Maʿṣara (ed-Dāchla)

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Häuser im alten Dorfkern von el-Maʿṣara
El-Maʿṣara · المعصرة
GouvernementNeues Tal
Einwohnerzahl3.226 (2006)
Höhe109 m
Lagekarte des Neuen Tals in Ägypten
Lagekarte des Neuen Tals in Ägypten
Maʿṣara

El-Ma'sara (auch el-Masara, arabisch: ‏المعصرة, al-Maʿṣara, „die Ölpresse“) ist ein Dorf im Osten der ägyptischen Senke ed-Dāchla. Der alte Dorfkern im Westen des Dorfs ermöglicht einen Einblick in die bisherige Lebensweise der Bevölkerung, die bis heute noch teilweise anhält. Der Dorfkern ähnelt dem der alten Kerne von el-Baschandī oder Tineida, el-Maʿṣara ist aber recht einfach von Mūṭ aus erreichbar.

Hintergrund[Bearbeiten]

Lage und Bedeutung[Bearbeiten]

Das Dorf el-Maʿṣara befindet sich südlich der Fernverkehrsstraße, die Mūṭ mit Balāṭ verbindet. Es ist etwa neun Kilometer östlich von Mūṭ gelegen.

Im Umland des Dorfes, auf etwa 1200 Morgen Land, wird hauptsächlich Landwirtschaft betrieben. Es werden Oliven, Datteln und verschiedene Feldfrüchte angebaut. Das hierfür benötigte Wasser wird aus 15 Brunnen bezogen, die teilweise bis in 1200 Meter Tiefe reichen.[1]

In der Vergangenheit war das Dorf berühmt für seine Ölpressen – daher sein Ortsname –. Sie lieferten Olivenöl hoher Reinheit. Aber keine der alten Pressen hat überlebt. Moderne Pressen sind heute außerhalb des Dorfes angesiedelt.

Geschichte[Bearbeiten]

Früheste Siedlungsspuren im Umkreis des heutigen Dorfs reichen in das Epipaläolithikum, der Übergangszeit zwischen der Altstein- und Jungsteinzeit, zurück. Die hiesigen Funde datieren in die Zeit von 7.200–6.500 v. Chr. Ab 12.000 v. Chr., im Holozän, setzte wieder eine Feuchtperiode in der Westlichen Wüste ein, die geeignete Lebensbedingungen für nomadisch lebende Jäger und Sammler bot. Neben den Steinwerkzeugen wurden hier Sandstein-Steinringe mit einem Durchmesser von drei bis vier Metern gefunden, die als Fundament für Hütten dienten. An vergleichbaren Siedlungsplätzen, die jeweils an einer Quelle gelegen waren und sich über die gesamte Senke verteilen, wurden zwei bis 20 derartiger Ringe gefunden. Dies deutet auf eine gewisse Sesshaftigkeit dieser Menschen hin, die Nahrungsmittel wie Brot herstellten und Lagerwirtschaft betrieben.[2]

Eine kontinuierliche Besiedelung gab es aber nicht. So liegen auch die Anfänge des heutigen Dorfs im Dunkeln.

Die erste Erwähnung stammte vom ägyptischen Historiker Ibrāhīm ibn Muḥammad ibn Duqmāq (1349–1407), der den Ort erstmals in seiner Liste von 24 Ortschaften der Senke nannte. Im Umkreis des Dorfs wurde Reis angebaut.[3]

Die Reisenden des 19. Jahrhunderts nahmen kaum Notiz vom Dorf, sie ließen es links liegen, weil es hier keine sichtbaren antiken Stätten von Bedeutung gab. Häufig reisten sie direkt von el-Hindāu nach Ismant oder umgekehrt. 1819 besuchte der Italiener Bernardino Drovetti (1776–1852) die Senke und erwähnte, dass das Dorf etwa eine Stunde fußläufig westlich von Ismant liegt.[4] Der britische Ägyptologe John Gardner Wikinson (1797–1875), der die Senke 1825 besuchte, berichtete wenigstens über 250 männliche Einwohner.[5]

Der Brite William Joseph Harding King (1869–1933), der ed-Dāchla 1912 besuchte, erwähnte das Gebiet zwischen Ismant und el-Maʿṣara nur kurz und führte aus, dass das einstige fruchtbare Land in dieser Gegend nun mit einer dicken Salzkruste überzogen oder von der Wüste eingenommen war.[6]

2006 wurden 3.226 Einwohner gezählt.[7]

Anreise[Bearbeiten]

Das Dorf lässt sich relativ einfach mit einem Auto, Taxi oder den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen. Es liegt unmittelbar an der Fernverkehrsstraße von Mūṭ nach el-Chārga.

Mobilität[Bearbeiten]

Die Wege im Dorf sind nicht asphaltiert, sondern nur fest getreten. Im alten Dorfkern sind die Wege zum Teil sehr schmal.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten]

Die Hauptsehenswürdigkeit des Dorfes ist der alte Dorfkern, der sich im Westen des Dorfes befindet und noch teilweise bewohnt ist. Die verlassenen Häuser sind aber dem Verfall preisgegeben. Hie und da werden die alten Häuser durch neue aus Betonskeletten und Steinziegeln ersetzt.

Wohnhäuser in el-Maʿṣara
Unterschiedliche Wohnhäuser in el-Maʿṣara
Überbaute Gasse in el-Maʿṣara
Wohnhäuser in el-Maʿṣara
Wohnhaus in el-Maʿṣara

Die meist zweigeschossigen Häuser wurden aus Lehmziegeln errichtet. Die Ziegel wurden im Läufer- oder Binderverband, nicht selten aber auch mit hochkant gestellten Lehmziegeln, als Rollschicht, vermauert. Insbesondere die sichtbaren Häuser- und Mauerwände wurden mit Lehm verputzt und geweißt, manchmal auch bemalt. Als Bauschmuck dienen auch schräg gestellte Ziegel. Die Dachterrassen sind mit einer Lehmziegel- oder Palmblattbegrenzung umgeben.

Die Gassen wurden gelegentlich mit dem Obergeschoss der Häuser überbaut.

Die Häuser besitzen nur wenige kleine Fenster. Sie sind leer oder mit einem Fensterkreuz bzw. Fensterläden aus Holz oder Palmrispen versehen. Verglaste Fenster gibt es nicht. Die Zwischen- und Flachdecken bestehen aus Palm- oder Baumstämmen, die mit Palmrispen verflochten sind. Nischen und Treppen im Haus sind ebenfalls als Mauerwerk ausgeführt.

Turmartiges Gebäude in el-Maʿṣara
Alte Moschee in el-Maʿṣara
Mihrab und Minbar in der alten Moschee

Die alte Moschee ist verfallen. Die Gebetsnische, Mihrab, und die Kanzel, Minbar, sind noch sichtbar.

Unterkunft[Bearbeiten]

Unterkünfte gibt es zum Beispiel in Mut und in Qasr ed-Dachla.

Ausflüge[Bearbeiten]

Etwa sieben Kilometer östlich des Dorfes auf derselben Straßenseite befindet sich die archäologische Stätte von Ismant el-Charāb. Wenige Kilometer nordwestlich des Dorfes befindet sich die Kirchenruine Deir el-Malāk aus dem 16./17. Jahrhundert. Etwa 4,5 Kilometer Luftlinie südöstlich von el-Maʿṣara befinden sich am Rande des fruchtbaren Landes die römischen Grabkapellen von Beit el-ʿArāʾis.

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Gad, M. I. ; El Sheikh, A. E. ; El Osta, M. M.: Optimal management for groundwater of Nubian aquifer in El Dakhla depression, Western Desert, Egypt. In: International Journal of Water Resources and Environmental Engineering, ISSN 1991-637X, Bd. 3,14 (2011), S. 393–409.
  2. McDonald, Mary M.A.: Technological organization and sedentism in the Epipalaeolithic of Dakhleh Oasis, Egypt. In: African Archaeological Review, ISSN 0263-0338, Bd. 9 (1991), S. 81–109.McDonald, M.M.A.: Holocene Pehistory: Interim Report …. In: Hope, Colin A. ; Bowen, Gillian E. (Hrsg.): Dakhleh Oasis Project : Preliminary Reports on the 1994–1995 to 1998–1999 Field Seasons. Oxford [u.a.]: Oxbow Books, 2002, Dakhleh Oasis Project ; 11, S. 7–23.
  3. Ibn-Duqmāq, Ibrāhīm Ibn-Muḥammad: Kitāb al-Intiṣār li-wāsiṭat ʿiqd al-amṣār ; al-Guzʿ 5. Būlāq: al-Maṭbaʿa al-Kubrā al-Amīrīya, 1893, S. 11 unten–12, insbesondere S. 12, Zeile 8.
  4. Drovetti, [Bernardino]: Journal d’un voyage à la vallée de Dakel. In: Cailliaud, Frédéric ; Jomard, M. (Hrsg.): Voyage à l’Oasis de Thèbes et dans les déserts situés à l’Orient et à l’Occident de la Thébaïde fait pendant les années 1815, 1816, 1817 et 1818. Paris: Imprimerie royale, 1821, S. 99–105, insbesondere S. 102.
  5. Wilkinson, John Gardner: Modern Egypt and Thebes : being a description of Egypt ; including the information required for travellers in that country; Bd. 2. London: Murray, 1843, S. 365.
  6. Harding-King, William Joseph: Mysteries of the Libyan Desert. London: Seeley, 1925, ISBN 978-1-85077-957-5, S. 41.
  7. Einwohnerzahlen nach dem ägyptischen Zensus von 2006. Central Agency for Public Mobilization and Statistics, abgerufen am 3. Juni 2014.
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