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Wasserberg des Djedefre

Gewählt zum Reiseziel des Monats Oktober 2014 „abseits der Touristenpfade“
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Nordostseite des Wasserberg des Djedefre
Wasserberg des Djedefre
جبل مياه دجيدف رع
GouvernementNeues Tal
Einwohnerzahl
Höhe
Lagekarte des Neuen Tals in Ägypten
Lagekarte des Neuen Tals in Ägypten
Wasserberg des Djedefre

Der Wasserberg des Djedefre (englisch Water Mountain of Djedefre, arabisch: ‏جبل مياه, Ǧabal Miyāh) ist ein Sandsteinfelsen etwa 400 Kilometer westlich des Nils, etwa 70 Kilometer südwestlich der Stadt Mūṭ und etwa 70 Kilometer westlich der Fernverkehrsstraße zum New-Valley-Bewässerungsprojekt im ägyptischen Neuen Tal. An der Nordostseite des Hügels, der in vorgeschichtlicher Zeit und seit dem altägyptischen Alten Reich als Rast- oder Lagerplatz diente, gibt es zahlreiche Tierdarstellungen sowie Textinschriften, die auf Mineralien-Expeditionen unter den altägyptischen Königen Cheops und seines Nachfolgers Djedefre (Radjedef) aus der 4. altägyptischen Dynastie, etwa 2.500 v. Chr., Bezug nehmen. Für diese Stätte dürften sich hauptsächlich Ägyptologen und Archäologen interessieren.

Hintergrund

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Das Expeditionswesen war ein wichtiger Bestandteil des altägyptischen Staats zur Beschaffung wichtiger Steine, Edelmetalle und Mineralien. Sie wurden, in schon fast militärischer Weise, von Zeit zu Zeit zu diesem Zweck zumeist in die Östliche Wüste ausgesandt. Noch vor wenigen Jahren hätte man kopfschüttelnd abgewunken, wenn man über Expeditionen in die Westliche Wüste hätte diskutieren wollen.

Nun weiß man es aber genauer: es gab derartige Expeditionen bereits in der altägyptischen 4. Dynastie um etwa 2.600 v. Chr. Die Namen der beiden Könige Cheops und seines Nachfolgers Djedefre sind in Stein geritzt. Die Expeditionen waren ausgesandt worden, um rotes Pigmentpulver, wohl aus Bundsandstein, heranzuschaffen.

Man mag sich fragen, warum man eine derartige Expedition in eine so unwirtliche Gegend entsandte. Man konnte sich wohl darauf verlassen, dass es vor Ort Wasser, das gesuchte Pigment und einheimische Führer gab.

Die klassischen Forschungsmethoden wie das Studium von Urkunden konnten aber nicht helfen: es gibt hierzu offensichtlich keine Quellen. Um so höher ist es zu bewerten, dass sich Menschen voller Enthusiasmus die Zeit nehmen, alte Karawanenwege zu ergründen und ihre Zeugnisse zu dokumentieren. Zu diesen Menschen gehört der Deutsche Carlo Bergmann. Seit 1982 verbrachte er alljährlich ein halbes Jahr in der Westlichen Wüste und konnte ihr immer wieder Vergessenes entreißen. Zu den frühen Wiederentdeckungen zählte z. B. die der Rohlfsschen Höhle, einer Tropfsteinhöhle, die seitdem immer wieder von Wüstentouristen besucht wird. Zu seinen Funden gehören auch etwa 30 Krugstationen entlang der Abū Ballāṣ-Route von ed-Dāchla bis zum Gebel el-ʿUweināt, die zu verschiedenen altägyptischen Zeiten genutzt wurden. Die Erkundungen erfolgten wohlüberlegt z. B. anhand von Überlieferungen und Spuren in der Wüste. Ein sinnloses Kreuz und Quer bringt in der Westlichen Wüste aufgrund ihrer immensen Größe gar nichts.

Im Oktober 2000 machte sich Bergmann wieder auf den Weg, ohne dass sich in den ersten fünf Wochen etwas von alten Karawanenrouten entdecken ließe. Bei einem Sandsturm saß er nun fest. In einem Gelände, dass aus Hunderten, wenn nicht gar Tausenden Sandsteinfelsen bestand, die sich wohl nur in ihrer Größe unterschieden und allesamt die Form von Schutthalden besaßen. Nun entdeckte er mit seinem Fernglas einen ungewöhnlichen Felsen: er besaß eine Steilwand und in etwa fünf Metern Höhe einen Absatz. Beim Heranrücken an den Felsen konnte auch eine Mauer aus Bruchsteinen ausgemacht werden. Und der Anblick vor Ort muss überwältigend gewesen sein: zahlreiche prähistorische Tierdarstellung und hieroglyphische Inschriften belegten die dauerhafte Nutzung eben dieses Felsens als Lager- und Raststatt. Dass man hier auf derartige Inschriften treffen könnte, damit war nicht zu rechnen. Und deshalb war Bergmann zu diesem Zeitpunkt auch nicht in der Lage, die hiesigen Inschriften in ihrer Bedeutung zu erfassen. Zwei Monate später weihte er seinen Freund, den Ägyptologen Klaus-Peter Kuhlmann, in sein Geheimnis ein. Der erkannte den regierenden König Djedefre aus der 4. Dynastie. Bis heute sind diese Inschriften die ältesten bekannten in der Westlichen Wüste. Bis dahin glaubte man, dass die pharaonische Geschichte der Westlicher Wüste erst in der 6. Dynastie einsetzte.

Rastplatz, Blick nach Südosten
Felseninschriften am Wasserberg

Neben dem Funddatum “discovered by CARLO BERGMANN + 1 camel 9.12.2000” wurde dann später auch noch der Name der Fundstätte „WASSERBERG des Djedefre“ von Bergmann am Felsen in einiger Entfernung zur Steilwand eingeritzt.

Seit dem Frühjahr 2002 wird dieser Fundplatz, er heißt jetzt offiziell „Chufu 01/1“, durch Mitarbeiter des Projekts „Arid Climate, Adaption and Cultural Innovation in Africa“ (ACACIA), einem Sonderforschungsbereich an der Universität Köln, untersucht und kartografiert. Unmittelbar vor der Wasserberg-Inschrift des Djedefre wurde ein vier Meter langer, ein Meter breiter und ein Meter tiefer Schnittgraben quer über den Lagerplatz ausgehoben. Zu den Funden gehörten Reste von hauptsächlich dünnwandigen Keramikgefäßen wie Bechern, Schalen und verrußten Vorratskrügen, etwa 60 Siegelabdrucke mit den Namen der Expeditionsleiter Iimeri und Bebi sowie aus den untersten Schichten teilweise geröstete Heuschrecken, die sicher als Nahrung dienten. Eine Voruntersuchung der Keramik durch Stan Hendrickx ergab, dass der Hauptteil der Keramik in der Oase Dāchla selbst gefertigt wurde und nur Weniges aus dem Niltal stammte. Zeitlich lassen sie sich meist in das frühe Alte Reich datieren. Nur ein geringerer Teil ließ sich der Scheich-Muftāḥ-Gruppe, einer seit spätprähistorischer Zeit bis etwa 2.200 v. Chr. hier ansässigen Bevölkerungsgruppe, zuordnen. Das Alter der vor Ort gerösteten Heuschrecken ließ sich mit Hilfe der Radiocarbon-Methode auf 2.600 bis 2.700 Jahre v. Chr., das entspricht etwa der 4. altägyptische Dynastie, angeben. In die prähistorische Zeit gehörten Funde wie Feuersteinwerkzeuge und Perlen aus Straußeneierschalen, aber auch verschiedene Tierdarstellungen wie Strauße, Giraffen und Elefanten.

Auch in den Folgejahren gelangen Bergmann die Entdeckungen weiterer Routen und Außenposten zum Wasserberg. Am 25. Februar 2001 hatte Bergmann seinen Außenposten 1 genannten Hügel gefunden, der ebenfalls mit Wasserbergmotiven an einer Steilwand dekoriert war. Zu weiteren Funden gehörte eine Felsdarstellung eines Liebespaares. Und es sollten weitere Außenposten mit Dekorationen wie der Außenposten 9 am 13. Februar 2002 folgen.

Eine Frage ist bis jetzt aber noch nicht abschließend geklärt worden. An den Expeditionen des Alten Reiches waren ein bis zwei Regimenter (etwa 200 bis 400 Personen) beteiligt. Da man kaum Vorratsgefäße gefunden hatte, sollte man annehmen, dass Wasser vor Ort zum Beispiel aus Brunnen zur Verfügung stand. Bergmann kann sich vorstellen, dass es hier im Alten Reich eine Oase gegeben haben könnte. Und er wünscht sich, hier vielleicht das legendäre Zarzūra gefunden zu haben.

Anreise

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Hunderte Felsen fast gleichen Aussehens machen ein Auffinden des Wasserbergs ohne Ortskenntnis unmöglich.
Inschrift „WASSERBERG des Djedefre“

Es gibt zwei Möglichkeiten der Anreise von Mūṭ in der Senke ed-Dāchla. Da eine Wegstrecke nur etwa 80 bis 90 Kilometer beträgt, lässt sich der Besuch auch als Tagesausflug durchführen. Man benötigt in jedem Fall ein geländegängiges Allradfahrzeug, weil der Großteil der Strecke in der Wüste verläuft. Die Strecke ist teilweise schwierig befahrbar und fordert hohe Aufmerksamkeit des Fahrers.

Eine Anreisemöglichkeit besteht in der Westumfahrung der Senke ed-Dāchla. Hierzu fährt man etwa 31 Kilometer ab Qaṣr ed-Dāchla auf der Fernverkehrsstraße nach el-Farāfra und biegt bei 1 25° 46′ 55″ N 28° 37′ 27″ O nach Süden ab. Damit erspart man sich das Überqueren einer Sanddüne. Die letzte Station an der Piste ist die 1 Quelle 13 (25° 45′ 33″ N 28° 37′ 11″ O) nach etwa 2,5 Kilometern. Von nun an geht es durch die Wüste in Richtung Wādī Yaqūb. Nach etwa 55 bis 60 Kilometern in südwestlicher Richtung erreicht man den Wasserberg. Alternativ fährt von Mūṭ aus kommend etwa 15 Kilometer in südlicher Richtung entlang der Fernverkehrsstraße zum New-Valley-Bewässerungsprojekt und biegt dann von der Straße in die Wüste ab. Nach weiteren etwa 70 Kilometern erreicht man den Wasserberg des Djedefre.

Ohne Ortskenntnis oder ohne geografische Koordinate wird die Suche nach dem Wasserberg aussichtslos. Ein Blick ins Gelände oder gar auf das Satellitenbild ernüchtert: von diesen Sandsteinfelsen gibt es unzählige, und der Wasserberg ist nicht einmal der größte.

Für einen Tagesausflug kann man sich an das Bedouin Village Camp in ed-Duhūs wenden. Ausreichend Essen und Getränke sowie ein Satellitentelefon sollten jedoch mitgeführt werden.

Der Besuch des Wasserbergs ist gelegentlich Teil einer Wüstenexkursion in den Gilf-Kebir-Nationalpark. Der Wasserberg befindet sich etwa 100 Kilometer nördlich vom Samīr-Lāmā-Felsen, der meist als erstes Ziel direkt von der Fernverkehrsstraße nach Süden aus angefahren wird. Wenn man den Wasserberg mit in die Tour aufnimmt, bedeutet dies schon einen Umweg und einen zusätzlichen Zeitbedarf von einem halben oder einen Tag.

Für eine Fahrt in den Nationalpark benötigt man eine Erlaubnis des ägyptischen Militärs. Während der Reise wird man von bewaffneten Polizisten und einem Militäroffizier begleitet. Für Reisen in das Gilf Kebir gibt es in Mūṭ ein eigenes Safari-Department, das auch die nötigen Begleitpolizisten und deren Fahrzeuge stellt. Die Pflicht-Dienstleistung ist natürlich kostenpflichtig.

Sehenswürdigkeiten

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Lager am Felsen

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Wasserberge und Königsnamen
Inschrift IV-C: Eigenname des Djedefre in einer Berg-Hieroglyphe

Die Felsinschriften befinden sich allesamt an der Nordostseite des etwa 25 Meter hohen und von Nordwesten nach Südosten etwa 80 Meter langen Sandsteinfelsens. Die Steilwand läuft in einem drei bis vier Meter breiten und 42 Meter langen Plateau aus, das sich etwa drei Meter über der Umgebung erhebt. Dieser einstige Lagerplatz wurde mit einer Trockenmauer abgeschlossen, die vereinzelt noch bis zu zwei Meter hoch ansteht. Eine Quermauer unterteilt diese Stätte. Möglicherweise war einer dieser beiden Bereiche Packtieren vorbehalten. Von den frühen Morgenstunden abgesehen liegt der Lagerplatz im Schatten.

Im Felsen befinden sich zudem mehrere Bohrungen, etwa 22 an der Zahl, die mit einem Flachmeißel von beiden Seiten in den Fels getrieben worden waren. Wofür diese Ösen oder Schlingenlöcher gedient haben könnten, weiß man nicht. Für die Lasttiere haben sie sicher nicht ausgereicht, und einige Ösen wurden für das Anbinden von Tieren ohnehin viel zu hoch angebracht.

Wasserberge und Königsnamen

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Die wohl bedeutendste Darstellung ist die des Namens des Djedefre in der Ortsnamendarstellung eines Wasserbergs. Sie ist leicht auszumachen. In einer großen Berg-Hieroglyphe
N26
ist eine Inschrift für den König Djedefre angebracht. Die Bergspitzen sind mit Zickzacklinien ausgefüllt, die wohl der Wasser-Hieroglyphe
n
entsprechen. Ähnliche Bergdarstellungen in unmittelbarer Nähe erhärten diese Vermutung.
Der Text in der Hieroglyphe lautet von rechts gelesen: „Goldname [Götter aus Gold]: Djedefre, versehen mit ewigem Leben, Glück, Dauer und seiner Freude.“[1] Es ist die jüngste Inschrift vor Ort. Die Aufteilung der Hieroglyphen ist alles andere als optimal. Möglicherweise sollte ursprünglich ein anderer Text angebracht werden. Dass hier Djedefre genannt wird, ist durchaus etwas Besonderes. Denn sein Name ist nicht sehr häufig belegt. In der Kartusche steht sein Eigenname:
N5R11I9
, Rʿ ḏd=f (oder ḏd=f Rʿ), Er, Re, ist dauerhaft.
Insgesamt gibt es an der Felswand zehn Wasserbergdarstellungen. Aber nur die bereits genannte enthält eine Inschrift. Alle anderen enthalten ausschließlich die Wasser-Hieroglyphe
n
.
Aber auch Djedefres Vater Cheops bzw. Chufu ist belegt, und zwar dreimal. Zweimal erscheint dieser König in einer Gruppe mit seinem Horusnamen
Aa23G43
, Mḏḏw, Der (die Feinde) zerdrückt, und seinem Eigennamen
Aa1I9G43
, Ḥwjf-wj, Er beschützt mich. In der großen Expeditionsinschrift ist der Horusname des Cheops zum dritten Mal belegt.

Expeditionsinschriften

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Expeditionsinschriften
Inschrift I: Expedition des Bebi
Inschrift III: Rückkehr der Rekruten

Aus den Expeditionsinschriften erfährt man, dass König Chufu (mindestens) zwei Expeditionen ausgesandt hat, um sog. mfꜢt-Pulver (Mefat-Pulver) zu besorgen.

Aus der älteren Inschrift erfährt man, dass der Rekrutenaufseher Bebi mit einem Regiment, einer Truppe, hierher unterwegs ist. Bebi ist also der Vorsteher von etwa 200 Personen. Dass seine Expedition unter Cheops stattgefunden hat, lässt sich aus der zweiten Inschrift ablesen. Die dreispaltige, etwa 20 Zentimeter breite und 37 Zentimeter hohe Inschrift wird von rechts nach links gelesen und lautet in der Übersetzung:

„[1] Jahr nach dem zwölften Mal der Zählung allen Kleinviehs: [2] Es kommt der Rekrutenaufseher Bebi und seine Truppe [3] hierher, um mfꜢt-Pulver aller Art zu gewinnen.“[2]
In der jüngeren, großen Inschrift erfährt man, dass erneut Bebi, dieses Mal aber zusammen mit dem Rekrutenaufseher Iimeri, von Cheops in die Westliche Wüste entsandt wird, um wieder Mefat-Pulver zu beschaffen. Die Expedition fand etwa zwei Jahre nach der vorherigen Expedition statt. Beide, Bebi und Iimeri, sind wohl Aufseher je einer Rekrutentruppe von 200 Personen. Die achtspaltige Inschrift ist etwa 52 Zentimeter breit und 36 Zentimeter hoch. Sie wird von rechts nach links gelesen und beginnt mit der großen Darstellung des Gotts der Westlichen Wüste und Herrn der Oasen Igai, JgꜢj. Der Gott hält in der linken Hand ein sog. Was-Zepter
S40
, zwei weitere Was-Zepter trägt er auf seinem Haupt. Der Gott ist seit der dritten Dynastie belegt und wurde vorwiegend in den Senken el-Chārga und ed-Dāchla verehrt.[3] Hinter diesem Gott befindet sich eine Inschriftenspalte, es folgt der Horusname des Cheops, und zum Schluss folgen sechs weitere Inschriftenspalten. Der Text lautet in der Übersetzung:
„[1] Jahr nach dem dreizehnten Mal der Zählung allen Viehs und Kleinviehs von Unter- und Oberägypten, [2] (König) Horus: Mḏḏw, versehen mit ewigem Leben: [3] Ankunft des Aufsehers der Rekruten und Leibwächter, [4] Ijj-mrjj und Bbj, [5] mit zwei Rekruten-Trupps unter ihrer Leitung, [6] um mfꜢt-Pulver zu gewinnen als die/aus der Farbe des Wüstenbezirks. [7] Sie nahmen mjnw-Beutel, [8] die in Auftrag gegeben worden waren, guter Qualität mit (zurück).“[4]

Hierzu muss man zwei Kommentare anfügen. Allgemein wird angenommen, dass die Viehzählung aller zwei Jahre stattfand. Die Expedition wäre also im 27. Regierungsjahr des Cheops durchgeführt worden. Cheops starb allerdings bereits im 23. Regierungsjahr. Ein möglicher Erklärungsansatz für diese Diskrepanz ist der, dass es zwischenzeitlich weitere Viehzählungen außerhalb des 2-Jahre-Turnus gegeben hat.

Die zweite Frage wäre die nach der Art des Mefat-Pulvers. Wahrscheinlich handelt es sich hier um ein Pigment in der Farbgebung der Wüste, also gelblich bis rötlich. Vielleicht handelt es sich hierbei um Buntsandstein-Pigment.

Eine dritte, deutlich kürzere Inschrift vermeldet die Rückkehr von Rekruten. Es ist nicht bekannt, in welchem Zusammenhang sie stehen könnte. Sie lautet in der Übersetzung:

„[1] Rückkehr ihrer Rekruten: [2] Mann/Arbeitskräfte (wörtlich: Hände) für/von uns: 7.“[5]

Königsikonografie

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Königsgreif
Inschrift V-A: Leiter der Seinmetzarbeiter. Die große Hieroglyphe fast in der Mitte bedeutet Steinmetz.
Der König erschlägt seine Feinde

Zwei Darstellungen zeigen den König, und zwar in seiner Funktion als Beschützer vor potentiellen Feinden. Hier wird sicher auf das Sicherheitsbedürfnis der Expeditionsteilnehmer Bezug genommen.

Dies ist zum einen die einzige Malerei, für die der Malgrund extra abgeschliffen wurde. Es zeigt den rot dargestellten König, wohl Cheops, mit einer Keule. Diese immer wieder dargestellte Handlung nimmt Bezug auf die Erschlagung (ausländischer) Feinde. Der König ist mit einem Schurz mit zeremoniellem Schwanz dargestellt. Auf dem Kopf trägt er die Krone Oberägyptens mit zwei Widderhörnern. Man könnte sich fragen, ob die Darstellung mithilfe der hier beschafften Farbpigmente erstellt wurde.

Die zweite Darstellung ist eine Kompositfigur aus Raubkatze und Greifvogel, dem sog. Königsgreif. Beide Tiere verkörpern unüberwindliche Kraft. Ähnliche Darstellungen gibt es in den Totentempeln des Alten Reiches, in denen der König in der Gestalt des Königsgreifs die Feinde zertrampelt.

Inschriften von Privatpersonen

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Wie bei Expeditionen üblich findet man auch hier Inschriften von Privatpetsonen. Es treten insbesondere Titel und Namen von Steinmetzen (ẖrtj-nṯr) auf, die sich leicht an der Hieroglyphe für Steinmetz ausmachen lassen. Die Steinmetzen, die für die eigentliche Beschaffung des Mefat-Pulvers zuständig sind, haben auch einen namentlich nicht ausgewiesenen Leiter.

Weitere Inschriften stammen von Dolmetschern oder Fremdsprachigen, Spähern und Bewachern. Die Dolmetscher hatten wohl die Aufgabe, als Einheimische die Expeditionen sicher durch die Wüste zu geleiten.

In einer längeren, vierzeiligen Inschrift haben sich auch ein Führer und ein Aufseher der Dattelverarbeiter, Kaiheri und Redi verewigt. Die Inschrift lautet in der Übersetzung:

„[1] Der Führer [2] und der Aufseher der Dattelverarbeiter (namens) [3] KꜢ(j)-ẖr(j) und [4] Rḏj.“[6]

Die Autoren gehörten sicher zur Küchenmannschaft der Expedition.

Wetterberichte

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Inschrift V-H: Inschrift eines Führers und eines Aufsehers der Dattelverarbeiter, Kaiheri und Redi
Antiker Wetterbericht: Gewaltiges Gewitter
Darstellung des Jenseitsgerichts auf dem Boden des Rastplatzes
Es gibt auch zwei „Wetterberichte“. Die umfangreichere Darstellung setzt sich aus einem Stern für den Nachthimmel und einem Kopf der Kuhantilope
F5
als Sinnbild für den Nachthimmel, der mit einem pfeilförmigen Blitz kombiniert ist, zusammen. Die Schlingenhieroglyphe
V7
steht zusammen mit dem Regenhimmel
N4
für Wolkenbruch. Es folgen weitere Blitzzeichen.

Das Ganze deutet auf ein mächtiges Gewitter hin.

An anderer Stelle taucht die Regenhieroglyphe
N4
mehrfach als Gruppe auf, was als viel Regen interpretiert werden kann.

Tierdarstellungen

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Tierdarstellungen
Darstellung eines Esels

Es finden sich unterschiedliche Tierdarstellungen an der Felswand. In der Zeit des Alten Reichs gab es aber eine Trockenzeit, so dass Tiere wie Elefanten, Strauße und Giraffen als prähistorische Darstellungen zu betrachten sind.

Andere Tiere wie Esel, Antilopen und Falken kommen natürlich auch in späterer Zeit vor.

Fußabdrücke deuten auf Jäger hin. Sie sind mit Hunden oder Eseln unterwegs. Zu den Jagdutensilien gehören wohl auch kreisrunde Tretfallen.

Weitere Inschriften

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Auf dem Boden des Lagers findet sich auch ein unförmiger Sandsteinblock, der nicht aus der Steilwand stammt, mit der Darstellung einer Waage im Beisein des Totengotts Anubis, auf der das Herz eines Verstorbenen gegen die Wahrheit aufgewogen wird. Die Darstellung des Schreibergotts Thot ist sicher verloren gegangen. Diese Darstellung gehört zum Jenseitsgericht. Hier wird entschieden, ob die Ba-Seele des Verstorbenen in die Unterwelt eintreten darf. Im Fall eines negativen Ausgangs, der normalerweise nicht in Betracht gezogen wurde, wurde die Seele des Verstorbenen der dämonischer Totenfresserin Ammit überstellt.

Auch wenn die Idee einer Jenseitsgerichtsbarkeit bereits in der 4. Dynastie belegt ist, so stammt der früheste Hinweis auf eine Wägeszenen-Darstellung erst aus der 11. Dynastie auf einer Stele des Generals Antef.[7] Die hiesige Darstellung stammt womöglich erst aus griechisch-römischer Zeit. Sie belegt somit, dass dieser Rastplatz auch noch in späterer Zeit genutzt wurde.

Inschriften von Carlo Bergmann

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Wenn man dem Felsen auf der Höhe des Lagers in südöstlicher Richtung folgt, findet man die beiden Inschriften von Carlo Bergmann mit dem Namen des Felsens und dem Funddatum.

Küche

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Der Felsen kann auch als Platz für ein Picknick genutzt werden. Speisen und Getränke müssen mitgeführt werden. Abfälle müssen mitgenommen werden und dürfen nicht liegen gelassen werden.

Restaurants gibt es erst wieder im etwa 70 Kilometer entfernten Mūṭ.

Unterkunft

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Für die Übernachtung in einiger Entfernung müssen Zelte mitgeführt werden.

Literatur

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  • Kuper, Rudolph ; Förster, Frank: Khufu’s ‘mefat’ expeditions into the Libyan Desert. In: Egyptian archaeology : the bulletin of the Egypt Exploration Society (EA), ISSN 0962-2837, Nr. 23 (2003), S. 25–28.
  • Kuhlmann, Klaus Peter: Der „Wasserberg des Djedefre“ (Chufu 01/1) : Ein Lagerplatz mit Expeditionsinschriften der 4. Dynastie im Raum der Oase Dachla. In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Abteilung Kairo (MDAIK), ISSN 0342-1279, Bd. 61 (2005), S. 243–289.
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Einzelnachweise

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  1. Kuhlmann, a. a. O., S. 254 f., Inschrift IV-C.
  2. Kuhlmann, a. a. O., S. 245 f., Inschrift I.
  3. Fischer, Henry G.: Igai. In: Helck, Wolfgang ; Westendorf, Wolfhart (Hrsg.): Lexikon der Ägyptologie ; Bd. 3: Horhekenu - Megeb. Wiesbaden: Harrassowitz, 1980, ISBN 978-3-447-02100-5, Sp. 123 f.
  4. Kuhlmann, a. a. O., S. 247–251, Inschrift II.
  5. Kuhlmann, a. a. O., S. 252 f., Inschrift III.
  6. Kuhlmann, a. a. O., S. 265 f., Inschrift V-H.
  7. Clère, Jacques Jean: Un passage de la stèle du général Antef (Glyptothèque Ny Carlsberg, Copenhague). In: Bulletin de l’Institut français d’archéologie orientale (BIFAO), ISSN 0255-0962, Bd. 30 (1931), S. 425–447.
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