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Sumeira

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Hausruinen in der Siedlung A von es-Sumeira
Es-Sumeira · السميرة
GouvernementNeues Tal
Einwohnerzahl
Höhe
Lagekarte des Neuen Tals in Ägypten
Lagekarte des Neuen Tals in Ägypten
Sumeira

Es-Sumeira (auch (Qasr) el-Sumeira, (Qasr) el-Sumayra, (Qasr) el-Sumeria, arabisch: ‏السميرة, as-Sumaira) ist eine archäologische Stätte im äußersten Norden der ägyptischen Senke el-Chārga in der Westlichen Wüste. Die Siedlung aus der Römerzeit befindet sich etwa 43 Kilometer nördlich der Stadt el-Chārga und 2,5 Kilometer südlich des Kastells von Qaṣr el-Gibb. Das Gebiet dürfte insbesondere bei Archäologen auf Interesse stoßen.

Hintergrund

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Es-Sumeira ist ein ausgedehntes Siedlungsgebiet, zu dem das Kastell von Qaṣr el-Gibb wohl dazugehörte. Die Fläche, die Qaṣr el-Gibb und es-Sumeira zusammen einnehmen, ist 8,5 Kilometer lang und 3 Kilometer breit. Das Areal ist etwa 4 Kilometer westlich von der Fernverkehrsstraße nach Asyūṭ entfernt.

Die nördlichste Struktur der Siedlung ist das Kastell von es-Sumeira, Qaṣr es-Sumeira, das sich etwa 2 Kilometer südsüdöstlich von Qaṣr el-Gibb befindet. Etwa 2 Kilometer südlich vom Kastell befindet sich die sog. Siedlung A mit den besterhaltenen Strukturen. Weitere 3 Kilometer südsüdwestlich der vorgenannten Siedlung befindet sich die Siedlung B. Im geringeren Maße zwischen Kastell und Siedlung A und in umfangreicheren Maße zwischen den Siedlungen A und B befinden sich Gräberfelder. Etwa 700 Meter südlich der Siedlung A befindet sich das bedeutendste Grab, das sog. Eulengrab (englisch Owl Tomb), weil hier wohl mal eine Eule gelebt hatte. Etwa 3 Kilometer südwestlich von der Siedlung A entfernt befindet sich die die westliche Gräbergruppe.

Zwischen Qaṣr el-Gibb und es-Sumeira wurden unterirdische Aquädukte (arabisch Qanat) in drei Hauptlinien angelegt, die von Qaṣr el-Gibb bis nach es-Sumeira reichen. Weitere ähnliche Anlagen gibt es in ʿAin Manāwir, Qaṣr el-Labacha und ʿAin Umm ed-Dabādīb. Das Wasser stammt aus wasserführenden Schichten und wird in unterirdischen Tunneln gesammelt. Das Gefälle der etwa 7 bis 12 Kilometer langen Tunnel beträgt einige Millimeter pro Meter. Sichtbares Zeichen der Tunnel sind die Reinigungsschächte. Es gibt hier drei Hauptlinien, jede mit reichlich 200 Schächten im Abstand von 15 bis 20 Metern. Der Durchmesser der Schächte beträgt etwa 0,5 bis 2 Meter. Die Öffnungen wurden mit Steinblöcken geschützt, um einen Materialeintrag zu verhindern.

In der Siedlung war somit eine umfangreiche Bewässerungslandwirtschaft möglich. Im Bereich der Siedlung wurden Lehmziegelgebäude, Gräber, Öfen, Brennöfen, Brunnen und Keramik gefunden. Anhand der Keramik konnte festgestellt werden, dass die Siedlung etwa im 4. nachchristlichen Jahrhundert angelegt wurde, aber im 5. Jahrhundert wieder aufgegeben wurde. Die Errichtung der Siedlung steht sicher im engen Zusammenhang mit den Kastellen von Qaṣr el-Gibb und es-Sumeira, die der Überwachung der antiken Karawanenwege Darb ʿAin Amūr im Westen des Kastells, der über Qaṣr el-Labacha nach ed-Dāchla führte, und Darb el-Arbaʿīn im Bereich der modernen Fernverkehrsstraße dienten. Die Kastelle waren Teil der Grenzbefestigung, die unter Kaiser Diokletian (Regierungszeit 284–305) und seinen Nachfolgern angelegt wurde.

Die Bestattungen erfolgten in unterschiedlicher Weise. Dies konnten einfache flache Grabgruben, Schachtgräber in den Sandsteinhügeln, Felsengräber und einfache Felshöhlen mit vorgesetzter Lehmziegelkonstruktion sein. Letzterer Typ wurde sehr häufig verwendet. Seltener sind die reinen Felsengräber, die sich im Süden der Siedlung A und im Bereich der Westgräber befinden. Die Felsenkammern sind 2,5 bis 4,5 Meter breit und 2,5 bis 4 Meter tief. In einigen Fällen ist Decke eingebrochen. Es gibt keine Dekoration (mehr). Die Gräber wurden zwischen der ptolemäischen und der römischen Zeit angelegt.

Die Siedlung ist nur von wenigen Reisenden erwähnt oder beschrieben worden, so 1978 von Jean Gascou. Seit 2000 wird die archäologische Stätte im Rahmen des Projekts „North Kharga Oasis Survey“ unter Leitung von Salima Ikram und Corinna Rossi untersucht.

Anreise

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Die Stätte kann man mit einem Motorrad, einem Pickup oder einem geländegängigen Fahrzeug bewältigen. Etwa 20 Kilometer nördlich von el-Munīra zweigt man bei 1 25° 45′ 24″ N 30° 39′ 52″ O von der Fernverkehrsstraße nach Nordwesten auf eine Piste ab, die teilweise versandet ist. Der Fahrer sollte ortskundig sein. Nach der Besichtigung von es-Sumeira kann man zum etwa 2,5 Kilometer südlicher gelegenen Qaṣr el-Gibb weiterfahren.

Sehenswürdigkeiten

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Eingang zum Eulengrab
Grabhügel zum Eulengrab
Grabkammer des Eulengrabs

Das Kastell von es-Sumeira ist kleiner als das von Qaṣr el-Gibb, besitzt mit ihm aber zahlreiche gemeinsame konstruktive Merkmale und ist somit etwa zur selben Zeit errichtet worden. Es wurde aus luftgetrockneten Lehmziegeln direkt in der flachen Ebene errichtet und misst 14 mal 14 Meter. Die 7 bis 8 Meter hohen Wände sind unten etwa 1,5 Meter dick. Der einzige Eingang befindet sich an der Südseite. Eine Treppe westlich hinter dem Eingang führt zu den Räumen, die auf wohl nur zwei Ebenen angelegt wurden. Das Kastell wurde sicher militärisch genutzt.

In der 1 Siedlung A (25° 47′ 45″ N 30° 37′ 25″ O) gibt es die besterhaltene Lehmziegelstrukturen. Die Siedlung befindet sich etwa 2 Kilometer südlich der Festung. Das größte Gebäude war etwa zehn Meter lang, war von Osten nach Westen ausgerichtet und verfügte über zwei Etagen. Im Erdgeschoss befanden sich fünf Räume mit Tonnengewölbedecken. Die im Bereich der Siedlung gefundene Keramik stammte aus dem 4. Jahrhundert.

Etwa 700 Meter südlich der Siedlung A befindet sich das 2 Eulengrab (25° 47′ 22″ N 30° 37′ 27″ O), engl. Owl Tomb, das in einem isoliert stehenden Hügel angelegt wurde. Die Bezeichnung ist modern. Der Eingang befindet sich auf der Ostseite. Vor dem Grab befand sich ein kleiner Hof, der mit Lehmziegelmauern eingefasst war. Der Eingang ist schmucklos, über ihm befindet sich eine waagerechte Einbuchtung. Hinter dem Eingang gelangt man in die rechteckige Grabkammer, die teilweise versandet ist. Die Kammer ist etwa 3 Meter breit, 4 Meter lang und zwei Meter hoch. Sie verjüngt sich nach oben. An der rechten und linken Seitenwand befindet sich in der Mitte eine flache Nische.

Küche

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Restaurants gibt es in der Stadt el-Chārga. Eine Bäckerei und ein Café gibt es auch in el-Munīra.

Unterkunft

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Eine Unterkunft wird üblicherweise in der Stadt el-Chārga gewählt.

Ausflüge

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Der Besuch von es-Sumeira lässt sich mit dem von Qaṣr el-Gibb verbinden.

Literatur

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  • Gascou, Jean ; Wagner, Guy ; Grossmann, Peter J.: Deux voyages archéologiques dans l’oasis de Khargeh. In: Bulletin de l’Institut français d’archéologie orientale (BIFAO), Bd. 79 (1979), S. 1–20, Tafeln I–VI, insbesondere S. 19 f.
  • Reddé, Michel: Sites militaires romains de l’oasis de Kharga. In: Bulletin de l’Institut français d’archéologie orientale (BIFAO), Bd. 99 (1999), S. 377–396, insbesondere S. 379.
  • Ikram, Salima ; Rossi, Corinna: North Kharga Oasis Survey 2001-2002 Preliminary Report : Ain Gib and Qasr el-Sumayra. In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Abteilung Kairo (MDAIK), Bd. 60 (2004), S. 69–92, Tafeln 8 f., insbesondere S. 70–73, 76–84, Tafeln 8.b, 9.a.
  • Schacht, Ilka: A Preliminary Survey of the Ancient Qanat Systems of the Northern Kharga Oasis. In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Abteilung Kairo (MDAIK), Bd. 59 (2003), S. 411–423.
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