Schālī
Schālī Ghādī · شالي غادي | |
Gouvernement | Maṭrūḥ |
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Einwohnerzahl | |
Höhe | |
Schālī |
Schālī Ghādī (arabisch: شالي غادي) oder kurz Schali (شالي, Schālī, engl. Shali) ist eine festungsartige Siedlung auf dem gleichnamigen Hügel im Westen der ägyptischen Stadt Siwa in der Westlichen Wüste. Die Ende der 2020er-Jahre restaurierte Siedlung bot bis zu 5.000 Personen Platz.
Hintergrund
[Bearbeiten]Schālī Ghādī ist eine muslimische Stadtgründung. Gemäß dem Siwa-Manuskript, einer in Siwa vorhandenen schriftlichen Chronologie, wurde Schālī um 1203 (600 AH) von sieben Familien aus Aghūrmī gegründet. Sie war von einer Festungsmauer umgeben, die zu Beginn ein Tor, später vier Tore besaß, die nachts geschlossen wurden. Die Festung sollte vor wandernden Beduinen schützen.
Schālī bedeutet in der Berbersprache Siwi Stadt oder Land. Auch für Aghūrmī und Qārat Umm eṣ-Ṣugheir trifft die Bezeichnung Schālī zu.
Schali ist nicht die erste Siedlungsgründung in Siwa. Die älteste ist die weiter östlich gelegene Siedlung Aghūrmī. Zur Unterscheidung werden Bewohner von Schali auch als West-Siwaner bezeichnet.
Schālī war der Hauptwohnsitz der Bevölkerung von Siwa bis ins 19. Jahrhundert. Seit 1820 wurden die Häuser der reichen Bewohner auch außerhalb von Schālī errichtet. Seit 1944 wurde die Umsiedlung der übrigen Bevölkerung in die Stadt Siwa betrieben.
Haupterwerbszweig war der Anbau von Oliven und der Betrieb von Ölmühlen im Umland.
Die Zerstörung der Altstadt von Schali wird üblicherweise starken Regenfällen in den Jahren 1923, 1926 und 1930 zugeschrieben. Die Niederschlagsmengen sind in Siwa gering: 10 Millimeter im Jahr. In Ausnahmefällen werden auch Werte von 20 Millimetern am Tag erreicht. Aber Regen ist wohl für den Niedergang nicht die Hauptursache, den gibt es immer wieder. Vielmehr sind mehrere Häuser in Schali schon vorher aufgegeben worden. Deren notwendige Pflege und Reparatur unterblieb seit dem Ende des 19. Jahrhunderts, so dass ein heftiger Regen den Rest besorgen konnte.
An der Westseite des westlichen Hügels befinden sich Felsengräber, die sicher in die griechisch-römische Zeit datieren. Möglicherweise gab es zu dieser Zeit auch in der Nähe eine Ansiedelung.
Von 2018 bis 2020 fanden in Schālī umfangreiche, durch die Europäische Union finanzierte Restaurationsarbeiten statt.[1]
Anreise
[Bearbeiten]Die Altstatdt Schali kann leicht zu Fuß von der Stadt Siwa, vom Mīdān es-Sūq (Suq Sq., Marktplatz), aus erreicht werden.
Mobilität
[Bearbeiten]Die Gassen sind so eng, dass die Altstadt nur zu Fuß erkundet werden kann.
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten]In Schali können heute noch Teile der Außenmauer mit ihren Toren, die Moschee und Häuser aus dem 19. Jahrhundert besichtigt werden. Sie erstrecken sich bis in eine Höhe von 60 Metern. Im Osten befinden sich die ältesten Häuser, die auch am stärksten vom Verfall betroffen sind, und die alte Moschee. Die jüngeren Gebäude im Westen sind deutlich besser erhalten. In diesem Bereich gibt es auch noch eine neue Moschee. Mittlerweile wurden Wege angelegt. Auf dem Weg zur alten Moschee passiert man den Brunnen der Stadt. In der Nähe der alten Moschee führt ein Weg zu einer Aussichtsplattform.
Die Gebäude wurden aus dem hier vorhandenen Salzton, Karschīf, meist ohne Fundament direkt auf dem Fels errichtet. Die Häuser konnten bis zu sieben Stockwerke enthalten. Die tragenden Wände sind bis zu einem Meter dick, ihre Ecken sind meist abgerundet. Die Häuser Wohlhabender sind verputzt und gekalkt.
Die Decken bestehen aus halbierten Palmenstämmen im Abstand von 50 bis 70 cm. Die Spannweiten erreichten in Einzelfällen vier Meter. Über die Palmstämme wurden Lagen von Palmrippen gelegt und mit Stricken festgebunden. Darauf wurden Palmblätter gelegt und eine 10 cm dicke Schicht aus Salzton aufgetragen. Natürlich konnten auf diese Decken keine Wände aufgesetzt werden.
Palmstämme wurden auch für Tür- und Fenstersturze und „Einbaumöbel“ verwendet. Die Fenster sind viereckig und besaßen teilweise Fensterkreuz und Fensterläden. Alle Holzbauteile besitzen aber keine Dekoration.
Die Tatnadi-Moschee oder Scheicha-Husniya-Moschee stammt aus dem 12. Jahrhundert und wurde 2018 restauriert.
Die Gassen sind schmal, nicht einmal Eselskarren konnten sie befahren. Ab der zweiten Etage waren diese Wege überdacht, etwa aller 100 Meter befand sich ein Lichtschacht.
Auf der Nordseite existiert noch das Tor „el-Bāb Inschāl“ (das ist das „Tor zur Stadt“) in der Nähe der alten Moschee und in seiner Nähe der Brunnen der Stadt. Das Tor auf der Südseite „el-Bāb Atrāt“ (das neue Tor) ist etwa ein Jahrhundert jünger.
In der Nacht wird die Altstadt mit farbigem Licht angestrahlt.
Auch der westliche Hügel lässt sich besteigen. Der Aufstieg ist nicht einfach, und man muss trittsicher sein. Zu Beginn erkennt man auf der Westseite des Hügels Felsengräber, die sicher aus griechisch-römischer Zeit stammen. Sie besitzen weder Inschriften noch architektonische Besonderheiten. Vom der Bergspitze hat man eine gute Aussicht nach allen Seiten.
Im Süden des Westhügels befindet sich der moderne Friedhof der Stadt Siwa. Die Verstorbenen werden hier für einen Zeitraum von ca. zwei Jahren bestattet und danach umgebettet.
Küche
[Bearbeiten]Restaurants gibt es in der nahe gelegenen Stadt Siwa.
Unterkunft
[Bearbeiten]Unterkünfte gibt es im unmittelbaren Umfeld von Schālī und in der nahe gelegenen Stadt Siwa.
Literatur
[Bearbeiten]- : Leben in einer ägyptischen Oase vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Bonn: Politischer Arbeitskreis Schulen (PAS), 1998, Beiträge zur Kulturkunde ; 18, ISBN 978-3-921876-21-3 (Pb), ISBN 978-3-921876-22-0 (Leinen), S. 36, 167–173. : Siwa – die Oase des Sonnengottes
- Cairo: The American Univ. in Cairo Pr., 1973, The oases of Egypt ; 1, ISBN 978-977-424-123-9 (Nachdruck), S. 17–19 (in Englisch). : Siwa Oasis.
Einzelnachweis
[Bearbeiten]- ↑ Egyptian authorities and EU delegation inaugurate Siwa’s newly restored Shali Fortress. In: Egypt Independent, Freitag, 6. November 2020, abgerufen am 18. Oktober 2022.