Nachrichten:2015-12-09: ICE-Strecke von Halle/Leipzig nach Erfurt eingeweiht

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Der Bau der technisch anspruchsvollen Strecke verlief aber nicht reibungsfrei.

Saale-Elster-Talbrücke bei Planena

Erfurt (Deutschland), 09. Dezember 2015. – Mit einem großen Aufgebot an Politikern, unter ihnen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU), die Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen sowie der Chef der Deutschen Bahn, Rüdiger Grube, mit einigen Vorstandsmitgliedern haben gestern am Leipziger Hauptbahnhof die Hochgeschwindigkeitsstrecke von Erfurt nach Halle (Saale) und Leipzig eingeweiht. Die beiden ICE Erfurt und Halle fuhren zeitgleich in den Bahnhof ein. Die Bundeskanzlerin wählte eine Abkürzung und stieg erst am Flughafen Leipzig/Halle, und nicht schon in Erfurt, zu.

Für die etwa 123 Kilometer lange Strecke benötigt man nun von Erfurt nach Halle bzw. Leipzig etwa eine halbe bzw. eine dreiviertel Stunde. Von der neuen Strecke profitieren auch die Anbindungen nach Dresden und Frankfurt am Main. Die Fahrt von Leipzig, Halle und Berlin nach Frankfurt verkürzt sich um 50 Minuten. Mit dem Fahrplanwechsel am 13. Dezember 2015 wird diese Strecke für den Fernverkehr genutzt.

Ingenieurtechnisch gibt es durchaus Meisterleistungen: zum einen wird die Strecke signallos mit Hilfe des European Train Control System, kurz ETCS, Level 2, betrieben. Im Gegensatz zu klassischen Strecken liegen die Gleise auf gummimatten-gefederten Betonplatten. Diese neue Technologie führte aber auch dazu, dass die Strecke erste vor wenigen Tagen vom Eisenbahnbundesamt freigegeben wurde. Und wohl ein gutes Objekt für Fotografen wird sicher die 6465 Meter lange Saale-Elster-Talbrücke sein – die längste Eisenbahnbrücke Deutschlands.

Die Strecke Erfurt–Leipzig/Halle ist Teil des Verkehrsprojekts Deutsche Einheit Nr. 8 (VDE8), das die Metropolen Berlin und München besser anbinden soll. In der dritten Phase bis 2017 werden die restlichen Strecken zwischen Erfurt und Bamberg gebaut bzw. zwischen Dessau und Berlin ausgebaut.

Ganz kritiklos ist die Strecke aber nicht. Die Zeitung „Die Welt“ spricht vom Planungsdesaster und von einem politischen Skandal. Das Projekt wurde zweimal gestoppt, so z. B. 1999 aus Geldmangel. Der politische Skandal ist, dass die Strecke unbedingt über die thüringische Landeshauptstadt Erfurt führen musste. Die vom damaligen Ministerpräsidenten Bernhard Vogel (CDU) durchgedrückte Erfurt-Beule – die optimale Verbindung würde nämlich über Gera verlaufen – verlängert die Strecke um eine halbe Stunde. Durch die vielen Tunnelbauten wird sie insbesondere für den Güterverkehr weniger geeignet sein.

Auch wirtschaftlich rechnet sich die Strecke auch eher weniger. Vorerst verkehren nur etwa drei Züge pro Stunde und zwischen Erfurt und Bayern nur ein Zug pro Stunde. Die Strecke kann vorerst auch nicht für Güterzüge genutzt werden, weil diese noch nicht auf ETCS 2 umgestellt wurden, diese brauchen traditionelle Signaltechnik. Und in den Tunneln dürfen sie nicht an ICE-Zügen vorbeifahren, weil die Gefahr des Verlustes der Ladung besteht. Zusätzlich wird in den nächsten Jahren in Halle (Saale) eine neue Zugbildungsanlage entstehen.

Quellen[Bearbeiten]