Budchulū
Budchulū · بدخلو | |
Gouvernement | Neues Tal |
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Einwohnerzahl | 1.834 (2006) |
Höhe | |
Budchulū |
Budchulu (engl. Budkhulu, auch Budchula/Budkhula, Abu Dakhlu, Abu Dokhlu, Badakhlou, arabisch: بدخلو, Budchulū) ist ein Dorf im Nordwesten der ägyptischen Senke ed-Dāchla. Es zählt zu den ältesten Ansiedelungen in der Senke. Der in Ruinen liegende alte Dorfkern besitzt aber durchaus noch seinen Reiz.
Hintergrund
[Bearbeiten]Das Dorf Budchulū befindet sich 21 Kilometer nördlich der Stadt Mūṭ zu beiden Seiten der Fernverkehrsstraße, die Mūṭ mit el-Qaṣr verbindet, wobei sich der Hauptteil des Dorfes an der Westseite der Straße befindet. Das Dorf wurde einst zwischen drei niedrigen Mergelhügeln angelegt, die beiden größeren befinden sich im Nordosten und Südwesten des Dorfes. Mittlerweile dehnt sich das Dorf bereits im Südwesten hinter dem Hügel aus. Budchulū ist der kleinste Ort mit einem eigenen ʿUmda, dem Bürgermeister.
Das Dorf wurde erstmals vom ägyptischem Historiker Ibn Duqmāq (1349–1407) in seiner Liste von 24 Ortschaften der Senke erwähnt.[1] Die Siedlung besaß Weingärten, und es wurde Reis angebaut. Ibn Duqmāq nennt dabei die alte Bezeichnung Beit Chulū (arabisch: بيت خلو), was Haus von Chulū bedeutet. Der deutsche Ethnologe Frank Bliss vermutete, dass damit Beit el-Chāl (arabisch: بيت الخال) gemeint sein könnte, was als Haus des Onkels mütterlicherseits zu übersetzen ist.
Sicher bestand das Dorf bereits früher. Zumindest berichtete der arabisch-spanische Historiker el-Bakrī (1014–1094), dass es eine Reihe dicht nebeneinander liegender Dörfer zwischen el-Qaṣr und el-Qalamūn gab.[2] Archäologisch datierbare Zeugnisse stammen erst aus dem 18. Jahrhundert. Der älteste beschriftete Türsturzbalken trägt die Jahreszahl 1783 (1197 AH), der älteste Stein die Jahreszahl 1763/1764 (1177 AH).[3] Die Befragungen der hiesigen Bevölkerung durch Bliss erbrachte, dass drei Familien ihren Ursprung in „römischer Zeit“ sahen. Die Genealogie der Familie des Scheichs Seif ed-Dīn, die aus dem oberen Niltal stammte, beginnt am Anfang des 18. Jahrhunderts.
Seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts wurde das Dorf einige Male genannt, auch wenn die Informationen über das Dorf eher spärlich sind. Der Italiener Bernardino Drovetti (1776–1852) war 1819 nur auf der Durchreise,[4] der Brite John Gardner Wilkinson (1797–1875), der sich hier 1825 aufhielt, berichtete über 400 im Dorf lebende Männer.[5] Etwas ausführlicher berichtete 1874 der deutsche Afrikaforscher Gerhard Rohlfs (1831–1896).[6] Er nannte die Lage des Dorfes zwischen den Hügeln inmitten von Palmengärten, 2.400 Einwohner sowie 8.000 Palmen und Olivenbäume. Der britische Kartograf Hugh John Llewellyn Beadnell (1874–1944) gab für 1897 583 Einwohner an.[7] 1908 reiste der US-amerikanische Ägyptologe Herbert Eustis Winlock (1884–1950) durch das Dorf und erwähnte seine Lage zwischen drei Hügeln und den Friedhof auf dem südlichen Hügel.[8] 2006 lebten hier 1.834 Einwohner.[9]
Haupterwerbszweig der hiesigen Bevölkerung ist die Landwirtschaft. Vorwiegend werden in Obstgärten Orangen, Zitronen, Oliven und Aprikosen angebaut. Im Umkreis des Dorfes gibt es weitere, fast eigenständige Gehöfte.
Anreise
[Bearbeiten]Das 1 Dorf (25° 38′ 3″ N 28° 54′ 58″ O) erreicht man über die Fernverkehrsstraße von ed-Dāchla nach Qaṣr ed-Dāchla und el-Farāfra. Es ist etwa 21 Kilometer von der Senkenhauptstadt Mūṭ entfernt. Von Mūṭ aus kann man das Dorf auch mit einem Minibus erreichen.
Mobilität
[Bearbeiten]Insbesondere der alte Dorfkern und der Friedhofshügel lassen sich nur zu Fuß erreichen.
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten]Der alte Dorfkern befindet sich recht zentral im Norden des Dorfes. Die teilweise mittelalterlichen Gebäude ähneln denen in el-Qaṣr. Die Zerstörung schreitet aber immer weiter voran.
Das bedeutendste Gebäude ist die alte Moschee mit ihrem Minarett, die beide noch erhalten sind. Das etwa 15 Meter hohe Minarett besteht aus einem quadratischen Unterbau mit rundem Oberbau. Die Moschee ist einfach und besitzt eine Gebetsnische, Mihrab, und eine gemauerte Kanzel, Minbar, mit Holzgeländer. Das Dach der Moschee, das aus Palmstämmen und Palmblättern besteht, ruht auf zwei gedrungenen Säulen.
Die einstigen Häuser besaßen zwei oder drei Geschosse. Die obere Begrenzung der Türen bildete ein halbkreisförmiger Giebel oberhalb des hölzernen Türsturzes. Die Fassade war in einzelnen Fällen mit mehrfarbigen Ziegelsteinmustern dekoriert. Die Fenster waren eher klein. Die Häuser waren mit einer Dachterrasse ausgestattet, die eine Brüstung aus Palmzweigen begrenzte.
Auf dem Hügel im Südwesten des Dorfs befindet sich der Friedhof. Ein Großteil der Gräber stammt aus osmanischer Zeit. Auf dem Friedhof befinden sich auch mehrere quadratische Kuppelgräber von Scheichs. Zu den Kuppelgräbern gehört auch meist ein Hof, der von einer Ziegelmauer eingefasst wird.
Unterkunft
[Bearbeiten]Um zur Al Tarfa Desert Sanctuary Lodge zu gelangen, biegt man im Bereich von ʿIzbat el-Manṣūra bei 1 25° 35′ 45″ N 28° 54′ 46″ O nach Osten von der Fernverkehrsstraße ab. Nach 1250 Meter zweigt man bei 2 25° 36′ 3″ N 28° 55′ 20″ O nach links auf die sandige Piste ab und erreicht die Lodge nach einem Kilometer.
Weitere Unterkünfte gibt es in Mut, in Qasr ed-Dachla und entlang dieser Straße nach el-Farāfra.
Ausflüge
[Bearbeiten]Es bietet sich an, den Besuch des Dorfes mit dem der Klosterruine Deir Abū Mattā und dem Dorf el-Qalamūn zu verbinden.
Literatur
[Bearbeiten]- : über die Auswirkungen ägyptischer Regionalentwicklungspolitik in den Oasen der westlichen Wüste. Bonn: Politischer Arbeitskreis Schulen, 1989, Beiträge zur Kulturkunde ; 12, ISBN 978-3921876145, S. 89, 100 f. : Wirtschaftlicher und sozialer Wandel im „Neuen Tal“ Ägyptens
- Museum Schloss Schönebeck (Hrsg.): Fotografien aus der Libyschen Wüste : eine Expedition des Afrikaforschers Gerhard Rohlfs in den Jahren 1873/74 fotografiert von Philipp Remelé. Bremen: Ed. Temmen, 2002, ISBN 978-3861087915, S. 65–68. Die Fotografien zeigen das Dorf von außen. Markant sticht immer wieder das Minarett der Moschee hervor.
Einzelnachweise
[Bearbeiten]- ↑ ; al-Guzʿ 5. Būlāq: al-Maṭbaʿa al-Kubrā al-Amīrīya, 1893, S. 11 unten–12, insbesondere S. 12, Zeilen 11 f. : Kitāb al-Intiṣār li-wāsiṭat ʿiqd al-amṣār
- ↑ Paris: Impr. Impérial, 1859, S. 40. : Description de l’Afrique septentrionale.
- ↑ Le Caire: Inst. Français d’Archéologie Orientale, 1981, Annales islamologiques : Supplément ; 1. : Linteaux à épigraphes de l’Oasis de Dakhla.
- ↑ Cailliaud, Frédéric ; Jomard, M. (Hrsg.): Voyage à l’Oasis de Thèbes et dans les déserts situés à l’Orient et à l’Occident de la Thébaïde fait pendant les années 1815, 1816, 1817 et 1818. Paris: Imprimerie royale, 1821, S. 99–105, insbesondere S. 104. : Journal d’un voyage à la vallée de Dakel. In:
- ↑ Modern Egypt and Thebes : being a description of Egypt ; including the information required for travellers in that country; Bd. 2. London: Murray, 1843, S. 365. :
- ↑ Drei Monate in der Libyschen Wüste. Cassel: Fischer, 1875, S. 244, 294 f. Nachdruck Köln : Heinrich-Barth-Institut, 1996, ISBN 978-3-927688-10-0. :
- ↑ Kairo, 1901, Egyptian Geological Survey Report; 1899,4. : Dakhla Oasis. Its topography and geology.
- ↑ : Journal of a camel trip made in 1908. New York: Metropolitan Museum, 1936, S. 24. : Ed Dākhleh Oasis
- ↑ Einwohnerzahlen nach dem ägyptischen Zensus von 2006. Central Agency for Public Mobilization and Statistics, abgerufen am 3. Juni 2014.