Turpan
Turpan, im deutschen Sprachraum üblicherweise Turfan ist eine Wüstenregion in der chinesischen Provinz Xinjiang (= Sinkiang).
Turpan | |
Hauptstadt | |
---|---|
Einwohnerzahl | 622.903 (2010) |
Fläche | 69.759 km² |
Postleitzahl | 838000 |
Vorwahl | 995 |
Webseite | www.tlf.gov.cn |
Hintergrund
[Bearbeiten]Das Gebiet der Turpan-Senke zwischen 87° O – 97° O und 42° N – 43,5° N ist in etwa deckungsgleich mit dem Verwaltungsbezirk. Verzweigungen des Tian Shan-Gebirges umschließen sie an allen Seiten. In alter Zeit führte hier die „nördliche Seidenstraße“ (ein von Ferdinand von Richthofen geprägter Begriff) ans äußerste Ende Chinas. Das uigurische Königreich Kocho (高昌, uigur: Xoqo, Qara-hoja) bestand 840–1130.
Schon seit dem 15. Jahrhundert bewässerte man die Gegend durch Schmelzwasser, das über Qanate aus den umliegenden Bergen kam. Das Bewässerungssystem von Turpan wurde 2008 für das UNESCO-Welterbe vorgeschlagen. In Turpan informiert darüber das 1 Kan’erjing Museum (吐魯番坎兒井博物館, Kǎn'erjǐng bówùguǎn).
1902–14 führten Albert Grünwedel sowie Albert von Le Coq jeweils mehrere Expeditionen durch. Deren Funde und Erkenntnisse erweiterten das Wissen über der frühen Buddhismus, seine Kunst und das Wissen über antike Steppenvölker Zentralasiens. Sie standen in Konkurrenz mit dem Franzosen Paul Pelliot und dem für British-Indien forschenden Aurel Stein, die an anderen Orten der Provinz wenige Jahre zuvor unterwegs gewesen waren.
Etwa drei Viertel der Bewohner sind Uiguren, ein Fünftel Han-Chinesen. Die Wirtschaft trägt Kohle- und Erdölgewinnung. In der Landwirtschaft werden viele Trauben zur Rosinenherstellung sowie Melonen angebaut. Es gibt Verkaufsführungen auf Bauernhöfen im 1 „Tal der Trauben“.
Orte
[Bearbeiten]An den namensgebenden Hauptort, in den fast die gesamte Bevölkerung des Bezirks wohnt, schließt sich der moderne südliche 1 Stadtbezirk Gaochang (高昌区) an. Hier ist ein Großteil der Behörden. Turpan-Stadt liegt auf einer Meereshöhe von -95 bis -76 Metern.
Weitere Ziele
[Bearbeiten]- 2 Aydingkol-See (艾丁湖, Àidīng Hú, uig.: Ayding köl) Ein abflußloser Salzsee, der teilweise schon ganz ausgetrocknet ist, andere Bereiche sind noch Sumpf. Hier ist mit -154 Metern die tiefste Stelle China.
- Ruinenstadt Jiaohe (Yar-Khoto; ca. 10 km westlich von Turfan). Auf einem über 30 m hohen Felsplateau im Yarnaz-Tal. Gegründet 108 v. u. Z., wie auch das nahe Kocho während der Krieg des 14. Jhdts. niedergebrannt und verlassen. Gut erhalten. Ersterforscher war Dmitri Klementz. Die Anlage ist Teil des UNESCO-Welterbes „Seidenstraße.” Zur besten Zeit lebten hier 6500 Menschen.
Höhlentempel
[Bearbeiten]Die alten Gaochang-Grotten (古高昌石窟) sind buddhistische Felsentempel in der Stadt Turpan und im östlich davon gelegenen Kreis Shanshan. Die Grotten bestehen aus insgesamt vier Gruppen mit zusammen 194 Höhlen.
- 4 Höhlentempel von Tuyuⱪ (吐峪沟石窟, Tǔyùgōu shíkū) Die Höhlen, es gibt mehrere Gruppen, begann man 440–63 in den Sandstein zu treiben. Sie wurden bis in die T’ang-Dynastie rituell genutzt. Sie blieben bis ins 15. Jhdt. bewohnt. Die Wandgemälde findet man in den Höhlen Nr. 1, 12, 20, 38, 40, 41, 42 und 44. Sehenswert ist auch das aus traditionellen Lehmziegeln gebaute Dorf Mázhā (麻扎村). Oberhalb von diesem ist eine “scenic area” zum Betrachten flammender Berge.
- Für die uigurischen Muslime ist das Dorf ein Wallfahrtsort. Wer sich eine Reise nach Mekka nicht leisten kann, kann anstatt sieben Reisen nach Tuyoq unternehmen, um am Grab des ersten uigurischen Muslims zu beten; dies hat die gleiche Wirkung wie eine Mekkareise. Wer als Tourist das Grab besichtigen will, muss Eintritt bezahlen.
- Tausend-Buddha-Höhlen von Bäzäklik (… Bezeklik; 50 km westlich von Shanshan). Geschaffen von den Tocharern zwischen dem 5. und 9. Jhdt. Viele Fresken wurden um 1900 gekauft und in berliner Museen fest installiert. Etliche davon fielen dem alliierten Bombenterror zum Opfer. Die meisten Manuskripte blieben erhalten und wurden so vor den Wirren die Sinkiang 1917–51 trafen geschützt.
- 2 Yanghai-Friedhof (洋海古墓群). Die Ausgrabungsstätte ist auf der nationalen Denkmalsliste. Zu sehen ist vor Ort wenig, die meisten der Funde der hier 1100-100 v. u. Z. lebenden eisenzeitlichen Subeshi-Kultur sind in Museen, vieles in dem von Turfan.
Sprache
[Bearbeiten]Uigurisch oder Chinesisch.
Anreise
[Bearbeiten]Am 1 Flughafen Shanshan (鄯善機場, Flughafen Piqan, IATA: SXJ) fand 2023 kein kommerzieller Flugbetrieb statt.
Die Ost-West Autobahn G30 verbindet mit Ürümqi (194 km) sowie Kumul (410 km). Nach Bayingolin sind es 355 km auf der G3012.
Mit der Bahn
[Bearbeiten]Mobilität
[Bearbeiten]Der Aufbau eines Trambetriebs in Turfan-Stadt begann 2022. Die Haltestellen sind durchschnittlich 1½ km voneinander entfernt.
- Linie 1: 22½ km lange Ringlinie vom Bahnhof
- Linie 3: Zwischen den Bahnhöfen in der Stadt und Turfan-Nord beim Flugplatz
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten]Im Stadtgebiet Turfan
[Bearbeiten]- 3 Turfan-Museum (吐鲁番博物馆), 吐鲁番市高昌区木纳尔路1268号 Reiche Sammlung der langen Geschichte der Region. Beginnend bei Dinosauriern und einem Riesennashorn, einiges zur Subeshi-Kultur, eine Sammlung antiker Münzen und die beeindruckende Mumiensammlung im 3. OG. Geöffnet: Di.-So. 10.00-19.00. Preis: gratis.
- 1 Emin-Moschee (苏公塔; gut 3 km vom Zentrum) Von Prinz Suleiman zu Ehren seines Vaters, dem Feldherrn Emin, in der zweiten Hälfte der 1770er gebaut. Der Minarett ist mit 44 Metern der höchste Chinas. Der Durchmesser an der Basis ist 14 Meter. Es gibt weder Grundsteine noch tragende Holzelemente im Turm. Sein Gewicht wird vollständig von der massiven Ziegelsäule in der Mitte getragen. Im unteren Bereich findet man blaue Glasuren, als Baumaterial dienten Lehmziegel. Der Gebetsraum ist 2300 m² groß. Die Vorderseite der Torhalle ist im klassischen Stil der islamischen Architektur gestaltet. In einem Pavillion steht eine alte steinerne Stele, die Geschichte des Baus beschreibt. Geöffnet: 9.00-20.00. Preis: kostenpflichtig, Turmbesteigung nicht möglich.
- 5 Botanischer Garten (中国科学院吐鲁番沙漠植物园) Naturgemäß spezialisiert auf Wüstenpflanzen. Wissenschaftlich betreut von der Akademie der Wissenschaften.
- 4 Astana-Gräber (阿斯塔那古墓群; ca. 30 km ostsüdöstlich des Stadtzentrums von Turpan im Stadtbezirk Gaochang) Von 273-880 u. Z. genutzter Friedhof. Auf zehn Quadratkilometern hat man über eintausend Grabstätten gefunden von denen etwa 400 freigelegt worden sind. Begehbar sind für Besucher nur drei. Viele gut erhaltene Mumien, natürlich entstanden aufgrund der niedrigen Luftfeuchtigkeit, lassen Rückschlüsse auf das frühmittelalterliche chinesische Leben zu.
- Etwa 1 km vom Eingang zum Friedhof ist nach Westen der Rest der 2 Taizang-Pagode (台藏塔遗址) , der Form nach die Bibliothek eines buddhistischen Tempels des 6/7. Jhdts.
- Ruinenstadt 5 Kocho (高昌; etwa 30 km südöstlich des Zentrums) Gegründet im 1. Jhdt. u. Z. wurde die Stadt im 14. Jhdt niedergebrannt. In der Anlage wird es durch Abstrahlung im Sommer sehr heiß.
Einkaufen
[Bearbeiten]Das Geschäftsviertel ist um die Kreuzung Laocheng East/West und 1 Gaocheng St.. Hier bauen auch die Händler des Nachtmarktes ab 19.00 Uhr ihre Essensstände auf.
2 Bank of China
Küche
[Bearbeiten]1 Nachtmarkt Mùnàěr (木納爾夜市), Verpflegung von Straßenhändlern nicht weit von der Emin-Moschee.
Unterkunft
[Bearbeiten]In der gesamten Provinz gelten für Ausländer Aufenthaltsbeschränkungen. Diese ändern sich häufig und müssen vor Ort geprüft werden. Nur wenige Hotels haben zudem die notwendige Erlaubnis Ausländer beherbergen zu dürfen. |
Unterkünfte außerhalb Turfan-Stadt, speziell nahe der Höhlentempel, gibt es kaum.
- 3 Tulufan Binguan (吐鲁番宾馆), Gaochang District, 青年路1695号. In die Jahre gekommen, nimmt aber Ausländer. Preis: geh., überteuert.
- In Piqan
Sicherheit
[Bearbeiten]Historischen Dokumenten zufolge ist das Gebiet von Turpan ein häufig erdbebengefährdetes Gebiet, und die meisten Erdbeben haben eine Stärke über 6.
Klima
[Bearbeiten]Kontinentalklima mit extrem heißen Sommern und kalten Wintern, der Jahresniederschlag beträgt nur 16 mm. Bedingt durch die Kessellage wehen häufig sehr starke Winde. „Ein besonderes Schrecknis der Wüste [Taklamakan] sind die furchtbaren, von den Einwohnern buran genannten Sandstürme.“ (Alfred leCoq, 1926) Die Oase Gaochang ist der heißeste Ort Chinas, die Durchschnittstemperatur liegt an den heißesten Tagen bei etwa 36–39 °C, die Temperaturen tags liegen dabei über 43 Grad Celsius. In der Nacht ist es im Sommer selten kühler als 25 °C. An heißen Sommertagen erreicht die Temperatur des Sandes an der Oberfläche 80 °C.
Literatur
[Bearbeiten]- Albert Grünwedel: Bericht über archäologische Arbeiten in Idikutschari und Umgebung im Winter 1902-1903 (Online)
- Albert Grünwedel: Altbuddhistische Kultstätten in Chinesisch-Turkistan. Bericht über archäologische Arbeiten von 1906 bis 1907 bei Kuča, Qarašahr und in der Oase Turfan (Online)
- A. von Le Coq: Chotscho. Facsimile-Wiedergaben der wichtigeren Funde der ersten königlich preussischen Expedition nach Turfan in Ost-Turkistan (Online)
- Along the ancient silk routes: Central Asian art from the West Berlin State Museums, Ausstellungskatalog des Metropolitan Museum of Art komplett online
- Hitch, Doug; The Special Status of Turfan; Sino-Platonic Papers, 186 (March, 2009)
Weblinks
[Bearbeiten]- www.tlf.gov.cn – Offizielle Webseite von Turpan
- Turfanfunde
- Bilder der zentralasiatischen Kunst im Völkerkundemuseum Berlin
- Turfanforschung der brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
- im Museum für Asiatische Kunst
- Die Deutschen Turfanexpeditionen (1902-1914) in ihren Akten, Fotos und Zeichnungen (CrossAsia)
- Regina Höfer; Die „Turfan-Expeditionen:“ Buddhistische Oasen an den Seidenstraßen und ihre Entdecker
- Scans vieler Manuskripte sind online zugänglich auf den Portalen der besitzenden Bibliotheken zuvorderst der Preußischen Staatsbibliothek Berlin und der Nachlaß Grünwedels in der Bayerischen Staatsbibliothek.