Grenzlandmuseum Eichsfeld
Das Grenzlandmuseum Eichsfeld ist ein Museum in den Gebäuden der früheren DDR-Grenzübergangsstelle Teistungen an der ehemaligen innerdeutschen Grenze, heute in Thüringen an der Landesgrenze zu Niedersachsen gelegen.
Grenzlandmuseum Eichsfeld | |
Landkreis | Eichsfeld |
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Einwohnerzahl | |
Höhe | |
Tourist-Info | +49 (0)36 07 19 71 12 |
grenzlandmuseum.de | |
Grenzlandmuseum Eichsfeld |
Hintergrund
[Bearbeiten]Mitten durch das Eichsfeld verlief in den 40 Jahren der deutsch-deutschen Teilung die innerdeutsche Grenze. Die zwischen dem niedersächsischen Dorf Gerblingerode, heute Ortsteil von Duderstadt, und dem thüringischen Ort Teistungen verlaufende B247 war im Zuge der Aufteilung Deutschlands in Besatzungszonen zuerst geschlossen, 1964 an der Grenze sogar gesprengt worden. Keine 10 Jahre später aber, 1973, wurde als Folge des Grundlagenvertrags zwischen der Bundesrepublik und der DDR an dieser Stelle wieder eine Grenzübergangsstelle eröffnet, offiziell Duderstadt/ Worbis benannt. Über diesen war der Grenzübergang von 1973 bis 1989 für KFZ-Verkehr für die Eichsfelder Bevölkerung im Rahmen des Kleinen Grenzverkehrs möglich, was in den 16 Jahren von fast 6 Millionen Reisenden genutzt wurde.
Während der deutsch-deutschen Teilung befanden sich am Ende des Dorfes Gerblingerode an der westdeutschen Seite ein Aussichtspunkt auf die Grenzanlagen, der insbesondere von Schulgruppen im Rahmen der politischen Bildung vielfach besucht wurde. Eine Würstchenbude und später ein Hotel versorgten Ausflügler wie Grenzübergangreisende auf der westdeutschen Seite.
Der Grenzübergang wurde am 10. November 1989 für DDR-Bürger, zu Weihnachten 1989 auch für Westdeutsche geöffnet. Tagelang rollten Autolawinen von Ost nach West nach Duderstadt hinein, Menschenmassen standen an der B247 und begrüßten die DDR-Bürger.
Schon bald nach der Grenzöffnung begannen lokale Initiativen damit, sich für den Erhalt der Grenzanlagen als Mahn- und Erinnerungsstätte einzusetzen. 1995 wurde das Grenzlandmuseum in den Gebäuden der früheren Grenzanlagen eröffnet, 2010 dann völlig neu konzipiert und gestaltet. Seitdem gibt es eine Dauerausstellung im Hauptgebäude, ergänzt von zahlreichen technischen Exponaten auf dem Außengelände und einer weiteren Ausstellung im ehemaligen Mühlenturm. Der Grenzlandweg und eine Bildungsstätte ergänzen das Museum.
Anreise
[Bearbeiten]Mit Bahn und Bus
[Bearbeiten]Der nächste Bahnhof befindet sich in Leinefelde, von dort hat man Anschluss mit der Buslinie 1 (Expressbus) Duderstadt - Dingelstädt, Haltestelle Teistungenburg. Von Göttingen, dem nächstgelegenen Fernverkehrsbahnhof, gelangt man mit dem Bus nach Duderstadt und von dort weiter nach Teistungen.
Zur überregionalen Anreise siehe die Informationen im Reiseführer Göttingen.
Auf der Straße
[Bearbeiten]Von Göttingen bzw. der A 7 kommend fährt man über die B 27 bis nach Ebergötzen-Ost, wechselt dann auf die B 446 nach Duderstadt; dann weiter nach Teistungen auf der B 247. Insgesamt ca. 30 km.
Aus dem Harz kommend fährt man von Herzberg auf der B 27 bis nach Gieboldehausen und wechselt dann auf die B 247 nach Duderstadt und weiter nach Teistungen. Ca. 25 km.
Wer von weiter her aus Südosten aus Richtung Leipzig oder Südwesten aus Richtung Kassel anreisen will, fährt über die A 38 verlässt die Autobahn an der Anschlussstelle Leinefelde-Worbis. Von hier sind es noch ca. 13 km auf der B 247 in Fahrtrichtung Worbis, dann Duderstadt.
Mit dem Fahrrad
[Bearbeiten]Das Museum liegt direkt am Europäischen Fernradweg Iron Curtain Trail (EuroVelo 13).
Außerdem führt die Radroute 45 des Radroutennetz Goldene Mark am Museum vorbei.
Zu Fuß
[Bearbeiten]Vom nahe vorbeiführenden Eichsfeld-Wanderweg führt eine Querverbindung nach Duderstadt am Grenzlandmuseum vorbei.
Mobilität
[Bearbeiten]Parkplätze finden sich in größerer Anzahl direkt am Grenzlandmuseum. Das Museum selbst ist barrierefrei, auch die Außenanlagen sind gut zu begehen. Der Grenzlandweg ist allerdings für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen nur bedingt begehbar.
Grenzlandmuseum
[Bearbeiten]In den ehemaligen Kontrollgebäuden des Grenzübergangs befindet sich heute das Grenzlandmuseum Eichsfeld, in dem insbesondere auch die Situation des gespaltenen Eichsfeldes während der deutsch-deutschen Teilung dargestellt ist. Ferner sind reichlich Exponate aus den Beständen der Grenztruppen zu sehen.
1 Grenzlandmuseum Eichsfeld, Duderstädter Straße 5, 37339 Teistungen. Tel.: +49 36 07 19 71 12, Fax: +49 36 07 19 79 98, E-Mail: info@grenzlandmuseum.de. Geöffnet: Mo geschlossen, Di-So 10 - 17 Uhr geöffnet. Preis: Erw. 4 €, erm. 3 €.
Hauptgebäude
[Bearbeiten]Die Dauerausstellung widmet sich chronologisch der Geschichte der deutsch-deutschen Teilung am Beispiel des Eichsfeldes, nimmt aber immer wieder auch Bezug auf das gesamte deutsch-deutsche Geschehen seit dem 2. Weltkrieg. Nach dem Durchgang durch ein Spiegelkabinett, das die Situation an den noch vorhandenen vergleichbaren Grenzen weltweit reflektiert, wird zuerst der historische Hintergrund der deutschen Teilung veranschaulicht. Danach geht man durch einen original erhaltenen Passkontrolldurchgang, bevor dann der chronologisch aufgebaute Durchgang durch die 40 Jahre der Teilung beginnt. Zahlreiche Exponate aus der Geschichte der Grenzübergangsstelle (GÜST), Uniformen und Teile der Grenzanlagen, Text-, Bild und auch Tondokumente ermöglichen Informationen, deren Intensität man selbst wählen kann.
Wollte man sich durch sämtliche Video- und Tondokumente durchhören, bräuchte man sehr viel Zeit für das Museum, das viele Zeitzeugendokumente und mehr als 200 Filmdokumente vorhält. Aber auch für Besucher, die ein Museum eher im Schnelldurchlauf durchgehen wollen, bietet sich ausreichend Spannendes, was anschaulich und schnell erfassbar gestaltet ist.
Der besonderen Situation der Bewohner im früheren Sperrstreifen wird ein großer Teil der Ausstellung gewidmet, so auch den Zwangsaussiedlungen der Aktion Ungeziefer im Jahr 1952 und der Aktion Festigung im Jahr 1961, in der zahlreiche Bewohner der grenznahen Orte innerhalb kürzester Zeit aus ihren Wohnungen vertrieben wurden. Ein eigener Raum widmet sich auch der Flucht von 53 Bewohnern aus Böseckendorf, die sich später in der Nähe von Nörten-Hardenberg im neugegründeten Neu-Böseckendorf wieder ansiedelten.
Im letzten Raum der Ausstellung gibt es neben einem zusammenfassenden Video auch drei Computer, die Zugang zum digitalen Archiv des Museums bieten.
Ein eigener Raum im Erdgeschoss des Hauptgebäudes ist zudem für Sonderausstellungen vorgesehen, während sich im Keller der Gebäudes die früheren Arrestzellen befinden. Andere Kellerräume dienen der Lagerung des Archivmaterials des Museums. An der Kasse des Museums bekommt man detailliertes Infomaterial zu den Themen des Museums und kleinere Souvernirs wie Modellautos der Marke Trabant.
Zugang zum Mühlenturm, in dem sich weitere Ausstellungsräume finden, hat man nur durch das Museumsgebäude hindurch, hinter dem ein Weg an den Schuppen mit früheren Grenzfahrzeugen vorbei führt.
Außengelände
[Bearbeiten]2 Fahrzeugausstellung : Auf dem Außengelände des Museums, das nur im Rahmen des Museumsbesuchs zugänglich ist, sind insbesondere einige Fahrzeuge der früheren Grenztruppen und der Hubschrauber des Bundesgrenzschutzes erwähnenswert.
Mühlenturm
[Bearbeiten]3 Mühlenturm : Im ehemaligen Turm einer alten Mühle, der im Rahmen des Grenzausbaus in den 50er Jahren in einen Kontrollturm umgebaut wurde, widmet sich die unterste Etage dem Grünen Band, dem Naturschutzprojekt am ehemaligen Grenzstreifen. In den oberen Etagen finden sich unterschiedlichste Exponate aus dem Leben der Grenzsoldaten, so auch eine typische Unterkunft. Einige Modelle zeigen die unterschiedlichsten Ausbaustufe der Grenzanlagen über die Zeit der deutsch-deutschen Teilung.
Grenzlandweg
[Bearbeiten]Ergänzt wird das Grenzlandmuseum durch einen gut erhaltenen und beschilderten Grenzlandweg, an dem die verschiedenen Sperranlagen nachzuvollziehen sind. Nach dem Besuch des Mühlenturms verlässt man dafür das Außengelände des Museums und folgt für etwa 100 m dem Radweg Richtung Duderstadt, um dann nach links auf dem ehemaligen Kolonnenweg weiter bergauf zu gehen. Kurz darauf passiert man die 4 Hahlebrücke , die zu Grenzzeiten massiv gesichert war, damit der kleine Bach nicht zur Flucht genutzt werden konnte.
Parallel zum Kolonnenweg sieht man folgend Überreste bzw. rekonstruierte Abschnitte der ehemaligen Grenzanlagen wie auch Beobachtungsbunker, außerdem ist der KFZ-Sperrgraben erhalten. Oben auf dem Hügel findet man die rekonstruierte Anlage eines Hundelaufzwingers, in dem früher die Wachhunde frei liefen. In diese Grenzanlagen ist zudem eines der Tore integriert, die von der DDR für sogenannte Sonderfälle in die damaligen Grenzzäune eingebaut wurde. Da diese Tore nur sehr vereinzelt vorkamen, ist das erhaltene Tor eine echte Rarität, das zusammen mit der wieder angeschlossenen Original-Grenzbeleuchtung zusätzlich zur Authentizität des früheren Grenzstreifens beiträgt.
Seit 2012 ist auch der sanierte ehemalige 5 Wachturm der DDR-Grenztruppen auf dem Pferdeberg zu besichtigen. Vom fast komplett ausgestatteten Beobachtungsraum oben im Turm hat man einen hervorragenden Blick auf den ehemaligen Grenzstreifen und kann damit die Sichtweiten der damaligen Grenzer authentisch nachvollziehen. Auch die dazugehörigen Grenzanlagen wie Erdbunker und Metallgitterzaun tragen auch in diesem Teil des Grenzlandmuseums zu einem eindrucksvollen, teilweise bedrückenden Einfühlen in die damalige Situation bei. Der Turm ist - auch wegen der steilen Metalltreppen, die erklommen werden müssen - nur nach vorheriger Anmeldung in geführten Gruppen zu besichtigen. Durch Reaktivierung der alten Stromkabel zum Turm ist es inzwischen technisch möglich, den gesamten Grenzverlauf am Pferdeberg mit den zwei Suchscheinwerfern auszuleuchten und die ursprüngliche Grenzbeleuchtung wieder in Betrieb zu nehmen.
Folgt man nun dem Rundweg weiter zum Wadrand hinüber und dann an diesem entlang, kommt man an der Informationstafel für den sogenannten "Grenzzwischenfall am Pferdeberg" von 1964 vorbei, an der die damaligen versuchten Grenzverschiebungen erklärt werden.
Wer mag, folgt nun dem weiteren Grenzlandweg, der über die Gaststätte Zur schönen Aussicht und den in direkter Nachbarschaft liegenden Aussichtsturm auf der westlichen Seite des ehemaligen Grenzverlaufes entlang führt und dabei einige Exponate der ehemaligen westlichen Grenztruppen - Zoll und Bundesgrenzschutz - einbezieht. Zum Schluss kann man noch eine kleine Schleife zu den ehemaligen Grenzanlagen am Ortsrand von Gerblingerode drehen oder kehrt vom Ausgangspunkt des Kolonnenweges an der Bundesstraße direkt wieder zum Museum zurück. Hier trifft man noch auf die erhaltenen Straßensperren am Wegesrand.
Die Gesamtstrecke des Grenzlandweges vom Museum zum Wachturm auf dem Pferdeberg, über die Schöne Aussicht und zu den ehemaigen westdeutschen Grenzabfertigungsgebäuden beträgt etwa 6 km, ohne den Abstecher zu den Gebäuden am Ortsrand von Gerblingerode etwa 5 km.
Für den Grenzlandweg gibt es einen Audioguide, der an der Museumskasse gegen Gebühr ausleihbar ist.
Küche
[Bearbeiten]- 1 Grenzlandgrill 10° Ost, Duderstädter Straße 5, 37339 Teistungen. Tel.: +49 36 071 91 07 42, Fax: +49 36 071 91 07 44, E-Mail: info@grenzlandgrill-eichsfeld.de. Kleiner Grillimbiss auf dem Gelände der ehemaligen Grenzkontrollanlagen. Ossiburger, Ossi-Toast und DDR-Schnitzel sollte man probieren. Geöffnet: Geöffnet Di - So 10.30 - 20.00 Uhr.
- 2 Waldrestaurant Zur Schönen Aussicht, Auf dem Pferdeberg, 37115 Duderstadt-Gerblingerode. Tel.: +49 55 27 68 10. Gutbürgerliche Küche und selbstgebackener Kuchen ziehen nicht nur Wanderer auf dem Grenzlandpfad, sondern auch Ausflügler mit dem Auto in die kleine Waldgaststätte oben auf dem Pferdeberg, die zwar von den Räumlichkeiten etwas in die Jahre gekommen ist, aber wirklich eine schöne Aussicht über das ehemalige Grenzgebiet bietet. Geöffnet: Di - Sa ab 11 Uhr, So ab 10 Uhr geöffnet, warme Küche Di - So 11.30 - 14 Uhr, 17.30 - 20.30 Uhr.
Unterkunft
[Bearbeiten]1 Victor's Residenz-Hotel Teistungenburg, Klosterweg 6 - 7, 37339 Teistungen. Tel.: +49 360 71 840, Fax: +49 360 71 84 444, E-Mail: info.teistungen@victors.de. Bäder- und Sportwelt, Saunalandschaft. Das Hotel liegt auf dem Gelände der früheren Teistungenburg gegenüber vom Grenzlandmuseum, über eine Fußgängerbrücke über die Bundesstraße schnell zu erreichen. Merkmal: ★★★★.
Weitere Unterkünfte finden sich unter anderem im nahegelegenen Duderstadt.
Ausflüge
[Bearbeiten]Wer im Rahmen eines Besuchs des Grenzlandmuseums noch weitere Ausflugsziele in der Umgebung sucht, findet unter anderem einige sehenswerte Fachwerkstädte:
- Keine 5 km sind es nach Duderstadt, die Fachwerkstadt im Untereichsfeld und Zentrum des früheren westdeutschen Teils des Untereichsfeldes.
- Ebenso sehenswert ist Dingelstädt im Obereichsfeld.
Literatur
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