Qalamūn (ed-Dāchla)

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Lehmziegelruinen von el-Qalamūn
El-Qalamūn · القلمون
GouvernementNeues Tal
Einwohnerzahl1.745 (2006)
Höhe107 m
Lagekarte des Neuen Tals in Ägypten
Lagekarte des Neuen Tals in Ägypten
Qalamūn

El-Qalamun (arabisch: ‏القلمون, al-Qalamūn, gesprochen: ig-Galamūn, koptisch: Ⲕⲁⲗⲁⲙⲱⲛ, Kalamōn) ist ein Dorf im Nordwesten der ägyptischen Senke ed-Dāchla. Die Siedlung war eine der größten und bedeutendsten der Senke in der Zeit des Hoch- und Spätmittelalters.

Hintergrund[Bearbeiten]

El-Qalamūn ist ein Dorf im Westen der Senke ed-Dāchla, etwa 11,5 Kilometer von Mūṭ entfernt.

El-Qalamūn gehört zu den ältesten Ortschaften der Senke und war neben el-Qaṣr lange Zeit wichtigster Ort in der Senke. Der Ort wurde im 11. Jahrhundert neben el-Qaṣr und el-Qaṣaba vom arabisch-spanischen Historiker el-Bakrī (1014–1094) kurz beschrieben:

„Nach dem Verlassen von el-Qaṣr durchquert der Reisende eine Reihe dicht nebeneinander liegender Dörfer. Bei der Ankunft in Qaṣr Qalamūn stellt man fest, dass das Wasser einen bitteren Geschmack hat. Die Einwohner aber trinken und verwenden es, auch um ihr Land zu bewässern. Sie glauben, dass die Nutzung dieses Wassers sie gesund hält. Und wenn es sich ergeben sollte, dass sie frisches Wasser genießen, dann sagen sie, dies sei ungesund.“[1]

Der Bestandteil Amun deutet darauf hin, dass der Ort deutlich älter sein könnte. Auch gibt es eine gleich lautende griechische Namensvariante Καλαμών.[2] Zur Bedeutung des Namens gibt es mehrere Vorschläge. Nicht abwegig ist die Ableitung vom arabischen Qalʿa Amūn, der „Festung des Amun“. Gerhard Rohlfs (1831–1896) führte den Vorschlag vom Ägyptologen Karl Richard Lepsius (1810–1884) an, dass sich der Ortsname vom altägyptischen Gel-Amun, „Quelle oder Schwein des Amun“, herleiten könnte. El-Qalamūn könnte sich auch vom griechischen Wort Κάλαμος, Kalamos, ableiten, was für Schilf bzw. Schilfrohr steht.

Natürlich ist die Ortschaft in der Liste der 24 Ortschaften der Senke des ägyptischen Historikers Ibn Duqmāq (1349–1407) enthalten.[3] Der Ort wird als groß ausgewiesen, und es gibt auch Weingärten. Das Besondere dieses Ortes ist, dass es hier zu Beginn des 15. Jahrhunderts eine Kirche für Christen gegeben hat. Dies ist damit eines der frühesten literarischen Zeugnisse für Christen in der Senke ed-Dāchla. Aus dem Stadtgebiet ist einen Kirchenbauwerk archäologisch nicht überliefert. Vielleicht bezog sich der Hinweis auf das nahe gelegene Kloster Deir Abū Mattā, das seit der Mitte des 4. Jahrhunderts bestand.

Der Brite Archibald Edmonstone (1795–1871)[4], der die Senke 1819 besuchte, erwähnte den Ort nur namentlich als Gelamoon. Der Italiener Bernardino Drovetti (1776–1852)[5], der im selben Jahr in el-Qalamūn weilte, berichtete von dreigeschossigen Häusern, die vom Sand bedroht waren, und davon, dass el-Qalamūn der Sitz eines [türkischstämmigen] Gouverneurs war. Im Laufe des 19. Jahrhunderts ging aber der Verwaltungssitz auf el-Qaṣr über. Für das Jahr 1825 gab der Brite John Gardner Wilkinson (1797–1875) 800–1000 männliche Einwohner für die Ortschaft an.[6]

Mit dem Niedergang des Römischen Reichs wurde die Senke immer wieder Ziel von Übergriffen von Beduinen. Rohlfs und Paul Ascherson berichteten, dass es um 1775 wieder Übergriffe gab. In Folge dessen wurden alle Brunnen im Südwesten auf dem Weg nach Wadai und Dār Fūr bis in eine Entfernung von sieben bis acht Tagesreisen absichtlich zerstört und in el-Qalamūn und el-Qaṣr Militär stationiert.

Der deutsche Ethnologe Frank Bliss führte aus, dass das älteste archäologische Zeugnis ein Türsturzbalken aus dem Jahr 1696/1697 (1108 AH) ist,[7] auf dem weitere Vorfahren benannt werden, die etwa bis ins Jahr 1450 zurückgehen. Urkunden sind seit 1676/1677 (1087 AH) überliefert. Im Ort lebten türkischstämmige Familien, z. B. die Schurbagī-Sippe, aus deren Reihen auch Gouverneure (Kāschifs) und andere Verwaltungsbeamte hervorgingen.

Der britische Kartograf Hugh John Llewellyn Beadnell (1874–1944) gab für 1897 1.704 Einwohner an.[8] 2006 wurden 1.745 Einwohner gezählt.[9]

Anreise[Bearbeiten]

Das Dorf erreicht man ähnlich wie die magische Quelle über die Fernverkehrsstraße von ed-Dāchla nach Qaṣr ed-Dāchla und el-Farāfra. Westlich von ed-Duhūs zweigt von dieser Fernverkehrsstraße eine Asphaltstraße bei 1 25° 33′ 16″ N 28° 56′ 50″ O nach el-Qalamūn ab.

Mobilität[Bearbeiten]

Der alte Dorfkern lässt sich nur zu Fuß ergründen.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten]

Sehenswert ist der 1 alte Dorfkern (25° 33′ 10″ N 28° 54′ 30″ O) mit seinen Lehmziegelhäusern. Ein Teil der Häuser ist noch heute bewohnt, andere verfallen. Die Häuser besaßen bis zu drei Geschosse und eine Dachterrasse.

Minarett der alten Moschee
Alte Moschee
Im Inneren der Moschee
Blick auf die Gebetsnische

Das bedeutendste Gebäude ist die Moschee aus ayyubidischer Zeit (11./12. Jahrhundert), die noch intakt ist. Mehrere Pfeiler stützen das Dach der Moschee, das aus Baumstämmen gebildet wurde, die mit Zweigen abgedeckt und mit Lehm verputzt wurden. Die Moschee besitzt eine einfache und dekorierte Nische und eine hölzerner Kanzel. Zur Moschee gehört ein gedrungenes Minarett. Der Unterteil ist etwa quadratisch, der Oberteil rund. In der oberen Hälfte besaß das Minarett einen hölzernen Umgang mit Geländer.

Ruinen des alten Dorfs
Ruinen des alten Dorfs
Alter Friedhof
Neue Moschee

Im Westen von el-Qalamūn wurde eine 1 neue Moschee (25° 32′ 46″ N 28° 54′ 19″ O) errichtet.

Im Westen des Dorfs befindet sich auch der alte Friedhof.

Küche[Bearbeiten]

Restaurants befinden sich in Mut.

Unterkunft[Bearbeiten]

Unterkünfte gibt es in Mut, in Budchulū, in Qasr ed-Dachla und entlang dieser Straße nach el-Farāfra.

Ausflüge[Bearbeiten]

Es bietet sich an, den Besuch des Dorfes mit dem der Klosterruine Deir Abū Mattā und dem Dorf Budchulū zu verbinden. Auf dem Weg von ed-Duhūs nach el-Qalamūn kann man einen Abstecher zur sog. 1 magischen Quelle (25° 32′ 38″ N 28° 56′ 2″ O) unternehmen.

Literatur[Bearbeiten]

  • Rohlfs, Gerhard: Drei Monate in der Libyschen Wüste. Cassel: Fischer, 1875, S. 250, 295 f. Nachdruck Köln : Heinrich-Barth-Institut, 1996, ISBN 978-3-927688-10-0Open Access
  • Bliss, Frank: Wirtschaftlicher und sozialer Wandel im „Neuen Tal“ Ägyptens : über die Auswirkungen ägyptischer Regionalentwicklungspolitik in den Oasen der westlichen Wüste. Bonn: Politischer Arbeitskreis Schulen, 1989, Beiträge zur Kulturkunde ; 12, ISBN 978-3-921876-14-5, S. 89, 102 f.

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. El-Bekri, Abou-Obeid ; Slane, William MacGuckin de: Description de l’Afrique septentrionale. Paris: Impr. Impérial, 1859, S. 40. In der Beschreibung der Senke ed-Dāchla ist el-Qalamūn (Calamoun) zwischen el-Qaṣr und el-Qaṣaba gelistet. Somit kann nicht das Samuelkloster gemeint sein.
  2. Wagner, Guy: Les oasis d’Égypte à l’époque grecque, romaine et byzantine d'après les documents grecs. Le Caire: Institut Français d’Archéologie Orientale, 1987, Bibliothèque d’étude ; 100, S. 196, Fußnote 3.
  3. Ibn-Duqmāq, Ibrāhīm Ibn-Muḥammad: Kitāb al-Intiṣār li-wāsiṭat ʿiqd al-amṣār ; al-Guzʿ 5. Būlāq: al-Maṭbaʿa al-Kubrā al-Amīrīya, 1893.
  4. Edmonstone, Archibald: A journey to two of oases of upper Egypt. London: Murray, 1822, S. 52.
  5. Drovetti, [Bernardino]: Journal d’un voyage à la vallée de Dakel. In: Cailliaud, Frédéric ; Jomard, M. (Hrsg.): Voyage à l’Oasis de Thèbes et dans les déserts situés à l’Orient et à l’Occident de la Thébaïde fait pendant les années 1815, 1816, 1817 et 1818. Paris: Imprimerie royale, 1821, S. 99–105, insbesondere S. 102 f.
  6. Wilkinson, John Gardner: Modern Egypt and Thebes : being a description of Egypt ; including the information required for travellers in that country; Bd. 2. London: Murray, 1843, S. 363–365.
  7. Décobert, Christian ; Gril, Denis: Linteaux à épigraphes de l’Oasis de Dakhla. Le Caire: Inst. Français d’Archéologie Orientale, 1981, Annales islamologiques : Supplément ; 1.
  8. Beadnell, Hugh John Llewellyn: Dakhla oasis : its topography and geology. Kairo, 1901, Egyptian Geological Survey Report; 1899,4.
  9. Einwohnerzahlen nach dem ägyptischen Zensus von 2006. Abgerufen am 3. Juni 2014.
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