Bayahū

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Kirche des hl. Ischyrion
El-Bayahū · البيهو
GouvernementMinyā
Einwohnerzahl17.069 (2006)
Höhe44 m
Lagekarte von Ägypten
Lagekarte von Ägypten
Bayahū

El-Bayahu (arabisch: ‏البيهو, al-Bayahū) ist ein Dorf in Mittelägypten mit etwa 17.000 Einwohnern[1] im Gouvernement el-Minyā westlich des Nils etwa 18 km nördlich der Stadt el-Minyā bzw. 5 km südlich der Stadt Samālūṭ. Das Dorf wird sowohl von Muslimen als auch Christen bewohnt. Es ist eine der bedeutenden Pilgerstätten der koptischen Christen.

Hintergrund[Bearbeiten]

Karte
Lageplan von Bayahū

In der hiesigen Kirche wird der heilige Ischyrion (auch St. Ischyrion, أبّسخيرون, Abbasc̲h̲eirūn) verehrt. Ischyrion lebte im vierten nachchristlichen Jahrhundert, wurde in Dorf Qillīn (قلين, ) im heutigen Gouvernement Kafr esch-Scheich geboren und wuchs in Atrīb (أتريب, ) auf. Später diente er dem Gouverneur von Ansena, Arianus, als Offizier. Per Edikt wurde unter dem römischen Kaiser Diokletian jegliche Ausübung christlichen Glaubens verboten, womit er die längste und grausamste Christenverfolgung in der Geschichte einleitete. Auch von Ischyrion wurde verlangt, dass er seinem Glauben abschwören sollte. Er aber lehnte ab, quittierte seinen Militärdienst und wurde dafür in den Kerker geworfen.

Aber nichts konnte ihm von seinem Glauben abbringen, weder seine beiden Brüder, das Gerichtsverfahren in Asyūṭ, in dem er zum Tode verurteilt wurde und die grausame Folter. Kraft seines Glaubens versagten Folterwerkzeuge, bzw. der Erzengel Michael konnte ihn im Feuerofen, beim Augenausstechen und beim Vergiften schützen bzw. heilen. Der Zauberer Alexander aber, als er sah, dass sein Gift nichts bewirkte, konvertierte zum Christentum und wurde deswegen geköpft. Letztendlich wurden Ischyrion die Arme abgeschlagen, und er wurde enthauptet.

Ischyrion und Alexander wurden zu Märtyrern, deren Andenken bewahrt bleibt. Das Fest zu Ehren des hl. Ischyrion wird jedes Jahr am 7. Ba’ūna (14. Juni) begangen. Ischyrion wird in den Kirchen seines Namens im Kloster Anbā Bīschoi, in Asyūṭ und hier in Bayahū verehrt. Die Reliquien des Heiligen werden im Kloster Anbā Bīschoi und im Kloster Anbā Ṣamūʾīl aufbewahrt.

Man berichtet aber auch vom Wunder der Versetzung der Kirche von Qillīn nach Bayahū. Zur Erntezeit in Qillīn fanden alljährlich auch Hochzeiten statt. Eines Tages versuchten Störenfriede die Dorfbewohner in der Kirche anzugreifen. Aber ihnen konnte nichts geschehen, weil die Kirche samt ihrer heilsamen Quelle und ihrem Baum nach Mittelägypten versetzt wurde. Das wollten die Dorfbewohner nicht wahrhaben, und sie wollten zu ihrem Dorfe zurückkehren. Der Bootsführer, der die Dorfbewohner nach Qillīn, wo man des Fehlen der Kirche feststellte, und wieder nach Bayahū brachte, war erstaunt, dass unter dem Einfluss des hl. Ischyrion die Fahrt anstatt einer Woche nur einen Tag dauerte. Er bekannte sich zum Christentum und vermachte Teile seines Bootes der Kirche.

Der hl. Ischyrion wird auf Ikonen als Reiterheiliger mit einer Lanze, an deren oberen Ende sich ein Kreuz befindet, dargestellt. Weiterhin sieht man die versetzte Kirche samt Brunnen und Baum und einen Kamelzüchter, der die erstgeborenen Kälber seiner Kamele der Kirche vermachte.

Anreise[Bearbeiten]

Überreste früherer Kirchen im Schrank im Hof der Kirche des hl. Ischyrion
Reliquie in der Kirche des hl. Ischyrion
Ikonostase der Kirche des hl. Ischyrion

Den Ort kann man mit einem PKW oder Taxi erreichen. Auf der Fernverkehrsstraße von el-Minyā nach Samālūṭ erreicht man kurz vor Samālūṭ eine 1 Brücke (28° 15′ 53″ N 30° 43′ 45″ O) über einen Bewässerungskanal, die man in Richtung Iṭsā (إطسا, ) überquert. Nach wenigen Kilometern erreicht man Bayahū. Die Kirche befindet sich im Zentrum des Dorfs.

Mobilität[Bearbeiten]

Die Straßen im Dorf sind gelegentlich etwas eng, die letzten Meter bis zur Kirche muss man zu Fuß laufen.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten]

1 Kirche Abbascheirūn el-Qillīnī (‏كنيسة أبسخيرون القليني, ​Kirche des hl. Ischyrion aus Qillīn). (28° 15′ 41″ N 30° 43′ 54″ O)
Die Kirche befindet sich in der Mitte des Dorfes. Leicht ist der Turm der Kirche an seiner Südwestecke zu erkennen. An dieser Stelle befindet sich auch der Eingang der Kirche, die sich innerhalb einer Umfassungsmauer befindet. Diese neue, etwa 50 Jahre alte Kirche befindet sich an der Stelle einer früheren Kirche aus dem 5. Jahrhundert.
Die dreischiffige Kirche, die 2007 einer vollständigen Renovierung unterzogen wurde, bietet selbst nur wenige interessante Details. Im Osten befindet sich die Ikonenwand, die etwa 100 Jahre alt ist, aber zwei Holzstreifen rechts und links des mittleren Allerheiligsten (Haikale) stammen aus dem Vorgängerbau. Die drei Allerheiligsten sind alle dem hl. Ischyrion geweiht. In der Nähe der Ikonostase an der Nordwand befindet sich eine Reliquie.
Wenn man die Kirche im Norden verlässt, gelangt man auf einen Hof, an dessen Ostseite sich ein Gebäude mit Taufbecken und der heilsamen Quelle befindet. An der Südseite des Hofes befinden sich zwei unscheinbare Holzschränke. Der östliche enthält Baufragmente der Kirche aus dem 5. Jahrhundert, so z. B. ein Taufbecken. Der Schrank auf der anderen Seite enthält hölzerne Bauteile der alten Kirche, so z. B. eine Haikal-Tür, und Teile der Feluka, mit der die Dorfbewohner nach Qillīn und zurück gereist sein sollen.
Im Dorf soll man ebenfalls weitere verbaute Bauteile der früheren Kirche finden können.

Unterkunft[Bearbeiten]

Unterkunftsmöglichkeiten bestehen in el-Minyā.

Ausflüge[Bearbeiten]

Der Besuch des Dorfes lässt sich auch mit dem der Besuch des Klosters el-ʿAdhrāʾ und der Kirchen von el-Manāhra und Samālūṭ verbinden.

Literatur[Bearbeiten]

  • In der Kirche kann man eine Broschüre zum Leben des hl. Ischyrion (St. Abba Eskhayron) auf Englisch erwerben.
  • Timm, Stefan: al-Bayahū. In: Das christlich-koptische Ägypten in arabischer Zeit ; Bd. 1: A - C. Wiesbaden: Reichert, 1984, Beihefte zum Tübinger Atlas des Vorderen Orients : Reihe B, Geisteswissenschaften ; 41,1, ISBN 978-3-88226-208-7, S. 376–377.

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Einwohnerzahlen nach dem ägyptischen Zensus von 2006. Central Agency for Public Mobilization and Statistics, abgerufen am 7. November 2014.
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