Vierzehnheiligen (Oberfranken)

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Die Basilika Vierzehnheiligen, erbaut nach Plänen von Balthasar Neumann, ist ein weithin über dem Tal des Obermains bei Bad Staffelstein sichtbares Wahrzeichen für die gesamte Region, eine Glanzstunde des Rokoko und eine der bekanntesten Wallfahrtskirchen Deutschlands.

Hintergrund[Bearbeiten]

Die wiederholte Erscheinung eines Kindes im Jahre 1445 war der Grund für einen ersten Kapellenbau durch den Abt des Klosters Langheim an der Stelle der jetzigen Basilika. Ablässe förderten im Spätmittelalter die schnelle Entwicklung zum Wallfahrtsort. Die Gebäude der Wallfahrt gingen dann in den Wirren der Bauernkriege 1525 und während des folgenden Dreißigjährigen Krieges wiederholt in Flammen auf, wurden jedoch immer wieder neu und größer gebaut und mit wehrhaften Kirchenburganlagen versehen. Die Verehrung der Wallfahrt galt von Anfang an der heiligen Maria und einer Gruppe der vierzehn Nothelfer nach einer im Mittelalter populären Zusammensetzung für alle Gefährdungen von Leib und Seele. Nach einem Niedergang der Wallfahrt in der Reformationszeit erfolgte im Zuge der Gegenreformation die Wiederbelebung im 17. Jahrhundert. Die vorhandenen Bauwerke entsprachen zu diesem Zeitpunkt nicht mehr den Erfordernissen der Zeit, Unstimmigkeiten zwischen dem Kloster Langheim und dem Bischof von Bamberg hatten jedoch bis dahin einen Neubau der Wallfahrtskirche verhindert.

verschnittene ovale Gewölbeschalen des Kirchenschiffs über dem Gnadenaltar (mit Deckenfresko)

Im Jahre 1743 sollte dann ein Neubau nach Plänen von Balthasar Neumann mit dem Konzept eines kreuzförmigen Kirchenraums und dem Gnadenort zentral angeordnet in der Vierung unter einer Kuppel, begonnen werden. Die Bauausführung erfolgte zunächst durch den sächsisch-weimarischen Baumeister Gottfried Heinrich Krohne, der das Konzept Neumanns jedoch nicht übernahm (möglicherweise aus Wirtschaftlichkeitsgründen nach Abstimmung mit dem Klosterabt) und den ganzen Bau etwas am Berghang verschob, sodass der Gnadenaltar nicht mehr in der Vierung, sondern im Langhaus angeordnet gewesen wäre.

Zum Zeitpunkt des Erscheinens Neumannns auf der Baustelle waren die Arbeiten an den Gründungskörpern schon so weit fortgeschritten, dass eine nachträgliche Änderung dieser Bauteile nicht mehr möglich war.

Die architektonische Leistung Neumanns liegt nun darin begründet, dass er zu dem bereits gebauten Kirchensockel mit einem vorgegebenen nahezu streng rechteckigen Grundriss zwei freistehende Säulenreihen im Langhaus einführte, und über diese Säulenreihen mehrere im Grundriss ovale und untereinander verschnittene freitragenden Schalen als Kirchendecke wölbte. Es entstand damit wieder der Grundtyp einer dreischiffigen Basilika, jetzt jedoch mit einer schwingenden Raumwirkung im Stil des Rokoko. Der Gnadenaltar rückte wieder in das Zentrum der Kirche als eine Mischlösung aus Längs- und Zentralbau.

Nach Verzögerungen im Siebenjährigen Krieg erfolgte die weitere Ausführung nach der Entlassung Krohnes im Jahre 1743 vermutlich durch den Staffelsteiner Baumeister Jahann Thomas Nißler (1713-1769), der auch am Bau des benachbarten Klosters Banz mitwirkte.

Die Einweihung erfolgte am 14. September 1772 durch den Bamberger Bischof Adam Friedrich von Seinsheim.

Im Jahre 1897 wurde die Kirche durch Papst Leo XIII. zur Basilika erhoben.

Vierzehnheiligen ist auch heute noch überregional bedeutendes Wallfahrtsziel mit mehr als einer halbe Millionen Besuchern pro Jahr. Die Wallfahrt wird, nach der Aufhebung des Klosters Langheim, seit 1839 von den Franziskanern betreut.

Seitenansicht

Die 14 Schutzpatrone sind:

  • Heiliger Achatius, Soldat mit Kreuz und Dornenkrone, Nothelfer bei Streit um Gerechtigkeit
  • Heiliger Ägidius, Mönch, Abt mit Stab, Hirschkuh mit Pfeil, er ist der Vieh- und Hirtenpatron und der Patron der stillenden Mütter
  • Heilige Barbara mit Turm, Kelch, Hostie, Schwert, Patronin der Bergleute, Bauleute, Architekten, Dachdecker, Maurer, Soldaten, Artilleristen usw. und die Beschützerin vor einem jähen Tod.
  • Heiliger Blasius, Bischof mit Stab, Mitra und zwei gekreuzten, brennenden Kerzen, Helfer in Halsleiden; Patron der Ärzte, Weber, Wollhändler, Wachszieher, Schneider, Gerber, Blasmusiker
  • Heiliger Christophorus, Jesuskind auf der Schulter, Stab oder Baumstamm in der Hand, der Patron für ein christliches Tagwerk, Nothelfer in vielen Gefahren, Retter aus Wassernot; Schutzpatron der Schiffer, Flößer, aller Reisenden und Kraftfahrer; Helfer gegen einen unvorhergesehenen Tod.
  • Heiliger Cyriakus, Diakon mit gefesseltem Dämon, der Helfer in heftigen Versuchungen, gegen böse Geister, Patron der Unterdrückten und Geknechteten, für die Sterbestunde; Tröster bei schweren Zwangsarbeiten, Winzerpatron.
  • Heiliger Dionys, Bischof mit Kopf in Händen, Helfer in Kopfleiden, in Gewissensängsten
  • Heiliger Erasmus, Bischofsstab mit Ankerwinde, der Helfer bei Bauchweh und Unterleibskrankheiten; Patron der Seeleute, der Schiffsreisenden, der Drechsler und Schuhmacher
  • Heiliger Eustachius, Hirsch mit Kreuz im Geweih, der Patron der Jäger und Forstleute, der Schützenvereine; Nothelfer gegen Zerstörung der Natur; Helfer in Glaubenszweifeln und in schweren familiären Schicksalsschlägen
  • Heiliger Georg, Ritter mit Schwert und Schild, auf weißer Fahne ein rotes Kreuz, den Drachen zu Füßen, der Patron der Ritter, der Bauern, der Sattler und Schmiede, der Pfadfinder und Pferde; Vorbild christlicher Tapferkeit.
  • Heilige Katharina, Krone, Buch, Schwert und zerbrochenem Rad, die Patronin des Lehrstandes, der Philosophen, Theologen, Rechtsgelehrten, Notare, Wissenschaftler, Politiker, der Buchdrucker, Friseure, Fuhrleute, Müller, Seiler, Töpfer, Wagner, Schuhmacher, Spinnerinnen, der Spitäler und Hospitäler; Nothelferin in vielen Ängsten.
  • Heilige Margareta, Krone, Kreuz, Drachen am Band, die Patronin des Nährstandes und der Landleute; Helferin in Geburtsnöten, Fürsprecherin der Armen.
  • Heiliger Pantaleon, Hände auf den Kopf genagelt, Patron der Ärzte, Hebammen und der Kranken, Helfer gegen Kopfweh
  • Heiliger Vitus, Ölkessel, Hahn, Adler, Buch, der Helfer in Anfällen und Notfällen wie Epilepsie, bei Blitz und Ungewitter, zur Zeit von Aussaat und Ernte; Patron der Lahmen und Blinden, der Schmiede, Küfer, Gastwirte, Bierbrauer, Schauspieler, Apotheker

Anreise[Bearbeiten]

Karte
Karte von Vierzehnheiligen (Oberfranken)

Die Basilika liegt ca. 25 km nördlich von Bamberg auf einem Höhenzug südlich des Mains.

Mit dem Flugzeug[Bearbeiten]

Der nächstgelegene Flughafen ist der Flughafen Nürnberg.

Mit der Bahn[Bearbeiten]

Die nächsten Bahnhöfe sind der 1 Bahnhof Lichtenfels, etwa 4 km und der 2 Bahnhof Bad Staffelstein, etwa 6,5 km.

Der öffentliche Nahverkehr der Metropolregion Nürnberg wird vom Verkehrsverbund Großraum Nürnberg VGN betrieben. Es ist möglich, mit einem Ticket verschiedene Verkehrsmittel, wie Bus, Zug, S-Bahn oder U-Bahn zu nutzen. Die Tickets können online oder über eine App erworben werden.

Auf der Straße[Bearbeiten]

Zufahrt auf der autobahnähnlichen Bundesstraße 173, Abfahrt Bad Staffelstein-Nord, und weiter, wie ausgeschildert, über Grundfeld bis zum 3 Parkplatz, ca. 10-15 Gehminuten unterhalb der Kirche.

Zu Fuß[Bearbeiten]

Seit dem 15. Jahrhundert streben Wallfahrer nach Vierzehnheiligen. Es gibt zwei Wegstrecken, die außer Skulpturen entlang der Strecke noch einige weitere Sehenswürdigkeiten zu bieten haben. Der Pilgerweg von Seßlach nach Vierzehnheiligen ist 21 km lang und der Pilgerweg von Untermerzbach 17 km.

Mobilität[Bearbeiten]

Anstieg vom 4 KFZ-Parkplatz zur Kirche in ca. 10-15 min. Direkte Anfahrt mit Taxi möglich

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten]

Gnadenaltar, im Hintergrund: "schwingende" Säulenreihe
Gnadenaltar: Nothelfer Dionysius

Die Kirche ist tagsüber frei zugänglich, Kirchenführungen nur nur nach Vereinbarung mit dem Wallfahrtsbüro. Im Gegenzug für den freien Eintritt freuen sich die Franziskaner über eine Spende zum Erhalt der Basilika.

  • 1 Franziskanerkloster, Vierzehnheiligen 2, 96231 Bad Staffelstein. Tel.: +49 (0)9571 9508-23, Fax: +49 (0)9571 9508-50.

Kirchenraum[Bearbeiten]

Das Stilelement der im Grundriss verschnittenen ovalen Schalen des Kirchengewölbes erzeugt eine Schwingung des gesamten Innenraums der Kirche, der sich selbst nach außen hin in der Form der Doppelturmfassade mit ihren gegeneinandergesetzten konkaven und konvexen Flächen widerspiegelt.

Die Zahl Vierzehn für die Nothelfer wiederholt sich in der Zahl der Kirchensäulen.

Der Innenraum und der Gnadenaltar wurde durch Wessobrunner Künstler, dem Brüderpaar Feichtmayer und Johann Georg Üblher ausgestaltet, die Fresken wurden durch Ignaz Appiani, und die Außenskulpturen vom Nürnberger Bildhauer Johann Christoph Berg geschaffen. Von 1848 bis 1871 ersetzte Augustin Palme sämtliche Fresken durch eigene Werke im nazarenischen Stil, zum Teil mit massiven Zerstörungen am Werk Appianis.

Im Ersten Weltkrieg erfolgte eine Restaurierung im Stile Appianis, die letzte Restaurierungsphase fand von 1983 bis 1990 statt.

Gnadenaltar[Bearbeiten]

Im Zentrum des Kirchenraums ist der freistehende Gnadenaltar mit den vierzehn Nothelfern im Stil des Rokoko. Der Altar ist für die Wallfahrer von allen Seiten zugänglich und bietet die Möglichkeit, um ihn herumzuziehen.

Aktivitäten[Bearbeiten]

  • Der Nothelferweg ist der historische Verbindungsweg zwischen Klosterlangheim und Vierzehnheiligen. Er führt über die Hochfläche des Jura. Er ist 4,6 km lang und in einer guten Stunde zu bewältigen. Am Weg finden sich 14 moderne Skulpturen.

Respekt[Bearbeiten]

Das Kirchengebäude ist für gläubige Besucher eine Stätte der Andacht und der Religiösität. Ein entsprechend dezentes und störungsfreies Verhalten aller Besucher ist erwünscht, das Herumlaufen und Fotografieren während der Gottesdienste ist unerwünscht.

Unterkunft[Bearbeiten]

  • 1 Haus Frankenthal, Vierzehnheiligen 7/9, 96231 Bad Staffelstein. Tel.: +49(0)9571 9260. Bildungshau der Erzdiözese Bamberg, 70 Zimmer mit Dusche und WC, 12 Duschräume, 12 Waschräume. Preis: 43 € bis 57 € pro Person mit Frühstück.
  • 2 Diözesanhaus Vierzehnheiligen, Vierzehnheiligen 9, 96231 Bad Staffelstein. Tel.: +49 9571 9260, Fax: +49 9571 926-199. Die Bildungs- und Tagungshäuser der Erzdiözese Bamberg bestehen aus dem Diözesanhaus, dem Haus Frankenthal und dem à la carte Restaurant Goldener Hirsch.
  • 3 Goldener Stern, Vierzehnheiligen 6, 96231 Bad Staffelstein. Tel.: +49 9571 71040. Zehn Doppelzimmer, Wlan kostenlos, mit Gasthaus mit Sonnenterrasse und Biergarten. Der Altbau des Hotels ist das frühere Forsthaus der Äbte von Kloster Langheim und etwa so alt wie die Basilika daneben.

Küche[Bearbeiten]

  • 2 Brauerei Trunk, Vierzehnheiligen 3, 96231 Bad Staffelstein. Tel.: +49(0)9571 3488. Wenige Meter oberhalb der Basilika gibt es die Brauerei, das besondere Bier am Wallfahrtsort ist der Nothelfertrunk, ein dunkles Klosterbier. Geöffnet: Täglich von 10.00 - 20.00 Uhr, Brotzeitausgabe bis 19.00 Uhr.

Ausflüge[Bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

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