Bodie
Bodie | |
Bundesstaat | Kalifornien |
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Einwohnerzahl | 0 (2025) |
Höhe | 2.554 m |
Tourist-Info | www.bodie.com |
![]() ![]() Bodie |
Bodie ist eine Geisterstadt im US-Bundesstaat Kalifornien.
Hintergrund
[Bearbeiten]Die Geisterstadt (englisch: ghost town) Bodie liegt in Nordkalifornien an der Ostflanke der Sierra Nevada in der Nähe der Grenze zum Bundesstaat Nevada. Als Geisterstadt wird eine von ihren Einwohnern verlassene Ortschaft bei weitgehend erhaltener Infrastruktur bezeichnet; ihre aktuelle Einwohnerzahl ist stets „null“. Der Grund für das Verlassen kann (wie in den USA) sein, dass in der Nähe Bodenschätze (Gold, Silber usw.) gefunden und ausgebeutet wurden und nach der Ausbeutung die wirtschaftliche Grundlage für die Existenz der Einwohner fehlt. Es kann auch weitere Gründe geben wie ein Vulkanausbruch (etwa Pompeji/Italien wegen des des Vesuvs im August 79 nach Christus) oder die Kontaminierung der Gegend (wie Prypjat/Ukraine wegen der Nuklearkatastrophe im April 1986).
Bodie gilt als eine der am besten erhaltenen Geisterstädte in den USA.
Geschichte
[Bearbeiten]Die heutige Geisterstadt Bodie lebt von ihrer Geschichte, denn ständige Einwohner hat sie heute nicht. Trotz der schwierigen klimatischen Bedingungen gehen Archäologen davon aus, dass in dieser ungastlichen Gegend sich bereits 2500 vor Christus Menschen ansiedelten.[1] Die indigenen Kuzedika (in ihrer Sprache „Fliegenlarvenesser“) hinterließen Werkzeuge und andere Materialen, die darauf schließen lassen. Weiter westlich siedelten die Yokut.
Gegründet wurde 1 Bodie im Juli1859.[2] Die Identität ihres Namensgebers und eines ihrer ersten Bewohner ist bis heute ungeklärt. Neben William S. Bodey[3] kursiert auch „Wakeman S. Bodey“.[4] Er verstarb bereits im November 1859, als er vom Camp Monoville nach Bodie zurückkehren wollte, unterwegs in einen Blizzard geriet und erfror. Ihm war nicht vergönnt, den wirtschaftlichen Aufschwung (englisch: boom) „seiner“ Stadt mitzuerleben. Der Grabstein auf dem örtlichen Friedhof weist ihn als „William S. Bodey“ (1814-1859) aus.
Erstmals erschien der Ort im Oktober 1862 auf einer Landkarte als „Bodie“.[5] Nachdem Bodie 1876 kommunal gegründet und dem am 24. April 1861 gegründeten Mono County zugeordnet wurde, hatte es 30 Einwohner, 1878 bereits 1500, 1879 berechtigte die Einwohnerzahl von 7000 die Einordnung als „Boomtown“. Inzwischen hatte im Juli 1877 die Standard Mill die erste Minengesellschaft eröffnet, im August 1878 folgte die South Bodie Gold Mining Company. 1879 mussten die Goldminen bereits bis zu 600 Meter tief graben, um an Gold zu gelangen. In dieser Tiefe lag die gesundheitsschädliche Temperatur für Bergarbeiter bei 49 °C. Mit dem Reichtum hielt auch die Kriminalität Einzug. Betrug, Diebstahl, Prostitution, Raub und tödliche Schießereien nahmen drastisch zu und verschlechterten den Ruf der Stadt. Der früher negativ zitierte Satz eines Mädchens in seinem Tagebuch aus 1879 wurde durch Historiker nachträglich korrigiert in „Gut. Bei Gott, wir gehen morgen nach Bodie“.[6] Die höchste Einwohnerzahl wurde 1880 mit 10000 registriert – möglicherweise waren es nur 8000 mit festem Wohnsitz im Ort. Sie machte Bodie jedoch – wie kolportiert wurde – weder zur größten noch zu einer der größten Städte Kaliforniens. Mit Abstand größte war 1880 San Francisco (233959 Einwohner), gefolgt von Oakland (34555), Sacramento (31420), San José (12567), Los Angeles (11183) und Stockton (10282). Erst dann folgte Bodie.[7]
Wichtige Gebäude kamen in jener Zeit hinzu. Es entstanden ein Postamt (seit April 1877), eine Telegrafenstation (Mai 1877), zwei Banken aus Ziegelsteinen (beide August 1877; sie wurden nie beraubt), zwei Zeitungen (Bodie Standard seit Oktober 1877), eine Schule (Februar 1879), zwei Kirchen (September 1882) und 22 Goldminen.[8] Im Februar 1878 berichtete ein Reporter, dass es im Ort unter anderem 17 Saloons, 6 Restaurants, 5 Läden, 4 Friseure, zwei Reitställe und zwei Metzgereien gab.[9] Im Januar 1878 eröffnete das 1 Opera House and Concert Hall, das heute nicht mehr existiert. Zu jener Zeit gab es um die 3000 Gebäude.
Im Februar 1881 wurde die 51 km lange Eisenbahnanbindung der Bodie-Benton Railroad fertiggestellt, die den Ort mit Bau-, Brenn- und Grubenholz versorgte. Korrigiert werden musste auch das Gerücht, dass die Goldminen in Bodie bis 1941 maximal US-$ 600 Millionen Gold gefördert hätten. Vielmehr liegt es nahe, dass lediglich US-$ 33,9 Millionen gefördert wurden.[10] Bereits 1881 setzte ein erheblicher Bevölkerungsrückgang ein, denn die Einwohnerzahl sank auf 3000, 1888 lag sie bei 500. Im Oktober 1898 brannte die Standard Mill nieder. Grund für den Wegzug waren die stark dezimierten Gold- und Silbervorräte der Lagerstätten.
Im Jahre 1911 kam Elektrizität in den Ort, am 3. Juni 1932 zerstörte ein Feuer 80 % des Ortes, nur etwa 170 Bauwerke überstanden das Feuer; die Einwohnerzahl sank auf 100. Im September 1917 wurde die Eisenbahnstrecke eingestellt. Am 4. Juli 1961 wurde der Bezirk zum National Historic Landmark erklärt. Als Bodie im September 1962 vom Staat Kalifornien gekauft wurde, vergab er gleichzeitig den Schutzstatus 1 Bodie State Historic Park. Zu jener Zeit lebten hier noch 10 unentwegte Bürger in einer Umgebung von 170 teilweise erhaltenen Gebäuden, etwa 5 % des Ursprungsbestandes.
Im Dezember 2016 beschädigte ein Erdbeben in Bodie Dächer und Gegenstände.
Klima und Vegetation
[Bearbeiten]Die wüstenhafte aride Gegend wird – trotz ihrer Höhenlage – im Sommer bis zu 33 °C heiß, harte Winter mit Temperaturen von maximal -14 °C bringen viel Schneefall. Die Geisterstadt ist wegen ihrer Topografie empfänglich für Stürme (bis 160 km/h). Keinen Nachtfrost gibt es lediglich im Juli und August, ansonsten werden im Jahr durchschnittlich 303 Frosttage gezählt, was nur von Alaska überboten wird.
Anreise
[Bearbeiten]Bodie liegt sehr abgelegen südlich des Osteingangs des Yellowstone-Nationalparks und kann nur mit dem Auto erreicht werden. Vom Nationalpark wählt man den U.5. Highway in südlicher Richtung nach Bridgeport und fährt von dort weiter südlich, wo nach 10 km eine Abfahrt auf die – schneebedingt zwischen November und Mai gesperrte – „Bodie Road“ (California State Route
) in 21 km bis nach Bodie führt. Die letzten 5 km sind eine Schotterpiste, die auf die Verhältnisse in der Geisterstadt vorbereiten soll.
Sehenswürdigkeiten
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Das aride Wüstenklima hat den Erhalt der vom Feuer verschonten Bauwerke gefördert. Die nach Bodie führende „Bodie Road“ () heißt im Ort „Main Street“ und ist die Hauptstraße.
- Main Street
- Von Süden kommend sind auf der 1 Main Street insbesondere folgende ganz oder teilweise erhaltenen Gebäude zu sehen:
- 2 Country Barn. eine Scheune, die noch heute zu besichtigen ist.
- 1 Dechambeau Hotel. 1879 zuerst als Postamt gebaut, wurde hierin um 1900 von John (1875-1918) und Emit DeChambeau (gestorben 1905) ein Hotel betrieben; beide sind auf dem örtlichen Friedhof begraben. Es war eines der wenigen Ziegelsteinbauten im Ort.
- 3 Miner Unions Hall. die Versammlungshalle der Bergarbeitergewerkschaft entstand im Juni 1878 und beherbergt heute das State-Park-Museum. Gegenüber liegt das.
- 2 Swasey Hotel. Horace F. Swasey erwarb das Gebäude 1894 und richtete hierin ein Hotel ein. Nach der Kreuzung mit der Green Street folgt.
- 4 Storage. ein Lagerhaus. Gegenüber liegt das.
- 5 Hydro Building. fungierte mit Beginn der Elektrizität 1911 als Umspannstation für das Stromnetz. Gegenüber liegt die.
- 6 Shell Gas Station. wurde erst nach 1927 erbaut. Daneben das.
- 7 Lottie Johl House. Lotti und Eli Johl waren deutschstämmige Investoren in Goldminen. Dahinter.
- 8 Fultons Stable. einer der Reitställe für Mietpferde. Daneben die.
- 9 Sam Leon Bar. erst 1937 baute Sam Leon hier eine Kneipe. Gegenüber.
- 10 Fire House. Der Ort benötigte wegen seiner Feueranfälligkeit eine eigene Feuerwache. Weiter auf der Main Street folgt die.
- 11 Bodie Bank. ein im August 1877 von E. L. Benedict errichtetes Ziegelsteingebäude, das 1890 vom im Ort lebenden Bankier James S. Cain erworben wurde. Es wurde durch das Feuer von 1932 weitgehend zerstört. Cain gehörten einige Immobilien im Ort. Daneben in der King Street die.
- 12 Bodie Town Hall. fungierte als Rathaus. Wieder auf der Main Street folgt das.
- 13 Mastretti Liquor Warehouse. ein 1892 von Antone Mastretti erworbenes und als Taverne ausgebautes Gebäude, dessen Name in „Old Sawdust Corner Saloon“ geändert wurde. Hinter dem Gebäude spielte 1932 ein kleiner Junge mit Streichhölzern und löste damit das weite Teile des Ortes zerstörende Feuer aus.[11]
- Green Street

- Auf der 14 Green Street befinden sich in der Nähe der Kreuzung mit der Main Street unter anderem das
- 3 Wheaton & Hollis Hotel. nach 1888 erbaut und zunächst Sitz der Landvermessungsbehörde, später zog hier ein Hotel ein. Daneben befindet sich das.
- 15 Schoolhouse. Die einzige Schule des Ortes, in der einmal 615 Schüler unterrichtet wurden. Auf der anderen Seite der Green Street liegt neben der Storage das.
- 16 Miller Rooming House. einer Unterkunft für Minenarbeiter. Gegenüber liegt das.
- 17 Miller Boarding House. eine weitere Unterkunft für Minenarbeiter. Auf der anderen Seite der Main Street liegt in der Green Street die.
- 1 Methodist Church. die einzige erhaltene Kirche aus 1882.
- 18 James S. Cain Residence. 1873 als Wohnhaus für den Bankier erbaut, in dem sich heute das Bodie State Historic Park Office befindet. Gegenüber liegt die.
- 19 Red Barn. eine rot angestrichene Scheune.
- Mill Street

- In der 20 Mill Street findet man unter anderem die
- 21 Standard Stamp Mill. als Standard Company im Juli 1877 gegründet, erhielt sie eine Dampfmaschine zu Förderzwecken. Es folgt das.
- 22 Hoover House. das Wohnhaus von Theodore and Mildred Hoover. Der Ehemann war Manager der Standard Mill.
- 23 Red Cloud Mine. hier wurden mehr als US-$ 4 Millionen Erze gefördert.
Der Status als State Park bedeutet nicht, dass alle Bauwerke renoviert werden. Sie werden lediglich in dem Zustand erhalten, den sie im Jahre 1962 aufwiesen. Deshalb sind Häuser provisorisch abgestützt und innen unaufgeräumt und schmutzig. Teilweise stehen in den Saloons noch die Flaschen auf dem Tresen und Chips liegen verstreut auf dem Roulette-Tisch. Selbst die Regale der Gemischtwarenläden sind noch gefüllt und die Ausstattung des Friseursalons ist vollständig. Dank der Arbeit eines Museumsvereins konnte das einzigartige Flair dieser Goldgräberstadt erhalten werden.
- Friedhof Bodie
Von der Green Street führt Richtung Westen der Cemetery Trail zum
- 24 Wards Cemetery. örtlicher Friedhof mit über 200 Gräbern.
Bilder
[Bearbeiten]- Das Dechambeau Hotel (links) und die I.O.O.F. Hall
- Das Versammlungshaus der Bergarbeiter-Gewerkschaft
- Shell-Tankstelle in Bodie
- Das Lottie Johl-Haus
- Sam Leon Bar und Friseur
- Feuerwache
- Ruinen der Mono County Bank of Bodie
- Die Schule
- Die Methodisten-Kirche
- Das James S. Cain-Haus
Gebühren
[Bearbeiten]Die Eintrittsgebühr in den State Park kostet US-$ 8 pro Person. Der State Park ist im Sommer zwischen 09:00 und 18:00 Uhr geöffnet.
Unterkunft
[Bearbeiten]Unterkünfte gibt es nur außerhalb von Bodie. Nächste Übernachtungsmöglichkeit ist Bridgeport (29 km), wo die Webseite Booking.com 7 Hotels/Lodges/Motels auflistet.
Reisevorbereitung / Sicherheit
[Bearbeiten]Für Bodie sollte man sich einen ganzen Tag Zeit nehmen. Das setzt mindestens eine Übernachtung in Bridgeport voraus, so dass die Hin- und Rückreise von und nach Bridgeport einzukalkulieren ist. Trotz der Abgelegenheit gibt es vor allem zwischen Mai und September großen Besucherandrang, der sich jährlich auf über 200.000 Personen beläuft.
Literatur
[Bearbeiten]- Terri Lynn Geissinger, Bodie 1859-1962, Arcadia Publishing, 2009; ISBN 9781439620915
- Calamity Jan/Jan Pierson, Goodbye God, I’m Going to Bodie, Wild West Publications, 2002; ISBN 978-0972180009.
Websites
[Bearbeiten]- www.bodie.com (en) – Offizielle Webseite von Bodie
- Wikipedia: Liste von Gebäuden in Bodie (englisch)
Einzelnachweise
[Bearbeiten]- ↑ Thomas C. Fletcher, Paiute, Prospector, Pioneer, Artemisia Press, 1987, S. 3; ISBN 978-0932347039
- ↑ Marguerite Sprague, Bodie’s Gold: Tall Tales and True History from a California Mining Town, University of Nevada Press, 2003, S. 201
- ↑ Bodie Chronicle, Bodie/CA, vom 1. November 1879
- ↑ Eighth Census of the United States, Dutchess County/NY, 1860, S. 351
- ↑ Robert E. Stewart, Aurora: Nevada’s Ghost City of the Dawn, Nevada Publications vol. 3, 2004, S. 91
- ↑ Daily Bodie Standard, Bodie/CA, vom 13. Februar 1879
- ↑ Government Printing Office (Hrsg.), Statistics of the Population of the United States at the Tenth Census, Table VI, 1880, S. 416
- ↑ Michael H Piatt, "The Mines Are Looking Well…": The History of the Bodie Mining District, North Bay Books, 2003; ISBN 978-0972520003
- ↑ Reno Gazette vom Februar 1878
- ↑ Charles W. Chesterman/Rodger H. Chapman/Cliffton H. Gray, Jr., Geology and Ore Deposits of the Bodie Mining District, Mono County, California, Bulletin 206, 1986, S. 32
- ↑ James Watson/Doug Brodie, Big Bad Bodie: High Sierra Ghost Town, Xlibris Corporation LLC, 2000, S. 87