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Deir es-Sitt Damyāna

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Deir es-Sitt Damyāna · دير الست دميانة
Deir Abū Mūsā · دير أبي موسى
GouvernementSōhāg
Einwohnerzahl
Höhe73 m
Lagekarte von Ägypten
Lagekarte von Ägypten
Deir es-Sitt Damyāna

Deir es-Sitt Damyāna (arabisch: دير الست دميانة, „Kloster der Herrin Damiana“) oder Deir el-Qiddīsa Damyāna (دير القديسة دميانة, „Kloster der hl. Damiana“) ist ein Kloster im ägyptischen Gouvernement Sōhāg, das auch unter den Namen Deir Abu Musa (دير أبي موسى, Dair Abī Mūsā, „Kloster des Vaters Moses“) oder Deir el-Anbā Mūsā (arabisch: دير الأنبا موسى, „Kloster des Vaters Moses“) bekannt ist. Es befindet sich etwa drei Kilometer nordwestlich der Tempel Sethos’ I. bzw. Ramses’ II. von Abydos. Der Überlieferung nach soll sich hier auch das Grab von Moses dem Schwarzen befinden.

Hintergrund

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Das Kloster der Herrin Damiana oder Kloster des Kirchenvaters Moses des Schwarzen (oder Äthiopiers oder Nubiers) gehört zu den ältesten Klöstern Ägyptens. Bereits Abū el-Makārim (Ende 12., Anfang des 13. Jahrhunderts) in der Überlieferung durch Abū Ṣāliḥ dem Armenier beschreibt das Kloster recht ausführlich. Er führte aus, dass es hier ein Kloster unter dem Namen Banī Mūsā gab und dass es vom Klostervorsteher eṣ-Ṣafī auf eigene Kosten restauriert wurde. Das Kloster war von einer Mauer umgeben und besaß ein Tor, das mit Eisenplatten verstärkt und mit Nägeln beschlagen war. Innerhalb der Klostermauern befanden sich die Klosterkirche des hl. Moses des Schwarzen (oder Äthiopiers) und ein Wasserrad, dessen Wasser zur Bewässerung von Gemüse benutzt wurde. Auch soll der Körper des Heiligen im Kloster bestattet sein.

Über eine weitere Begebenheit wusste Abū el-Makārim zu berichten: „Die Biografie des Anbā Christodulus, des 66. Patriarchen [von Alexandrien, 1047–1077], berichtet, dass die Pfeiler dieses Klosters schwitzten, bis die Tropfen wie Wasser herabliefen. Wenig später brachen die Pocken unter den Kindern Ägyptens aus, so dass 21.000 dieser jungen Menschen binnen eines Monats starben. Der Weizen wurde in Kairo zu 80 Dinar pro Sack und in Alexandria zu 72 Dinar verkauft.“ Diese hohen Preise deuten auf die Dürre und die Hungersnot im Jahr 960/961 (359 AH) in der Zeit der Ichschididen-Dynastie hin.

Der hl. Moses der Schwarze soll in el-Balyanā geboren sein und starb wohl mit 75 Jahren um 405 n. Chr. Er war Sklave eines Regierungsbeamten und musste wohl wegen seiner stattlichen und mächtigen Gestalt in dessen Auftrag Raube und Morde begehen. Später wurde er Anführer einer Bande, die das Niltal heimsuchte. Es wird berichtet, dass er eines Tages auf der Suche nach Gott eine Stimme vernahm, die ihm sagte, dass die Mönche im Natrontal den wahren Gott kennen würden. Moses traf den Priester Esidorous (Isidore), der ihn zum hl. Makarius dem Großen (um 300–390) brachte. Der hl. Makarius lehrte und taufte ihn. Später wurde Moses ein Mönch, Kirchenvater und geistiges Oberhaupt von 500 Brüdern. Er starb zusammen mit sieben anderen Mönchen bei der Verteidigung seines Klosters gegen einen Angriff von Berbern an einem 24. Baʿūna um 405 n. Chr.

Das Kloster bestand auch noch zur Zeit des arabischen Historikers el-Maqrīzī (1364–1442), der es in seiner Klosterliste in seinem Geschichtswerk el-Chiṭaṭ unter Nummer 59 als groß auswies und der vom hl. Moses dem Schwarzen zu berichten wusste, dass er in el-Balyanā geboren wurde.

Ein erneuter Umbau fand 1590 (= 1306 AM des koptischen Kalenders) statt. Die heutige Klosterkirche stammt aus dem 18. oder 19. Jahrhundert.

Anreise

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Das Dorf lässt sich von el-Balyanā oder von Abydos aus über das Dorf Banī Manṣūr (arabisch: بني منصور) erreichen.

Mobilität

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Das Kloster lässt sich einfach zu Fuß ergründen.

Sehenswürdigkeiten

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Die Klosterkirche befindet sich im Süden des Klosterareals. Bei der Kirche handelt es sich um eine sog. Breithauskirche, die ihre heutige Gestalt im 18. oder 19. Jahrhundert erhielt und an der Stelle früherer Kirchen errichtet wurde.

Die Kirche besteht aus sieben Heikalen (Altarräumen) nebeneinander, vor denen sich zwei Querschiffe befinden. Die Kuppeln der Querschiffe und der Heikale ruhen auf Pfeilern. Die Heikale werden durch geschnitzte Schirmwände vom Gemeinderaum abgetrennt. Über den Türen hängen die Ikonen des jeweils verehrten Heiligen. Diese Heikale sind von Nord nach Süd (links nach rechts) dem hl. Anthonius, der hl. Jungfrau, dem hl. Moses, dem Erzengel Michael, der hl. Damiana, dem hl. Georg und dem hl. Johannes dem Täufer geweiht.

Südwestlich vom Kloster befindet sich der Klosterfriedhof.

Aktivitäten

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Am 1. Juli (24. Baʿūna) wird Moses dem Schwarzen gedacht.

Unterkunft

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Hotels gibt es in der Stadt Sōhāg.

Literatur

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  • Meinardus, Otto F. A.: Christian Egypt, ancient and modern. Cairo: American University in Cairo Press, 1977 (2.Auflage), ISBN 978-977-201-496-5, S.413f.
  • [Abū al-Makārim]; Evetts, B[asil] T[homas] A[lfred] (Hg., Übers.); Butler, Alfred J[oshua]: The churches and monasteries of Egypt and some neighbouring countries attributed to Abû Sâliḥ, the Armenian. Oxford: Clarendon Press, 1895, S.S. 231f., Fol. 81.a, S. 318 (Klosterliste des el–Maqrīzī). Verschiedene Nachdrucke, z. B. Piscataway: Gorgias Press, 2001, ISBN 978-0-9715986-7-6.
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  • Koptisches Synaxarium (Martyrologium) zum 24. Baʿūna (Coptic Orthodox Church Network)
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