Parque Nacional da Tijuca
| Parque Nacional da Tijuca | |
| Fläche: 39,58 km² |
Der Parque Nacional da Tijuca ist ein 39,58 km² kleiner Nationalpark innerhalb der Stadtgrenzen von Rio de Janeiro in Brasilien.
Hintergrund
[Bearbeiten]Brasilien verfügt über 76 Nationalparks. Der 1 Parque Nacional da Tijuca befindet sich innerhalb der Stadtgrenzen Rios, nur 15 km vom Stadtzentrum entfernt und wird deshalb von vielen Einwohnern der Stadt als Wochenendziel genutzt. Er liegt im Stadtteil 1 Alto da Boa Vista , beinhaltet einen tropischen Regenwald mit Wasserfällen und ist der größte städtische Park weltweit. Tijuca ist die „grüne Lunge“ Rios.
Geschichte
[Bearbeiten]In der Region des heutigen Nationalparks lebten bereits vor der Entdeckung durch die Portugiesen die indigenen Tupinambá, die sich jedoch in den Regenwald nicht hinein wagten, weil hier böse Geister vermutet wurden. Nach Gründung von Rio de Janeiro am 1. März 1565 durch den Portugiesen Estácio de Sá wurde viel Holz für städtische Häuser benötigt, das man aus dem hiesigen Regenwald abholzte. Zur weiteren Abholzung kam es ab 1763 durch den sich aus Süden ausbreitenden Kaffee-Anbau.
Die Überlegung, hier ein Schutzgebiet einzurichten, kam 1861 auf, als der damalige Kaiser Dom Pedro II. anordnete, diese Region zu enteignen und wieder aufzuforsten.[1] Zwischen 1862 und 1875 wurden von elf Sklaven 80000 Stecklinge gesetzt, bis 1889 kamen weitere 30000 hinzu.
Am 6. Juli 1961 kam es zur Gründung des ursprünglich nur 32 km² großen Parque Nacional Rio de Janeiro, den man zur Vermeidung von Verwechslungen am 8. Februar 1967 in Parque Nacional da Tijuca umbenannte.[2] „Tijuca“ ist ein indianisches Wort für „Sumpf“. Den Regenwald hat 1991 die UNESCO als Biological Preserve anerkannt. Im Juli 2004 erfolgte die Erweiterung auf die heutigen 39,58 km². Im Jahre 2012 wurde der Nationalpark von der UNESCO als Kulturlandschaft aufgenommen.
Klima, Flora und Fauna
[Bearbeiten]Der Nationalpark weist ein eigenes Mikroklima auf. In Höhenlagen über 500 Meter liegen die Temperaturen bis zu 8 °C niedriger als in der Stadt. Zwischen Mai und Oktober steigen die Tagestemperaturen auf 18 bis 20 °C. Zwischen November und April fällt mit 2000 mm deutlich mehr Regen als in der Stadt, die Tagestemperaturen liegen dann bei 22 bis 24 °C.
Die Stadt hat die meisten Tierarten verdrängt. Dem Wanderer begegnen unter den mindestens 62 Säugetierarten das Nagetier Aguti (portugiesisch: cutia), Kapuzineraffe, Waldhund, Waschbär und Weißbüschelaffe. Unter den 230 Vogelarten sind hervorzuheben Adler, Ara-Papageien, Drosseln, Kolibris und Tukane.
Insbesondere sind aus den 1619 Pflanzenarten sieben typische Baumarten des Regenwalds zu erwähnen, die Braúnas (Ocotea spectabilis), Canelas (Cinnamomum zeylanicum), Quaresmeiras (Tibouchina granulosa), Angicos (Anadenanthera peregrina), Jequitibas (Cariniana estrellensis), Palmitos (Chamaerops humilis) und Pau-Brasil (das Brasilholz oder Rotholz, nach dem Brasilien benannt ist; Caesalpinia echinata), die meist von Moosen und Flechten bewachsen sind.
Der Nationalpark besteht aus vier gebirgigen, zwischen 80 und im Pico da Tijuca 1022 Meter hohen Landschaftsformen, der populärsten 2 Floresta da Tijuca , 3 Pico da Tijuca-Sektor , 4 Serra da Carioca und den 5 Campos da Cascatinha . Im gesamten Park handelt es sich um sekundären atlantischen Regenwald (portugiesisch: mata Atlântica), da es seit 1862 zu einer Wiederaufforstung des abgeholzten primären Regenwalds gekommen ist. Es gibt mindestens 32 Wasserfälle.
Reisevorbereitung
[Bearbeiten]Rio de Janeiro und seine Umgebung können durchaus ein eigenständiges Reiseziel sein. Zwischen Mai und Oktober fällt wenig Regen, die Luftfeuchtigkeit ist relativ gering und Tagestemperaturen sind im Regenwald für Europäer erträglich. Der Reisende sollte sich auf die schwierige Sicherheitslage in der Stadt vorbereiten und wertvollen Schmuck und Accessoires erst gar nicht mitbringen.
Rio und Umgebung gelten als malariafrei, doch sollte man sich vor Mückenstichen schützen, da andere durch Mücken übertragene Krankheiten wie Dengue-Fieber oder Zika-Virus übertragen werden können.
Anreise
[Bearbeiten]Im Stadtteil 2 Tijuca führt die 1 Avenida Edison Passos zur 2 Praça Afonso Viseu , von wo aus die Estrada da Cascatinha („Straße der Wasserfälle“) direkt in den Nationalpark verläuft. Das Eingangstor 1 Entrada Parque Nacional da Tijuca befindet sich direkt an der Parkgrenze. Auch Linienbusse der Linie 202 fahren vom Stadtteil Copacabana zum Nationalpark.
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten]Im Park heißt die Parkstraße zunächst ebenfalls Estrada da Cascatinha, wo sich am 6 Largo do Cascatinha ein erster Parkplatz befindet. Von hier aus können die Wasserfälle 7 Cascatinha Taunay besichtigt werden. Sie sind mit 35 Metern Fallhöhe die höchsten im Park und benannt nach dem französischen Künstler Nicolas Antoine Taunay, der 1855 neben den Fällen ein Haus bauen ließ. 1860 entstand nahe den Fällen die Steinbrücke 3 Ponte de Job de Alcântara . Die Parkstraße heißt nun Estrada do Imperador und führt zur schönen 1 Capela Mayrink , erbaut 1855, erhielt 1896 den heutigen Namen des Landbesitzers, dem Stadtrat Francisco de Paula Mayrink, der die Kapelle am 18. Mai 1897 dem Landwirtschaftsministerium übertrug; sie wurde 2000 renoviert. Danach gelangt man zum Besucherzentrum 2 Centro Visitantes mit einer Brücke über den Rio Tijuca. Im zwischen 08:00 und 17:00 Uhr geöffneten Besucherzentrum gibt es die Dauerausstellung „Ein Wald in der Metropole“. Am Zentrum zweigt die Parkstraße Estrada Princesa Imperial ab, die zum Eukalyptuswald 8 Bosque dos Eucaliptos führt. Von hier aus zweigt ein Wanderweg zur Hängebrücke 4 Ponte Pênsil da Floresta da Tijuca ab. Gegenüber dem Besucherzentrum befindet sich das 9 Recanto dos Pintatores („Malerwinkel“) mit Kinderspielplatz, Picknick- und Grillplätzen, 2013 renoviert. Die Parkstraße erreicht nun den See 10 Largo das Fadas („Feensee“), 1944 angelegt. Danach zweigt ein kleiner Wanderweg zum Wasserfall 11 Caminho das Almas („Wasserfall der Seelen“) ab. Die Parkstraße endet als 5 Estrada dos Picos („Straße der Hügel“) an einem Parkplatz.
Auf der Rückfahrt gibt es eine eigene Rückfahrtstrecke namens Estrada Major Archer, an der zunächst der Aussichtspunkt 1 Vista do Almirante – mit Ausblick auf 12 Pedra da Gávea (842 m) und 13 Pedra Bonita (693 m) – erscheint. Die Parkstraße führt danach über die Brücke 6 Ponte da Cascatinha , unter der die Wasserfälle 14 Cascata do Baronesa abfließen. Der 15 Açude da Solidão ist ein 380 m hoch liegender kleiner Stausee in der früheren Gegend des Kaffee-Anbaus, die jetzt mit Regenwald bewachsen ist. Es folgen die 2 Mirante da Palmira mit Ausblick auf den Taunay-Wasserfall und der 16 Jardim das Manacás , dem Lieblingsplatz der Kaiserin Donna Leopoldina, wo sie Tee mit ihren Hofdamen getrunken hat. Schließlich biegt man wieder am Recanto dos pintores auf die Ausgangsstraße ein. Der Rundwanderweg ist 10 km lang.
Einen hervorragenden Ausblick auf Rio genießt man vom 728 m hohen 17 Pedra do Conde . Höchster Berg im Nationalpark ist aber der 1022 m hohe Pico da Tijuca , auf den eine Treppe hinaufführt. An der südlichen Parkgrenze erreicht man über die Estrada Dona Castorina den Ausblick 3 Vista Chinesa mit einem Pavillon im chinesischen Baustil. Ferner sind sehenswert der Ausblick 4 Mesa do Imperador an der Estrada da Vista Chinesa und 5 Dona Marta mit dem Morro Dona Marta (364 m), die alle einen atemberaubenden Blick auf Rio ermöglichen.
Was vielen Besuchern unbekannt ist: der mit 710 Metern bekannteste Hügel der Stadt 18 Corcovado („der Bucklige“) und das auf ihm stehende Wahrzeichen Rios, die Christusstatue 7 Christo Redentor („Christus der Erlöser“), gehören beide formal zum Nationalpark.
Außerhalb der Parkgrenze befindet sich das sehenswerte 8 Museu do Açude mit holländischen, portugiesischen und spanischen Exponaten ab dem 17. Jahrhundert.
Bilder
[Bearbeiten]- Einfahrtstor zum Nationalpark
- Blick durch den Ponte Job de Alcântara
- Die Capela Mayrink
- Die Wasserfälle Taunay
- Der Fadas-Teich
- Der höchste Berg im Nationalpark, Pico da Tijuca, links ist die Treppe hinauf zu erkennen
- Der Pedra do Conde
- Der Pavillon am Vista Chinesa
- Blick auf den Süden von Rio de Janeiro (von links nach rechts): Corcovado, Lagoa Freitas und Zuckerhut
- Die Christus-Statue auf dem Cocovado wendet dem Nationalpark ihren Rücken zu
Gebühren
[Bearbeiten]Der Parkeintritt ist kostenlos, ebenso die Parkplätze. Zu bezahlen sind besondere Leistungen wie Parkführer oder Jeep-Touren.
Aktivitäten
[Bearbeiten]Wanderungen mit Besichtigungen der Sehenswürdigkeiten, eine geführte Wanderung ist möglich. Ein Bad im Pool einiger Wasserfälle ist erlaubt. Ein Abschnitt, die 19 Trilha de Mountain Bike PNT , ist für Mountain Biker reserviert.
Höhlenwanderer kommen auf ihre Kosten unter anderem nach mittelschwerer Wanderung zur 20 Gruta dos Morcegos („Grotte der Fledermäuse“) oder der benachbarten 21 Gruta Bernardo de Oliveira .
Küche
[Bearbeiten]Im Park befinden sich das 1 Restaurante a Floresta und das 2 Restaurante os Esquilos , beide in historischen Gebäuden.
Unterkunft
[Bearbeiten]Im oder in der Nähe des Parks gibt es keine Unterkünfte. Der Park kann bequem innerhalb eines Tages detailliert besichtigt werden, so dass die Unterkünfte in Rio für den Tagesausflug beibehalten werden können.
Sicherheit
[Bearbeiten]Siehe auch: Sicher reisen
Wegen der über 200 Wanderwege mit rund 1000 km Länge kann man leicht die Orientierung verlieren, obwohl die Beschilderung sehr gut ist. Teilweise sind steilere Pfade an den Granit-Felsen zu überwinden, bei denen die hohe Luftfeuchtigkeit zusätzlich zu schaffen macht.
An Wochenenden ist der Park durch die Einwohner Rios stark frequentiert, so dass ein Besuch an Werktagen lohnender ist.
Literatur
[Bearbeiten]- Luis Alexandre Franco Gonçales, Parque Nacional Da Tijuca, Clube de Autores, 2019; ISBN 978-8566228069
- Regis St. Louis, Reiseführer E-Book Rio de Janeiro, Lonely Planet/MairDumont, 2019, S. 165 f.; ISBN 978-3575446091.
