Sikait
Sikait · سكيت Senskis / Senskeitis · Σενσκις | |
Gouvernement | Rotes Meer |
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Sikait |
Sikait oder Sikit, arabisch: سكيت, Sikait/Sikīt, ist eine archäologische Stätte nördlich des Tals Wādī el-Gimāl, die zum Smaragdbergbaugebiet Mons Smaragdus im Wādī-el-Gimāl-Ḥamāṭa-Nationalpark gehört. Die in frührömischer Zeit errichtete Siedlung mit ihren drei Felsentempeln befindet sich knapp drei Kilometer südlich der Smaragdmine. Sikait ist die bedeutendste Mine am Mons Smaragdus.
Hintergrund
[Bearbeiten]Die Siedlung Sikait ist die mit Abstand bekannteste Smaragd-Bergarbeitersiedlung, was sicher auch an den hier errichteten Felsen-Heiligtümern und der Größe der Siedlung liegt, wofür sich Reisende im 19. Jahrhundert und heutige Reisende vorwiegend interessieren. Auch wenn der Name Sikait ein moderner Name ist, so kennt man wenigstens für diese Siedlung auch den antiken Namen Senskis / Senskeitis, Σενσκις / Σενσκείτης, aus einer Tempelinschrift.
Das Wādī Sikait verläuft in etwa von Norden nach Süden. Im Wadi gibt es aber mehrere Bergarbeitersiedlungen. Die Siedlung Sikait ist die südlichste, die deshalb auch Süddorf oder South village genannt wird. Sie wurde an einer Stelle im Wadi angelegt, an der sich das Wadi zum Talkessel aufweitet. An beiden Berghängen wurden die Gebäude angelegt: auf der Ostseite drei Heiligtümer und auf der Westseite zwei große Gebäude. Es ist gleichzeitig die älteste Siedung. Ob sie allerdings schon in griechischer/ptolemäischer Zeit angelegt wurde, ist umstritten. Dies liegt hauptsächlich daran, dass man vor Ort bisher keine archäologischen Zeugnisse aus griechischer Zeit vorgefunden hat.
Im selben Wadi befinden sich weiter nördlich weitere Fundplätze, die 1 2 Mittel-Sikait (mittlere Siedlung, 24° 39′ 23″ N 34° 47′ 59″ O; 24° 39′ 24″ N 34° 48′ 18″ O) und 3 Nord-Sikait (Nordsiedlung, 24° 39′ 48″ N 34° 47′ 31″ O) genannt werden. Mittel-Sikait verfügt nur über wenige Gebäude, aber hunderte Schächte. Genutzt wurde die Siedlung in den ersten Jahrhunderten n. Chr. Zu den Besonderheiten gehören eine massive Rampe und Wachtürme. Nord-Sikait mit seinen wenigen Strukturen stammt erst aus spätrömischer Zeit und wurde wohl erst dann angelegt, nachdem die leichter zugänglichen Bereiche in Süd- und Mittel-Sikait erschöpft waren.
Die Reisenden des 19. Jahrhunderts waren hauptsächlich an den Heiligtümern interessiert. Erst 2000 legte Steven Sidebotham eine Karte von Süd-Sikait vor. Die von ihm durchgeführte Erkundung erbrachte auch einige Funde. Dazu gehörten Perlen und Ketten, Spielzeug wie Puppen und Kamele aus dem weichen Talkschiefer und Smaragdperlen. Aber auch Keramik, eine Münze sowie Perlen aus Karneol und Quarz. Dies ist ein Hinweis auf einen gewissen Wohlstand und auf Handelsbeziehungen zu den Nabatäern, zum Mittelmeerraum und zum Nahen Osten (Sidebotham 2008).
Anreise
[Bearbeiten]Für die Anreise benötigt man neben der Genehmigung durch das Militär und die Nationalparkverwaltung mehrere allradgetriebene geländegängige Fahrzeuge.
Die Anreise erfolgt von Marsā ʿAlam auf der Fernverkehrsstraße 24, bis man nach 52 Kilometern den 1 Zugang zum Wādī el-Gimāl (24° 39′ 44″ N 35° 5′ 28″ O) erreicht. Kurz vorher passiert man das Gebäude der 1 Nationalparkverwaltung (24° 41′ 12″ N 35° 5′ 1″ O).
Nun folgt man dem Wadi nach Westen und erreicht nach 40 Kilometern eine 2 Gabelung (24° 34′ 35″ N 34° 49′ 37″ O), und man fährt nach rechts in nordnordwestlicher Richtung 2,3 Kilometer weiter bis zu einer weiteren 3 Gabelung (24° 35′ 17″ N 34° 48′ 50″ O). Nach Norden (nach rechts) gelangt man in das Wādī Sikait und erreicht nach 6 bzw. 8 Kilometern die Bergarbeitersiedlung Sikait und später die Smaragdmine. Fährt man an der letzten Gabelung weiter nach Westen in das Wādī Nugruṣ, so erreicht man nach weiteren 6 Kilometern ein weiteres 4 Seitental (24° 37′ 3″ N 34° 46′ 33″ O) nach Nordwesten und gelangt dann nach 400 Metern zur Bergarbeitersiedlung Wādī Nugruṣ.
Mobilität
[Bearbeiten]Die Piste zur Siedlung lässt sich mit einem geländegängigen Allradfahrzeug zurücklegen. Die Besteigung der teilweise steilen Talhänge muss zu Fuß erfolgen. Festes Schuhwerk ist angeraten.
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten]Kleiner Felsentempel
[Bearbeiten]Etwa 200 Meter vor dem Erreichen des Talkessels von Sikait erblickt man auf der Ostseite des Wadis den sog. 1 Kleinen Felsentempel (24° 37′ 43″ N 34° 47′ 48″ O), der erhöht gelegen ist, einen kleinen Vorhof besitzt und aus dem anstehenden Felsen gehauen wurde. Der Tempel ist die einzige Stätte in Sikait mit einer datierbaren Inschrift, in der auch der einstige Name der Siedlung, Senskis, Σενσκις, genannt wurde.
Wie eine alte Zeichnung aus dem 19. Jahrhundert zeigt,[1] besaß der Tempel eine dreiteilige Fassade mit mehreren dorischen Halbsäulen, die die Durchgänge begrenzten. Die Säulen sind heute weitgehend verschwunden. Jedoch lassen sich die beiden rechten Säulen heute noch ausmachen. Über den Durchgängen befinden sich halbrunde Giebelfelder, sog. Tympana, mit Sonnenscheibe und flankierenden Uräen.
Hinter den Durchgängen befindet sich eine rechteckige Querhalle mit einer Kultnische in der Rückwand. Im Rahmen von Sicherungsarbeiten wurden 2002/2003 drei Stützpfeiler unter dem Archäologen Steven Sidebotham errichtet.
Beim genauen Hinsehen erkennt man auf dem rechten Sturz unter dem Tympanon zwei dreizeilige griechische Inschriften. Ein herabgestürztes Fragment dieser Inschrift befand sich 2015 in der Tempelhalle. Im 19. Jahrhundert waren Inschriften noch an zwei Durchgängen erhalten. Die Weihinschrift wurde von einem Polyphantès am 20. Februar eines unbekannten Jahres zur Zeit des Kaisers Gallienus (Regierungszeit 260–268) als Dank für die Götter Serapis-Min, Isis von Senskis und Apollon angebracht. Dies legt einen Zusammenhang mit der Götterdreiheit von Koptos, Min, Isis und Horus, nahe. Polyphantès erwähnte seine Kinder, stiftete einen silbernen Trinkbecher und eine silberne Vase für den Tempelkult und berichtete von seinen Arbeitskollegen, die ihm bei der Grabung einer Zisterne an einem 15. Juni unterstützt haben.[2]
Auch wenn es der Inschrift nach den Anschein hat, sind die Tempel von Sikait keine Wasser- oder Brunnenheiligtümer wie die in el-Kanāʾis und Wādī Abū Saʿfa.
Siedlung Sikeit
[Bearbeiten]Das Wādī Sikait weitet sich an der Stelle der antiken 4 Siedlung Sikait (24° 37′ 52″ N 34° 47′ 45″ O) auf. Sowohl am West- als auch am Osthang befinden sich über hundert Gebäude, teilweise noch in gutem Erhaltungszustand. In vielen Fällen sind aber auch nur noch die Grundmauern sichtbar. Wegen bisher kaum durchgeführter Grabungen ist die Funktion der Häuser jedoch unbekannt.
Die Gebäude bestehen aus Sandstein-Trockenmauern ohne Mörtel. Das Baumaterial wurde vor Ort gebrochen. In die Wände wurden auch Regale eingefügt. Sturze von Türen, Fenstern und Regalen wurden mit großen Steinplatten realisiert.
Die Gebäude aus spätrömischer Zeit wurden vorwiegend in den unteren Hanglagen angelegt. Sie verfügten teilweise über Höfe, Stallungen und Gärten.
Auf der Ostseite des Talkessels, in der Nähe des Südzugangs, befindet sich in der Nähe des Gipfels ein drittes Heiligtum.
Großer Felsentempel
[Bearbeiten]Auf der Ostseite des Talkessels unweit seines südlichen Zugangs befindet sich der 2 Große Felsentempel (24° 37′ 51″ N 34° 47′ 49″ O). Vielleicht wurden in diesem Tempel dieselben Götter wie im Kleinen Tempel verehrt.
Der offene Felsentempel, ein Speos, mit seinem Zugang im Westen wird von je einer Kultnische auf der rechten und linken Seite flankiert. Vor dem Tempel befindet sich ein Hof, der einst mit Steinmauern begrenzt war. Von dieser Mauer gibt es noch die aus dem Felsen geschnitten Teile und Überreste der Trockenmauern. An der Nordseite des Vorhofs wurden Nischen in die Felswand eingeschnitten, die wohl der Aufnahme von Weihgaben dienten.
Die Tempelfassade besitzt an den Seiten dorische Halbsäulen. Teile der Fassade sind mittlerweile abgebrochen. Von der einstigen griechischen Inschrift an der Fassade sind nur noch wenige Buchstaben erhalten. Es schließt sich die dreischiffige Halle an, die über zwei dorische Säulen verfügte. Die linke Säule war schon seit Zeiten weggebrochen und wurde 2000 mit einem Pfeiler zur Sicherung des Tempels ersetzt. An den Wänden erkennt man Graffiti von Reisenden aus dem 19. Jahrhundert und eine rot aufgemalte griechische Inschrift.
An die Säulenhalle schließen sich drei nebeneinander liegende Cellen, also Allerheiligste, an, die über je drei Stufen erreichbar waren und mit einem Pfeiler begrenzt wurden. Weitere Stufen führten zu den Kultnischen. Der Altar der mittleren Kultnische verfügt über ein großes christliches Kreuz, d. h., der römische Tempel wurde später als Kirche weitergenutzt. Die südliche Cella bleib unvollendet.
Zu den Funden im Tempel, die bei den Grabungen von Sidebotham gemacht wurden, gehörten eine Münze aus Zeit Kaiser Neros (Regierungszeit 54–68) und eine Statuette der Göttin Isis.
Die Kultnischen zu beiden Seiten des Tempels besitzen an ihren Eingängen an den Seiten dorische Halbsäulen und über dem Sturz einen Rundstab sowie eine Sonnenscheibe mit Uräen. Über einer Steinbank an der Rückseite befindet sich eine Nische für das Kultbild.
Sog. Verwaltungsgebäude
[Bearbeiten]Gleich auf der Westseite des Zugangs zum Talkessel befindet sich das 21 Meter lange und bis zu 4 Meter hoch anstehende sog. 5 Verwaltungsgebäude (24° 37′ 49″ N 34° 47′ 45″ O). Der Name wurde von Sidebotham geprägt, weil der Zweck des Gebäudes unbekannt ist. Für die Nutzung als Tempel, wie es Cailliaud glaubte, gibt es keine Beweise.
An den Felsen wurde eine dreistufige künstliche Plattform aus Sandstein-Trockenmauerwerk angelegt, auf dem das Gebäude mit Trockenmauern errichtet wurde. Treppen im Norden und Süden der Anlage führen zum Haupteingang des Gebäudes im Osten. Einen Nebeneingang gab es auf der Südseite des Gebäudes. Beide Gebäudelängsseiten verfügen über je ein kleines Fenster. Das Gebäude besitzt drei Räume, die nach hinten immer kleiner werden. Nur der vordere Raum ist mit Steinplatten gepflastert. An den Wänden befinden sich Regale. Tür- und Regalsturze wurden mit großen Steinplatten realisiert. Über eine kleinere Tür gelangt man zum dritten Raum, der aus dem Felsen geschlagen wurde und heutzutage verschüttet ist.
Über die Decke lassen sich kaum Aussagen machen. Aufgrund der nötigen Spannweite kommt nur eine Holzdecke, keine Steindecke, infrage, wie dies noch für den dritten Raum ersichtlich ist. Die kleinen Fenster deuten an, dass es auch für die vorderen Räume eine Decke gegeben haben könnte.
Sog. dreigliedriges Gebäude
[Bearbeiten]Das sog. 6 dreigliedrige Gebäude (24° 37′ 51″ N 34° 47′ 42″ O) ist ebenfalls ein moderner Name, der von Sidebotham aufgrund der unbekannten Nutzung des Gebäudes geprägt wurde. Es befindet sich auf der Westseite der Siedlung nordwestlich und in Sichtweite des Verwaltungsgebäudes und stellt ebenfalls einen imposanten Gebäudekomplex dar.
Für dieses Gebäude wurde ebenfalls eine künstliche Trockenstein-Plattform angelegt. Darauf wurde ein dreigeteiltes Gebäude mit der Fassade im Osten angelegt, das aus zwei kleinen, fast intakten einräumigen Nebengebäuden, je eins im Norden und im Süden, und dem größeren Zentralbau besteht. Die Fassade des Zentralbaus ist nicht mehr vollständig erhalten. Der hintere Gebäudeteil wurde aus dem Fels geschlagen. Im Osten vor dem Gebäude befindet sich ein offener Hof, der an drei Seiten mit einer Mauer umschlossen war. Der Zugang zum Hof befand sich auf der Südseite.
Der Zentralbau verfügte sowohl an der Fassade als auch im Inneren über mehrere Regaleinbauten in den Wänden.
Im Norden des Gebäudes schließt sich ein kleineres eigenständiges Gebäude mit eigener Umfassungsmauer an.
Smaragdminen
[Bearbeiten]Knapp drei Kilometer nördlich der Siedlung Sikait befinden sich an den Westhängen des Wadis die 7 Smaragdminen (24° 39′ 6″ N 34° 47′ 30″ O). Um an die Edelsteine zu gelangen, wurden meist Schächte, gelegentlich auch Stollen angelegt. Die Schächte sind häufig so eng, dass nur eine Person hineinpasst.
Zur Mine gehörte auch ein Brunnen.
Küche, Unterkunft und Sicherheit
[Bearbeiten]Siehe Artikel Mons Smaragdus.
Ausflüge
[Bearbeiten]Den Ausflug nach Sikait kann man mit Besichtigungen von Umm Kābū und Wādī Nugruṣ verbinden.
Literatur
[Bearbeiten]- : the illustrated archaeology of Egypt’s Eastern desert. Kairo: American University in Cairo Press, 2008, ISBN 978-977-416-094-3, S. 114, 125–129, 288–297. : The Red Land
- : der römische Pharao und seine Tempel ; 3 : Heiligtümer und religiöses Leben in den ägyptischen Wüsten und Oasen. Mainz: von Zabern, 2005, ISBN 978-3-8053-3512-6, S. 14–18, 22–25. : Altägypten im Römischen Reich
Einzelnachweise
[Bearbeiten]- ↑ Recueil des inscriptions grecques et latines de l’Égypte : Atlas. Paris: Imprimerie royale, 1842. Tafel XVI, Zeichnung nach Nestor L’Hôte. :
- ↑ Leiden: Brill, 1977, S. 167–183, Tafeln 57 f. Inschrift 69. — : Polyphantos-Polyphantès et l’inscription Pan 69. In: Chronique d’Égypte (CdÉ), ISSN 0009-6067, Bd. 52,104, S. 342–344, doi:10.1484/J.CDE.2.308451. : Pan du désert.