Gastgeberdienste
Dieser Artikel über die sogenannten Gastgeberdienste behandelt ein neues, gleichzeitig uraltes Thema der Reisenden, die Frage nach billiger und angenehmer Unterkunft. Das neue daran ist die Einfachheit und Spontanität mit der man in Zeiten des Internets nun eine Unterkunft findet - doch die Sache an sich gab es schon immer, ob durch Mundpropaganda oder andere Gesellschaften vermittelt, wie z. B. ein bekennender Jude überall auf der Welt bei seinesgleichen Kost und Logis stets frei fand.
Übersicht
[Bearbeiten]Die modernen Gastgeberdienste (englisch: „hospitality services“) operieren meist weltweit, computer- und internetgestützt und vermitteln Gastgeber und Gäste in großer Zahl erfolgreich.
Wie läuft das ab?
[Bearbeiten]In Kürze eine Beschreibung: Man registriert sich auf der Webseite eines Betreibers (meist kostenlos) und kann sofort loslegen: Regionen und Städte in den Kategorien browsen sowie anhand von Filtern über Datums-Bereiche die verfügbaren potentiellen Gastgeber ausfindig machen. Erster Konkakt erfolgt meist über die Plattform um die Privatsphäre der Teilnehmer zu schützen (z. B. bzgl. Spam-Mails). Hier gilt es, sich offen und ehrlich ausreichend darzustellen und den Menschen hinter der Profilseite anzusprechen, dass er/sie Lust bekommt mit einem seine Wohnung zu teilen.
Weitere Randbedingungen klärt man dann in wenigen darauffolgenden mails - Ungefähres Datum der Ankunft sowie geplante Abfahrt. Ob sich die privaten Interessensgebiete so überschneiden, dass man auch gemeinsam etwas unternimmt, beispielsweise eine Stadtbesichtigung, lässt sich zwischen den Zeilen bald erkennen. Ansonsten heißt es: Aufstehen spätestens wenn der Gastgeber zur Arbeit muss und Heimkommen zwischen z. B. 18 und 22 Uhr. Eigenes Zimmer oder nicht, Isomatten und Schlafsäcke mitbringen oder nicht. Sonst muss man nichts wissen, falls man gewöhnt ist, höhere Ansprüche zu stellen so sind diese Dienste vermutlich nicht geeignet.
Daher ist die Zielgruppe die jüngere Generation sowie weitgereiste Traveller, die sich schnell und unkompliziert an die kulturellen und sozialen Verhältnisse der Gastgeber anpassen können.
Gastgeberdienste
[Bearbeiten]Couchsurfing
[Bearbeiten]Couchsurfing ist wohl das hippeste Projekt und verdankt seine Bekanntheit nicht zuletzt seinem originellen Namen. Die Webseite bietet viele Zusatzfeatures, wie die üblichen Referenzen die man bei angenehmen Begegnungen dem anderen hinterlassen kann, sowie Fotoalben und detaillierte Angaben im eigenen Profil. Nach eigenen Angaben zählt Couchsurfing über 14 Millionen Mitglieder in 200.000 Städten (Stand: Dez 2021).[1] Insbesondere in den ersten 5 Jahren seit der Gründung von Couchsurfing wurde ein Großteil der Verwaltungs- und Programmiertätigkeit auf freiwilliger Basis und unentgeltlich verrichtet. Dies führte zu einem großen Wechsel von Aktiven unter anderem deshalb, weil sich das Engagement von Freiwilligen nicht auf die Ebene der Entscheidungsfindung niederschlug. Im Jahre 2011 wurde der rechtliche Status von Couchsurfing in eine gewinnorientierte Organisation geändert und 7,6 Millionen US$ von einem Investor akzeptiert was auf Widerstand in der Nutzergemeinde stieß. Im September 2012 veränderte Couchsurfing ihre Nutzungsbedingungen. Diese wurden vom damaligen deutschen Datenschutzbeauftragten Peter Schaar als nicht vereinbar mit deutschem Recht kritisiert. Im Mai 2020 wurde als Folge von geringen Vermittlungszahlen infolge der COVID-19-Pandemie ein pauschaler Mitgliedsbeitrag (von 2,39 US$/Monat oder 14,29 US$/Jahr) eingeführt. (Couchsurfing in Wikipedia)
Hospitality Club
[Bearbeiten]Hospitality Club ist das zweitgrößte Netzwerk seiner Art und vor allem in Deutschland enorm stark vertreten, daneben in den USA, Polen, Frankreich und Italien. Neue Funktionen hat die Website seit einigen Jahren nicht erhalten und es gibt auch keine Hinweise darauf, dass Sicherheitslücken zeitnahe behoben werden. Der Hospitality Club hat keine eingetragene Rechtsform und ist damit die private Website des Domainbesitzers und Gründers Veit Kühne. Hospitality Club zählt eigenen Angaben zufolge 330.000 Mitglieder in 207 Ländern der Welt (Stand: Jul 2020). Nach Angaben des Analysediensts Alexa verliert die Website jedoch mehr und mehr an Aktivität. 2019 wurde angekündigt den Dienst zu relaunchen, bisher ist dies aber noch nicht eingetreten. (Hospitality Club in Wikipedia)
BeWelcome
[Bearbeiten]BeWelcome ist ein — auf das Entstehungsdatum bezogen — junges, engagiertes und internationales Projekt, welches sich selbst als den „ersten Open Source-Gastgeberdienst überhaupt“ bezeichnet. Es entstand im Oktober 2006 aus einem Freiwilligenprojekt, das sich aus – teilweise ehemaligen – Mitgliedern des Gastgeberdienstes Hospitality Club zusammensetzt. Daraus wurde der nicht gewinnorientierte Verein BeVolunteer gegründet, der in Rennes registriert ist und für die Website von BeWelcome verantwortlich ist. BeWelcome zählt nach eigenen Angaben knapp 130.000 Mitglieder in 218 Ländern der Welt (Stand: Juli 2020). (Bewelcome in Wikipedia)
GlobalFreeLoaders
[Bearbeiten]Ein idealistisches Projekt eines (ursprünglich?) einzelnen. Die Webseite ist daher etwas einfacher gestrickt, die Suche nicht allzu ausgefeilt. - http://www.globalfreeloaders.com/
Gastgeberdienste für Radfahrer
[Bearbeiten]- ADFC Dachgeber - deutschlandweites Gastgeberverzeichnis für Reiseradler. Gegen einen Mitgliedsbeitrag kann man sich hier eintragen lassen. Die Liste steht allen Radreisenden offen.
- Velodach Das schweizerische Äquivalenz zum Dachgeber.
- Mitglieder des Radreise-und Fernradlerforums ("rad-forum") haben die Möglichkeit, sich in ein internes Übernachtungsnetzwerk einzutragen, das allerdings wenig ausgefeilte Recherchemöglichkeiten bietet.
Warmshowers
[Bearbeiten]Warm Showers ist ein internationales, nicht-kommerzielles Gastgeber-Netzwerk für Tourenradler. Es bietet eine gute Recherchemöglichkeit über Karte wie ein Ortsnamensuchfeld. Wer selbst gerade auf Reise ist, kann sich als Gastgeber (host) offline setzen und bleibt dennoch erreichbar. Kontaktanfragen werden an die jeweilige E-Mail-Adresse weitergeleitet. Ein Feedbacksystem ermöglicht eine relativ gute Qualitätskontrolle, allerdings muss man manchmal etwas zwischen den Zeilen lesen, um negative Bewertungen herauszufiltern.
Regeln:
- nur nicht-kommerzielle Übernachtungsangebote,
- nur für Reiseradler, nur für Einzelradler, Paare oder sehr kleine Gruppen,
- Voranmeldung erwünscht,
- Gastgeber wie Gast können jederzeit absagen, es gibt für Gastgeber keine Verpflichtung, einen Gast aufzunehmen (selbst wenn er schon vor der Tür steht).
Weitere spezialisierte Gastgeberdienste
[Bearbeiten]- Pasporta Servo (Voraussetzungen: Esperanto-Grundkenntnisse, Kauf der Gastgeberliste.)
- WWOOF („Worldwide opportunities on organic farms“, Kost & Logis gegen Arbeit auf der Farm; Voraussetzung: Kauf der Gastgeberliste)
Einzelnachweise
- ↑ About | Couchsurfing. Abgerufen am 15. Juli 2020.