Konrad Adenauer
Konrad Adenauer war von 1949 bis 1963 der erste Kanzler der Bundesrepublik Deutschland. Mit ihm verbindet man neben dem Aufbau der jungen Bundesrepublik die Westintegration sowie die deutsch-französische Zusammenarbeit. Außerdem war Adenauer lange Jahre Vorsitzender der CDU. Vor allem im Rheinland gibt es Stätten mit Bezug auf Adenauer.
Leben
[Bearbeiten]Das Leben Adenauers spielte sich zum allergrößten Teil im Rheinland und dort in der Nähe seiner Geburtsstadt Köln statt. Geboren 1876 als Kind eines späteren Kanzleirates, machte er sein Abitur am (später abgerissenen) Kölner Apostelgymnasium und studierte er Jura in Freiburg im Breisgau, München und Bonn.
Er machte Karriere in der Lokalpolitik und wurde 1917 Oberbürgermeister Kölns. 1933 entließen ihn die Nationalsozialisten und Adenauer musste zeitweise untertauchen. 1944 wurde er nach dem Aufstandsversuch vom 20. Juli verhaftet, obwohl die Nationalsozialisten ihm nichts konkretes vorwerfen konnten.
1945 setzten ihn die Amerikaner ihn wieder als Oberbürgermeister ein, die Briten hingegen wieder ab. Das führte indirekt dazu, dass er die lokale Bühne zugunsten der nationalen oder westdeutschen austauschte. Adenauer spielte eine wichtige Rolle in der Gründung der CDU. 1948/1949 diente er als Vorsitzender des Parlamentarischen Rates, der das Grundgesetz ausarbeitete (die Verfassung Westdeutschlands). 1949 wurde er trotz seines hohen Alters vom Bundestag zum Bundeskanzler gewählt. In diesem Amt blieb er, mit wechselnden Koalitionspartnern und zum Teil absoluten Mehrheiten, bis 1963. Von der Altersfrage abgesehen wünschten sich manche in seiner Partei eine andere Außenpolitik, außerdem wurde sein Ansehen durch die Spiegel-Affäre 1962 beschädigt. Sein Nachfolger wurde Wirtschaftsminister Ludwig Erhard, der nur wenige Jahre Kanzler und CDU-Vorsitzender blieb.
Die Ära Adenauer ist gekennzeichnet vom Ausbau der jungen westdeutschen Demokratie und des Sozialstaates, einem wirtschaftlichem Aufschwung, der Integration in westeuropäische Bündnisse und die NATO sowie der Wiederbewaffnung. Adenauers Verhältnis zu Frankreich war eher wechselhaft, doch ging er in mit Charles des Gaulle in die Geschichte ein als Gründer der deutsch-französischen Freundschaft. Der Katholik Adenauer war Antikommunist und bewahrte sich auch ein gewisses Misstrauen gegenüber den Westmächten, die die Bundesrepublik im Stich lassen könnten, sowie auch gegenüber dem deutschen Volk, das sich wieder von Demagogen verleiten lassen könnte.
Stätten
[Bearbeiten]Die wichtigsten Lebensstationen Adenauers befinden sich im Rheinland und da vor allem in Köln und Bonn und deren Umgebung; gestorben ist er in Rhöndorf (Stadt Bad Honnef bei Bonn), dem Wohnsitz seines letzten Lebensdrittels. Sein Haus ist heute das Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus, das als Museum zu besichtigen ist und auch ein Archiv enthält. Weniger für Touristen als für Historiker interessant dürfte das Archiv für Christlich-Demokratische Politik sein, das sich in St. Augustin (ebenfalls bei Bonn gelegen) befindet. Es organisiert allerdings auch Ausstellungen, Tagungen und andere Veranstaltungen.
In Bonn selbst informiert die Dauerausstellung im Haus der Geschichte zu einem großen Teil über Adenauers Amtszeit; viel bestauntes Objekt ist dabei ein zeitgenössischer Mercedes, Adenauers Dienstwagen.
Originalschauplatz von Adenauers Wirken als Bundeskanzler war vor allem das Palais Schaumburg als erstes Bundeskanzleramt. Aufgrund einer Sanierung ist es derzeit allerdings nicht zu besichtigen. Der damalige Plenarsaal des Bundestages (im Bundeshaus) ist längst durch einen Nachfolgebau ersetzt worden, aber es gibt noch das Museum König, wo der Parlamentarische Rat eröffnet wurde. Dies ist allerdings in erster Linie für naturwissenschaftlich interessierte Besucher zu empfehlen. Eher am Rande liegt (geografisch und zeitgeschichtlich) das Haus auf dem Bonner Petersberg, in dem bedeutende Konferenzen stattgefunden haben. Es beherbergt heute ein Luxushotel.
Während der Zeit des Nationalsozialismus lebte Adenauer kurz in der Benediktinerabtei Maria Laach in der Eifel, die touristisch an sich interessant ist. Durch die Vermittlung des dortigen Abtes fand er Anfang 1935 auch für kurze Zeit in der Benediktinerinnenabteil vom Hl. Kreuz in Herstelle an der Weser Unterschlupf. Im August 1944 wurde Adenauer im Kölner EL-DE-Haus verhört, das heute als Dokumentationszentrum über den Nationalsozialismus in Köln informiert. Adenauer wurde im November desselben Jahres aus dem Gefängnis Brauweiler (Pulheim im Nordwesten Kölns) entlassen.
Verbunden mit Adenauer sind ferner Bauten in Köln, die auf seine Initiative zurückgehen oder in seiner Amtszeit als Oberbürgermeister (1917-1933) entstanden sind. Am auffälligsten davon ist das Messegelände, ein riesiger eckiger Bau im rechtsrheinischen Stadtteil Deutz. In der Zeit des Nationalsozialismus war Adenauer selbst kurz Gefangener im sogenannten Messelager. Auf der anderen Rheinseite, im Stadtteil, befindet sich die Universität zu Köln (neu errichtet ab 1919).
Außerhalb des Rheinlandes liegt Cadenabbia, der Lieblingsurlaubsort Adenauers in Norditalien. Dort am Comer See befindet sich seine ehemalige Villa (Villa la Collina), die seit 1977 eine Tagungsstätte der Konrad-Adenauer-Stiftung ist.
Denkmäler und Sonstiges
[Bearbeiten]Vielleicht das bekannteste Adenauer-Denkmal ist der Bronzekopf in der Nähe des Bonner Bundeskanzleramtes. Auf der Seite des Hinterkopfes hat der Künstler Hubertus von Pilgrim 1981 einige Stationen im Leben Adenauers in Reliefbildern wiedergegeben.
In Köln steht seit 1995 eine eher bescheidene, zurückhaltende Figur Adenauers bei der Kirche Sankt Aposteln am Neumarkt.
Die ebenfalls lebensgroße Statue in Berlin-Charlottenburg zeigt einen lächelnden Adenauer mit wehendem Mantel.
Ferner sind unzählige Straßen, Brücken, Schulen und andere Objekte nach Adenauer benannt. Zu erwähnen ist wohl am ehesten die Parteizentrale der CDU. In Bonn stand bis zum Abriss 2003 das dortige Konrad-Adenauer-Haus, das neue und heutige Konrad-Adenauer-Haus wurde 2000 eingeweiht und befindet sich beim Berliner Tiergarten.
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Adenauer-Kopf in Bonn, Vorderseite
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Profil
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Skulptur bei Sankt Aposteln in Köln
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Berlin-Charlottenburg
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Gedenkstein zum Freundschaftsvertrag von 1963, Berlin-Tiergarten
Literatur
[Bearbeiten]Wer die zweibändige Adenauer-Biografie von Hans-Peter Schwarz als zu umfangreich empfindet, wird in den Anmerkungen zu Adenauer desselben Autors einen kommentierend-kritischen Einstieg finden. Eher übersichtlich ist auch die (schon ältere) Biografie von Gösta von Uexküll.