Hoher Bienwald

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Blick vom Seespitz (1720 m) über das Schmalwasser Richtung Südwall

Der Hohe Bienwald ist mit 2352 m das höchste deutsche Gebirge außerhalb der Alpen. Seit der Wende 1989 liegt das kleine Hochgebirge wieder im Herzen Deutschlands. Im schroffen Kalksteingebirge findet sich der Nationalpark Bienwald, der den fjordartigen See „Schmalwasser“ mit seiner einmaligen Hochgebirgskulisse schützt. Der Hohe Bienwald ist zu jeder Jahreszeit eine beliebte Ferienregion für Aktivurlauber. Im Sommer laden die Wanderrouten im Nationalpark zum Bergwandern, im Winter dagegen die Skigebiete am Südwall bei Heilbad Heiligenstadt und am Seespitz bei Rhumspringe zum Wedeln ein. Durch seine zentrale Lage in Deutschland ist das Gebirge recht viel besucht, aber als Wanderer findet man selbst in der Hochsaison abseits der „Halbschuhziele“ immer noch schöne, wenig begangene Pfade.

Anreise[Bearbeiten]

Übersichtskarte des Hohen Bienwalds mit Sehenswürdigkeiten und den wichtigsten Wanderrouten (in der Vergrößerung lesbar)

Mit dem Flugzeug[Bearbeiten]

Die nächsten größeren Flughäfen sind Hannover (etwa 140 km nordwestlich), Frankfurt am Main (etwa 220 km südwestlich) und Halle / Leipzig (etwa 100 km östlich) gelegen. Für die deutschlandweite Anreise ist das Flugzeug aber eher nicht relevant.

Mit der Bahn[Bearbeiten]

Nächster Bahnhof mit Fernverkehr ist Heilbad Heiligenstadt an der Südseite des Gebirges. Hier besteht Anschluß an die Intercityverbindung Düsseldorf – Essen - Dortmund – Kassel – Halle – Leipzig – Dresden. Ferner hält hier auch der Regionalverkehr (Regionalexpress Kassel – Halle/Saale und Regionalbahn Göttingen – Mühlhausen – Erfurt).

Duderstadt und Rhumspringe am Nordrand des Gebirges besaßen bis zur endgültigen Schließung der innerdeutschen Grenze 1961 ebenfalls Bahnanschluss. Heute sind diese beliebten Ferienorte nur noch per Bus ab Göttingen, Heilbad Heiligenstadt und Herzberg am Harz erreichbar.

Auf der Straße[Bearbeiten]

Nächste Autobahn zum Gebirge ist die A 38 (Kassel / Göttingen nach Halle/Saale bzw. Leizig). Die A 38 hier an der Anschlussstelle Nr. 6 (Heilbad Heiligenstadt) verlassen. Von hier kann man auf der B 274 Duderstadt erreichen.

Mobilität[Bearbeiten]

Im Gebirge kann man sich nur zu Fuß bewegen. Am Nordende des Schmalwasser gibt es einen gebührenpflichtigen Großparkplatz. Sonst sind nur die Gipfel Seespitz und Fichtelspitz per Seilbahn erreichbar. Auf dem Schmalwasser ist noch die Schiffahrt nutzbar. Für alles Weitere muss man aber die eigenen Beine einsetzen.

Hintergrund[Bearbeiten]

Blick in die obere Eng. Die schrofen Engspitzen hinten liegen in den Wolken.

Der hohe Bienwald entstand als „junges“ Faltengebirge erst vor etwa 30 bis 50 Millionen Jahren, als sich die west-mitteleuropäische Platte unter die zentral-europäische Platte schob. Die Faltung ist heute zum Stillstand gekommen. Die den hohen Bienwald umgebenen Mittelgebirge wie Harz und Nordhessiches Bergland sind bedeutend älter und waren schon während der Auffaltung des Hochgebirges vorhanden.

Mit der endgültigen deutschen Teilung 1961 fiel das kleine Hochgebirge in einen Dornröschenschlaf. Zu 90 % lag der Bienwald im Gebiet der ehemaligen DDR und war größtenteils militärisches Sperrgebiet. So konnte sich über drei Jahrzehnte die Natur im Gebirge ungestört entwickeln.

Anfang 1990 stellte noch die erste demokratische Regierung der DDR das Gebirge im Rahmen ihres landesweiten Nationalparkprogramms unter großräumigen Schutz.

Flora und Fauna[Bearbeiten]

Karstquelle "Rhumspringe"

Insbesondere der Nationalpark im Herzen des etwa 25 x 25 km großen Gebirges besitzt eine ursprüngliche und vielfältige Tier- und Pflanzenwelt. Bis etwa 500 – 600 m Höhe dominieren meist aus Buchen bestehende Laubwälder die Hänge des Gebirges. Darüber schließt sich ein Bergmischwald u. a. aus Fichten, Tannen und Bergahorn an. Mit zunehmender Höhe nimmt der Nadelholzanteil zu. Zwischen 1100 und 1300 m Höhe (je nach Lage) beginnt bereits die Krummholzzone. Diese geht in 1700 – bis 1800 m Höhe schließlich in die alpinen Matten bzw. Felsregionen über.

Hinsichtlich der Tierwelt sind im Nationalpark Rotwild und Gemsen beheimatet. Nach der Wende 1990 konnten die im Bienwald bereits ausgestorbenen Steinböcke, Luchse und Murmeltiere wieder erfolgreich angesiedelt werden.

Diskussionen gab es auch über eine Wiederansiedlung von Wölfen, die in den weiten Wäldern wahrscheinlich ebenfalls passende Lebensräume finden könnten. Bislang wurde das Projekt aufgrund starken Widerstands in der lokalen Bevölkerung (vornehmlich aus den Bereichen der Landwirtschaft und Jagd) nicht weiter verfolgt.

Im Nationalpark soll die traditionelle Almwirtschaft zum Schutz der Kulturlandschaft langfristig gesichert werden. Damit die Bewirtschaftung der oft meist nur zu Fuß zugänglichen Almen sich weiter rechnet wurde ein spezielles Förderprogramm aufgelegt. Mit dieser Unterstützung konnten bislang viele Almen vor dem endgültigen Aus bewahrt werden und so die wertvollen Almwiesen mit ihrer großen Artenvielfalt (insbesondere an Blütenpflanzen) erhalten werden.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten]

Gipfelziele[Bearbeiten]

Blick von der Hohen Bien zum Massiv der Wetterspitz
  • Seespitz – Der 1720 m hohe Berg wird ab Rhumspringe von einer Kleinkabinen-Umlaufbahn erschlossen. Kurz unterhalb des Gipfels gibt es eine Aussichtskanzel mit Panoramablick über das Schmalwasser bis zum Südwall. Geografisch gehört der Seespitz zum Ostwall, der den Bienwald nach Osten hin abschließt. (Info zur Seilbahn).
  • Wetterspitz – Der schroffe, bis zu 2352 m hohe Bergzug ist die höchste Erhebung im Gebirge. Lediglich die Nordspitze des „Wetterspitz“ kann zu Fuß von erfahrenen Bergwanderern erklommen werden. Der mittelschwere Normalweg führt von Rhumspringe hinauf zur 2241 m hohen Nordspitze (Gehzeit einfach etwa 4 - 5 Std.). Der Übergang zur Mittel- und Südspitze (2352 m bzw. 2310 m) bleibt erfahrenen Klettern vorbehalten. Unter Bergsteigern ist die 1700 m hohe Ostwand des Wetterspitz als schwerste Wand Mitteleuropas außerhalb der Alpen berühmt berüchtigt.
  • Engspitzen – Das schroffe Felsmassiv (bis 2185 m) begrenzt die Eng nach Westen hin. Das Bergmassiv bleibt den Kletterern vorbehalten.
  • Fichtelspitz – Der 2131 m hohe Gipfel ist die höchste Erhebung im Südwall, der die beiden schroffen Trogtäler des Bienwalds zusammen mit Engspitzen und Ostwall wie ein großes Hufeisen umschließt. Ab Heilbad Heiligenstadt führt eine Großkabinenbahn in zwei Sektionen bis zum Gipfel. Von hier oben hat man einen wundervollen Panoramablick nicht nur über die Gipfel des hohen Bienwald, sondern auch über weite Teile des Deutschen Mittelgebirgsgürtels.

Weitere Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten]

St. Otilien am Schmalwasser mit der schroffen Ostwand des Wetterspitz
  • Schmalwasser mit St. Otilien – Der berühmte Bergsee liegt im östlichen Trogtal. Der See entstand durch einen großen Bergsturz zum Ende der letzten Eiszeit vor etwa 10.000 Jahren. Während der Eiszeit füllten Gletscher beide Trogtäler des Gebirges aus. Während des Rückzugs der Eismassen kam es am Seespitz zu einem großen Bergsturz. Hinter dieser natürlichen Staumauer sammelte sich Wasser, dass heute den fjortartigen See des Schmalwasser bildet. Ab Rhumspringe kann man per Solarelektroschiff den See mit Trinkwasserqualität erfahren. Die Schiffe besitzen übrigens, falls die Sonne mal nicht scheint, einen großen Akkumulator. Beliebt ist vor allem die Schiffstour zur altehrwürdigen Wallfahrtskirche „St. Ottilien“ unterhalb der Ostwand des Wetterspitz.
  • Eng - Als Eng wird das westliche der beiden Trogtäler bezeichnet. Von Rhumspringe aus kann man das Tal mit seiner atemberaubenden Hochgebirgskulisse unkompliziert erwandern. Weite Schutthalden prägen das wilde Hochgebirgstal, dass durch Gletscher der letzten Eiszeit entstand. Über den 1510 m hohen Engpass besteht eine Bergwanderverbindung nach St. Ottilien am Schmalwasser.
  • Burg Bodenstein – Die Burganlage aus dem 12. Jahrhundert thront auf einer Erhebung über Heiligenstadt am Südrand des Bienwalds (Info)
  • Schwarzenhöhle – Unter den zahlreichen Höhlen im Karstgestein des Bienwald ist die Schwarzenhöhle bei Rhumspringe die einzige Schauhöhle (Info)
  • Quelltopf Rhumspringe – Dieser ist am nördlichen Talausgang der Eng zu finden. Er ist die größte Quelle Nord- und Mitteldeutschlands (Info Wikipedia).

Aktivitäten[Bearbeiten]

  • Bergwandern - Eine attraktive, mittelschwere Bergwanderung ist z. B. der Übergang vom Schmalwasser über den Engpass in die Eng bis zum Quelltopf am nördlichen Talausgang (Gehzeit etwa 6 Stunden mit 1000 Höhenmeter). Ebenfalls schön ist die Tour vom Seespitz über die Aussichtsloge „Hohe Bien“ im Ostwall über das Seeli und hinab nach St. Otilien. Bei dieser Tour aber unbedingt genügend Zeitreserve zum letzten Schiff einplanen, sonst muss man evtl. unfreiwillig in der Pilgerherberge übernachten.
  • Schifffahrt über auf dem berühmten Schmalwasser nach St. Otilien (Info)

Küche[Bearbeiten]

Eine beliebte regionale Spezialität ist der „Bienwalder Roller“ – ein würziger Bergkäse. Bekannt als Mineralwasser ist auch das „Rhumspringer Quell“. Bierfreunde lassen sich dagegen gerne ein „Duderstädter Altbräu“ munden.

Unterkunft[Bearbeiten]

Direkt im Gebirge gibt es bis auf ein paar Almen mit Gaststuben keine Übernachtungsmöglichkeiten. Zahlreiche Gästebetten sind aber in den Ferien- und Kurorten am Gebirge zu finden (siehe Ortsartikel Duderstadt, Rhumspringe und Heilbad Heiligenstadt).

Literatur[Bearbeiten]

  • Wanderkarte „Hoher Bienwald“, Maßstab 1:25.000; Verlag Grünes Herz; ISBN 342865395; 5. Auflage 2010; 5,90 €

Weblinks[Bearbeiten]

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