Hassan Fathy Village (el-Chārga)
Dieser Name wird von mehreren Orten verwendet. Heute wird auch das einstige el-Qurna el-Gadīda (Neu-Qurna) so genannt. |
Hassan Fathy Village · قرية حسن فتحي | |
Gouvernement | Neues Tal |
---|---|
Einwohnerzahl | |
Höhe | 57 m |
Hassan Fathy Village |
Hassan Fathy Village, arabisch: قرية حسن فتحي, Qaryat Ḥasan Fatḥī, ist eine nie fertiggestellte und heute unbewohnte Siedlung etwa acht Kilometer nördlich von Bārīs westlich der Fernverkehrsstraße 25 in der Senke el-Chārga. Sie war eins der ehrgeizigsten Siedlungsprojekte des ägyptischen Architekten Hassan Fathy. Der einstige Name Neu-Baris oder Baris el-Gadida (engl. New Baris, arabisch: باريس الجديدة, Bārīs al-ǧadīda, „Neu-Bārīs“) wird heute für ein anderes Siedlungsprojekt verwendet.
Hintergrund
[Bearbeiten]Hassan Fathy (* 20. März 1900 in Alexandria, † 30. November 1989 in Kairo) ist der wohl bedeutendste Architekt Ägyptens des 20. Jahrhunderts. Tragisch ist, dass er im eigenen Land nicht angenommen wurde und in den westlichen Ländern kaum bekannt ist. Allerdings genießt er unter den Kennern große Achtung. Zeit seines Lebens galt seine Architektur den unteren Bevölkerungsschichten, seine Bauten sollten deshalb in Lehmarchitektur ausgeführt werden. Dabei sollten seine Bauten ästhetisch wertvoll sein und die Vorteile der Lehmbauweise wie angenehme Klimatisierung und preisgünstige Bauweise nutzen.
Er konnte zwar etwa 30 seiner 110 Projekte realisieren, die meisten sind heute aber dem Verfall preisgegeben. Letztlich wurden seine Ideen und Bauten verschmäht, da seine modernen Ideen nicht verstanden wurden. Eine Ausstellung unter dem Titel „Traumbilder der Architektur“ im Winter 2005 in Frankfurt am Main konnte sein Werk dem deutschen Publikum näher bringen.
Neben seinem Dorfprojekt in Neu-Qurna, heute ebenfalls Hassan Fathy Village genannt, zwanzig Jahre zuvor war Neu-Bārīs, das heutige Hassan Fathy Village, sein zweitgrößtes und letztes Großprojekt. In der Nähe von Quellen sollte auf 1000 Morgen Land im Auftrage der Egyptian Desert Development Organization eine Siedlung für 250 Bauern-, Arbeiter- und Handwerkerfamilien entstehen. Die Entwürfe hierzu stammen aus den Jahren 1963–1965, die Bauausführungen begannen 1964, wurden aber 1967 mit Beginn des Israel-Ägypten-Krieges wieder eingestellt. Ein weiterer Grund für die Einstellung war eine veränderte ägyptische Gesetzgebung zur Lehmbauweise. Neben den genannten Wohnbauten sollten zur Siedlung Villen für hohe Verwaltungsbeamte, ein Markt (Sūq), eine Polyklinik, eine Primarschule, die Distriktverwaltung, ein Sozialzentrum mit Bank und Post, ein Museum, ein Polizeigebäude, Arbeitsstätten und Lagerhallen entstehen. Fertiggestellt wurden aber nur wenige Gebäude im Zentrum der Siedlung.
Anreise
[Bearbeiten]Die Siedlung lässt sich einfach mit einem PKW oder Taxi erreichen.
Mobilität
[Bearbeiten]Die wenigen Gebäude lassen sich einfach zu Fuß ergründen.
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten]Die wenigen Gebäude des Siedlungszentrums verteilen sich auf etwa 170 Meter in Ost-West-Richtung und 80 Meter in Nord-Süd-Richtung.
- Im Osten befinden sich zwei etwa 30 × 30 Meter große Villen für die obersten Beamten der Distriktverwaltung.
- Daran schließt sich im Westen der etwa 35 × 20 Meter große Bau des Sozialzentrums an, das Bank und Post aufnehmen sollte. Es wurden aber nur die Außenmauern errichtet. Südlich davon befindet sich ein etwa 30 × 20 Meter großer Bau, der u.a. das Museum aufnehmen sollte.
- Im äußersten Nordwesten befindet sich das etwa 30 × 40 Meter große Gebäude der Distriktverwaltung.
- Südlich des letztgenannten Gebäudes befindet sich das mit 55 × 40 Metern größte und durchaus imposanteste Gebäude, der Markt (Sūq). Außen befinden sich Umgänge, zum Teil als kuppelbekrönte Arkaden gestaltet. Im Norden und Süden, zu beiden Seiten des Innenhofes, befinden sich je zwölf tonnengewölbte, in sich nochmals untergliederte Räume für Händler. Im Hof lassen sich die Zugänge zu den Geschäften mit ihren reizvoll gestalteten Giebelfeldern betrachten.
Unterkunft
[Bearbeiten]Eine Unterkunft wird üblicherweise in der Stadt el-Chārga gewählt. Ein saisonal genutztes Zelt-Camp gibt es zudem nordwestlich von Qaṣr Dūsch.
Ausflüge
[Bearbeiten]Der Besuch der Siedlung lässt sich mit dem Besuch von ʿAin Schams ed-Dīn, Qaṣr Dūsch, Bārīs, ʿAin Manāwir und anderer Stätten entlang der Fernverkehrsstraße 25 verbinden.
Literatur
[Bearbeiten]- : an experiment in rural Egypt. Chicago [u.a.]: Chicago Univ. Press, 1973, ISBN 978-0-226-23916-3. : Architecture for the poor
- London: Concept Media [u.a.], 1985, Architects in the Third World, ISBN 978-9971-84-125-6. : Hassan Fathy.
Weblinks
[Bearbeiten]- New Baris mit einer Beschreibung der Siedlung Neu-Baris, zu der auch 107 Abbildungen u.a. mit den Plänen gehören (archnet.org, in Englisch).
- Hassan Fathy mit einer Biografie und der Liste seiner Projekte (archnet.org, in Englisch).