Tūna el-Gebel
Tūna el-Gebel · تونة الجبل | |
Gouvernement | Minyā |
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Einwohnerzahl | |
Höhe | 52 m |
Tūna el-Gebel |
Tuna el-Gebel (arabisch: تونة الجبل, Tūnat al-Ǧabal) ist eine archäologische Stätte mit einem Friedhof aus griechisch-römischer Zeit im mittelägyptischen Gouvernement el-Minyā etwa 45 Kilometer südlich von el-Minyā, 15 km nordwestlich von Mallawī und 10 Kilometer westlich von el-Aschmūnein auf dem Westufer des Nils. 5 Kilometer nordöstlich dieses Friedhofs befindet sich das Namen gebende Dorf mit etwa 16.000 Einwohnern[1].
Hintergrund
[Bearbeiten]Das 1 Dorf Tūna el-Gebel befindet sich am westlichen Ende des Fruchtlandes. Der Friedhof des Dorfs ist bereits in der Wüste gelegen. 2006 lebten im Dorf 16.126 Einwohner.
5 Kilometer südwestlich dieses Dorfs befindet sich in der Wüste die einstige Nekropole der Hohen Priester des Gottes Thot, der Tempel-Bediensteten und der Militärangehörigen der Gauhauptstadt Chemenu (Hermopolis magna) beim heutigen Dorf el-Aschmūnein, die von der 18. Dynastie bis in die griechisch-römische Zeit genutzt wurde.
Zur Nekropole gehörte ein heute zerstörter Thot-Tempel, der mit unterirdischen Tiergalerien für Paviane und Ibisse, den heiligen Tieren des Thot, verbunden war und seit der 19. Dynastie benutzt wurde. Diese Kultstätte entwickelte sich alsbald zur Pilgerstätte. Insbesondere in griechisch-römischer Zeit ließen sich hier bedeutende Persönlichkeiten in Kalkstein- und Lehmziegel-Kapellen bestatten. Zu den bekanntesten Grabherrn gehören der Thot-Priester Petosiris, Ptolemaios und die Isadoro/ Isidora.
In der Amarnazeit befand sich hier die Nordwest-Grenze des Stadtgebietes von Achetaton, das heutige Tell el-ʿAmārna.
Anreise
[Bearbeiten]Auf der Straße
[Bearbeiten]Von el-Minyā aus nach Süden (42 Kilometer) bzw. Mallawī aus nach Norden fährt man bis er-Rōda (الروضة, ar-Rūḍa), dann etwa 6 Kilometer nach Westen bis zum Dorf el-Aschmūnein, von hier aus weitere 10 Kilometer bis nach Tūna el-Gebel. Es ist möglich, dass Sie sich einem Konvoi anschließen müssen.
Mobilität
[Bearbeiten]Unmittelbar im Norden vor der archäologischen Stätte gibt es einen 1 Parkplatz. Das Gelände muss man zu Fuß ergründen. Bis zum Grab des Petosiris sind es noch 500 Meter in südlicher Richtung. Man passiert eine 1 Moschee auf der östlichen Seite und verschiedene Verwaltungsgebäude.
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten]Die 1 Nekropole ist von 9:00 bis 17:00 Uhr geöffnet. Der Eintrittspreis beträgt LE 200, für Studenten LE 150, PKW-Parkplatz LE 25 (Stand 11/2024) für den gemeinsamen Besuch mit el-Aschmūnein. Die Grenzstele etwa 500 m vor dem Eingang von Tūna el-Gebel ist kostenlos zugänglich.
Grab des Petosiris
[Bearbeiten]Die wichtigste Sehenswürdigkeit ist die des 2 Grabes des Thot-Priesters Petosiris, der etwa 300 v. Chr. lebte, wegen seiner Dekoration. Das Grab besteht aus Vorhalle und Opferhalle. Die Vorhalle mit seinen Schrankenwänden ist mit Szenen des täglichen Lebens in einem ägyptisch-griechischen Mischstil dekoriert: Handwerker (Metallarbeiter, Tischler, Salbenmacher) und Landwirte beim Pflügen, bei der Getreide- und Flachsernte und bei der Weinherstellung. An der Rückwand sind Opferträger mit Buketts und die Söhne des Petosiris zu erkennen.
Die sich anschließende Pfeilerhalle enthält ausschließlich religiöse Szenen im altägyptischen Stil. Auf den Pfeilern ist der Grabherr, verschiedene Götter anbetend, dargestellt. Die linke Wand zeigt den Begräbniszug, das Zentralfeld der Rückwand seinen Vater und Bruder, wie sie Osiris, Isis und Nephthys anbeten, und die rechte Wand den Grabherrn vor verschiedenen Göttern und Opferträgern. Von dieser Kammer aus gelangte man zur unterirdischen Grabkammer. Der Sarg des Petosiris steht heute im Ägyptischen Museum von Kairo.
Weitere Grabanlagen
[Bearbeiten]Im Süden des Grabes des Petosiris findet man weitere Gräber, so das des 3 Ptolemaios und weiter östlich das der 4 Isadoro/Isidora. Letztere lebte im 2. Jahrhundert n. Chr. und wurde in Folgezeit sehr verehrt. Sie ertrank im Nil, ihre Mumie liegt heute noch in ihrem Grab.
Auf dem Rückweg sollte man sich im Westen dem 35 Meter tiefen 5 Brunnenschacht (es-Sāqīya) aus ptolemäischer Zeit zuwenden. Nördlich des Brunnenhauses befindet sich ein 6 säulenbestandener Zuweg.
Der letzte Höhepunkt ist der Besuch der 7 Tierkatakomben (Galerie C; السرادب, as-Sarādib) im Nordwesten der Nekropole. Ein separater Weg zweigt vom Hauptweg zum Grab des Petosiris nach Westen ab und führt zum Eingangsgebäude der Katakomben. Am Ende der Eingangstreppe befinden sich der Kultbildraum des Ptolemaios I. und eine bemalte Paviankammer. Die Galerien bestehen selbst aus zahlreichen Nischen, in denen Ibis-Mumien in Tonkrügen und Pavian-Mumien bestattet wurden; beides sind die heiligen Tiere des Gottes Thot. Gefüllte Nischen wurden später verschlossen.
Amarna-Stelen
[Bearbeiten]Vor oder nach dem Besuch der Nekropole sollte man der 8 Amarna-Grenzstele A (27° 44′ 49″ N 30° 42′ 6″ O), etwa 500 Meter nördlich des Eingangs zur Nekropole auf der westlichen Straßenseite, einen Besuch abstatten. Sie gehört zu den 14 so genannten Grenzstelen, die die Stadtgrenze von Tell el-ʿAmārna markieren. Sie enthalten ein Dekret zur Anlage der Stadt. Die Stele A wird beiderseitig von einer Statuengruppe des Königspaares eingerahmt. Die Stele A ist die am einfachsten zugängliche Grenzstele. Eine Treppe erleichtert den Zugang.
Unterkunft
[Bearbeiten]Unterkunftsmöglichkeiten bestehen in el-Minyā.
Praktische Hinweise
[Bearbeiten]Tourist-Information
[Bearbeiten]Die Tourist-Information in Tūna el-Gebel ist unter Tel.: (086) 263 7725/6 erreichbar.
Ausflüge
[Bearbeiten]Der Besuch von Tūna el-Gebel lässt sich mit dem Besuch von el-Aschmūnein und Deir Abū Fānā verbinden.
Literatur
[Bearbeiten]- Helck, Wolfgang ; Westendorf, Wolfhart (Hrsg.): Lexikon der Ägyptologie ; Bd. 6: Stele - Zypresse. Wiesbaden: Harrassowitz, 1985, ISBN 978-3-447-02663-5, Sp. 797–804. : Tuna el Gebel. In:
- Bard, Kathryn A. (Hrsg.): Encyclopedia of the Archaeology of Ancient Egypt. London, New York: Routledge, 1999, ISBN 978-0-415-18589-9, S. 847–849. : Tuna el-Gebel. In:
- Le Caire: Imprimerie de l’Institut Français d’Archéologie Orientale, 1923–1924. 3 Bände: Bd. 1: Description, Bd. 2: Les textes, Bd. 3: Vocabulaire et planches. : Le tombeau de Petosiris.
- Tuna el-Gebel. Hildesheim: Gerstenberg, 1987–. Es sind bisher vier Bände erschienen: 1: Die Tiergalerien, 1987, ISBN 978-3-8067-8102-1; 2: Die Paviankultkammer G-C-C-2, 1998, ISBN 978-3-8067-8137-3; 3: Die Oberbauten des Ibiotapheion von Tuna el-Gebel, 2011, ISBN 978-3-9812000-1-0; 4: Kleine Götter - große Götter : Festschrift für Dieter Kessler zum 65. Geburtstag, 2013, ISBN 978-3-944207-02-5.
- Kessler, Dieter ; Brose, Patrick (Hrsg.): Ägyptens letzte Pyramide : das Grab des Seuta(s) in Tuna el-Gebel. Haar: Brose, 2008 (2. Auflage), ISBN 978-3-9812000-0-3.
Weblinks
[Bearbeiten]- Projekt Tuna el-Gebel, Grabung des Instituts für Ägyptologie der LMU München und der Faculty of Archaeology der Cairo University.
Einzelnachweise
[Bearbeiten]- ↑ Einwohnerzahlen nach dem ägyptischen Zensus von 2006, Central Agency for Public Mobilization and Statistics, eingesehen am 9. Juni 2015.