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Deir el-Ḥammām

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Aus Wikivoyage
Kloster el-Ḥammām, Blick nach Südwesten
Deir el-Ḥammām · دير الحمام
GouvernementBeni Suef
Einwohnerzahl
Höhe30 m
Lagekarte von Ägypten
Lagekarte von Ägypten
Deir el-Ḥammām

Deir el-Hammam, arabisch: دير الحمام, Dair al-Ḥammām, ist ein Nonnenkloster in Mittelägypten im Nordwesten des Gouvernements Beni Suef in geringer Entfernung zum el-Faiyūm, das dem hl. Abā Isḥāq und der hl. Jungfrau geweiht wurde. Das Kloster befindet sich im Nordwesten des Namen gebenden Dorfs el-Ḥammām.

Hintergrund

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Karte
Lageplan des Dorfs und des Klosters el-Ḥammām

Das Dorf 1 el-Ḥammām und das Kloster befinden sich im Fruchtland unmittelbar nördlich der Airbase Būsch der Ägyptischen Luftstreitkräfte, etwa 19 Kilometer nordwestlich der Stadt Beni Suef.

Reichlich 2 Kilometer nordwestlich des Dorfs, 4,5 Kilometer nordöstlich des Dorfs el-Lāhūn und 2,7 Kilometer östlich der Pyramide Sesostris’ II. befindet sich das Kloster Deir el-Ḥammām, und zwar bereits in der Wüste in der Nähe zum Fruchtlandrand an einer Stelle, die auch Ḥagar el-Lāhūn, حجر اللاهون, genannt wird.

Geschichte

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Über das Dorf el-Ḥammām ist abgesehen von der Einwohnerzahl wenig bekannt. 2006 lebten hier etwa 7200 Personen.

Über das benachbarte Kloster weiß man mehr.

Die erste Beschreibung des Klosters stammt von Abū el-Makārim (* vor 1160; † nach 1190), die am Ende des 12. Jahrhunderts erstellt wurde:

„Ḥaǧar al-Lāhūn. Hier ist das Kloster des Heiligen Isaak; und die Kirche ist nach der [Lieben] Frau benannt, der reinen Jungfrau Maria. Diese Kirche ist weiträumig und schön geplant, kunstvoll gebaut und gestaltet und ähnelt der Kirche im Kloster al-Qalamūn. Im [Kloster des Heiligen Isaak] gibt es auch eine kleine Kirche, die nach dem glorreichen Märtyrer Isaak benannt wurde. Um dieses Kloster herum befindet sich eine dreifache Mauer aus Stein. Es [das Kloster] ist viel besucht und steht auf dem Berg nördlich von al-Lāhūn, am Ort namens Barniyūda [برنيودة], im Gebirge im Süden des Faiyūm.“[1]

In dieser Zeit erlebte das Kloster wohl eine Blüte. Später befand es sich offenbar im Niedergang, denn der arabische Historiker el-Maqrīzī (1364–1442) erwähnte es nicht mehr in seinen Kirchen- und Klosterverzeichnissen. Erwähnt wird das Kloster zudem in einem Schatzgräberhandbuch aus dem 15. Jahrhundert, dem „Buch der vergrabenen Perlen und wertvoller Geheimnisse zu Hinweisen auf Verstecke, Funde und Schatzkammern“.[2]

Die Identität des hl. Isaak ist jedoch nicht geklärt. Es ist nicht sicher, dass es sich hierbei um den Märtyrer Isaak el-Difrawi (Isaak von Tiphre) aus der Provinz el-Gharbīya handelt, wie Basil Evetts (1858–1919) meinte.[1] Der hl. Isaak gilt als Schüler des hl. Antonius des Großen (wohl 251–356) und lebte im 4. Jahrhundert.

Sir William Matthew Flinders Petrie (1853–1942) besichtigte das Kloster 1889. Die von ihm hier vorgefundenen Manuskripte und Fragmente, die aus dem achten bis elften Jahrhundert stammten, wurden vier Jahre später von Walter Ewing Crum (1865–1944) herausgegeben.[3] 1903 folgten der Jesuit Michel Jullien (1827–1911)[4] und 1928 Johann Georg, Herzog von Sachsen (1869–1938),[5] als weitere europäische Besucher. Johann Georg beschrieb Baufragmente und datierte das Kloster in das 6. Jahrhundert.

Anreise

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Die Anreise ist am besten mit einem PKW, Taxi oder einer Motorrikscha („Tuqtuq“) möglich.

Man erreicht das Dorf und das Kloster einerseits über die (alte) Fernverkehrsstraße von der Stadt al-Faiyūm nach Beni Suef. Im Dorf el-Lāhūn zweigt man vor der Brücke über das Kanalkreuz bei 1 29° 12′ 10″ N 30° 58′ 16″ O auf die Straße auf der Westseite des nach Nordosten führenden Kanals und erreicht nach etwa 7 Kilometern das el-Ḥammām. Noch vor dem Erreichen des Dorfs kann man bei 2 29° 14′ 14″ N 30° 59′ 53″ O nach Norden abzeigen und erreicht nach zwei Kilometern das Kloster.

Alternativ kann man auch die Autobahn al-Faiyūm, طريق الفيوم - بني سويف, nach Beni Suef nutzen, die im Nordosten am Dorf el-Ḥammām vorbeiführt. Auf der nach Beni Suef führenden Spur kann man bei 3 29° 14′ 33″ N 31° 0′ 39″ O in das Dorf abzweigen bzw. bis zum Abzweig zum Kloster bei 4 29° 14′ 24″ N 30° 59′ 52″ O weiterfahren.

Das Fahrzeug kann man in unmittelbarer Nähe zum Kloster parken.

Mobilität

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Die Straßen im Dorf sind schmal.

Das Kloster lässt sich nur zu Fuß erreichen. Vor dem Eingang gibt es Treppenstufen.

Sehenswürdigkeiten

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Innenhof des Klosters
Eingang zur Kirche der hl. Jungfrau
Im Inneren der Kirche der hl. Jungfrau
Ikonostase der Kirche der hl. Jungfrau

Die wichtigste Sehenswürdigkeit ist das 1 Kloster des Abā Isḥāq und der hl. Jungfrau , دير ابا إسحاق والسيدة العذراء, kurz Deir el-Ḥammām, دير الحمام, nordwestlich des Dorfs. Es gehört zu den frühen Klöstern Ägyptens. Die Anfänge des Klosters liegen jedoch im Dunkeln. Otto Meinardus datierte sie in das 8. Jahrhundert, Johann Georg, Herzog von Sachsen, in das 6.

Das Kloster wurde auf einem stark zerklüfteten Kalksteinfelsen errichtet. Die zahlreichen Löcher insbesondere auf der Ostseite wurden als Wespenunterkünfte gehalten. Man erzählt, dass die Bienen das Kloster vor Übergriffen bewahren konnten.

Über den Eingang an der Ostseite gelangt man zum Innenhof des Klosters. Im Nordosten des Areals befindet sich die Kirche der hl. Jungfrau. Der Neubau der Kirche wurde wohl in mamlukischer Zeit (13.–16. Jahrhundert) auf den Überresten eines Vorgängerbaus errichtet.

Das Mittelschiff der dreischiffigen Kirche der heiligen Jungfrau ist mit drei Kuppeln in West-Ost-Richtung gedeckt. Diese Kuppeln ruhen auf massiven Säulen und Pfeilern. Die Kirche verfügt im Osten über drei Heikale, die zu den Allerheiligsten für die heilige Jungfrau in der Mitte, für Johannes den Täufer im Norden und den hl. Georg zur Rechten im Süden führen. Die Allerheiligsten werden durch eine moderne hölzerne Schirmwand vom Gemeinderaum abgetrennt. Oberhalb der Schirmwand befinden sich Ikonen des letzten Abendmahls, von Maria mit ihrem Kind und Jesus sowie zu beiden Seiten je sechs Apostel. Am linken Ende befinden sich Ikonen für Anba Bischoi und den hl. Markus, rechts außen die für Abba Ishaq.

Unmittelbar vor den Heikalen befindet sich ein Querraum, der sog. Chūrus.

An der Südwand befinden sich Ikonen für Jesus und Maria, an der südlichen Rückwand eine für den hl. Georg und an der nördlichen Rückwand eine für den Erzengel Michael.

Zu beiden Seiten dieser Kirche gibt es je eine kleinere Kapelle. In der Südwestkapelle gibt es einen Reliquienschrein mit den Oberarmen eines verbrannten unbekannten Märtyrers mit einer Kreuzdarstellung auf dem rechten Unterarm. In der Kapelle besteht ein Fotografierverbot.

Aktivitäten

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In den Morgenstunden finden Gottesdienste statt.

Küche

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Restaurants findet man in Beni Suef.

Unterkunft

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Unterkünfte findet man in Beni Suef.

Ausflüge

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Die Besichtigung des Dorfs und/oder Klosters el-Ḥammām lässt sich mit der Besichtigung der Stadt el-Lāhūn, einschließlich des aus der Zeit des Baibars I. (um 1223–1277) stammenden Stauwehrs, und der Pyramide Sesostris’ II. verbinden.

Literatur

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  • Timm, Stefan: Dēr Abū Isḥāq (I.). In: Das christlich-koptische Ägypten in arabischer Zeit; Bd. 2: D – F. Wiesbaden: Reichert, 1984, Beihefte zum Tübinger Atlas des Vorderen Orients: Reihe B, Geisteswissenschaften; 41,2, ISBN 978-3-88226-209-4, S.585–587.
  • Meinardus, Otto F. A.: Christian Egypt, ancient and modern. Cairo: American University in Cairo Press, 1977 (2.Auflage), ISBN 978-977-201-496-5, S.457f.
  • Coquin, René-Georges; Martin, S. J. M.; Grossmann, Peter: Dayr Al-Ḥammam. In: Atiya, Aziz Suryal (Hrsg.): The Coptic Encyclopedia; Bd. 3: Cros - Ethi. New York: Macmillan, 1991, ISBN 978-0-02-897026-4, S.806f. Freie Veröffentlichung – Neben dem Lesen weitere Nutzungsrechte
  • Adli, Sameh: Several Churches in Upper Egypt. In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Abteilung Kairo (MDAIK), ISSN 0342-1279, Bd.36 (1980), S.1–14, Tafeln 1–9, insbesondere S. 4f., Tafeln 3, 4.b. Mit dem Grundriss der Kirche der hl. Jungfrau.

Einzelnachweise

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  1. 1 2 [Abū al-Makārim]; Evetts, B[asil] T[homas] A[lfred] (Hg., Übers.); Butler, Alfred J[oshua]: The churches and monasteries of Egypt and some neighbouring countries attributed to Abû Sâliḥ, the Armenian. Oxford: Clarendon Press, 1895, S.210. Verschiedene Nachdrucke, z. B. Piscataway: Gorgias Press, 2001, ISBN 978-0-9715986-7-6. Fol. 73.a, 73.b.
  2. Kamal, Ahmed (Übers.): Kitāb ad-durr al-maknuz nas-sirr fil-dalāʾil wal habājā nad-dafāʾin = Livre des perles enfouies et du mystère précieux au sujet des indications des cachettes, des trouvailles et des trésors; 2: Traduction. Le Caire: Imprimerie de l’Institut français d’archéologie orientale, 1907, S.13f., 50, §§ 22f., 111f.Daressy, Georges: Indicateur topographique du Livre des Perles enfouies et du mystère précieux. In: Bulletin de l’Institut français d’archéologie orientale (BIFAO), ISSN 0255-0962, Bd.13 (1913), S.175–230, insbesondere S. 198.
  3. Petrie, William M. Flinders; Crum, Walter E[wing] (Hrsg.): Coptic manuscripts brought from the Fayyum. London: Nutt, 1893.
  4. Munier, Henri: Les Monuments Coptes d’après le Père Michel Jullien. In: Bulletin de la Société d’Archéologie Copte (BSAC), Bd.6 (1940), S.141–168, insbesondere S. 146f.Jullien, Michel: Quelques anciens couvents de l’Egypte. In: Les Missions catholiques: bulletin hebdomadaire illustré de l’oeuvre de la propagation de la foi, Bd.35 (1903), S.257f.
  5. Johann Georg: Neue Streifzüge durch die Kirchen und Klöster Ägyptens. Leipzig: Teubner, 1930, S.20.
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