Diskussion:Tal der Goldenen Mumien
Abschnitt hinzufügenErscheinungsbild
Letzter Kommentar: vor 11 Jahren von Sinuhe20 in Abschnitt Funde in El Haiz
Funde in El Haiz
[Bearbeiten]Kann es sein, dass es sich im FAZ-Artikel um einen anderen Fund handelt, der mit dem "Tal der Goldenen Mumien" nichts zu tun hat? Zahi Hawass gibt in seinem Blog nämlich als Entdeckungsdatum den 2. März 1996 an. Dazu ein interessanter Artikel im Guardians, wo auch der Fundort el-Ḥeiz erwähnt wird.--Sinuhe20 (Diskussion)
- Die Frage ist nicht ganz unberechtigt. Ich habe sie nämlich schon vor geraumer Zeit ganz anders gestellt bekommen. 1999 gab es noch einmal einen Hype um Bahriya, und die Entdeckung wurde als neue Entdeckung gepriesen. Es gab nun Leute vor Ort, die sich daran erinnern konnten, dass der Fund doch schon Jahre zuvor in der deutschen Presse mitgeteilt wurde. Ich habe es gesucht und gefunden, in der FAZ. Dass es sich wohl um das "Tal der Goldenen Mumien", und nicht um el-Heiz handelt, hat aus meiner Sicht drei wesentliche Gründe. (1) Zu der damaligen Zeit kannte kaum jemand das Areal, erst recht nicht die Autoren von Reuters und AP. Das Tal der Goldenen Mumien liegt deutlich außerhalb von al-Bawiti, frei im Felde, an der Straße nach el-Heiz. Wenn man Straße weglässt, ist man in el-Heiz. (2) Das Gebiet des sog. Tals hat unter den Einheimischen gar keinen Namen, das Tal ist die Erfindung von Hawass. (3) Noch viel schwerer wiegt das Argument, dass es derartige Friedhöfe in el-Heiz gar nicht gibt. Die wichtigste Stätte in el-Heiz ist ein 'Ain Ris, aber hier habe ich und die Einheimischen keinen Friedhof gefunden. Das einzige, was nach einem Friedhof aussieht, ist Bir Schawisch. Ich war hier mit einem Einheimischen, der hier früher gewohnt hatte, und der weder von Grabungen noch Entdeckungen etwas wusste.
- Ich zitiere mal einen Artikel: „Ägyptische Archäologen haben in der Libyschen Wüste nach eigenen Angaben acht Mumien aus hellenistisch-römischer Zeit entdeckt. Wie der Vorsitzende der ägyptischen Altertümerverwaltung, Abdel Halim Nureddin, jetzt der Nachrichtenagentur Mena mitteilte, wurden die rund 2000 Jahre alten Mumien in El Hajis nahe der 340 Kilometer südwestlich Kairos gelegenen Oase Bahrije in Ägypten entdeckt. Drei der Mumien – die einbalsamierten Körper eines Mannes, einer Frau und eines Kindes – seien gut erhalten und hätten Totenmasken getragen, berichtete Nureddin. … Die anderen Mumien seien in schlechtem Zustand und in den Gräbern gelassen worden, um einen weiteren Verfall zu verhindern.“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 1995, Nr. 132, 9. Juni 1995, S. 11) Nur wenig später gab es noch einmal hierzu einen Artikel in der FAZ („Eine Familie“, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 1995, Nr. 153, 5. Juli 1995, S. 30: „Drei der Mumien, ein Mann, eine Frau und vermutlich ein Kind, waren nach Angaben des Generalsekretär des Rates, Abdal Halim Huraddin, mit Masken bedeckt und befinden sich in einem ausgezeichneten Zustand. Sie sollen ausgestellt werden…“) Diese Beschreibung passt nur auf das Tal, da es in el-Heiz nichts Vergleichbares gibt. Es steht auch die Frage, warum berichtet denn keiner mehr über el-Heiz, denn es wäre ja doch wenigstens vergleichbar?
- Damit sind die beiden FAZ-Artikel der Terminus ante quem. Ich gehe davon aus, dass der Fund in Kairo niemanden so recht aufgeregt hatte. Sowas gibt es auch im Faiyum. Wahrscheinlich war Hawass erst später auf die Idee gekommen, daraus seine große Entdeckung zu machen. Damit das Ganze zeitnah klingt, hat er etwas rumgefälscht. Mir wurde auch mitgeteilt, dass die FAZ diese neue Entdeckung (1996 oder 1999?) dann nicht mehr publizieren wollte, weil man das bereits im Jahr zuvor getan hatte. (Übrigens hat das Guardians.net nichts mit dem Guardian zu tun. Der Blog dient nur der Selbstdarstellung Hawass' und der Aufwertung von Guardians.net.) --RolandUnger (Diskussion) 10:10, 28. Mai 2013 (CEST)
- Weshalb der Fund erst 1999 gemeldet wurde, schreibt Hawass in seinem Blog: We kept the news very quiet so as not to attract thieves, who seem to be able to smell the resin of a mummy from miles away. Man wollte also nicht unnötig Schatzräuber anlocken. Aber interessant, wenn schon 1995 etwas durchgesickert ist, dann ist auch der von Hawass genannte 2. März 1996 ja schlichtweg falsch. Komisch auch, dass davon nichts in irgendwelchen anderen Medien gemeldet wurde (weder in den Archiven von Spiegel Online noch der Zeit ist etwas zu finden). Was ich auch merkwürdig finde: dauert die Grabungssaison in Ägypten nicht eigentlich von November bis März? Wieso finden ägyptische Archäologen dann etwas im heißen Sommermonat Juni? Vielleicht hat die Faz ihre Artikel auch unter einem falschen Datum archiviert, oder es handelt sich gar um eine Zeitungsente...--Sinuhe20 (Diskussion) 21:00, 28. Mai 2013 (CEST)
- Ok, also an der Faz liegt es nicht, es gibt noch die originale AP-Meldung im Netz. Diese acht besagten Mummien werden immer wieder erwähnt. Es hat irgendwie den Anschein, als wäre die Legende mit dem Esel von Hawass frei erfunden worden.--Sinuhe20 (Diskussion) 21:17, 28. Mai 2013 (CEST)
- Weshalb der Fund erst 1999 gemeldet wurde, schreibt Hawass in seinem Blog: We kept the news very quiet so as not to attract thieves, who seem to be able to smell the resin of a mummy from miles away. Man wollte also nicht unnötig Schatzräuber anlocken. Aber interessant, wenn schon 1995 etwas durchgesickert ist, dann ist auch der von Hawass genannte 2. März 1996 ja schlichtweg falsch. Komisch auch, dass davon nichts in irgendwelchen anderen Medien gemeldet wurde (weder in den Archiven von Spiegel Online noch der Zeit ist etwas zu finden). Was ich auch merkwürdig finde: dauert die Grabungssaison in Ägypten nicht eigentlich von November bis März? Wieso finden ägyptische Archäologen dann etwas im heißen Sommermonat Juni? Vielleicht hat die Faz ihre Artikel auch unter einem falschen Datum archiviert, oder es handelt sich gar um eine Zeitungsente...--Sinuhe20 (Diskussion) 21:00, 28. Mai 2013 (CEST)
- Die oberste Antikenbehörde gibt immer mal wieder Meldungen zu Funden und Neueröffnungen heraus. Sie werden aber sehr unterschiedlich in der ausländischen Presse verwendet. 1995 wusste kaum jemand, selbst Fachleute – Zahi Hawass eingeschlossen –, etwas über Bahriya, deshalb vielleicht die sehr zögerliche Publikation. Bahriya ist etwa 2000 Quadratkilometer groß. Viel zu groß für die wenigen Archäologen. Deshalb lebt man vom Knowhow der Einheimischen und von den Zufallsfunden. Auch Fakhry hat das Wissen um archäologische Stätten den Einheimischen abgekauft. Von einer großflächigen Prospektion in Bahriya oder zielgerichteten Suche habe ich noch nichts gehört. Das Tal der Goldenen Mumien ist wohl schon ein Zufallsfund. Ob die Geschichte mit dem Esel stimmt, weiß ich nicht. Im Reiseführer kann man sie ja in vorsichtiger Formulierung ("man berichtet ...") verwenden. Ja, die Grabungssaison ist schon im Winter. Die Archäologen, hauptsächlich vom IFAO, arbeiten aber meist nur an kleinflächigen und bekannten Stellen, die ein berechenbares Ergebnis erwarten lassen. Sensationsfunde sind da aber kaum zu erwarten, dafür braucht man den Esel ;-).
- Das Argument der Raubgräber lässt sich nicht vom Tisch wischen, ist aber im genannten Fall an den Haaren herbeigezogen. 2003 habe ich mit dem örtlichen Antikendienst einen Großteil der Stätten besucht, um Fotos zu machen (ich hatte einen Fotoapparat). So wurde ich sogar vom IFAO nach diesen Fotos gefragt, weil man an einer bestimmten Stelle berechtigterweise eine unbekannte "Vorgrabung" vermutete. Was den Zeitpunkt 1999 anbetrifft, gab es hier zwei wichtige Dinge im Lebens Hawass': 1998 wurde er Unterstaatssekretär für Giza, also Kronprinz für den SCA-Chefposten. Zudem wurde 1999 das Gräberfeld in Qārat esch-Scheich Sūbī wiederentdeckt. Das war nämlich in Vergessenheit geraten und überbaut worden. Die Suche nach Altertümern und deren versuchter Verkauf durch die neuen Bewohner war aber aufgeflogen. Nun musste Hawass von Dienst wegen dorthin. Wie sich später herausstellte, war dies der echte Glücksfall. Man hatte nämlich einen anderen Eingang als Fakhry zur unterirdischen Grabanlage und drei neue Gräber gefunden, unter anderem das des Djed-chons-ef-anch, den wir von ʿAin el-Muftillā kennen. Nun kam ihm wohl die Idee seines Lebens: das kann man im großen Stil aufziehen. Die Gräber von Qārat esch-Scheich Sūbī reichten allein sicher nicht, aber da waren ja noch die publikumswirksamen Mumien aus dem bis zu dieser Zeit namenlosen Tal (besser namenlose Ebene). Mit großem Geschick, das muss man Hawass lassen, hat er nun seine Story für National Geographic gebaut und dabei die Fakten "optimiert". Da die Mitteilung von 1995 ja kaum bekannt war, konnte man das Tal noch einmal entdecken! Das tat seinem lang ersehnten Ruhm gut, aber auch der Archäologie und dem Tourismus in Ägypten. Nachdem das internationale Interesse an Bahriya abebbte, wurde er auch hier nicht mehr gesehen. --RolandUnger (Diskussion) 17:35, 29. Mai 2013 (CEST)
- Ok, vielen Dank für die vielen Hintergrundinfos. Er soll ja sehr gut von National Geographic bezahlt worden sein (bis zu 200.000$ pro Jahr), gut möglich, dass er sich da eine publikumswirksame Story ausgedacht hat.--Sinuhe20 (Diskussion) 21:45, 29. Mai 2013 (CEST)
- Das Argument der Raubgräber lässt sich nicht vom Tisch wischen, ist aber im genannten Fall an den Haaren herbeigezogen. 2003 habe ich mit dem örtlichen Antikendienst einen Großteil der Stätten besucht, um Fotos zu machen (ich hatte einen Fotoapparat). So wurde ich sogar vom IFAO nach diesen Fotos gefragt, weil man an einer bestimmten Stelle berechtigterweise eine unbekannte "Vorgrabung" vermutete. Was den Zeitpunkt 1999 anbetrifft, gab es hier zwei wichtige Dinge im Lebens Hawass': 1998 wurde er Unterstaatssekretär für Giza, also Kronprinz für den SCA-Chefposten. Zudem wurde 1999 das Gräberfeld in Qārat esch-Scheich Sūbī wiederentdeckt. Das war nämlich in Vergessenheit geraten und überbaut worden. Die Suche nach Altertümern und deren versuchter Verkauf durch die neuen Bewohner war aber aufgeflogen. Nun musste Hawass von Dienst wegen dorthin. Wie sich später herausstellte, war dies der echte Glücksfall. Man hatte nämlich einen anderen Eingang als Fakhry zur unterirdischen Grabanlage und drei neue Gräber gefunden, unter anderem das des Djed-chons-ef-anch, den wir von ʿAin el-Muftillā kennen. Nun kam ihm wohl die Idee seines Lebens: das kann man im großen Stil aufziehen. Die Gräber von Qārat esch-Scheich Sūbī reichten allein sicher nicht, aber da waren ja noch die publikumswirksamen Mumien aus dem bis zu dieser Zeit namenlosen Tal (besser namenlose Ebene). Mit großem Geschick, das muss man Hawass lassen, hat er nun seine Story für National Geographic gebaut und dabei die Fakten "optimiert". Da die Mitteilung von 1995 ja kaum bekannt war, konnte man das Tal noch einmal entdecken! Das tat seinem lang ersehnten Ruhm gut, aber auch der Archäologie und dem Tourismus in Ägypten. Nachdem das internationale Interesse an Bahriya abebbte, wurde er auch hier nicht mehr gesehen. --RolandUnger (Diskussion) 17:35, 29. Mai 2013 (CEST)