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Mons Claudianus

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Aus Wikivoyage
Zerbrochene Brunnenschale, Mons Claudianus
Mons Claudianus · مونس كلاوديانوس
GouvernementRotes Meer
Einwohnerzahl
Höhe741 m
Lagekarte von Ägypten
Lagekarte von Ägypten
Mons Claudianus

Der Mons Claudianus bzw. Monte Claudiano ist ein antiker, in römischer Zeit genutzter Steinbruch für Quarzdiorit-Gestein, dem sog. Marmor Claudianus, in der Arabischen Wüste im Osten Ägyptens etwa 50 Kilometer westlich von Safāgā. Der Steinbruch gehörte zu den bedeutendsten römischen Steinbrüchen, da sich nur hier Steine brechen ließen, die sich für die Herstellung großer Monolithe, das sind Werkstücke aus einem Stück, eigneten. Die zugehörige Arbeitersiedlung besterhaltene römische Anlage ihrer Art in Ägypten. Für diese Stätte dürften sich vorwiegend Archäologen interessieren.

Hintergrund

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Der hiesige Steinbruch, der sich etwa 50 Kilometer westlich von Safāgā befindet, wurde vom 1. bis zum 4. nachchristlichen Jahrhundert betrieben, befand sich wohl direkt im Besitz des römischen Kaisers und wurde durch die Armee verwaltet. Die Arbeiten wurden wohl unter Kaiser Claudius (Regierungszeit 24–41 n. Chr.) aufgenommen und unter Trajan (Regierungszeit 98–117 n. Chr.) und Hadrian (Regierungszeit 117–138) fortgesetzt. Im 4. Jahrhundert wurde der Steinbruch aufgegeben.

Die Bezeichnung Mons Claudianus ist zeitgenössisch. Sie lässt sich in einer Inschrift im Serapis-Tempel vor Ort finden.[1] Es ist möglich, dass sich der Name vom römischen Kaiser Claudius ableitet. Er könnte aber auch von einem römischen Präfekten stammen.

In dem ausgedehnten Steinbruchrevier ließen sich Steine brechen, die sich für die Herstellung großer Monolithe eigneten. Sie wurden fast ausschließlich in Rom verbaut, und zwar hauptsächlich für monolithische Säulen, aber auch für Brunnenschalen, Wand- und Bodenplatten sowie Badewannen. Säulen finden sich z. B. im Caesarforum, Pantheon, Trajanforum, Forum Romanum u.a. Sieben der acht Frontsäulen des Pantheons stammen vom Mons Claudianus.

Es handelt sich bei dem hiesigen Gebirge um ein geologisch altes Gneisgebiet aus dem Frühproterozoikum vor etwa einer Milliarde Jahren. Das Gestein ist Quarzdiorit mit grünlich-schwarzen Einsprenglingen aus Hornblende und Biotit. Die helle Farbe ergibt sich durch den vorherrschenden Anteil von weißlichem Feldspat. Das Material verwittert an der Oberfläche sehr schnell, so dass das Gestein eine braune Patina erhält. Fälschlich wird das Material auch als Marmor (lat.: marmor Claudianum) oder Granit (ital.: granito del foro) bezeichnet. Der Quarzdiorit selbst besteht aus Quarz und Kalknatronfeldspaten (sog. Plagioklasen).

Die Bergbauarbeiter trugen zu Beginn die Kruste ab und suchten danach nach rissfreien Partien. Das Gestein wurde mit Keilspaltrillen versehen und mittels Stoß- und Hebespaltung aus dem Fels gebrochen. In unmittelbarer Nähe befanden sich Werkstätten, in denen die Werkstücke mit Eisenmeißeln bis zur groben Glättung bearbeitet wurden. Der Transport erfolgte über Schleifbahnen zu den Verladerampen, wo die Werkstücke auf Karren verladen wurden.

Die Steinbrucharbeiter wohnten in einer zentralen Siedlung, in der sich auch die Verwaltung und die Viehställe befanden. Anhand der Funde in der Siedlung konnte gezeigt werden, dass die Arbeiten wurden von spezialisierten Arbeitern und nicht von Sklaven ausgeführt wurden.

Der Steinbruch wurde 1823 durch die Ägyptologen John Gardner Wilkinson (1797–1875) und James Burton (1788–1862) wiederentdeckt.[2] Später wurde er auch vom deutschen Afrikaforscher Georg Schweinfurth (1836–1925) aufgesucht.[3][4][5]

Über längere Zeit wurden aber keine weiteren Forschungen in diesem Gebiet vorgenommen, was sicher auch an seiner Abgeschiedenheit liegt. 1954 nahm David Meredith Inschriften in der Siedlung und in den Steinbrüchen auf.[1] 1961 und 1964 wurden die Steinbrüche intensiv von Theodor Kraus (1919–1994) und Josef Röder untersucht. Sie konnten 150 Steinbrüche aus dem 1. bis 4. Jahrhundert lokalisieren und Informationen zur Technologie im Steinbruch gewinnen.[6][7]

Erneute Grabungen wurden 1987–1993 durch zwei Teams durchgeführt. Das eine Team wurde von Jean Bingen (1920–2012) von der Université Libre de Bruxelles,[8] das andere von David Peacock (* 1939) von der Universität Southampton und Valerie Maxfield von der Universität Exeter geleitet.[9] In der Zentralsiedlung wurden zahlreiche Textilreste, Keramik, Werkzeuge, griechisch und lateinisch beschriftete Steinscherben (Ostraka), Tier- und Pflanzenreste[10] gefunden.

Anreise

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Karte
Lageplan von Mons Claudianus

Die archäologische Stätte und die antiken Steinbrüche von Mons Claudianus sind relativ einfach zu erreichen. Die Anreise kann über Straße und Piste von Safāgā mit einem Allradfahrzeug erfolgen. Westlich von Safāgā biegt man vom Autobahnkreuz (1 26° 45′ 36″ N 33° 54′ 54″ O) auf die Asphaltstraße nach Qinā ab, die durch das Wādī Umm Tāghir führt. Nach 38 Kilometern vom Autobahnkreuz bzw. 120 Kilometer von Qinā zweigt man bei 2 26° 41′ 33″ N 33° 35′ 55″ O auf eine Asphaltstraße nach Nordwesten ab, die durch das Wādī Umm Digal führt und auf der man nach etwa 20 Kilometern das Wadi Fatira bei 3 26° 48′ 16″ N 33° 26′ 50″ O erreicht.

Dem Wadi Fatira folgt man in nördlicher Richtung auf einer Piste. Nach 1700 Metern passiert man im Osten einen ersten größeren Taleinschnitt (4 26° 48′ 44″ N 33° 27′ 44″ O). Südlich vor diesem Einschnitt und im Bereich des Einschnitts befinden sich antike Ruinen. Nach weiteren 550 Metern beginnt im Osten das Wādī Umm Ḥusein, in dem man die Zentralsiedlung von Mons Claudianus nach 2,5 Kilometern erreicht.

Mobilität

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Die Ergründung des Geländes muss zu Fuß erfolgen. Festes Schuhwerk und eine Kopfbedeckung gegen Sonnenbrand sind empfehlenswert.

Sehenswürdigkeiten

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In der vorletzten und letzten Zeile der Inschrift liest man den Ortsname Monte Claudiano
Blick von Nordosten auf die Arbeitersiedlung

Bereits bei der Anreise durch das Wadi Umm Diqal, fast in der Nähe der Einmündung ins Wadi Fatira, trifft man auf eine römische Wasserstation mit einem Rundturm (1 26° 47′ 50″ N 33° 27′ 59″ O). Etwa 1 Kilometer östlich hiervon im selben Tal befinden sich die Überreste eines Mauerzugs (2 26° 47′ 53″ N 33° 28′ 44″ O). Folgt man dem engen Wadi am nordöstlichen Ende dieses Mauerzugs, so gelangt erst zur alten Siedlung (siehe unten) und dann zur Zentralsiedlung.

An der Ostseite des Wadi Fatira befinden sich bei 3 26° 48′ 40″ N 33° 27′ 33″ O und bei 4 26° 48′ 44″ N 33° 27′ 44″ O weitere römische Ruinen.

Im Wādī Umm Ḥusein befindet sich die zentrale Arbeitersiedlung (5 26° 48′ 33″ N 33° 29′ 12″ O), die mit einer Mauer und mit Wachtürmen befestigt ist. Die Siedlung diente als Wohnstätte für etwa tausend Arbeiter. Die Wohngebäude stehen fast noch bis in ihrer ursprünglichen Höhe an.

Neben den Wohngebäuden gab es Verwaltungsgebäude, den Serapis-Tempel, ein Badehaus, Viehställe und ein Futterlager (Horreum). Zur Siedlung gehörten zwei Brunnen. Der erste, heute versandete Brunnen befindet sich etwa 1 Kilometer östlich der Zentralsiedlung (6 26° 48′ 21″ N 33° 29′ 52″ O), der zweite im Westen an der Zufahrtsstraße zum Lager.

Im Umkreis der Siedlung, hauptsächlich im Osten und Norden, wurden die einzelnen Steinbrüche etwa in der Größenordnung 10 mal 10 Meter angelegt. Die Größe der Steinbrüche hing von der Größe der Werkstücke ab. An den Einzelsteinbrüchen lassen sich auch noch die Schleifwege und Verladerampen ausmachen.

Nördlich der Zentralsiedlung befinden sie die Steinbrüche 45–51 und 64. Nördlich des Steinbruchs 64 befindet sich der 1 Serapis-Tempel (26° 48′ 36″ N 33° 29′ 11″ O).

Östlich der Zentralsiedlung befinden sich die Steinbrüche 16–29 (7 26° 48′ 31″ N 33° 29′ 29″ O). Bei Nr. 18 liegen noch drei Säulen, bei Nr. 23 zwei Säulen mit 18 Metern Länge und bei Nr. 29 eine diagonal gerissene Brunnenschale mit einem Durchmesser von 3,5 Metern. Anfänglich hatte man versucht die Rissausbreitung in der Schale mit Schwalbenschwanzklammern zu stoppen.

Südwestlich der Zentralsiedlung befindet sich in einem Seitental die alte Siedlung (8 26° 48′ 19″ N 33° 28′ 43″ O), die später wohl als Hydreuma, als Zwischenlager und Übernachtungsmöglichkeit während des Transports, eingesetzt wurde. Westlich davon sind die Steinbrüche 66–68 gelegen. Bei Nr. 67 findet man die einzige Badewanne der gesamten archäologischen Stätte vor.

Nördlich parallel zum Wādī Umm Ḥusein befindet sich das Pillar Wadi (Pfeilertal). Sein Eingang befindet sich bei 9 26° 48′ 52″ N 33° 28′ 43″ O. Das Wadi führt von hier aus nach Osten. Am Rand des Tals befinden sich Schottertürme. Die wichtigsten Steinbrüche im Bereich dieses Tals sind Nr. 52 und 56. Im Steinbruch 52 liegt noch eine Herzbündelsäule. Bei Nr. 56 trifft man auf das imposanteste Werkstück, eine 18 Meter lange Säule (10 26° 48′ 46″ N 33° 29′ 15″ O), deren Durchmesser an der Basis 2,7 Meter beträgt. Nach oben hin verjüngt sich die etwa 200 Tonnen schwere Säule etwas. In der Mitte ist die Säule zerbrochen und längs mit Rissen überzogen.

Küche

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Restaurants findet man z. B. in Safāgā. Für die Exkursion in die Steinbrüche müssen Speisen und Getränke mitgeführt werden.

Unterkunft

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Unterkünfte findet man z. B. in Safāgā.

Literatur

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  • Klein, Michael J.: Untersuchungen zu den kaiserlichen Steinbrüchen an Mons Porphyrites und Mons Claudianus in der östlichen Wüste Ägyptens. Bonn: Habelt, 1988, Habelts Dissertationsdrucke : Reihe Alte Geschichte ; H. 26.
  • Klemm, Rosemarie ; Klemm, Dietrich D.: Steine und Steinbrüche im alten Ägypten. Berlin: Springer-Verlag, 1993, ISBN 978-3-540-54685-6, S. 395–408, Farbtafel 16.

Einzelnachweise

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  1. 1,0 1,1 Meredith, David: Eastern Desert of Egypt : Notes on Inscriptions. In: Chronique d’Egypte : bulletin périodique de la Fondation Egyptologique Reine Elisabeth (CdE), ISSN 0009-6067, Bd. 29,57 (1954), S. 103–123.
  2. Wilkinson, John Gardner: Notes on a part of the eastern desert of Upper Egypt : with a map of the Egyptian desert between Qena and Suez. In: The Journal of the Royal Geographical Society (JRGS), ISSN 0266-6235, Bd. 2 (1832), S. 28–60, eine Karte, insbesondere S. 55, JSTOR 1797753.
  3. Schweinfurth, G[eorg]: Eine verlassene Wüstenstadt : Mittheilungen über römische Steinbrüche in der ostägyptischen Wüste. In: Die Gartenlaube : illustrirtes Familienblatt, Nr. 40 (1885), S. 650–653.
  4. Schweinfurth, G[eorg]: Die Steinbrüche am Mons Claudianus in der östlichen Wüste Ägyptens. In: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin (ZGEB), ISSN 1614-2055, Bd. 32 (1897), S. 1–22, zwei Tafeln.
  5. Schweinfurth, Georg: Auf unbetretenen Wegen in Aegypten : aus eigenen verschollenen Abhandlungen und Aufzeichnungen. Hamburg [u.a.]: Hoffmann und Campe, 1922, Lebenswerke ; 4, S. 235–266.
  6. Kraus, Theodor ; Röder, Josef: Mons Claudianus : Bericht über eine Erkundungsfahrt im März 1961. In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Abteilung Kairo (MDAIK), ISSN 0342-1279, Bd. 18 (1962), S. 80–120.
  7. Kraus, Theodor ; Röder, Josef ; Müller-Wiener, Wolfgang: Mons Claudianus – Mons Porphyrites : Bericht über die zweite Forschungsreise 1964. In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Abteilung Kairo (MDAIK), ISSN 0342-1279, Bd. 22 (1967), S. 109–205 , Tafeln XXIX–LXVI.
  8. Bingen, Jean ; Cuvigny, Hélène ; Bülow-Jacobsen, Adam: Mons Claudianus : ostraca Graeca et Latina. Le Caire: Institut Français d’Archéologie Orientale du Caire, 1992–2009. 4 Bände.
  9. Peacock, David P. S. ; Maxfield, Valerie A. ; Tomber, Roberta: Mons Claudianus : 1987 - 1993 ; survey and excavation. Le Caire: Institut Français d’Archéologie Orientale, 1997–2006. 3 Bände.
  10. Veen, Marijke van der: The plant remains from Mons Claudianus, a Roman quarry settlement in the Eastern Desert of Egypt – an interim report. In: Vegetation history and archaeobotany : the journal of quaternary plant ecology, palaeoclimate and ancient agriculture, ISSN 0939-6314, Bd. 5,1-2 (1996), S. 137–141.
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