Neues Tal

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Moderner Brunnen im Nordosten der Stadt el-Chārga
Gouvernement Neues Tal
محافظة الوادي الجديد
Hauptstadtal-Charga
Einwohnerzahl241.247 (2017)
Fläche440.098 km²
Postleitzahl72xxx
Vorwahl+20 (0)92
Webseitewww.newvalley.gov.eg
Lage des Gouvenements Neues Tal in Ägypten

Das ägyptische Gouvernement Neues Tal oder el-Wadi el-Gadid, englisch: New Valley, arabisch: ‏محافظة الوادي الجديد, Muḥāfaẓat al-Wādī al-Ǧadīd, liegt im Südteil der Westlichen Wüste. Es grenzt im Norden bei 27° 54′ an die Gouvernements Matruh, Gīza und el-Minyā, im Osten an die Gouvernements Asyūṭ, Sōhāg, Qinā, Luxor und Assuan, im Süden an den Sudan am 22. Breitengrad und im Westen an Libyen am 25. Längengrad. Das Verwaltungszentrum ist el-Chārga. Es hat sich leider noch nicht herumgesprochen, dass das Neue Tal zu Ägyptens attraktivsten, sowohl landschaftlichen als auch kulturellen, Regionen gehört.

Orte[Bearbeiten]

Karte
Lageplan des Gouvernements Neues Tal
  • 1 el-Chārga (‏مدينة الخارجة‎) ist die Hauptstadt der gleichnamigen Senke el-Chārga. Nördlich der Stadt befinden sich die Tempelanlage von 1 Hībis (‏هيبس‎) und der frühchristliche 2 Friedhof el-Bagawāt (‏جبانة البجوات‎) . Weiter nördlich befinden sich mehrere römische Festungsanlagen. Die bedeutendste ist 3 Deir el-Munīra (‏دير المنيرة‎) .
  • 2 Bārīs (‏باريس‎) ist die zweitgrößte Stadt im Süden der Senke el-Chārga. Die bedeutendsten Sehenswürdigkeiten in der Nähe der Stadt sind die Tempel- und Festungsanlage von 4 Qaṣr Dūsch (‏قصر دوش‎) und das in Lehmarchitektur errichtete 3 Hassan Fathy Village (‏قرية حسن فتحي‎) .
  • 4 Mūṭ (‏موط‎) ist der Hauptort der Senke ed-Dāchla. Die Stadt ist Ausgangspunkt zu Ausflügen in die islamische Altstadt von 5 Qaṣr ed-Dāchla (‏قصر الداخلة‎) , zum römischen Tempel 5 Deir el-Ḥagar (‏دير الحجر‎) und zum griechisch-römischen Gräberfeld von 6 Qārat el-Muzawwaqa (‏القارة المزوقة‎) . Mūṭ ist zudem Ausgangspunkt von Wüstensafaris in den Gilf-Kebir-Nationalpark.
  • 6 Balāṭ (‏بلاط‎) ist ein bedeutendes Dorf im Osten der Senke ed-Dāchla. Zu den Höhepunkten des Dorfes zählen sein alter Dorfkern und die Gräber der Alten-Reichs-Gouverneure von 7 Qilāʿ eḍ-Ḍabba (‏قلاع الضبة‎) .
  • 7 el-Farāfra (‏مدينة الفرافرة‎) ist der Hauptort der gleichnamigen Senke el-Farāfra. Im Norden der Stadt befindet sich die bedeutendste Sehenswürdigkeit des Gouvernements, die Weiße Wüste.

Weitere Ziele[Bearbeiten]

  • 1 Weiße Wüste (‏الصحراء البيضاء‎) ist ein Nationalpark nördlich von el-Farāfra. Seine Landschaft wird durch Kalkstein- und Kreidefelsen geprägt.
  • 2 Wādī el-Baṭṭīch (‏وادي البطيخ‎) , auch Melonenfeld genannt, ist eine Landschaft mit Tausenden Geoden nördlich des Chārga-Passes.
  • 8 ʿAin Amūr (‏عين أمور‎) ist eine altägyptische Tempelanlage westlich von el-Chārga an der Route Darb ʿAin Amūr zwischen el-Chārga und ed-Dāchla.
  • 3 English Mountain ist einstiger britischer Beobachtungsposten während des Ersten Weltkriegs westlich von el-Chārga.
  • 4 el-Gāra (‏الجارة‎) ist eine Tropfsteinhöhle auf halben Weg zwischen el-Farāfra und dem Niltal. Diese Höhle ist ein beredtes Zeichen für den Klimawandel um etwa 6.000 v. Chr.
  • 9 Wasserberg des Djedefre (‏جبل مياه دجيدف رع‎) ist ein Kalksteinfelsen südwestlich von Mūṭ mit prähistorischen Tierdarstellungen und Textinschriften von Expeditionen der altägyptischen Könige Cheops und dessen Nachfolgers Djedefre (Radjedef) in die Westliche Wüste.
  • 5 Gilf Kebir (‏محمية الجلف الكبير‎) ist ein Nationalpark im Südwesten Ägyptens mit großartigen Landschaften und zahlreichen prähistorischen Felszeichnungen.
  • 6 Samīr-Lāmā-Felsen (‏صخرة سمير لاما‎) und Sugar Loaf sind Kalksandsteinfelsen auf dem Weg zum Gilf-Kebir-Nationalpark.
  • 10 Abū Ballāṣ (‏تريق أبو بلاص‎) ist ein Pfad mit einem Felsen mit altägyptischen Felszeichnungen und einem Kruglager auf dem Weg zum Gilf-Kebir-Nationalpark.
  • 7 Toschka-Kanal (‏قناة توشكى‎) ist Teil eines Bewässerungs- und Neulanderschließungsprojekts der ägyptischen Regierung im Süden des Neuen Tals, dessen Wasser aus dem Nassersee bezogen wird.

Routen[Bearbeiten]

  • Der etwa 1.800 Kilometer lange Darb el-Arbaʿīn verbindet die ägyptische Stadt Asyūṭ im Niltal mit Kobbe im Distrikt Darfur im Sudan. Die Route durchquert die Senke el-Chārga.
  • Der 280 Kilometer lange Darb Asyūṭ verbindet Asyūṭ mit der Senke el-Farāfra.
  • Der etwa 250 Kilometer lange Darb eṭ-Ṭawīl verbindet Asyūṭ mit der Senke ed-Dāchla.
  • Der etwa 200 Kilometer lange Darb el-Farāfra verbindet die Senken ed-Dāchla und el-Farāfra.

Hintergrund[Bearbeiten]

Festungsanlage von Qaṣr el-Labacha

Das Gouvernement „Neues Tal“ wurde 1959 aus dem Verwaltungsgebiet eṣ-Ṣaḥrāʾ el-Ǧanūbīya („die Südwüste“) gebildet, das damals noch die gesamte Westwüste umfasste. 1966 bzw. 1968 wurden aber Siwa bzw. el-Baḥrīya angetrennt. el-Chārga ist bereits seit 1958 seine Hauptstadt. Auch nach der Abtrennung von Siwa bzw. el-Baḥrīya ist dieses Gouvernement das flächenmäßig größte in Ägypten. Mit einer Fläche von 376.505 km2, etwas mehr als die Fläche Deutschlands, nimmt es etwa 38 Prozent der Gesamtfläche Ägyptens ein. Mit nur 241.247 (2017) Einwohnern[1] ist das Gouvernement das am dünnsten besiedelte Gouvernement in Ägypten. Die Bevölkerung wohnt fast ausschließlich in den Oasen der drei Senken.

Wichtigster Wirtschaftszweig ist der Phosphatabbau in den Minen von Abū Ṭarṭūr, 60 Kilometer westlich von el-Chārga, auch wenn er wohl nicht kostendeckend ist. In der Landwirtschaft werden Getreide, Reis, Datteln, Oliven und Zitrusfrüchte angebaut. Allerdings kann die Landwirtschaft den Bedarf nicht decken. Zum Ausbau der Landwirtschaft werden das New-Valley- bzw. Toschka-Projekt vorangetrieben. Letzteres dient zur Wasserversorgung aus dem Nassersee. Der Tourismus, das Handwerk wie Keramikproduktion und Teppichherstellung sowie der Wohnungsbau spielen nur eine geringe Rolle.

Anreise[Bearbeiten]

Auf der Straße[Bearbeiten]

Palmengärten in ʿAin el-Bileida

Die Senken werden durch eine 1980 fertiggestellte asphaltierte Fernverkehrsstraße untereinander verbunden, die in Asyūṭ beginnt. Auf dieser Straßen verkehren auch Linienbusse. Außerhalb der Ortschaften gibt es keine Tankstellen.

Vom Niltal aus gibt es noch die folgenden Direktverbindungen, auf denen es aber keinen Linienverkehr gibt:

  • Die Dashlout El Farafra Road, طريق دشلوط الفرافرة, Ṭarīq Daschlūṭ al-Farāfra, zweigt von der Wüstenautobahn el-Gīza nach Luxor und Assuan auf der westlichen Nilseite bei 1 27° 34′ 36″ N 30° 39′ 37″ O im Osten, westlich von Daschlūṭ bzw. westlich von Deirūṭ, nördlich von Asyūṭ, ab und mündet in der Stadt el-Farāfra bei 2 27° 3′ 37″ N 27° 58′ 12″ O auf die Fernverkehrsstraße 10.
  • Die Luxor Al Kharga Road, طريق الأقصر الخارجة, Ṭarīq al-Uqṣur al-Chārǧa, zweigt bei 3 25° 34′ 54″ N 32° 27′ 17″ O von der Aswan Western Agricultural Road auf der westlichen Nilseite südwestlich von Armant bzw. südwestlich von Luxor ab und mündet bei 4 24° 48′ 47″ N 30° 34′ 51″ O auf die Baris Al Kharga Road (Darb el-Arbaʿīn) etwa 80 Kilometer südlich von der Stadt el-Chārga. Es gibt keine Tankstellen und Cafeterias auf dem Weg von Luxor nach el-Chārga.

Mit dem Flugzeug[Bearbeiten]

Nördlich von el-Chārga und südwestlich von Mūṭ gibt es Flughäfen. Aber nur der 5 Flughafen El Kharga (IATA: UVL) wird im geringen Maße genutzt.

Mobilität[Bearbeiten]

Zwischen den Senken verkehren etwa zwei- bis dreimal täglich Linienbusse von Upper Egypt Travel. Weiterhin verkehren Minibusse. Innerhalb der Senken kann man auf Taxis und Minibusse zurückgreifen.

Für die Reise in die Wüstengebiete ist man auf geländegängige Allradfahrzeuge angewiesen. Die meisten dieser Fahrzeuge und Fahrer findet man in ed-Dāchla.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten]

Trachyte am Innenrand eines der Clayton-Krater

Das Gouvernement bietet eine Vielzahl an Landschaftsformen sowohl in den Wüstengebieten als auch in den Oasen. Hier finden sich Sand- und Steinwüsten sowie Kalk- und Sandsteinmassive. Spuren vulkanischen Prozesse lassen sich an Basalt-, Granit- und Trachyt-Einschlüssen ablesen. In den Oasen gibt es neben verschiedenen Palmen und Nutzpflanzen mehr als hundert weitere Pflanzenarten.

Die menschlichen Hinterlassenschaften stammen aus einem größeren Zeitraum als im Niltal. Dies lässt sich an prähistorischen Felsenzeichnungen, an verschiedenen pharaonischen Denkmälern einschließlich des einzigen in persischer Zeit dekorierten Tempels in Hībis, griechisch-römischen Siedlungen, koptischen Kirchen und Klöstern als auch mittelalterlichen islamischen Siedlungen ablesen.

Aktivitäten[Bearbeiten]

Die bedeutendsten Unternehmungen sind Wüstensafaris. Diese können sowohl zu Zielen in der Nähe der Senken wie Qaṣr el-Labacha oder der Weißen Wüste, aber auch zu entfernteren Zielen die der Tropfsteinhöhle el-Gāra oder dem Gilf-Kebir-Nationalpark führen.

Feiertag[Bearbeiten]

Am 3. Oktober wird der Gouvernements-Nationalfeiertag begangen. Am 3. Oktober 1959 wurde das Gouvernemnent durch den damaligen ägyptischen Präsidenten Gamal Abdel Nasser begründet.

Sicherheit[Bearbeiten]

Kopflose Bestien in der Foggini-Mistikawi-Höhle

Das Gouvernement zählt zu den sichersten Gebieten Ägyptens.

Ausgenommen hiervon sind die südlichen Gebiete des Gilf-Kebir-Nationalpark im Dreiländereck Ägypten–Sudan–Libyen, das international agierende, bewaffnete Schmugglerbanden für ihre Transporte nutzen. Diese schrecken auch nicht vor Überfällen auf reiche Touristen zurück. Für die Reise südlich des 23. Breitengrades benötigt man eine Genehmigung des ägyptischen Militärs. Während der Reise wird man von bewaffneten Polizisten und einem Militäroffizier begleitet.

Bei Wüstensafaris muss mit dem Ausfall von Fahrzeugen gerechnet werden. Eine Reise mit mehreren Fahrzeugen ist empfehlenswert. Ausreichend Nahrung und Getränke sowie Navigationsgeräte und Satellitentelefone müssen mitgeführt werden.

Britische Streitkräfte haben im Zweiten Weltkrieg an mehreren Stellen Minen gelegt, die bis heute nicht geräumt sind. Nur ein Teil der Gebiete ist abgesperrt. Dies betrifft hauptsächlich Gebiete im Gilf-Kebir-Nationalpark.

Klima[Bearbeiten]

Das Klima ist ganzjährig warm bis heiß und trocken. Regenfälle stellen eine absolute Ausnahme dar, die Regendauer überschreitet wenige Minuten nie.

ed-Dāchla Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez    
Mittlere höchste Lufttemperatur in °C 22 24 28 34 37 39 39 38 36 33 27 23 Ø 31.7
Mittlere Lufttemperatur in °C 12 14 18 24 28 31 31 30 28 24 18 14 Ø 22.7
Mittlere tiefste Lufttemperatur in °C 4 5 9 13 18 22 22 22 20 16 10 5 Ø 13.8
Niederschläge in mm 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Σ 0

Gefürchtet sind die Sandstürme, die Chamsīn (خماسين, Chamāsīn, oder خمسين, Chamsīn) genannt werden. Dies sind heiße Süd- und Südostwinde, die den Wüstensand aufwirbeln und mit sich fortreißen. Die Entstehungsursache sind Tiefdruckgebiete im Mittelmeerraum. Die Stürme können ganzjährig auftreten, ihre Hauptsaison sind die Monate März bis Mai (ein Zeitraum von 50 Tagen nach Frühlingsanfang – auf den Zeitraum bezieht sich auch das arabische Wort), auch im Herbst treten sie gehäuft auf. Die Stürme dauern mehrere Tage an und sind in weiten Teilen Ägyptens anzutreffen.

Literatur[Bearbeiten]

  • Bücher:
    • Bliss, Frank: Wirtschaftlicher und sozialer Wandel im „Neuen Tal“ Ägyptens : über die Auswirkungen ägyptischer Regionalentwicklungspolitik in den Oasen der westlichen Wüste. Bonn: Politischer Arbeitskreis Schulen, 1989, Beiträge zur Kulturkunde ; 12, ISBN 978-3-921876-14-5.
    • Vivian, Cassandra: The Western Desert of Egypt : an explorer’s handbook. Cairo: The American University in Cairo Press, 2008, ISBN 978-977-416-090-5, S. 85–208 (in Englisch).
  • Karten:
    • Map of the Western Desert Oases of Egypt. Maßstab: 1:1.900.000. Cairo: American University in Cairo Press, Geodia Edizioni, 2009 (2. Auflage), ISBN 978-88-87177-76-3. Abwischbare, touristische Karte, Hauptkarte 1:1.900.000 mit Detailkarten der Senken und Regionen.

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Egypt: Governorates, Major Cities & Towns. In: citypopulation.de, abgerufen am 25. Juli 2021.
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