Gabbānat el-Bagawāt
Gabbānat el-Bagawāt · جبانة البجوات | |
Gouvernement | Neues Tal |
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Einwohnerzahl | |
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Gabbānat el-Bagawāt |
Gabbanat el-Bagawat (arabisch: جبانة البجوات, Ǧabbānat al-Baǧawāt, auch مقابر البجوات, Maqābir al-Baǧawāt, „Friedhof der Vornehmen“) ist eine archäologische Stätte im Norden der ägyptischen Senke el-Chārga, etwa 5 Kilometer nördlich der Stadt el-Chārga.
Hintergrund
[Bearbeiten]Der „Friedhof der Vornehmen“ (Gabbānat el-Bagawāt), der sich an den südlichen Ausläufern des Gebel et-Teir befindet, gehört zu den bedeutendsten frühchristlichen Hinterlassenschaften. Die Gräber und Grab-Kapellen der Einwohner von el-Chārga, von denen einige mit Kuppel- und/oder Wandfresken ausgeschmückt sind, stammen aus dem 2.–7. Jahrhundert n. Chr. Anfänglich ist der Friedhof eine römische Nekropole, zum Ende hin wird sie ausschließlich von Christen benutzt. Der Friedhof ist etwa 500 Meter lang und 200 Meter breit.
Das Christentum gelangte wohl im 3. nachchristlichen Jahrhundert nach el-Chārga. Die Korrespondenz einer Gilde von Einbalsamieren, der sowohl Christen als auch Heiden angehören, vom Ende des 3., Anfang des 4. Jahrhunderts ist das älteste Zeugnis ihrer Ansiedelung. Viele Christen flohen vor der Verfolgung in die Wüste oder wurden hierher verbannt. Vom 4. bis zum 14. Jahrhundert ist el-Chārga Bischofssitz. Nach der arabischen Eroberung werden die Christen noch geduldet. Seit dem 11. Jahrhundert werden sie zunehmend unterdrückt, was zu zahlreichen Abfällen führt. Vier Jahrhunderte später ist das Christentum erloschen.
Zum Friedhof gehören 263 Grabkapellen und eine Kirche, die aus Lehmziegeln errichtet wurden. Die meisten Kapellen sind quadratisch oder rechteckig, in der Regel flach gedeckt oder mit einer Kuppel bekrönt. Gelegentlich werden Doppelkapellen errichtet; einige Kapellen sind Rundbauten bzw. Ensembles aus mehreren Räumen.
Die Freskomalerei, sie lässt sich in das 4. und 5. Jahrhundert datieren, ist insbesondere an den Kuppeln zu finden. Zu den häufig gewählten Motiven gehören Adam und Eva, Arche Noah, Abrahams Opfer und Daniel in der Löwengrube. Die Darstellungen von Martyrien widerspiegeln den festen Glauben der Mitglieder der Religionsgemeinde – hier ist der Inhalt sicher wichtiger gewesen als die zugegebenermaßen naive Darstellung. Gelegentlich wird eine Verwandtschaft zur Malerei der römischen Katakombenmalerei gezogen.
Der Friedhof von el-Bagawat wurde aber bereits in vorchristlicher, römischer Zeit benutzt, was noch an den frühen Felsengräbern ablesbar ist. Hier wurden auch drei Särge aus römischer Zeit gefunden.[1]
Anreise
[Bearbeiten]Auf der Straße
[Bearbeiten]Man verlässt el-Chārga auf der Fernverkehrsstraße 25 in Richtung Asyūṭ vorbei am Tempel von Hībis bis zu einem nach Norden führenden 1 Abzweig (25° 28′ 58″ N 30° 33′ 42″ O). Der Asphaltstraße folgt man, biegt nach 260 Meter nach links ab und erreicht nach weiteren 900 Metern den Eingang des Friedhofs. Vor dem Eingang befindet sich auf der Südseite der Straße ein großer 2 Parkplatz.
Zu Fuß
[Bearbeiten]Den Friedhof kann man auch zu Fuß erreichen, entweder an der beschriebenen Straße entlang oder besser über den „Umweg“ Hībis dann auf direktem Weg durch die Wüste.
Mobilität
[Bearbeiten]Der Friedhof kann nur zu Fuß ergründet werden.
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten]Der Friedhof ist im Sommer von 08:00 bis 18:00 Uhr und im Winter von 08:00 bis 17:00 Uhr geöffnet. Der Zugang und das 1 Tickethäuschen befinden sich im Süden des Friedhofs. Der Eintrittspreis beträgt LE 120 und für Studenten LE 60 (Stand 12/2023). Zudem gibt es ein Kombiticket für alle archäologischen Stätten in el-Chārga für LE 120 bzw. LE 60, das einen Tag lang gültig und nicht teurer ist (Stand 2/2024).
Man läuft den Weg nach Norden. Hinter einem kleinen runden Platz gabelt sich der Weg. Der linke Weg führt zur Kapelle des Friedens, der Weg gerade aus zur Kirche und zur Exoduskapelle.
Die Beschreibung erfolgt nach ihrer Lage von Süd nach Nord:
Die 1 Kapelle des Friedens (كنيسة السلام, Kanīsat as-Salām, Kapelle 80) ist eine quadratische, etwa 3,8 Meter breite Kapelle mit einem Schachtgrab. Dekoriert sind die Kuppel und die Kuppelzwickel. Die Kuppelbemalung besteht aus mehreren Ringen von innen u.a. mit Weinranken, Lorbeerblätter mit Herzblatt-Kreuzrosetten, zum Ende hin mit Darstellungen aus dem Alten und dem neuen Testament sowie mit neutralen Darstellungen. Diese sind in Uhrzeigerichtung: Noah mit Familie in der Arche, Maria mit Taube, Paulus und Thekla im Gespräch, Adam und Eva, Abrahams Opfer im Beisein von Sarah, Eirene, die Personifikation des Friedens und Namensgeberin der Kapelle, Daniel in der Löwengrube, Dikaiosyne, die Personifikation der Gerechtigkeit, Euche, die Personifikation des Gebets und Jakob.
Die etwa 18 Meter lange dreischiffige 1 Friedhofskirche aus dem 5. Jahrhundert (Gebäude 180) überragt den Friedhof. Sie wird von Säulen umgeben. Man erreicht die Kirche über einen Vorraum im Westen, wobei sich der Eingang am Südende befindet. Die Kirche wird durch zwei Säulenreihen unterteilt, zwischen denen sich Postamente befinden. Im Osten wird die Kirche mit einer geraden Wand mit Nischen abgeschlossen.
Die 2 Dreifachkapelle 23–25, insbesondere Kapelle 25, besitzt in wenigen Räumen Ornamentmuster an den Wänden und in der Kuppel der Haupthalle, in deren Zwickeln Darstellungen des Phönix zu sehen sind. Im linken Teil der Haupthalle, etwa gegenüber der Tür erkennt man die Darstellung des Abrahams Opfer, die in roter Farbe ausgeführt wurde.
Wenn man die Dreifachkapelle im Osten passiert, gelangt man zur wohl ältesten Kapelle (erste Hälfte des 4. Jahrhunderts), der 3 Exodus-Kapelle (كنيسة الخروج, Kanīsat al-Churūg, Kapelle 30). Auch diese Kapelle ist quadratisch, etwa 3,5 Meter breit. Sie besitzt ornamentale Malereien an den Wänden und eine komplexe Kuppelgestaltung mit der Darstellung des Exodus der Israeliten und anderer Darstellungen aus dem Alten Testament. Im Zentrum der Kuppel sind Weinranken mit Weintrauben pickenden Tauben dargestellt, um die sich die Darstellungen in zwei Ringen gruppieren. Der innere Ring zeigt im Gegenuhrzeigersinn den Pharao im Gefolge von Kriegern (linke, Westseite; in einer Beischrift ist das Rote Meer erwähnt), die Moses und die Israeliten (Ostseite) samt Schafherde verfolgen (Ex 4,20 ). Im Norden ist ihr Ziel dargestellt, das gelobte Land, die „überfeste Wohnung“ des Herrn (Ex 15,17 ). Im äußeren Kreis sind in Gegenuhrzeigerichtung dargestellt: Im Norden die Arche Noah, im Westen ein Segelschiff mit zwei Personen, die Stammeltern im Paradiese Adam und Zoe, Daniel in der Löwengrube, die Drei Jünglinge Schadrach, Meschach und Abed-Nego im Feuerofen, das Martyrium des Jesaias, Rebekka mit Schulterstange und Wasserkrügen am Brunnen, im Süden der Wurf des Jonas in das Meer, seine Rettung aus dem Fisch und seine Ruhe unter der Staude, der Prophet Job, Susanna auf einem Stuhl, im Osten Jeremias vor dem Tempel von Jerusalem, das Abrahams Opfer, Sarah im Gebet, das Martyrium der hl. Thekla im Feuer und der Zug der sieben klugen Jungfrauen. Einige Darstellungen sind selten in Ägypten, so das Martyrium des Jesaias, die der Rebekka und der Susanna. In den Kuppelzwickeln sind Henkelkreuze dargestellt.
Weitere Kapellen mit Dekoration:
- 4 Kapelle 175 nordöstlich der Kirche: auf einem Torpfeiler ist ein Mann in einer roten Robe dargestellt, der in der rechten Hand eine Pflanze, vielleicht Lauch, und ein Weihrauchgefäß und in der linken Hand einen mehrfarbigen Stock hält.
- 5 Kapelle 210 östlich der Kirche: die Wände sind mit Weinranken dekoriert und enthalten eine Nische. Auf der Rückwand der Kapelle lassen sich noch die Reste einer Szene ausmachen. Rechts sieht man einen auf einem Stuhl sitzenden Mann, der seine Füße auf einen Hocker aufgelegt hat. Vor ihm, unter der Nische, sind vier Personen abgebildet, die einen Stab in der Hand halten.
- 6 Kapelle 94 nördlich der Kapelle des Friedens: diese Kapelle enthält zahlreiche arabische Graffiti, die etwa aus dem 9. Jahrhundert AH stammen. Arabische Graffiti sind auch noch in anderen Kapellen vorzufinden.
- 7 Kapelle 77 westlich der Kapelle des Friedens: hier haben sich auf einem Zwickel moderne Besucher verewigt, und zwar 1874 der deutsche Geologe und Paläontologe [Karl Alfred von] Zittel (1839–1904) und 1898 der englische Geologe [John] Ball (1872–1941).
Weitere Kapellen ohne Dekoration:
- 8 Kapelle 181 nordöstlich der Kirche: dies ist ein Beispiel von sechs runden Kapellen. Die Pfeiler sind mit Bögen untereinander verbunden.
Küche
[Bearbeiten]Restaurants gibt es in der Stadt el-Chārga und im Eingangsbereich zum Friedhof von el-Bagawāt.
Unterkunft
[Bearbeiten]Eine Unterkunft wird üblicherweise in der Stadt el-Chārga gewählt.
Das einen Kilometer östlich des Friedhofs von el-Bagawāt gelegene 1 Qasr El Bagawat Hotel ist im oben genannten Artikel beschrieben.
Ausflüge
[Bearbeiten]Die Nekropole lässt sich mit verschiedenen Zielen im Norden von el-Chārga verbinden: mit den Tempeln von Hibis und en-Nadura bzw. mit dem Gebiet von 'Ain Mustafa Kaschif und dem Gebel et-Teir. Die letzten beiden Stätten verfügen über weitere christliche Monumente. Wer zu Fuß unterwegs ist, sollte seinen Weg nach 'Ain Mustafa Kaschif fortsetzten, da das Gelände vom Friedhof einfach zu erreichen ist: Man verlässt den Friedhof nach Norden und bleibt auf dem Bergrücken, so dass man die Stätte nicht verfehlen kann. Vom Kloster steigt man dann den Hang herab, um die weiteren Sehenswürdigkeiten aufzusuchen.
Literatur
[Bearbeiten]- Beschreibung des frühchristlichen Friedhofs:
- Eine populärwissenschaftliche Darstellung des Friedhofs el-Bagawāt findet man in: : Die Nekropolis der „großen Oase“ ; Archäologische Skizze. Mainz: Kirchheim, 1902. : Ein altchristliches Pompeji in der lybischen Wüste
- Eine wissenschaftliche Darstellung des Friedhofs el-Bagawāt findet man in: Cairo: Government Pr., 1951, The Egyptian deserts. : The Necropolis of El-Bagawat in Kharga Oasis.
- Arabische Graffiti:
- Graffites arabes de Bagawât. In: Annales Islamologiques (AnIsl), ISSN 0570-1716, Bd. 14 (1978), S. 271–287, zwei Tafeln. :
- Les graffites arabes de la nécropole d’al-Baǧawāt et l’oasis d’al-Ḫāriǧa entre les époques fatimide et ottomane. In: Journal of Coptic Studies (JCoptS), ISSN 1016-5584, Bd. 15 (2013), S. 29–42, doi:10.2143/JCS.15.0.3005410. :
Einzelnachweise
[Bearbeiten]- ↑ The Christian necropolis in Khargeh Oasis. In: The Metropolitan Museum of Art Bulletin : Part 2: Egyptian expedition 1930–1931, Bd. 27,3 (Mär. 1932), S. 38–50, JSTOR 3255361. :