Carter-Haus

Vollständiger Artikel
Aus Wikivoyage
Ostseite des Carter-Hauses
Carter-Haus · منزل كارتر
GouvernementLuxor
Einwohnerzahl
Höhe
Lagekarte von Ägypten
Lagekarte von Ägypten
Carter-Haus

Das Carter-Haus (engl. Carter House oder Castle Carter II, arabisch: ‏منزل كارتر) ist die zweite Wohn- und Wirkungsstätte des bedeutenden britischen Archäologen und Ägyptologen Howard Carter (1874–1939) während seines Aufenthalts in Luxor. Das Haus wurde 1910/1911 von George Herbert, 5. Earl of Carnarvon (Lord Carnarvon, 1866–1923), für Carter errichtet.

Anreise[Bearbeiten]

Die Anreise ist recht einfach. Vom Tickethäusen in Scheich ʿAbd el-Qurna fährt oder läuft man entlang der Asphaltstraße nach Norden in Richtung Tal der Könige. Kurz hinter dem Abzweig zum Tal gelangt man zum Carter-Haus.

Hintergrund[Bearbeiten]

Howard Carter (1987–1939) war ein britischer Künstler und Ägyptologe. Bereits mit 17 Jahren gehörte er als Zeichner zum Team von Percy Edward Newberry (1869–1949), für den er z. B. die Umzeichnungen für die Gräber von Benī Ḥasan und Deir el-Barschā besorgte. Später wirkte er als Zeichner u.a. für William Matthew Flinders Petrie (1853–1942), Francis Llewellyn Griffith (1862–1934) und Henri Édouard Naville (1844–1926). Für letzteren besorgte er z. B. die Zeichnungen für den Tempel der Hatschepsut in Deir el-Baḥrī. 1899 wurde er Chefinspektor in der Antikenbehörde in Oberägypten. In dieser Zeit gelangen ihm mehrere Entdeckungen von wichtigen Gräbern im Tal der Könige wie das Grab Thutmosis IV., der Hatschepsut und von Juja und Tuja. Nach mehreren Versetzungen gab er den Behördenjob 1905 auf. Er kehrte nach Luxor zurück und betätigte sich in der Folge als Landschaftsmaler und Touristenführer.

George Herbert, 5. Earl of Carnarvon, kurz Lord Carnavon (1866–1923), war ein britischer Ausgräber und Sammler. Seit 1903 überwinterte er regelmäßig in Luxor und ließ auch ab 1906 für sich graben. 1909 traf er auf Carter, und ihre Wege sollten sich bis zu seinem Tode nicht mehr trennen.

Die Arbeit im Tal der Könige war während des ersten Weltkriegs unterbrochen. Die gemeinsamen Grabungen von Carter und Carnarvon wurden ab 1917 wieder fortgesetzt, auch wenn der gewünschte Erfolg lange Zeit ausblieb. Im November 1922 gelang beiden aber der Fund ihres Lebens, der Fund des Grabes des Königs Tutanchamun. Am 16. Februar 1923 wurde die Sargkammer geöffnet.[1]

Carnarvon erkrankte 1923 an den Folgen eines Moskitostichs und starb. Der „Fluch des Pharao“ war, wenn nicht früher, so doch nun geboren. Noch zu Lebzeiten vermachte Carnarvon seine Sammlung dem Metropolitan Museum of Art in New York.

Carter setzte die Untersuchungen am Grab des Tutanchamun bis 1933 fort, auch wenn es immer mal Zwangspausen wegen Streitigkeiten mit den Behörden gab. In den letzten Jahren seines Lebens konnte er seiner Arbeit wegen ständiger Krankheiten nicht mehr nachgehen. Er starb fast vergessen 1939 in London.

1950 errichtetes Stoppelaëre-Haus

Die Anziehungskraft ihrer Entdeckungen hat bis heute nicht nachgelassen. Der Grabfund des Tutanchamun füllt ganze Säle im Ägyptischen Museum zu Kairo. Und kaum ein populärwissenschaftlicher Fernsehbericht über Ägypten kommt heute ohne Tutanchamun aus. Ohne sein Grab wäre Tutanchamun übrigens aufgrund seiner kurzen Regierungszeit nur Fachleuten bekannt.

Ursprünglich besaß Howard Carter ein Wohn- und Arbeitshaus in Madīnat Hābū. Carnarvon, für den Carter bereits zwei Grabungskampagnen lang arbeitete, stiftete ein neues Haus, das heute unter dem Namen Carter-Haus oder Castle Carter II bekannt ist. Es wurde von Carter selbst entworfen.

Leider wird immer wieder ein anderes Gebäude fälschlicherweise als Carter-Haus ausgewiesen: etwa 150 Meter nördlich befindet sich auf einem Hügel das 1 Stoppelaëre-Haus (25° 44′ 31″ N 32° 37′ 38″ O). Es wurde 1950 von Hassan Fathy (1900–1989) als Gästehaus des ägyptischen Antikendiensts und Wohnhaus des zu jener Zeit tätigen belgischen Chefrestaurators Dr. Alexandre Stoppelaëre (1890–1978, auch als Stopplaere fehlerhaft geschrieben) errichtet. Das Gebäude ist nicht öffentlich zugänglich.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten]

Howard Carter
Lord Carnarvon
Kuppelhalle des Carter-Hauses
Büro des Carter
Esszimmer im Carter-Haus
Lord Carnarvons Schlafzimmer
Küche im Carter-Hause

Das 2 Carter-Haus (25° 44′ 20″ N 32° 37′ 42″ O) wurde 2009 nach umfangreicher Restauration als Museum der Öffentlichkeit übergeben.[2] Der Großteil der Ausstellungsgegenstände sind Originaleinrichtungen. Ergänzt wurde das Museum um Fotos und Kopien von Originaldokumenten wie Briefe des Wissenschaftlers.

Der Eintritt beträgt LE 100 und für ausländische Studenten LE 100 und beinhaltet den Eintritt der Replik des Tutanchamun-Grabes (Stand 12/2023).

Das Haus wurde als Ziegelbau errichtet und verputzt. Die Decke besteht aus Holz.

Der heutige Eingang im Westen des Hauses führt über eine kleine Eingangshalle und dem Korridor zu einer kuppelbekrönten Zentralhalle. Von hier aus erreicht man alle Räume. Im Korridor befindet sich ein Schaukasten, in dem ein originaler Ziegelstein der Firma Bretby aus dem Jahr 1910 gezeigt wird. Er trägt die Inschrift: “Made at Bretby / England / for Howard Carter / A.D. Thebes 1910.”

Läuft man weiter gerade aus, so gelangt man zum Schlafzimmer Carters. Es ist recht spartanisch ausgestattet. Neben seinem Bett gibt es nur noch einen Tisch mit Utensilien zur Körperpflege.

Links von der Zentralhalle gelangt man zu Carters Büro. In der Mitte befindet sich sein Schreibtisch. Zur Ausstattung gehörten weiter ein Bücherschrank, ein Geldschrank und ein Radio. An den Wänden sind heutzutage Bildnisse des Wissenschaftlers aufgehängt. Zu weiteren Ausstellungsgegenständen gehören ein Schirmständer und eine Schreibmaschine.

Von seinem Büro gelangt man zum Wohnzimmer. Das Zimmer wird heute für eine dreidimensionale Videovorführung genutzt. Ein Schauspieler spielt Carter und erzählt in recht lockerer Weise in Englisch die Geschichte der Grabungen im Tal der Könige.

Rechts von der Zentralhalle gelangt man über einen Korridor zum Esszimmer auf der linken Seite. Dieses Zimmer diente gleichzeitig als Labor für Konservierungen. In der Mitte des Raumes steht ein runder Tisch mit einer Steinplatte, darum stehen vier Stühle. In der Ecke steht eine Staffelei. Zu den weiteren Ausstattungsgegenständen gehören ein Schrank und ein Bücherregal.

Auf der anderen Seite des Korridors befand sich Lord Carnarvons Schlafzimmer. Neben dem Bett des Lord steht noch ein kleineres Bett, vielleicht für seinen Diener. Auf der anderen Seite des Raums stehen eine Holzkommode, ein Ofen, ein Ventilator und ein Stuhl.

Im Weiteren gelangt man zur Küche und zur Dunkelkammer. Zur Küche gehören ein Herd und ein Kühlschrank.

Der südliche Teil des Hauses wird heute als Café genutzt.

Küche[Bearbeiten]

Am Museum gibt es ein kleines Café. Zudem gibt es ein kleines Restaurant im Bereich von Scheich ʿAbd el-Qurna und weitere in Gazīrat el-Baʿīrāt und Gazīrat er-Ramla sowie in Luxor.

Unterkunft[Bearbeiten]

Die nächstgelegenen Hotels findet man im Bereich von Scheich ʿAbd el-Qurna. Unterkünfte gibt es zudem in Gazīrat el-Baʿīrāt und Gazīrat er-Ramla, Ṭōd el-Baʿīrāt, Luxor sowie Karnak.

Ausflüge[Bearbeiten]

Der Besuch des Carter-Hauses lässt sich mit dem von Drāʿ Abū en-Nagā und dem Besuch anderer Beamtengräber z. B. in Scheich ʿAbd el-Qurna verbinden. Zum Weiteren befindet sich im Süden der Tempel von Deir el-Baḥrī. Und nach Südwesten führt eine Asphaltstraße ins Tal der Könige.

Literatur[Bearbeiten]

  • Carnarvon, Herbert ; Carter, Howard: Five years’ explorations at Thebes : a record of work done 1907–1911. Oxford [u.a.]: Frowde, 1912.
  • Carter, Howard: Tut-Ench-Amun : ein ägyptisches Königsgrab ; entdeckt von Earl of Carnarvon und Howard Carter. Leipzig: Brockhaus, 1924–1934. 3 Bände
  • Hoving, Thomas: Der goldene Pharao : Tut-ench-Amun ; die erste authentische Darstellung der größten archäologischen Entdeckung aller Zeiten. Bern [u.a.]: Scherz, 1978.
  • James, T[homas] G[arnet] H[enry]: Howard Carter : the path to Tutankhamun. London: Kegan Paul International, 1992, ISBN 978-0-7103-0425-4. Auf den Seiten 182 bis 184, 192 und 452 wird der Bau des Carter-Hauses beschrieben.
  • Serageldin, Ismail: Hassan Fathy. Alexandria: Bibliotheca Alexandrina, 2007, ISBN 978-977-6163-98-0, S. 98 f.; PDF. Es wird das Stoppelaëre-Haus beschrieben.

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Tut-ankh-Amen’s Inner Tomb is Opened, Revealing Undreamed of Splendors, Still Untouched After 3,400 Years. In: New York Times, Samstag, 17. Februar 1923, S. 1.
  2. El-Aref, Nevine: News from Thebes. In: Al-Ahram Weekly, Donnerstag, 19. November 2009.
Vollständiger Artikel
Dies ist ein vollständiger Artikel, wie ihn sich die Community vorstellt. Doch es gibt immer etwas zu verbessern und vor allem zu aktualisieren. Wenn du neue Informationen hast, sei mutig und ergänze und aktualisiere sie.