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Anemone City, Shark-Riff und Jolanda-Riff

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Riesenmuräne am Jolanda-Riff
Anemone City, Shark-Riff und Jolanda-Riff
مدينة القروش وشعاب اليولاندا وشقائق النعمان
GouvernementSüdsinai
Einwohnerzahl
Höhe
Lagekarte des Sinai in Ägypten
Lagekarte des Sinai in Ägypten
Anemone City, Shark-Riff und Jolanda-Riff

Die Anemone City (Anemonenstadt), das Shark-Riff (englisch: Shark Reef, Hairiff) und das Jolanda-Riff (englisch: Jolanda Reef oder Yolanda Reef) sind aufgrund ihrer vielfältigen Unterwasserwelt an Fischen und Korallen das beliebteste und bekannteste ägyptische Tauchgebiet des Roten Meeres. Das Tauch- und Schnorchelgebiet befindet sich im Raʾs-Muḥammad-Nationalpark südlich von Scharm esch-Scheich an der Südspitze des Sinai.

Hintergrund

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Fast an der Südspitze des Sinai befinden sich im Raʾs-Muḥammad-Nationalpark am Ausgang der Hidden Bay (Versteckten Bucht) zwei große und ein kleines frei stehendes Riff. Das nördlichere der beiden großen Riffe ist das Shark-Riff, das südlicher das Jolanda-Riff (gelegentlich auch ungenau Yolanda-Riff). Nördlich des Shark-Riffes befindet sich eine Korallengruppe mit dem Namen Anemone City, Anemonenstadt. Westlich des Jolanda-Riffs gibt es ein weiteres, deutlich kleineres Riff, das schlicht und einfach Satellite Reef, Satellitenriff, heißt. Die Riffdächer befinden sich etwa einen halben Meter unter der Wasseroberfläche. Zwischen den Riffen und dem Ufer befindet sich eine Lagune.

Gerade in den Wintermonaten wurden in der Vergangenheit größere Mengen an Haien wie dem Schwarzspitzenhai (auch Blauhai, Carcharhinus limbatus) und dem Grauen Riffhai (Carcharhinus amblyrhynchos) gesichtet, die dem nördlicheren Riff seinen Namen gaben. Das südlichere Riff erhielt seinen Namen von der hier 1980 aufgelaufenen MS Jolanda.

Die starken Strömungen an den Riffen versorgen das Gebiet mit Nahrung wie Plankton, so dass sich hier eine vielfältige Meeresflora und -fauna entwickeln konnte. Neben unterschiedlichen Stein- und Weichkorallen trifft man hier auf Raubfische, Barrakudas, Makrelen und Fledermausfische. Diese Strömungen ermöglichen aber nur Strömungstauchgänge und erfordern von den Tauchern Können und Erfahrung.

In der Nacht vom 1. auf den 2. April 1980 lief das zypriotisches Frachtschiff Jolanda auf das Jolanda-Riff auf. Das 1964 von der S. A. Juliana Constructora, Gijon, für die zypriotische Reederei Sea Brother Marine Sjipping Co. gebaute Schiff war 74,7 Meter lang, 10,7 Meter breit und besaß einen Tiefgang von 5,8 Metern und eine Tonnage von 1.910 Bruttoregistertonnen. Auf seiner letzten Fahrt von Piräus nach Aqaba hatte es Sanitärausstattung wie Badewannen, Waschbecken und Toiletten sowie Plastik- und Aluminiumtafeln, Kisten mit Whisky, mehrere Container und einen BMW 320 geladen. Letzterer gehörte dem Kapitän. Das Schiff hing auf dem Riff fest mit dem Heck über dem Abgrund. Vier Tage später kippte es nach Backbord um. In dieser instabilen Lage blieb es sieben Jahre, bis es bei einem heftigen Sturm ganz ins Meer abrutschte. Das Wrack liegt heute in 200 Metern Tiefe. Nur ein Tal der Ladung am Rifffuß kündet noch heute von dem Unglück.

Anreise

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Taucher reisen üblicherweise mit einem Tagesausflugsboot vom Anlegesteg (englisch jetty) im Süden der Naʿama Bay von Scharm esch-Scheich oder vom Anlegesteg in Old Sharm. Das Ziel wird aber auch im Rahmen der so genannten Nordroute zur Straße von Gūbāl von Safarischiffen angesteuert.

Die Schiffe können nur an der Ostseite der Riffe ankern. Das Befahren der Lagune ist nicht möglich.

Sehenswürdigkeiten

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Im Prinzip ist ein Besuch von der Anemone City bis zum Wrack der Jolanda in einem Tauchgang möglich. Meistens startet man aber im Bereich des Shark-Riffs. Die vorherrschenden Strömungen lassen nur Strömungstauchgänge von Norden nach Süden zu.

Die Strömungen kommen aus dem Norden und teilen sich am Shark-Riff auf. Die Strömungen aus der Lagune kommen aber zwischen beiden Riffs und südlich des Jolanda-Riffs zurück, so dass sich zum Teil recht schwierige und häufig wechselnde Strömungsverhältnisse und Gegenströmungen ergeben können. Deshalb ist das Betauchen des Gebiets nur erfahrenen Tauchern zu empfehlen. Die Strömungsverhältnisse sollten vor dem Tauchgang sorgfältig geprüft werden. Es kann auch während des Tauchgangs passieren, dass man seine Vorhaben den wechselnden Bedingungen anpassen muss. Eine Boje als Markierung der Aufstiegsstelle sollte mitgeführt werden.

Anemone City

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Etwa 150 Meter nördlich des Shark-Riffes befindet sich auf einem Sandplateau in 12 bis 18 Metern Tiefe die sogenannte 1 Anemone City (27° 43′ 39″ N 34° 15′ 32″ O), die Anemonenstadt. Benannt ist der Tauchplatz nach den hier in großer Menge vorkommenden Seeanemonen (Prachtanemone, Heteractis magnifica, Blasenanemone, Entacmaea quadricolor). Daneben gibt es noch Tisch- und Fächerkorallen. Zu den Bewohnern der Seeanemonen gehören natürlich die Rotmeer-Anemonenfische (Amphiprion bicinctus).

Meist springt man nördlich der Anemone City ins Wasser. Ein Metallpfeiler in der Stadt soll wohl eines in den 1970er-Jahren verschollenen Tauchers gedenken. Man taucht im Osten der Anemone City weiter über das Sandplateau, das bis in 25 Metern Tiefe abfällt, und erreicht über eine Schlucht das Shark-Riff.

Shark-Riff

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Die Strömung teilt sich am Nordrand des etwa 70 Meter langen 2 Shark-Riffs (27° 43′ 33″ N 34° 15′ 31″ O), und man schwimmt an der Ostseite des Riffs entlang. Das Riff liegt dann rechterhand. Das Riff besitzt an dieser Seite eine Steilwand, die bis in 70 Metern Tiefe abfällt.

Von Interesse an diesem Riff sind die zum Teil in größeren Schwärmen vorkommenden Fische. Hierzu gehören Rundkopf-Fledermausfische (auch Schwarmfledermausfische, Platax orbicularis), Großaugen-Makrelen (Caranx sexfasciatus), Blauflossen-Stachelmakrelen (Caranx melampygus), Einfleckenschnapper (Lutjanus monostigma), Zweifleckenschnapper (Lutjanus bohar), Dunkelflossen-Barrakudas (Sphyraena qenie), Blauklingen-Nasendoktorfische (Naso unicornis), Großkopfschnapper (Lethrinus nebulosus) und Großaugen-Schnapper (Monotaxis grandoculis). Dunkelflossen-Barrakudas werden häufig als Schwarm im Kreis schwimmend angetroffen.

Jolanda-Riff

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Über einen etwa 60 Meter breiten und etwa 23 Meter tiefen Sattel schwimmt man durchs Blaue vom Shark- zum 90 Meter langen 3 Jolanda-Riff (27° 43′ 29″ N 34° 15′ 29″ O). Zusätzlich zur Nord-Südströmung gelangt eine weitere Strömung aus dem Bereich der Lagune hinzu. Hier sollte man mit seinem Tiefenmesser auf konstante Tiefe um 20 Meter achten. Das Jolanda-Riff erhebt sich aus einem Sandplateau in 17 bis 23 Metern Tiefe.

Auch an diesem Riff schwimmt man an der Ostseite entlang. Auf dem Riff gibt es einen wunderschönen Korallengarten mit Weichkorallen, Gorgonien und Tischkorallen.

Zu den hier beheimateten Fischen gehören Malabar-Zackenbarsche (Epinephelus malabaricus), Einfleckschnapper (Lutjanus monostigma), ein Napoleon-Lippfisch (Cheilinus undulatus) und Füsiliere (Caesionidae). Im Bereich der Überreste der Jolanda gibt es auch Riesenmuränen (Gymnothorax javanicus).

Napoleon-Lippfisch
Blaupunktrochen
Ein Rotzahn-Drückerfisch attackiert einen Seeigel
Krokodilfisch
Sergeant major

An der Südseite des Riffs befinden sich die Überreste des Wracks und der Ladung der Jolanda in 15 bis 17 Metern Tiefe. Auch hier wird man wieder mit einer Gegenströmung aus der Lagune konfrontiert. Es ist durchaus möglich, dass man nur am Rifffuß kurz über dem Boden vorwärtskommt. Die Strömung könnte dafür sorgen, dass man sofort über die Reste der Schiffsladung getrieben wird und sich an den Schiffsüberresten festhalten muss. Am Ende bleibt nichts anderes übrig, als sich am Ende des Tauchgangs von der Bootsbesatzung auffischen zu lassen.

Die Ladung der Jolanda ist zugegebenermaßen skurril. Insbesondere die Toilettenbecken haben es so manch einem Taucher angetan, weil man sich ja darauf setzen könnte.

Wenn es die Strömungen zulassen, kann man in der Lagune weitertauchen. Man muss aber zurückkehren, weil Schiffe die Lagune nicht befahren können. Die Unterwasserwelt unterscheidet sich hier etwas von der Ostseite des Riffs. Hier gibt es auch Blaupunktrochen (Taeniura lymma), Fransen-Drachenköpfe (Scorpaenopsis oxycephala), echte Steinfische (Synanceia verrucosa), Krokodil- oder Alligatorfische (Cociella crocodila), Rotzahn-Drückerfische (Odonus niger) und Juwelen-Zackenbarsche (Cephalopholis miniata).

Korallen am Jolanda-Riff
Ladung der Jolanda
Ladung der Jolanda
Teil des Wracks der Jolanda
Badewannen gehörten zur Ladung der Jolanda
… wie auch Toilettenbecken

Zum Schluss schwimmt man, wenn es die Strömungen zulassen, in Richtung des 50 Meter westlich entfernten 4 Satellitenriffs (27° 43′ 28″ N 34° 15′ 26″ O). In geringer Wassertiefe trifft man auch hier auf reizvolle Korallen.

Im Dezember und Januar könnte man im Süden des Jolanda-Riffs auf Graue Riffhaie treffen. Es werden mit der Zeit aber immer weniger Haie.

Küche und Unterkunft

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Verpflegung wird auf den Tagesbooten geboten. Unterkünfte finden sich in Scharm esch-Scheich oder Dahab.

Ausflüge

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Der Besuch des Riffs lässt sich mit anderen Riffen im Raʾs-Muḥammad-Nationalpark oder anderen örtlichen Tauchgebieten von Scharm esch-Scheich verbinden.

Literatur

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  • Siliotti, Alberto: Sinai Diving Guide: Teil 1; deutsche Ausgabe. Verona: Geodia, 2005, ISBN 978-88-87177-66-4. Tauchplatz 31.
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