Chepe Express
Chepe Express | |
Länge 357 Kilometer |
Der Chepe Express ist ein Panoramazug in Mexiko, der auf einer Stecke von 357 km zwischen Creel und Los Mochis verkehrt.
Hintergrund
[Bearbeiten]Betreiber ist die Ferrocarril Chihuahua al Pacífico bzw. Copper Canyon Railway, die ein Streckennetz von 941 km verwaltet. Sie ist ein Unternehmen der Ferromex (Ferrocarril Mexicano). Befahren wird ein Teil der Sierra Madre Occidental, die bis zu 1870 m tiefe Barranca del Cobre, auch Copper-Canyon oder Kupferschlucht genannt. Die Strecke ist eingleisig, nicht elektrifiziert und gilt als eine der spektakulärsten Eisenbahnstrecken der Welt.
Geschichte
[Bearbeiten]Baubeginn der Eisenbahnstrecke war bereits 1861, als sich zwei private Betreiber den Bau der Strecke aufteilten. Der amerikanische Ingenieur Albert Kimsey Owen kam 1871 nach Mexiko und erhielt 1880 vom mexikanischen Präsidenten General Manuel González eine Konzession für ein Eisenbahnprojekt, das die Wüste im Norden Mexikos mit den tropischen Gebieten am Pazifik verbinden sollte. Noch im selben Jahr gründete er die Ferrocarril Chihuahua al Pacífico. Doch der Ingenieur fand keine Möglichkeit, durch die schwierige Topografie dieser Region eine Eisenbahntrasse zu bauen. Um 1900 gründete der Amerikaner Arthur Stilwell die Mexico and Orient Railway, scheiterte aber ebenfalls. Im Jahre 1940 wurden die beiden Betreibergesellschaften verstaatlicht und gingen in der Ferrocarril Chihuahua al Pacífico auf, so dass die Baupläne forciert vorangetrieben werden konnten. Der topografisch schwierige Abschnitt zwischen San Pedro und Creel konnte erst am 30. Juni 1961 dem Verkehr übergeben werden.[1] Seit 1998 gehört die Strecke zum Netz des privaten Betreibers Ferromex. Diese betreibt überwiegend Güterverkehr und bietet den einzigen regulären Reisezug Mexikos „El Chepe“ an, der von Los Mochis nach Chihuahua und zurück verkehrt.[2] Die Betreibergesellschaft Ferromex wurde 1995 privatisiert.
Reisevorbereitung
[Bearbeiten]Der Chepe Express sollte als Teil einer Mexiko-Reise geplant werden. Die mit dem Zug erreichten Höhen verursachen keine Höhenkrankheit. Der Zug fährt zwar ganzjährig, doch ist die Trockenzeit zwischen März und Juli die beste Reisezeit. Es gibt – wie sonst häufig – keine ungefähr parallel zur Eisenbahnstrecke verlaufende Straße, so dass eine Anreise mit dem Kraftfahrzeug nicht möglich ist.
Regionen
[Bearbeiten]Anreise
[Bearbeiten]Die direkte Anreise für den Zug kann über den
- 1 Chihuahua International Airport (General Roberto Fierro Villalobos International Airport) (IATA: CUU) in der Stadt Chihuahua oder den
- 2 Valle del Fuerte Federal International Airport (IATA: LMM) in Los Mochis
erfolgen.
Streckenverlauf
[Bearbeiten]Die Eisenbahnstrecke verläuft von Nordost nach Südwest.
Übersicht
[Bearbeiten]Die Fahrtstrecke der Ferromex beginnt in der Stadt Chihuahua, von wo es 564 km bis Creel sind. Hier – in der Großstadt mit 880000 Einwohnern – beginnt eigentlich der „Chepe Express“. Touristisch attraktiv ist jedoch erst die Fahrt ab Creel. Die Strecke kann auch umgekehrt befahren werden.
Ort | Entfernung in km |
---|---|
Creel | 0 |
Divisadero | 48 |
Barrancas | 4 |
Puente La Laja | 3 |
Bahuichivo | 40 |
Tunnel La Pera | 35 |
Témoris | 4 |
Puente Chínipas | 73 |
Tunnel Nr. 86 | 47 |
Puente Agua Caliente | 26 |
El Fuerte | 58 |
Los Mochis | 22 |
Gesamtstrecke | 357 |
Einzelheiten
[Bearbeiten]- 1 Creel am 26. Mai 1907 gegründet, 5000 Einwohner, 2345 m hoch.
- 3 Estación Creel – Sierra Tarahumara Der 2330 m hoch gelegene Ausgangsbahnhof des „Chepe Express“. Gleich nach Creel wird der höchste Punkt der Bahnstrecke von 2440 m erreicht. Um den nun folgenden Abstieg zu ermöglichen, durchfährt der Zug 27 km nach Creel bei El Lazo („die Schleife“) eine Kreiskehre, wo die Strecke in einer 160 Grad-Kurve den Berghang hinunter führt. Auf einer 250 km langen Strecke muss er 2200 m an Höhe verlieren. Auf der gesamten Strecke gibt es 86 Tunnel und 37 Brücken.
- 2 Divisadero heißt auf Deutsch „Aussichtspunkt“. Vom Ort – der in der Nähe des Bahnhofs direkt am Steilabhang des Copper Canyon liegt – ist in einer Höhe von 2245 m tatsächlich ein atemberaubender Ausblick auf die Canyon-Landschaft möglich. Im Ort gibt es einen beliebten Abenteuerpark.
- 3 Barrancas hat 204 Einwohner und liegt 2240 m hoch. Von hier steigt der Zug noch einmal an auf den zweithöchsten Punkt der Strecke und befährt die 1960 erbaute La Laja-Brücke (155 m lang) nach.
- 4 Bahuichivo liegt 1600 m hoch. Der Zug fährt nach dem Ort in den 937 m langen La Pera-Tunnel, der eine 180 Grad Wendung macht.
- 5 Urique wurde am 14. Dezember 1860 gegründet, hat 20000 Einwohner und liegt 2407 m hoch. Der Copper-Canyon hat hier durch den Rio Fuerte eine Tiefe von 1870 m und ist damit genau so tief wie der Grand Canyon, aber mit 65.000 km² fünfmal größer als dieser. Hier ist kein Zughalt.
- 4 Estación de San Rafael 2185 m hoch. Hier ist kein Zughalt.
- 6 Témoris 1903 gegründet, 2000 Einwohner, 1421 m hoch. Hier trafen die beiden Bautrupps der Eisenbahnstrecke aufeinander. In der gesamten Region leben die indigenen Tarahumara. Hier ist kein Zughalt. Nach dem Ort folgt.
- 7 Chínipas 1820 gegründet, 8000 Einwohner und 2300 m hoch. Die nach ihr benannte Puente Chinipas ist mit 102 m die höchste Brücke der Strecke und 234 m lang. Hier ist kein Zughalt. Es folgt der Tunnel Nr. 86 oder El Descanso („die Rast“, weil er als letzter Tunnel fertiggestellt wurde), der mit 1383 m längste Tunnel auf der Strecke. Er überwindet 25 Höhenmeter. Nun geht es endgültig bergab in die Küstenregion nach.
- 8 El Fuerte 12000 Einwohner, nur noch 90 m hoch mit Hotels im Kolonialstil. Der Spanier Francisco de Ibarra gründete die Stadt bereits im Jahre 1563, 1610 entstand das Fort (spanisch: fuerte), von dem die Stadt ihren Namen ableitet. Die 45 m hohe Puente Fuerte ist mit 498,8 m die längste Brücke der Strecke.
- 9 Los Mochis 1893 gegründet, knapp 300000 Einwohner. Der Küstenort liegt nur noch 10 m hoch. Hier ist der Endpunkt des Chepe Express. Gegenüber dem Ort liegt im Westen die Halbinsel Baja California.
Auf jedem Bahnhof mit Halt kann aus- oder eingestiegen werden.
Bilder
[Bearbeiten]- Der Startbahnhof Creel
- Im Ausgangsbahnhof Creel
- Die Eisenbahnbrücke im Copper Canyon
- Der Zug fährt nach Divisadero ein
- Der Zug im Bahnhof von Divisadero
- Blick von Divisadero auf das Schluchtensystem des Rio Urique
- Blick auf Témoris
Zugdaten
[Bearbeiten]Der Chepe-Express hat seinen Namen aus der Abkürzung von Chihuahua al Pacífico (ChP), die im Spanischen „Chepe“ ausgesprochen wird. Der „Chepe“ ist der einzige Personenzug (!) in ganz Mexiko.
Der auf Normalspur fahrende Zug wird von zwei Dieselloks gezogen und hat acht Waggons, darunter ein Speise- und Panoramawagen. Letztere sind nur für die Erste Klasse (spanisch: primera clase) benutzbar, in der 96 Passagiere Platz finden. Inbegriffen im Preis sind hier Speisen und Getränke sowie Zugang zur Bar und Zugterrasse. Die Zweite Klasse (spanisch: clase ejecutiva) nimmt 240 Fahrgäste auf, die Zugang zum Restaurant (mit Selbstverpflegung) und Bar (gegen Bezahlung) haben. Die Dritte Klasse (spanisch: clase turista) fasst 192 Passagiere, denen ein Menü nach Speisekarte im Speisewagen gegen Bezahlung zur Verfügung steht. Insgesamt befördert der Zug 528 Passagiere.
- Fahrplan
Abfahrt Creel (und in Los Mochis) Montag, Mittwoch oder Freitag (bzw. Dienstag, Donnerstag und Samstag) um 08:00 Uhr, Ankunft (ab Creel) Divisadero 09:55 Uhr, Ankunft Bahuichivo 11:25 Uhr, Ankunft El Fuerte 15:35 Uhr, Ankunft Los Mochis (oder Creel) 17:40 Uhr. Die Fahrtdauer beträgt damit brutto 9 Stunden und 40 Minuten. Bei den drei Zwischenbahnhöfen kann aus- und zugestiegen werden, so dass die Weiterfahrt mit dem zurückkehrenden Zug zwei Tage später erfolgen kann. Entsprechende Übernachtungen sind dort möglich.
Unterkunft
[Bearbeiten]Die Zugfahrt selbst dauert über 9 Stunden, so dass gegen Abend bei der Ankunft in Los Mochis genügend Hotels aller Kategorien zur Verfügung stehen. Dagegen sind in Creel nur wenige einfache Hotels vorhanden.
Sicherheit
[Bearbeiten]Siehe auch: Mexiko#Sicherheit
Der Zug fährt dreimal wöchentlich in beide Richtungen und ist dabei – für südamerikanische Verhältnisse – relativ pünktlich. Der Service an Bord ist gut, es werden Speisen und Getränke aus der Region angeboten. Auf den Bahnhöfen besteht hohe Diebstahlgefahr, die Zugfahrt wird von bewaffnetem Militär begleitet, das auch auf Bahnhöfen Präsenz zeigt.
Literatur/Weblinks
[Bearbeiten]- National Geographic (Hrsg.), Journeys of a Lifetime: 500 of the World's Greatest Trips, National Geographic Society, 2007, S. 105; ISBN 978-1426216084.
- Webseite des Chepe Express
Einzelnachweise
[Bearbeiten]- ↑ Sergio Ortega Noriega, El edén subvertido: La colonización de Topolobampo, 1886-1896, Siglo Veintiuno Editores, 2003, S. 79
- ↑ Im Schluchten-Zug, in: Nordbayerischer Kurier vom 31. Dezember 2016, S. 43