Kluane National Park and Reserve
Kluane National Park and Reserve | |
Fläche | 21.980 km² |
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Webseite | www.pc.gc.ca |
Der Kluane National Park and Reserve ist mit 22.013 km² der größte Nationalpark Kanadas und liegt in der dortigen Provinz Yukon.
Hintergrund
[Bearbeiten]Die Provinz Yukon verfügt über drei Nationalparks.[1] Durch den im Südwesten der Provinz liegenden Kluane-Nationalpark zieht sich die Eliaskette, die einen Teil des Nordamerikanischen pazifischen Küstengebirges bildet. Die Eliaskette setzt sich wiederum aus der Unteren Kluane-Kette (sichtbar vom Alaska Highway aus) und dem dahinter westlich gelegenen Kluane Icefield zusammen, dem größten nicht-polaren Eisfeld der Welt. Die Bergketten im Kluane-Park gehören daher nicht – wie manchmal kolportiert wird – zu den Rocky Mountains. Im Park befinden sich 21 Berge mit einer Höhe von über 4000 Metern.[2] Etwa 82 % des Parks bestehen aus Bergen, Eis und Gletschern.
Der Zusatz „and Reserve“ weist darauf hin, dass die hier lebende Kluane First Nation Landansprüche (englisch: claims) erhebt, die unter Schutz gestellt sind. Im strengen Sinne gibt es deshalb im Yukon nur zwei reine Nationalparks.
Geschichte
[Bearbeiten]Die geschützten Landansprüche sowie Siedlungsreste und Fundstätten mit einem Alter von bis zu 10.000 Jahren lassen darauf schließen, dass die indigenen Lù’àn Mun Ku Dän („Kluane-Lake-Volk“) bzw. deren Vorfahren, die Südlichen Tutchone, die ersten Siedler dieser Gegend waren. Aus dem Wort „Lù’àn“ entstand später die Anglisierung „Kluane“. Auch die Champagne und Aishikik First Nations leben hier.
Der dänische Forscher Vitus Bering sah vom Pazifik aus den Mount Saint Elias, den er am 16. Juli 1741 (dem St.-Elias-Tag) entdeckte und so benannte.
Am 4. Juli 1903 fand Tagish Charlie bei Ruby Creek in der Nähe des Lake Kluane Gold.[3] Die Goldfunde in dieser Gegend waren jedoch nicht so ergiebig wie die in der Nähe von Dawson City. Am 23. Juni 1925 bestiegen Albert H. MacCarthy und W. W. Foster erstmals den höchsten Berg Kanadas, den Mount Logan.
Erst durch den Bau des Alaska Highways ab dem 8. März 1942 wurde die Schönheit der Region erkannt. Bereits im Frühling 1943 entstand die Kluane Game Sanctuary, die den Indigenen die Jagd und das Fischen verbot. Gleichwohl erlaubte die Regierung im Dezember 1944 die Suche nach und Förderung von Bodenschätzen. Mit der Gründung des Nationalparks am 22. Februar 1972 entfielen diese Privilegien wieder, am 4. April 1974 wurde er als „National Park and Reserve“ bestimmt, aber erst 1976 konnten die Parkgrenzen definiert werden, wobei man den Indigenen die Jagd und Fischerei wieder erlaubte. Im Jahre 1979 erhielt er den Status als UNESCO-Weltnaturerbe.
Am 15. Oktober 2015 gab es am Mount Steele einen gewaltigen Bergrutsch, der ungefähr 45000 Tonnen Geröll und Eis talwärts auf den Steele-Gletscher fallen ließ.
Klima, Flora und Fauna
[Bearbeiten]Das subpolare, trockene und kontinentale Klima wird durch das Kluane Icefield geprägt, so dass in den kurzen Sommern zwischen Juli und August die Temperaturen meist nicht über 22 °C steigen. Allerdings wurden auch Temperaturen von über 30 °C gemessen. Auch in den tieferen Lagen beginnt der Schneefall bereits Ende September, und die Temperaturen fallen auf -20 °C bis -50 °C. Erst ab Mai gibt es in den niedrigen Lagen keinen Frost mehr. Der Regenschatten der Bergketten sichert dem Park trockenes Kontinentalklima.
Die hier lebenden mindestens 100 Säugetierarten repräsentieren überwiegend Kanadas alpine Fauna mit Grizzly- und Schwarzbären, Dallschafen, Dickhornschafen, Elchen, Karibus, Kojoten, Schneeziegen, Wapitis und Wölfen.
In der Region wachsen über 200 Pflanzenarten. Bergwälder setzen sich unter anderem aus Weißfichten, Zitterespen oder Balsampappeln zusammen. Die Baumgrenze für die Laub- und Nadelwälder liegt hier bereits bei 1100 Metern, über 1400 Metern beginnt die alpine Tundra. Weizengras, Wiesen-Rispengras oder Weide-Beifuß sind oft in den Tälern zu finden. Im Park befinden sich 17 der 20 höchsten Berge Kanadas, es gibt über 2000 Gletscher.
Reisevorbereitung
[Bearbeiten]Die beste Reisezeit in den Kluane National Park liegt zwischen Mai und September. Da er relativ leicht zu erreichen ist und touristische Fazilitäten wie Hotels/Motels/Lodges sich nicht in unmittelbarer Parknähe befinden, sind während der Hauptreisezeit (auch für Kanadier und US-Amerikaner) frühzeitig Reservierungen erforderlich.
Anreise
[Bearbeiten]Der Kluane-Nationalpark wird kein alleiniges Reiseziel sein, sondern Teil einer Reise in den Yukon und/oder nach Alaska. Am Park führt parallel in Nord-Süd-Richtung der Alaska Highway vorbei (im Yukon trägt er formal die Bezeichnung Yukon Highway ), so dass eine Anreise von Whitehorse (155 km) möglich ist. Aus Alaska kommend kann von Haines aus der Haines Highway (Yukon Highway
) befahren werden, der in Haines Junction in den Alaska Highway mündet (237 km). Eine weitere Möglichkeit ist die Anreise von Skagway (Alaska) über den Klondike Highway (im Yukon: Yukon Highway
; 326 km).
Streckenverlauf
[Bearbeiten]Der Kluane-Nationalpark wird nicht von einer durch den Park verlaufenden asphaltierten Parkstraße erschlossen. An ihm führen der Alaska Highway und der Haines Highway vorbei, die auch die Ostgrenze des Parks bilden. Das südliche Westufer des Kluane Lake gehört zum Nationalpark. Im Süden und Westen grenzt der Park an Alaska.
Übersicht
[Bearbeiten]Die Sehenswürdigkeiten werden von Süd nach Nord vom Haines Highway bzw. Alaska Highway aus beschrieben, Wanderwege führen von diesen Highways in den Park. Die Etappen werden anhand der an den Highways liegenden Ortschaften markiert. Im Süden beginnt der Park in Höhe des indigenen Sommerdorfes Klukshu am Haines Highway.
geografischer Ort | Entfernung in km |
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Klukshu | 0 |
Haines Junction | 63 |
Thechä̀l Dhäl Visitor Centre | 70 |
Destruction Bay | 36 |
Burwash Landing | 16 |
Gesamtstrecke | 185 |
Einzelheiten
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Der 1 Kluane National Park kann von Süd nach Nord, orientiert am Haines Highway bzw. Alaska Highway, wie folgt erkundet werden:
- 1 Klukshu in Höhe dieses Sommerdorfes der indigenen Champagne and Aishihik First Nations beginnt im Süden der Kluane-Nationalpark.
- 2 Mount Logan ist mit 5959 m Höhe der höchste Berg Kanadas, der im äußersten Südwesten des Nationalparks liegt.
- 3 Mount Saint Elias ist 5489 m hoch und wird als Grenzberg (englisch: boundary peak) an der Grenze zwischen Alaska und Kanada eingestuft. In beiden Ländern gilt er nur als dritthöchster Berg.
- 4 St. Elias Lake 885 m hoch gelegener Gletschersee. Zum See führt ein 7,6 km langer mittelschwerer Wanderweg.
- 5 Mush Lake zum See führt eine 22 km lange Schotterpiste für Allradfahrzeuge.
- 6 Kathleen Lake liegt 754 m hoch, ist 642 km² groß.
- 1 Kluane National Park and Reserve Visitor Centre. das Besucherzentrum befindet sich im Da Ku Cultural Centre und ist zwischen Mai und September geöffnet. Hier wird über Verhalten in der Wildnis aufgeklärt und Permits über mehrtägige Wanderungen ins Hinterland des Parks ausgestellt.
- 8 Mount Decoeli 2332 m hoher, pyramidenförmiger Berg.
- 9 Mount Archibald der 2588 m hohe Berg ist einer der ersten Berge, die man vom Alaska Highway zu sehen bekommt.
- 2 Thechàl Dhâl' Kluane National Park Visitor Centre (Tachä̀l Dhäl) das zweite Besucherzentrum liegt an der Meile 1029 (km 1707) des Alaska Highway, es ist zwischen Mai und September geöffnet. In der Nähe mündet der.
- 10 Slims River nur 24 km langer, vom Kaskawulsh-Gletscher gespeister und in den Kluane Lake mündender Fluss, der im Mai 2016 versickerte. Ursache war das Abtauen des Gletschers, wodurch das Gletscherwasser nun in den Kaskawulsh River fließt, der in den Golf von Alaska mündet. Der Pegel des – in das Beringmeer mündenden – Kluane Lake sinkt durch die fehlende Wassermenge. Dies war das erste Mal, dass durch den Klimawandel ein Flusslauf verändert wird.[4]
- 2 Destruction Bay ist ein Dorf mit 40 Einwohnern an Meile 1083 Alaska Highway, im Ort gibt es ein Motel.
- 3 Burwash Landing ist ein Dorf mit 72 Einwohnern an Meile 1093 Alaska Highway, im Ort befindet sich das.
- 1 Kluane Museum of Natural History es zeigt Exponate der naturgeschichtlichen Entwicklung der Kluane-Region.
- 11 Alsek Ranges vom Besucherzentrum führt ein 45 km langer Wanderweg in das Alsek-Tal.
- 12 Observation Mountain Vom Besucherzentrum gehen vier Wanderwege bis hin zum 2114 m hohen Berg. Hierhin führt der schwierigste Weg mit einer Länge von 45 km durch das Tal des Slims River. Vom Berg gibt es einen atemberaubenden Blick auf den Kaskawulch-Gletscher.
- 13 Mount Steele 5073 m hoher Berg.
- 14 Kluane Lake mit 408,21 km² Größe, 70 km Länge, 6 km Breite und 91 m maximaler Tiefe der größte See, von dem jedoch nur der südliche Teil des Westufers zum Nationalpark gehört. Sein Pegel sinkt, weil ihm der Zufluss des Slims River fehlt.
- 15 Bighorn Lake 1176 m hoher See.
- 16 Mount Hoge 2983 m hoch, liegt an der Nordgrenze des Nationalparks.
- 17 Mount Wood 4842 m hoch, liegt ebenfalls an der Nordgrenze des Nationalparks.
Im Nationalpark befinden sich über 2000 Gletscher – mit abnehmender Tendenz. Die wichtigsten Gletscher des Kluane Icefield – ebenfalls von Süd nach Nord – sind:
- 18 Lowell Glacier 72 km langer Auslass-Gletscher.
- 19 Dusty Glacier 67 km langer galoppierender Tal-Gletscher.
- 20 Kaskawulsh Glacier 78 km lang und bedeckt eine Fläche von 39000 km².
- 21 Steele Glacier 16 km lang.
- 22 Kluane Glacier 35 km lang.
- 23 Donjek Glacier 56 km lang.
- 24 Hubbard Glacier 122 km lang und 2450 km² groß, ist der größte Gezeiten-Gletscher im Park.
- 25 Seward Glacier 82 km lang und bedeckt eine Fläche von 1300 km².
- 26 Logan Glacier 85 km lang.
- 27 Walsh Glacier 70 km lang.
- 28 Mount Wood Glacier der Mount Wood befindet sich 18 km nordnordwestlich des Mount Steele.
Bilder
[Bearbeiten]- Der Kathleen Lake im Süden des Nationalparks
- Der Mount Logan ist Kanadas höchster Berg
- Der Mount Saint Elias mit dem Tyndall-Gletscher von der Icy Bay aus gesehen
- Blick vom Alaska Highway auf den Kluane Lake
- Blick vom Ostufer des Kluane Lake auf die Berge des Kluane Nationalparks
- Der Mount Kennedy vom Lowell-Gletscher aus gesehen
- Der Kaskawulsh-Gletscher
- Der Donjek-Gletscher
- Der Seward-Gletscher mit dem Mount Logan (Mitte) und Mount Saint Elias (rechts)
- Satellitenaufnahme vom Walsh-Gletscher (oben) und Logan-Gletscher (unten)
Unterkunft
[Bearbeiten]Die Webseite Booking.com listet in Whitehorse 56, in Haines Junction 8 Hotels/Lodges/Motels aller Kategorien auf. Im Park gibt es lediglich 4 Campingplätze. Zu beachten ist, dass die Campingplätze im Park und manche Hotels im Winter geschlossen sind.
Gebühren/Permits
[Bearbeiten]Eintrittsgebühr CAN-$ 9,80 pro Person und pro Tag, bei Ankunft mit Kleinflugzeug CAN-$ 30, Backcountry-Camping CAN-$ 10 pro Nacht, Angeln CAN-$ 10 pro Tag. Für mehrtägige Wanderungen und Wanderungen auf den Gletscherfeldern ist ein Permit bzw. ein Icefields Mountaineering Permit erforderlich.
Aktivitäten
[Bearbeiten]Wanderungen (auch geführte) auf den 250 km langen Wanderwegen, Angeln, Bergsteigen, Gletscherwanderungen (geführt), Kajak, Kanu, Motorbootfahren, Mountainbiking, River Rafting, Ski oder Snowshoe-Hiking sind möglich. Der längste Wanderweg, der 85 km lange Cottonwood Trail, beginnt am Kathleen Lake, stellt jedoch selbst für erfahrene Wanderer aufgrund der schwierigen Überquerung zweier Bergpässe eine große Herausforderung dar. Zu empfehlen sind Rundflüge über den Nationalpark und seine Gletscher, die vom 1 Haines Junction Airport (IATA: YHT) oder vom 2 Silver City Airport (ICAO: CFQ5) stattfinden.
Sicherheit
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Siehe auch: Sicher reisen
Im weitläufigen Nationalpark sind über 450 Grizzly- und Schwarzbären unterwegs, die auch die Wanderwege gerne benutzen. Auf den tief in den Park führenden Wanderwegen kann die Anwesenheit von Bären jederzeit erkannt werden (Bärenspuren, Kot). Da hier nur sehr wenige Wanderer unterwegs sind, kann keine fremde Hilfe erwartet werden. Deshalb sind die Warnhinweise der Parkverwaltung und auf Schildern (englisch: You are in bear country) strikt zu beachten. Bei langen Wanderungen ist die Dauer für den Rückweg zu bedenken, damit sichergestellt ist, dass man noch bei Tageslicht zurückkehrt. Wanderungen erfordern eine robuste Gesundheit, denn viele Wanderwege sind schwierig bis sehr schwer.
Literatur
[Bearbeiten]- National Geographic Deutschland (Hrsg.), Reiseführer Kanada Nationalparks, 2020, S. 394 ff.; ISBN 978-3955593018.
Einzelnachweise
[Bearbeiten]- ↑ Polly Evans, Yukon, Bradt Travel Guides, 2010, S. 15
- ↑ Polly Evans, Yukon, Bradt Travel Guides, 2010, S. 101
- ↑ Polly Evans, Yukon, Bradt Travel Guides, 2010, S. 102
- ↑ Chris Mooney, Climate and Environment: For the first time on record, human-caused climate change has rerouted an entire river, in: The Washington Post vom 17. April 2017