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Thistlegorm

Gewählt zum Ziel des Monats Dezember 2007
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Aus Wikivoyage
Ankerwinde der S/S Thistlegorm
S/S Thistlegorm
سفينة زيستل جورم
GouvernementSüdsinai
Einwohnerzahl
Höhe-30 m
Lagekarte des Sinai in Ägypten
Lagekarte des Sinai in Ägypten
Thistlegorm

Das Dampfschiff (engl. steam ship) S/S Thistlegorm (arabisch: ‏سفينة زيستل جورم, Safīnat Thistlegorm, „Schiff Thistlegorm“) war ein britisches Frachtschiff, das auf seiner erst vierten Reise während des Zweiten Weltkriegs mit einer Ladung Militärgüter im Golf von Sues südöstlich des Riffs Scha'b 'Ali von deutschen Bombern versenkt wurde. Es ist das bedeutendste, auch für Sporttaucher erreichbare Wrack im Roten Meer und gleichzeitig Kriegsgedenkstätte.

Hintergrund

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Die 126 m lange und 17,7 m breite S/S Thistlegorm (gälisch für Blaue Distel, der Wappenpflanze der Reederei) wurde 1940/1 von der Werft Joseph Thompson & Son für die britische Reederei Albyne Line gebaut. Der Stapellauf erfolgte am 9. April 1940. Ihre Tonnage betrug 4,9 BRT, ihr Tiefgang 7,45 m. Eine Dampfmaschine mit zwei Kesseln mit einer maximalen Leistung von 1850 PS (1354 kW) verlieh dem Schiff eine Geschwindigkeit von 10,5 Knoten.

Ihre vierte Fahrt sollte die S/S Thistlegorm im Rahmen der Militäroperation Crusader nach Sinai führen. Ziel dieser Militäroperation sollte der Vorstoß britischer und verbündeter Truppen in den Norden Libyens, in die Cyrenaica, sein. Hierfür benötigte die 8. Armee der Royal Army sowohl zusätzliche Truppen als auch Kriegsmaterial. Da das Mittelmeer von deutschen und italienischen Truppen kontrolliert wurde, mussten der Seeweg um das Kap der Guten Hoffnung im Verband mit zwanzig Schiffen erfolgen. Am 2. Juni 1941 verließ das Schiff den Hafen von Glasgow mit 39 Mann Besatzung und beträchtlicher Ladung: zwei Dampflokomotiven Stanier 8F mit Schlepptender und Wasserwagen, Waffen und Munition unterschiedlichen Kalibers, Vickers Universai Carrier-Panzer, verschiedenen Truppentransportfahrzeuge (Ford WOT2, WOT3, WOT1, Bedford MW, Bedford OY, Tilling Stevens TS-19), Motorräder (BSA M-20, Matchless G3L, Norton 16H), Flugzeugteile, Versorgungsgüter und Ersatzteile.

Die Schiffe hatten ihr Ziel fast erreicht, mussten aber wegen einer Blockierung des Sueskanals hier in der Nähe des Scha'b 'Ali zehn Tage warten. Vielleicht war die Besatzung abgelenkt, um die Gefahr noch rechtzeitig zu erkennen. Am 6. Oktober 1941 stiegen zwei Bomber Heinkel HE 111 des Kampfgeschwaders KG 26 (Löwengeschwader) der deutschen Luftwaffe auf, um einen vermuteten australischen Truppentransport zu bombardieren. Erst später erfuhr man, dass dieser Transport zeitlich verfehlt wurde. Auf dem Rückflug wurde der Materialtransport entdeckt. Die S/S Thistlegorm wurde durch eine 2000-kg-Bombe, eine Spezialbombe für die Schiffsbekämpfung, im Bereich des vierten Laderaums im Heckteil getroffen und versenkt. Weitere Zerstörungen erfolgten durch explodierende Munition und explodierende Kessel der Dampfmaschine. Neun Besatzungsmitglieder verloren ihr Leben. Da der Bomber im Tiefflug über das Schiff flog, konnte es auch vom Schiff aus nicht mehr bekämpft werden. Dennoch kehrte keiner der beiden Bomber regulär zurück: einer der beiden Bomber konnte noch abgeschossen und seine Besatzung in Gefangenschaft genommen werden, der zweite musste notlanden.

Auch wenn alljährlich Blumen für die Toten abgelegt wurden, war die Position des Wracks lange Zeit nicht bekannt. Erst 1955 wurde das Wrack vom französischen Taucher Jacques-Yves Cousteau entdeckt und der Tresor sichergestellt. Die Position des Schiffs wurde geheim gehalten. 1956 veröffentlichte National Geographic ein Foto von der Entdeckung. 1974 wurde es wieder entdeckt, aber auch dann geriet es erneut in Vergessenheit. 1991 wurde es zum wiederholten Male im Rahmen einer systematischen Suche deutscher Sporttaucher aufgefunden. Seitdem wird es nun häufig von Sporttauchern besucht, was sicher auch an seiner geringen Tiefe liegt.

Anreise

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Die Anreise kann nur mit einem Schiff erfolgen. Taucher benutzen hierfür entweder Yachten für Tagesausflüge oder wählen dieses Ziel auf einer Tauchsafari. Selbst Scharm esch-Scheich ist relativ weit entfernt. Dies bedeutet für Tagesboote eine Anfahrtszeit von reichlich vier Stunden; meist laufen diese Boote um 5 Uhr frühmorgens aus. Taucher auf Safari-Booten besitzen diesen zeitlichen Druck nicht; sie können schon oder noch tauchen, wenn die Tagesboote noch oder wieder unterwegs sind.

Sehenswürdigkeiten

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Überblick der Stätte

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Taucher auf der S/S Thistlegorm
Wasserwagen im Bugbereich der S/S Thistlegorm
Kanone zur Luftabwehr
Antriebswelle der S/S Thistlegorm
Munition auf der S/S Thistlegorm
Im Wrack der S/S Thistlegorm
Motorräder auf der S/S Thistlegorm
Drachenkopf (scorpaenopsis oxycephala) auf der S/S Thistlegorm
Korallen auf der S/S Thistlegorm

Aufgrund der Größe der S/S Thistlegorm benötigt man mehrere Tauchgänge, um sich einen Überblick zu verschaffen.

Die Thistlegorm liegt etwa in 14 m (Oberteil des Bugs) bis in 30 m (Unterteil des Hecks) Tiefe. Das abgesprengte Heckteil ist etwa um 45° nach Backbord geneigt. Der Bugbereich mit der Ankerwinde, der vordere und der zweite Laderaum, die Kommandobrücke sind fast unversehrt. Der Laderaum 3 enthielt nur Kohle. Der folgende Laderaum ist fast völlig zerstört; man findet hier noch Panzer, Munitionsreste und die zerstörte Antriebsachse des Schiffes. Am Heckteil sind noch die Luftabwehrkanone und ein 40-mm-Maschinengewehr vorhanden.

Je ein Wasserwagen und ein Schlepptender befinden sich zu beiden Seiten der Laderäume 1 und 2. Die beiden Lokomotiven sind durch die Explosion vom Schiff gerissen worden und liegen nun in einiger Entfernung zu beiden Seiten des Schiffes.

Tauchgangplanung

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  • Wer im Rahmen einer Tauchsafari bereits am Vorabend antrifft, kann sich einen ersten Überblick in noch recht geringer Tiefe von 15 bis 20 m vom Bugteil verschaffen. Hierzu gehören die Räume im Bugteil, Wasserwagen und Tender, die Ankerwinde, verschiedene Deckaufbauten und ein „flüchtiger“ Blick in die Laderäume. Es bleibt sicher auch Zeit, sich der Unterwasserfauna zuzuwenden. Insbesondere in den Abendstunden gibt es hier zahlreiche Fische. Und auch Korallen haben bereits von der Thistlegorm Besitz ergriffen.
  • Den ersten Tauchgang am Tag sollte man der Umrundung des Schiffes in Uhrzeigerichtung widmen, da man hierbei in Tiefen von etwa 28 bis 30 m gelangt. Besichtigt werden können das Schiffsruder und die Schiffsschraube, die Heckbewaffnung, Munitionsreste und im Bereich des Lagerraums 4 zwei Panzer und die Enden der unterbrochenen Antriebswelle. Auf der Backbordseite lässt sich meist die Lage einer der beiden Lokomotiven ausmachen. Nach der Kommandobrücke erreicht man wieder den Bugteil.
  • Der nächste Tauchgang ist für viele der spannendste: die Besichtigung der Laderäume 1 und 2. Der Tauchgang führt in eine Tiefe bis 25 m. Da auf der unteren Ebene die Laderäume 1 und 2 durch eine Metallwand getrennt sind, beginnt man den Tauchgang in der unteren Ebene im Laderaum 2. Von hier aus kann man in die darüber liegende Ebene gelangen und beide Laderäume besichtigen. Sie enthalten große Mengen an Militärgerät.

Tauchsicherheit

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Ein Tauchgang zur S/S Thistlegorm ist nicht ohne Risiken, auch wenn sie beherrschbar sind.

Tauchgänge an der S/S Thistlegorm sind schwierige Tauchgänge. Der Taucher sollte über einige Erfahrungen verfügen. Als Mindestvoraussetzung sollte eine Ausbildung zum „Advanced Open Water“-Taucher vorhanden sein.

Die Strömung insbesondere an der Wasseroberfläche kann sehr hoch sein. Deshalb werden im Regelfall Taue zum Bug der Thistlegorm gespannt, an der sich die Taucher herablassen bzw. wieder aufsteigen zu können. Nicht selten hängen die Taucher Wimpeln im Winde gleich an diesem Seil in der Strömung. Die Strömung nimmt zum Wrack zwar ab, ist aber immer noch vorhanden. Meist verläuft die Strömung in Richtung vom Bug zum Heck.

Die Tauch- und Grundzeiten sind recht lang. Für einen einzelnen Tauchgang sollten etwa 50 Minuten eingeplant werden. Die große Tauchtiefe lässt den Einsatz von Nitrox-(Enriched Air)-Gasgemischen mit einem Sauerstoffanteil von 28 bis 32 vol-% sinnvoll erscheinen. Dieses Gemisch ist bei allen renommierten Veranstaltern vorrätig, allerdings benötigt man für die Verwendung eine Spezialausbildung. Für Taucher, die ihren Luftverbrauch unterschätzen, wird an der Abstiegsleine in ca. 5 m Tiefe eine Nitrox-Flasche samt Automaten befestigt.

Der Zwischenraum zwischen Ladung und Decke der Laderäume ist gering und beträgt ca. 1 m. Bevor man in die Laderäume eintritt, sollte man sorgfältig tariert sein. Beim Durchschwimmen der Laderäume sollte man tunlichst vermeiden, mit den Flossen den Schlamm aufzuwirbeln. Nachfolgenden Tauchern könnte so die Sicht genommen werden. Die Laderäume sind groß genug, um sich zu verirren. Es ist daher angeraten, sich von einem ortskundigen Taucher führen zu lassen.

Wer Platzangst hat, sollte evtl. auf den Besuch der Laderäume verzichten.

Es empfiehlt sich, eine Taucherlampe mitzuführen.

Es ist damit zu rechnen, dass es durch fortschreitende Korrosion zu Einbrüchen insbesondere auf dem Deck kommen kann. Die Munition ist noch nicht zersetzt und könnte noch funktionstüchtig sein.

Es ist strengstens verboten, Gegenstände, insbesondere Kriegswaffen, mitzunehmen!

Fotografieren

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Aufgrund der zum Teil kurzen Entfernungen zu den Objekten sollte ein Weitwinkelobjektiv mitgenommen werden. In den Laderäumen ist der Einsatz von Blitzlicht erforderlich.

Für Aufnahmen an Deck sollte man etwas experimentieren. Es ist durchaus möglich, dass sich der Einsatz des Blitzlichts aufgrund aufgewirbelter Sedimente und des Planktons verbietet. Für die Aufnahmen ohne Blitz braucht man eine ruhige Hand.

Literatur

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  • Stoll, Claus-Peter: SS Thistlegorm. Königswinter: Heel, 2004, Wracktauchen im Roten Meer ; 1, ISBN 978-3-89880-356-4.
  • Stoll, Claus-Peter ; Kefrig, Udo: SS Thistlegorm : Geschichte und Schicksal eines unglücklichen Schiffes. 2002, Wracks im Roten Meer ; 1, ISBN 978-977-17-0607-6. In Ägypten erhältlich.
  • Siliotti, Alberto: Sinai Diving Guide : Teil 1 ; deutsche Ausgabe. Verona: Geodia, 2005, ISBN 978-88-87177-66-4. Tauchplatz 36.
  • Steenbeck, Alexander: Die Spur des Löwen. Der Weg des Löwengeschwaders durch Europa. Lübeck: Eigenverlag, 2012, ISBN 978-3-00-038734-0.
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