Nationalpark Nahuel Huapí
Der Nationalpark Nahuel Huapi ist der älteste Nationalpark Argentiniens und gleichzeitig eines der Hauptreiseziele des Landes. Er liegt in Westpatagonien in den Provinzen Neuquén und Río Negro und ist geprägt von einer sehr reizvollen, bewaldeten Seenlandschaft.
Touristisches Zentrum des Parks ist die Stadt San Carlos de Bariloche mit etwa 100.000 Einwohnern, ein beliebtes Fremdenverkehrszentrum. Es liegt am See Nahuel Huapí, der Namensgeber für den Park war und einer der größten Argentiniens und der Südanden ist.
Hintergrund
[Bearbeiten]Der Nahuel Huapí ist nicht nur der älteste, sondern auch einer der größten Nationalparks Argentiniens. Er erstreckt sich über 712.160 Hektar an der argentinisch-chilenischen Grenze entlang. Anders als die meisten anderen Nationalparks wird der Nahuel Huapí gemischt genutzt, neben der Großstadt Bariloche finden sich landwirtschaftlich genutzte Gebiete, Skihänge und vor allem viele Ferienhauskolonien und Hotels.
Geschichte
[Bearbeiten]Ursprünglich lebten auf dem Territorium die Indianervölker der Poyas (Tehuelches), Puelches und Pehuenches, sie wurden im 17. Jahrhundert von den aus dem heutigen Chile stammenden Mapuche kulturell absorbiert, ein Phänomen, das als Araukanisierung bekannt wurde. Erst Ende des 19. Jahrhunderts, mit den Vernichtungskriegen der Campaña del Desierto, gelang es dem argentinischen Staat, das bisher nur auf dem Papier zu Argentinien gehörende Gebiet effektiv einzugliedern.
Der Forscher Francisco Moreno, bekannt als "Perito Moreno", untersuchte ab 1876 die Gebiete rund um den Nahuel Huapí und bekam dafür einen Teil des heutigen Parks als Belohnung zugesprochen. Er stiftete 1903 7.000 Hektar davon dem argentinischen Staat, der dieses Gebiet unter Naturschutz stellte, es wurde 1922 auf 785.000 Hektar vergrößert und zum ersten Nationalpark (Parque Nacional del Sur) erklärt. 1934 wurde der Park in Nahuel Huapí umbenannt.
1971 wurde die Halbinsel Quetrihué abgespalten und zu einem eigenständigen Nationalpark Los Arrayanes erklärt. 1981 nahm die UNESCO den Park ins Weltnaturerbe auf.
Landschaft
[Bearbeiten]Im Nationalpark Nahuel Huapí wird die typische Landschaft der Südanden geschützt. Die Gipfel erreichen hier mit meist weniger als 3.000 m deutlich geringere Höhen als in den Zentralanden. Die Landschaft ist durch dichte Feucht- und Regenwälder geprägt, die am Fuß der Berge graduell in die patagonische Steppe übergehen. Mehrere Vulkane sind in der Gegend zu finden.
Flora und Fauna
[Bearbeiten]Von Ost nach West kann man drei Ökosisteme unterscheiden. Die patagonische Steppe ist eine trockene Strauchlandschaft mit eingestreuten Halbwüstengebieten. Sie bedeckt nur den äußesten Osten des Parks und geht etwa am Fuß der Anden langsam in den patagonisch-andinen Wald über. Dieses Gebiet besteht vor allem aus Nadel- und Scheinbuchenwäldern, fast alle Baumarten sind endemisch in der Region. Den westlichen Teil des Parks nimmt der Feuchtwald ein, der der Vegetation im nahen Chile gleicht und sehr dicht ist. Dort findet sich auch die patagonische Zypresse, eine bis zu 40 m hohe einheimische Spezies. Die Baumgrenze liegt bei etwa 1600 bis 1700 m ü.NN.; darüber findet man als vierte Vegetationszone Hochgebirgsvegetation mit Gräsern, kleinen Sträuchern, Moosen und Flechten.
Obwohl der Name des Nationalparks Nahuel Huapí übersetzt Jaguar bedeutet, wurde diese Großkatze bereits in den 1930er Jahren in der Region ausgerottet. Heute ist der Puma der größte Raubtier, gefolgt von den Rotfüchsen. Weiterhin findet man sowohl einheimische (Huemul und Pudú) als auch eingeschleppte Hirscharten und Wildschweine. In der Steppe ist zudem das Guanako zu nennen, eine wilde Lama-Art. Ein aus biologischer Sicht kurioser Waldbewohner ist die Chiloé-Beutelratte, die eng mit den Beuteltieren Australiens verwandt ist. Der Andenkondor mit 3,3 m Flügelspannweite ist der bemerkenswerteste Vogel.
Klima
[Bearbeiten]Das Klima ist kühlgemäßigt. Die Sommer sind mäßig warm (um 15 °C-18 °C mit Tagestemperaturen bis 30 °C) und relativ trocken, während die Winter kalt und vor allem in Höhenlagen auch schneereich sind (0 °C-5 °C). Insgesamt ist es sehr feucht, die Gegend kommt gemeinsam mit dem Nordosten der Provinz Misiones auf die höchsten Niederschlagsraten Argentiniens (bis fast 4000 mm an der chilenischen Grenze), die aber nach Osten hin durch den Regenschatten der Anden bis auf 250 mm abfallen.
Anreise
[Bearbeiten]San Carlos de Bariloche (95.000 Einwohner) ist der Ausgangspunkt für die meisten Touren in den Park. Der Flughafen von Bariloche wird von einigen Städten aus angeflogen. Per Bus ist Bariloche mit fast ganz Argentinien direkt verbunden. Auch mit einem Zug, dem Tren Patagónico, kann Bariloche von Viedma und San Antonio Oeste (am Atlantik) aus erreicht werden. Mit dem Auto gestaltet sich die Anreise einfach; sie führt von Buenos Aires und Zentralargentinien aus über die Stadt Neuquén und dann die RN 237 am Río Limay entlang.
Die zweitgrößte Stadt ist Villa La Angostura (10.000 Einwohner) am Nordufer des Nahuel Huapí in der Provinz Neuquén, sie ist besonders für den eingebetteten Nationalpark Los Arrayanes als Ausgangspunkt geeignet. La Angostura wird im dichten Verkehr von Bariloche aus mit Bussen angefahren und es gibt auch Verbindungen nach Buenos Aires, Córdoba und Mendoza.
Weit abgelegener liegt das dritte urbane Zentrum Villa Traful (1000 Einwohner) im Norden des Nationalparks. Es ist nur mit Zielen in der Region sowie mit Buenos Aires verbunden.
Von Chile aus (Región de los Lagos) kann der Park über drei Straßenpässe erreicht werden, der befahrenste und im besten Zustand befindliche ist der Paso Puyehue.
Gebühren/Permits
[Bearbeiten]Die Gebühren für den Besuch des Parks sind folgendermaßen gestaffelt:
- $ 30,00 - Ausländer (nicht in Argentinien lebend)
- $ 8,00 - Argentinier und in Argentinien lebende Ausländer
- $ 4,00 - Studenten an argentinischen Universitäten
- $ 4,00 - In den Provinzen Río Negro und Neuquén Ansässige
- Gratis - Kinder unter 16 Jahren, Personen über 65, argentinische Rentner und Pensionäre, in der Umgebung des Parks Ansässige
Die Gebühren werden erst bei der Einreise in das strikt geschützte Gebiet erhoben, also nicht in den städtischen Zentren, den Hauptverkehrsstraßen und im östlichen Teil des Parks.
Mobilität
[Bearbeiten]Im Park kann man sich sowohl per Auto (Mietwägen in Bariloche), Bus, geführter Tour und mit dem Boot auf dem Nahuel Haupí fortbewegen. Letztere ist die einzige Möglichkeit, um in den Nationalpark Los Arrayanes zu gelangen.
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten]Aktivitäten
[Bearbeiten]Der große Park bietet eine Menge Möglichkeiten für Aktivurlauber.
- Wandern. Sowohl organisiert als auch individuell können Wandertouren im ganzen Park unternommen werden, von kurzen Spaziergängen bis hin zur mehrtägigen Bergwanderung. Wer sich einer Gruppe anschließen will, hat in Bariloche zahlreiche Möglichkeiten. Auf der offiziellen Nationalpark-Website sind mehrere Tour-Vorschläge zu finden.
- Reiten. Geführte Reittouren im Park werden von mehreren Unternehmen angeboten. Beliebte Touren führen z. B. auf erloschene Vulkane.
- Wildwasser. Der Nahuel Huapí ist das Zentrum des argentinischen Kayak- und Wildwassersports. Anbieter von Touren gibt es in Bariloche fast wie Sand am Meer, da auch von den (sehr zahlreichen) Abiturienten diese Angebote oft genutzt werden.
- Baden. Der Nahuel Haupí selbst ist zum Baden etwas zu kalt und kommt nur selten über 15 °C Wassertemperatur. Zahlreiche kleinere Seen in der Umgebung (z. B. der Lago Gutiérrez südlich von Bariloche) bieten jedoch gute Bademöglichkeiten an zum Teil wenig besuchten und naturnahen Stränden.
- Wintersport. Mit dem Cerro Catedral ist das größte Wintersportzentrum Argentiniens im Nationalpark beheimatet. Es liegt etwas südlich von Bariloche, ist etwa von Juni bis September schneesicher und ist in den Winterferien (erste 3 Juliwochen) oft gut besucht. Auch in Villa La Angostura gibt es Skihänge.
Einkaufen
[Bearbeiten]In Bariloche wird hochwertige Schokolade hergestellt, die das wohl beliebteste Souvenir aus der Gegend darstellt. In dieser Stadt sowie in Villa La Angostura findet man auch beim täglichen Bedarf gute Einkaufsmöglichkeiten.
Küche
[Bearbeiten]Die Gastronomie ballt sich in Bariloche und Villa La Angostura.
Unterkunft
[Bearbeiten]Bariloche und Villa La Angostura haben wohl die höchste Hoteldichte abseits der Atlantikküste. Vom Luxushotel Llao Llao bis hin zur günstigen Ferienhütte und zahlreichen Campingplätzen ist alles zu finden.
Hotels und Herbergen
[Bearbeiten]Camping
[Bearbeiten]Sicherheit
[Bearbeiten]Der Nationalpark Nahuel Huapí ist wohl die einzige Gegend Argentiniens, in der man auch in der Natur auf Gauner treffen kann. Zwar sind Raubüberfälle äußerst selten, aber sie kommen doch ab und zu vor. Besonders auf beliebten Wegen ist es daher vorteilhaft sich in einer Gruppe zu bewegen.
Bei den Naturgefahren kann man sich bei den meisten Anbietern etwa von Wildwassertouren oder Bergtouren auf nahezu europäische Standards verlassen.
Ausflüge
[Bearbeiten]- Nationalpark Los Alerces. In der Provinz Chubut gelegen, mit ähnlichen Landschaften.
- El Bolsón. Nahe der Grenze zu Chubut, die größte „Aussteiger-Kolonie“ Argentiniens mit 15.000 Einwohnern.
- Nationalpark Lanín. Mit dem touristischen Zentrum San Martín de los Andes, einer der urbanistisch reizvollsten Mittelstädte Argentiniens mit 30.000 Einwohnern. Der Park ist geprägt von spektakulären Vulkanlandschaften zwischen südandinem Feuchtwald und der patagonischen Steppe.
Literatur
[Bearbeiten]Buch: Die Heidelerche am Nahuel Huapi- Mein Leben mit dem Schriftsteller S.A. Franke von Hanne Bert-Franke