Bilād er-Rūm
Bilād er-Rūm · بلاد الروم | |
Gouvernement | Maṭrūḥ |
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Einwohnerzahl | |
Höhe | −4 m |
Bilād er-Rūm |
Bilad er-Rum (arabisch: بلاد الروم, Bilād ar-Rūm, „die Städte der Byzantiner [Griechen]“, auch Balad el-Rum (بلد الروم), Bilad al-Room, Qasr Bilad (قصر بلاد, Qaṣr Bilād, „das Schloss der Städte“) oder Deir Rūmī (دير رومي, Dair Rūmī, „byzantinisches Kloster“)) ist eine archäologische Stätte etwa 30 Kilometer westlich der Stadt Siwa und nordwestlich von Chamīsa.[1]
Hintergrund
[Bearbeiten]In griechischer und römischer Zeit war der Landstrich südlich des Gebirgszugs im umfangreichen Maße bewohnt. Der Haupterwerbszweig war die Ölproduktion.
Viel weiß man nicht über diese Stätte. Das Siwa-Manuskript, eine historische Beschreibung des Senke Siwa (siehe dort), beschreibt, dass „Bilād er-Rūm eine Kirche am Fuß des Gebirges [ist], deren Überreste noch bestehen und die aus gebrannten Ziegeln errichtet wurde. Sie ist der Wohnplatz von Dirnen.“
Diese Stätte ist bereits von frühen Reisenden besucht worden wie dem Briten William George Browne (1768–1813, Besuch 1792), dem Franzosen Frédéric Cailliaud (1787–1869, Besuch 1819) und den Deutschen Heinrich Freiherr von Minutoli (1772–1846, Besuch 1820) und Gerhard Rohlfs (1831–1896, Besuch 1869). Beeindruckt waren sie insbesondere vom sog. Dorischen Tempel.
Anreise
[Bearbeiten]Für die Anreise kann man die Asphaltstraße nach Bahī ed-Dīn, die auf der Nordseite des Siwa-Sees angelegt ist, benutzen. Die archäologische Stätte selbst muss man zu Fuß ergründen.
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten]Am südlichen Berghang des Gebirgszuges sind zahlreiche Felsgräber aus griechisch-römischer Zeit zu erkennen. Sie dürften etwa ins erste vorchristliche Jahrhundert datiert werden können. Die Grabgestaltung ist unterschiedlich. Die Mehrzahl sind einfache rechteckige Felsenkammern. Ein Teil ist aber aufwändiger gestaltet worden: Vor der Felskammer wurde aus Lehmziegeln eine Vorhalle mit gewölbter Decke gemauert und mit weißem Gipsstuck verputzt. Wahrscheinlich besaßen sie keine weitere Dekoration. Einige der Gräber verfügen auch über Seitennischen und -kammern.
Vor diesen Gräbern befinden sich in der Sandebene die Überreste eines großen 1 Gebäudes aus Lehmziegeln (29° 13′ 42″ N 25° 24′ 23″ O). Siwaner glauben, dass dies die Überreste einer Kirche seien. Wenn dem so ist, dann wäre dies das einzige erhaltene christliche Gebäude in Siwa. Archäologisch ließ sich dies bisher aber nicht belegen.
Kurze Antwort vorab: niemand weiß es. Alexander d. Gr. beauftragte kurz vor seinem Tod den General Arrhidaios, ihn in Siwa bei seinem Gottesvater bestatten zu lassen.[2] Der Orakelspruch von Aghūrmī, der Alexander zum ägyptischen König machte, war wohl das bedeutendste politische Ereignis in seinem Leben, auch wenn Alexander nie wieder in Siwa war. Wäre es zur Bestattung in Siwa gekommen, so wäre dies heute eines der historisch bedeutsamsten Touristenziele in der Welt.
Nach dem Tod Alexanders am 10. Juni 323 v. Chr. in Babylon gab es mehrere Interessenten, z. B. aus Makedonien, die wohl auch aus politischen Erwägungen heraus den Leichnam in ihrem Einflussbereich bestatten wollten. Zwei Jahre nach dem Tod Alexanders setzte sich der Leichenzug mit dem mumifizierten Herrscher in Bewegung. In Syrien gelang des dem Offizier Ptolemaios, der der spätere ägyptische König Ptolemaios I. werden sollte, mit einem Trick, den Leichnam an sich zu reißen und in nach Memphis zu überführen. Nun missachtete Ptolemaios aber den Wunsch Alexanders und ließ ihn in Alexandria bestatten. Dazu musste er die Amun-Priesterschaft in Siwa mit Geschenken und der Errichtung einer Stele beschwichtigen. Natürlich wurde der vergöttlichte Alexander in Alexandria zum Machtfundament der Ptolemäer-Dynastie und wurde auch später von römischen Kaisern aufgesucht. Der derart letzte bezeugte römische Kaiser ist Caracalla im zweiten nachchristlichen Jahrhundert.
Aber bereits zwei Jahrhunderte später wusste niemand mehr, wo Alexander bestattet wurde. Es ist nicht einmal auszuschließen, dass in diesen wirren Zeiten das Grab geplündert und der Leichnam zerstört wurde. Was natürlich niemanden, auch viele Wissenschaftler nicht, davon abhält, weiter nach dem Leichnam zu suchen und sich dabei zu bekriegen.Weiter südlich befinden sich die Überreste des sog. 1 Dorischen Tempels (29° 13′ 43″ N 25° 23′ 58″ O). Der erste Reisende, Cailliaud, war von seinem Anblick völlig überrascht und stufte diesen Tempel als schönste Ruine der ganzen Oase ein. Von ihm stammt auch eine erste Beschreibung, wie der Tempel im 19. Jahrhundert ausgesehen hat. Denn Steinraub hat diesem Gebäude arg zugesetzt. Die Fassade und die Rückseite des Tempels waren zwar schon eingefallen, einige Tempelteile samt einiger Deckenplatten waren noch wie in alten Zeiten an ihrer Stelle. Inschriften fand er aber auch nicht.
Das heutige Bild bietet sich zumindest seit der Steindorff-Expedition von 1900. Der von Südwest nach Nordost gerichtete Tempel besteht aus drei hintereinander liegenden Hallen, denen ein Kolonnadenhof vorausgeht. Das Baumaterial wurde aus hiesigen, etwa 1 Kilometer entfernten Kalksteinbrüchen gewonnen. Die Errichtung des Tempels datiert wohl etwa in das erste nachchristliche Jahrhundert oder etwas später.
Heute steht der Tempel nur etwa einen halben bis einen Meter an. Den Tempel betritt man im Südwesten. Hinter dem Eingangstor folgt ein 35 Meter langer Vorhof, dann schließt sich der 7 Meter breite und 39 Meter lange Kolonnadenhof an, der zu beiden Seiten je drei Zugänge besitzt. Zum Schluss folgen drei etwa gleich tiefe Hallen mit einer Gesamtlänge von 16 Metern.
Außerhalb des Tempels befinden sich verschiedene, teilweise dekorierte Baufragmente. Zu den Dekorationen gehört z. B. eine Sonnenscheibe mit zwei Schlangen.
Im Januar 1995 erregte dieser Tempel für Aufsehen. Die griechische Archäologin Liana Souvaltzi meinte nach dem Fund von – wie man jetzt weiß – spätrömischen Löwen-Statuen und Stelen, dass sich das Grab des Alexander im Bereich dieses Tempels befände.[3] Natürlich war diese Aussage falsch, und kein Grab wurde gefunden – was aber kaum jemanden verwundert hat. Der Errichtung des Tempels etwa vier Jahrhunderte nach Alexanders Tod spricht eher nicht für sein Grab bzw. seinen Grabtempel. Das hält natürlich heute immer noch keinen Einheimischen insbesondere im Tourismusgeschäft davon ab, vom Alexandergrab zu sprechen.
Küche
[Bearbeiten]Restaurants gibt es in der nahe gelegenen Stadt Siwa.
Unterkunft
[Bearbeiten]Unterkünfte gibt es in der nahe gelegenen Stadt Siwa.
Ausflüge
[Bearbeiten]Den Besuch der archäologischen Stätte lässt sich mit dem von Chamīsa, Mischandid und Bahī ed-Dīn verbinden.
Literatur
[Bearbeiten]Allgemein
[Bearbeiten]- Voyage a Méroé, au fleuve blanc, au-delà de Fâzoql dans le midi du Royaume de Sennâr, a Syouah et dans cinq autres oasis … Tome I et II. Paris: Imprimerie Royale, 1826, S. 72–74. :
- Reise zum Tempel des Jupiter Ammon in der Libyschen Wüste und nach Ober-Aegypten in den Jahren 1820 und 1821. Berlin: August Rücker, 1824, S. 173. :
- Von Tripolis nach Alexandrien : Beschreibung der im Auftrage Sr. Majestät des Königs von Preussen in den Jahren 1868 und 1869 ausgeführten Reise; Bd. 2. Bremen: Kühtmann, 1871, S. 92 f. :
- Durch die Libysche Wüste zur Amonsoase. Bielefeld [u.a.]: Velhagen & Klasing, 1904, Land und Leute : Monographien zur Erdkunde ; 19, S. 126 f. :
- Cairo: Government Press, 1944, The Egyptian deserts, S. 69–71, Tafeln IX–XI. : Siwa Oasis : its history and antiquities.
Grab Alexanders d. Gr.
[Bearbeiten]- Athens: Ed. Georgiadis, 2002, ISBN 978-960-316-140-0. : The tomb of Alexander the Great at the Siwa Oasis : the history of the archaeological excavation and its political background.
Einzelnachweise
[Bearbeiten]- ↑ Von Gerhard Rohlfs ist auch die Bezeichnung El-Amoudein überliefert.
- ↑ Pompeius Trogus in der Überlieferung durch Justinus, Auszug aus der Philippischen Geschichte, 12. Buch, § 15, 7, „Zuletzt befahl er, seinen Leib im Tempel des Jupiter Ammon beizusetzen“, und 13. Buch, § 4, 6, „Und König Arrhidaios erhielt den Auftrag, die Leiche Alexanders in den Tempel Jupiter Ammons zu überführen.“
- ↑ Archäologie: Geplatztes Wunder. In: Der Spiegel, Bd. 49,7 (13. Februar 1995), S. 166–167.