den engen Eingang erreichbaren Vorraum führt ein runder Eingang in die eigentliche Grabkammer, auch hier finden sich zu beiden Seiten des Eingangs Vertiefungen zur Aufnahme von Giessopfern im Boden. Vom Gabr 11 ist die Decke weitgehend abgetragen.
  • nebeneinander liegen die 8 Gräber 12 und 13 , vom Grab 12 ist die Decke ebenfalls abgetragen, gut ist die innere Einteilung mit den rundlichen Gräbern, die von der Grabkammer ausgehend in den Fels gegraben wurden. Vom Grab 13 ist der in den Fels geschlagene Dromos, der Vorraum und die über eine sorgfältig gerbeitete Schwelle in die Grabkammer gut erhalten.
  • Auf der Wiese führt ein Fussweg in nördlicher Richtung zur 9 Gräbergruppe 14 - 23 (c)). Diese sind im Halbrund in die Felsen, die eine Wiese umgeben, gegraben. Von den meisten Gräbern ist nur noch wenig von den Grabkammern zu sehen. Vom Grab 23 ist die in den Fels gegrabene Vorkammer und die Grabkammer noch gut erhalten.
Der 2 Pfad, der die Bergflanke oben umrundet, endet oberhalb dieser Gräbergruppe, die allerdings nur von unten eingesehen werden können.
Ein Weg führt hinüber zu den westlichen Teilen der Nekropole. An einer 3 Kreuzung kann man in verschiedene Richtungen weitergehen.

Der obere Pfad führt zur Gräbergruppe 24 - 28 (f)).

  • Das 10 Grab 24 verfügt über einen gut erhaltenen Eingang, Vor- und Grabkammer; auf die Liegen zu beiden Seiten in der Grabkammer wurden die Leichname gelegt.
  • Zum 11 Grab 26 kommt man, wenn man dem Pfad weiter folgt.
  • am Ende des Wegs führt ein Abzweig zu den 12 Gräbern 27 - 28 , das eine Grab ist unter einen gewaltigen Felsen eingegraben.

Zurück von der Kreuzung führt ein Weg hinunter zum 4 oberen Besucherparkplatz, der auch vom Besucherzentrum aus direkt angefahren werden kann.

  • Ein Weg führt hinab zu den Gräbergruppen d) und e).
  • rechterhand sind die 13 Gräber 34 und 35 über einen kurzen Weg erreichbar, sie sind etwas hinter Gebüschen verborgen, so dass man leicht daran vorbeigehen kann. Vor dem Grab 35 liegt noch der originale Verschlussstein. Über die Schwelle gelangt man in die Grabkammer mit zwei Bänken, auf denen die Leichname gelegt wurden. Sehenswert ist das Grab 34, das Grab der Hörner. Durch den engen runden Zugang gelangt man in die Grabkammer. An der Decke wurden mehrere Stierhörner eingemeisselt, der Stier galt als Symbol von Kraft und Macht. Auch die Schwelle ist als ein Paar Stierhörner ausgebildet.

Zur anderen Seite des Wegs liegt in einer baumbestandenen Wiese die Gräbergruppe 29 - 33 (d)).

  • das 14 Grab 33 wird als Sa Cresiedda (die kleine Kirche) bezeichnet. Vom grossen rechteckige Vorraum führt ein enger Zugang, der in Anlehnung an eine Gebärmutter als Symbol für die Geburt in ein Neues Leben steht, in die Grabhöhle. In dieser wurden nach beiden Seiten die Leichen gelegt.
Zu beiden Seiten des Eingangs befinden sich noch teilweise erhaltene Säulen aus prähistorischer Zeit, das monumental anmutende Grab dieser Art wird als "Heiligtums-Grab" bezeichnet. Vertiefungen vor den Säulen wurden wohl für Giessopfer genutzt.
Erst in späterer Zeit, wahrscheinlich in der römischen Epoche, wurden die Wände zu den Grabkammern zu beiden Seiten des Eingangs in der Art grosser Fenster durchgebrochen und der Vorraum mit einer Einfriedung aus einer Bruchsteinmauer umgeben, um die Grabhöhle als Hirtenunterstand zu nutzen.
  • weiter nördlich liegen die nur teils erhaltenen Gräber 32 und 31, die auch teils mit Mauern zu Unterständen abgeschlossen wurden.
  • das 15 Grab 30 mit einem in den Felsen geschlagenen Vorraum und der Grabkammer ist ebenfalls gut erhalten.

Über einen Weg, der teils ebenfalls in der Antike angelegt wurde, gelangt man hinab zum unteren Besucherparkplatz.

Wer mag, kann noch den einfachen 16 Nuraghe de S'Angioni g) besuchen.


Einkaufen[Bearbeiten]

In der Ticketteria des Archäologischen Parks sind verschiedene Broschüren und Führer erhältlich.

Küche[Bearbeiten]

Unterkunft[Bearbeiten]

Unterkunftsmöglichkeiten gibt es in Carbonia, Sant'Antioco und den verschiedenen Orten der Sulcis.

Sicherheit[Bearbeiten]

An heissen Sommertagen ist für Sonnenschutz und genügend Trinkwasser für die Tour durch den archäologischen Park zu sorgen.

Ausflüge[Bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten]

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