Wanderwege mit Prüfsiegel

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Wanderwege mit Prüfsiegel sind Wanderwege, die nach einem Kriterienkatalog überprüft wurden und diese Anforderungen erfüllt haben. Die Prüfsiegel werden dann für die Dauer von drei Jahren verliehen, danach muss die Prüfung wiederholt werden.

Hintergrund[Bearbeiten]

Ein Großteil der Wanderwege in Deutschland wurde von Städten und Gemeinden geschaffen, sie werden in der Regel ständig kontrolliert, die Beläge und Treppen ausgebessert, neue Beschilderungen angebracht, Schutzhütten renoviert und vieles mehr. Es kann aber auch vorkommen, dass man einen Weg findet, dessen tolle Aussichte durch eine neue Industriehalle verbaut ist, die schmalen Pfade überwuchert sind, eine Neubausiedlung den alten Weg unpassierbar macht. Durch die Zertifizierung der Wanderwege soll sichergestellt werden, dass mit diesem Zertifikat die erwartete Qualität des Wanderwegs garantiert ist. Warum es in Deutschland gleich zwei äußerlich voneinander unabhängige Zertifikate gibt, liegt vermutlich an wirtschaftlichen Interessen. Dem Wanderer kann es egal sein, wenn er sich auf die Prüfsiegel verlassen kann.

  • Qualitätswanderweg: Diese Auszeichnung wird vergeben von der Initiative Wanderbares Deutschland, sie gehört zum Deutschen Wanderverband DWV und wird vom Deutschen Tourismusverband unterstützt. Über die Grenzen unseres Landes hinaus wirken sie mit beim Leading-Quality-Trail.
  • Premiumwanderweg: auch als Deutsches Wandersiegel vermarktet, es wird vergeben vom Deutschen Wanderinstitut. Auch dieses Siegel hat nicht an den Grenzen unseres Landes Halt gemacht, das Europäische Wandersiegel gibt es auch für Premiumwege bei unseren Nachbarn.

Qualitätswanderweg[Bearbeiten]

Das Zertifikat Qualitätswanderweg wird seit dem Jahr 2003 vergeben. Dazu wird ein Wanderweg in Abschnitte von 4 km aufgeteilt. In diesen Abschnitten müssen alle Kernkriterien erfüllt sein. Für die Erfüllung der Wahlkriterien werden Punkte vergeben, in jedem 4-km-Abschnitt müssen mindestens 11 Punkte erreicht werden. Näheres dazu im Flyer [1].

Kernkriterien[Bearbeiten]

1 naturbelassene Wege mind. 35% der Strecke
2 schlecht begehbar max 5% der Gesamtstrecke, höchstens 1500 m am Stück
3 Verbunddecke (Asphalt, Beton) max. 20% der Gesamtstrecke, höchstens 3 000 m am Stück
4 auf befahrenen Straßen max. 3% der Gesamtstrecke, höchstens 300 m am Stück
5 neben befahrenen Straßen max. 10% der Gesamtstrecke, höchstens 3000 m am Stück
6 nutzerfreundliche Markierung auf der gesamten Strecke
7 Abwechslung mind. 2 Formationswechsel auf 8 km
8 Erlebnispotenzial mind. 4 Punkte auf 8 km, Wahlkriterien 13-19
9 intensiv genutztes Umfeld max. 10% der Gesamtstrecke, max. 3000 m am Stück

Wahlkriterien[Bearbeiten]

Die Kriterien werden bezogen auf 4 km Weglänge

Wegeformate[Bearbeiten]

1 naturnahe Wege naturnah, landschaftstypisch min 1000 m
2 befestigte Wege mit Feinabdeckung Split Korngröße kleiner 16 mm
3 schlecht begehbare Wege max 300 m
4 Verbunddecken Asphalt, Beton max 500 m
5 Pfade schmaler 1 m min 500 m
6 auf befahrenen Straßen Fahrbahnquerungen max 50 m
7 neben befahrenen Straßen mit Abstand 1 Straßenbreite: max 300 m

Wanderleitsystem / Besucherlenkung[Bearbeiten]

8 nutzerfreundliche Markierung nach den Richtlinien fehlerfrei und lückenlos
9 Wegweiserstandorte mindestens 2
10 Vernetzung mit anderen markierten Wegen mindestens 2

Natur / Landschaft[Bearbeiten]

11 Abwechslung min 3 Landschaftsformen
12 natürliche Stille kein Verkehrslärm: min 1000 m am Stück
13 attraktive Naturlandschaften Biotope, Heiden, natürl. Wälder, Wiesen
14 natürliche Gewässer naturnahe Bäche, Flüsse, Moore, Quellen
15 punktuelle Naturattraktionen Gipfel, Felsen, Höhlen, Schluchten, Wasserfälle
16 eindrucksvolle Aussichten freies Blickfeld mit min 45 Grad, Sichttiefe 2000 m

Kultur[Bearbeiten]

17 gefällige Ortsszenen Altstadt, Häuserzeilen, Marktplatz
18 lokale Sehenswürdigkeiten Bildstöcke, Marterl, Kreuzwege, Kapellen, Hügelgräber
19 überregionale Sehenswürdigkeiten Schlösser, Burgen, Klöster, Baudenkmäler

Zivilisation[Bearbeiten]

20 intensiv genutztes Umfeld Kläranlagen, Windräder, Gewerbegebiete
21 Gasthäuser geöffnet ab mittags, mind. 5 Tage pro Woche
22 Haltepunkte für ÖPNV, PKW Haltestellen Bus und Bahn, Wanderparkplätze
23 Rastmöglichkeiten Bänke, Hütten, Rastanlagen

Zertifizierung[Bearbeiten]

Die Betreiber des Wanderwegs (Tourismusverein, Kommune, ... wenden sich an den Deutsche Wanderverband und lassen das zuständige Personal auf ihre Kosten ausbilden. Danach bewertet dieses Personal den Wanderweg, es wird dabei von den Fachleuten des Wandervereins kontrolliert. Auch für diese Kontrolle entstehen Kosten. Am Ende des Verfahrens steht dann die Vergabe einer Urkunde mit dem erreichten Ergebnis. Das Gütesiegel "Qualitätsweg" hat dann eine Gültigkeit von drei Jahren und kann danach erneuert werden.

Der Deutsche Wanderverband hat parallel zum Gütesiegel "Qualitätsweg" auch das Gütesiegel Qualitätsgastgeber entwickelt, es ist für Gastronomie- und Beherbergungsbetriebe entlang der Wanderstrecke gedacht und wird seit 2005 erteilt. Dieses werbewirksame Zertifikat soll Wanderern einen qualitativ guten Service garantieren.

Im Mai 2014 waren 105 Wege mit einer Gesamtlänge von 11.300 km mit dem Siegel "Qualitätsweg" ausgezeichnet, darunter ist der Neckarsteig.

Premiumweg[Bearbeiten]

Das Wanderinstitut unterscheidet vier Wegetypen Streckenwanderwege, Rundwanderwege, Alpine Premiumwege und Winterwanderwege, bewertet werden sie nach denselben Kriterien [2]

Kernkriterien[Bearbeiten]

1 Verbunddecke max. 1200 m am Stück, bei attraktiven Zielen auch bis max 2000 m, insgesamt max 15 % der Gesamtstrecke
2 Verkehrssicherheit max 150 m am Stück, max 3% der Gesamtstrecke
3 Neben Durchgangsstrecke max. 1200 m am Stück, bei attraktiven Zielen bis max. 2000 m, aber max. 10% der Strecke insgesamt
4 Weg mühsam begehbar max. 500 m am Stück, max 5% der Gesamtstrecke
5 Nutzerfreundliche Markierung Sichtmarkierung, bei Richtungswechsel sollte eine weitere Markierung sichtbar sein
6 Formationswechsel mind. 2 Umgebungswechsel auf 6 km
7 intensiv genutztes Umfeld max 1000 m am Stück, bei attraktiven Zielen bis max. 1500 m, max 8% der Gesamtstrecke

Qualitätskriterien[Bearbeiten]

Die Kriterien werden bepunktet.

Wegeformat[Bearbeiten]

Belag naturbelassen (Erde, Gras) / geschottert, asphaltiert
Breite Pfad / gerader breiter Weg
Wegsaum natürlich begrünt oder angelegt/ eingezäunt, Mauer
Hindernisse schwer begehbar
Wegenutzung Fußweg / Autos oder Zweiräder
Durchgangsstraßen Andere Verkehrsteilnehmer
Verkehrssicherheit Straßenpassagen

Natur / Landschaft[Bearbeiten]

Waldformation Biotop, offen, schön / monotoner Forst, zerstört
Flurformation Wiesen, Hecken, Gehölz / Intensivwirtschaft
Nahrelief Hohlweg, Schlucht
Ränder Waldrand, Ufer
Aussicht Weite Öffnung / Siedlungen, Verkehr
Gewässer naturnah / verbaut, verschmutzt
Geologie Höhlen, Felsen
Idyll Baumgruppen, Lichtungen, Plätze
Flora Besondere Pflanzen, Baumriesen

Kultur / Zivilisation[Bearbeiten]

Bebauung trist, eintönig
Ortsbild Altstadt, Eindruck
Hoch- / Tiefbauten Masten, Windräder, Deponien
Dauerimmissionen Stille / Lärm, Abgase
Historische Bauwerke Burgen und Schlösser
Monumente Denkmal, Kunst
Kleinmonumente Bildstöcke, Wegkreuze
Gasthäuser Gasthof, Hütten, tagsüber geöffnet

Wanderleitsystem[Bearbeiten]

Wegweiser mit Entfernungsangaben / verwirrend, falsch
Markierung auf Sicht / verwirrend
Notorientierung Standortangaben
Tafeln Orientierung, Info
Möblierung Bänke, Rastplätze

Übergreifend[Bearbeiten]

Landschaftsbild extensiv / unberührt oder ausgeräumt / besiedelt
Abwechslung Formationswechsel
Pflegemängel Landschaft, Beschilderung
Wegeführung schlechte Alternativen
Vernetzungspunkte Haltestellen, Verkehrsknoten

Zertifizierung[Bearbeiten]

Der für den Wanderweg verantwortliche Betreiber (Kommune, ... ) erteilt den Auftrag zur Zertifizierung. Danach wird der Wanderweg von Fachpersonal des Instituts abgegangen und kilometerweise nach Stärken und Schwächen analysiert, die Ergebnisse werden mit Plus- oder Minuspunkten erfasst. Während der Zertifizierung erfolgt gleichzeitig eine Beratung. Darüber hinaus kann das Personal des Betreibers vom den Mitarbeitern des Wanderinstituts geschult werden. Beispiele für Premiumwege sind der Rothaarsteig, der Rheinsteig, der Habichtswaldsteig sowie etliche kürzere Touren, die unter EntdeckerTouren Werratal gelistet sind.

Lokale Bezeichnungen[Bearbeiten]

In einigen Regionen haben lokale Tourismusbehörden eigene Reihen von Wegen angelegt, von denen viele mit dem Gütesiegel versehen sind. Dazu gehören die:

Einzelnachweise[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

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