Orthodoxe Kirche

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Die orthodoxe Kirche ruft bei Mitteleuropäern meist das Bild hervor von goldenen Zwiebeltürmen, prächtigen Ikonen, fremdartigen Gesängen und Weihrauchduft, gepaart mit einer Frömmigkeit, die bei uns unbekannt ist. Dabei wird oft übersehen, dass diese Religion durch Gemeinden von Emigranten aus Ländern mit orthodoxen Kirchen auch im deutschsprachigen Raum vertreten ist.

Ikone:Verehrung eines Kreuzes

Hintergrund[Bearbeiten]

Entstehung[Bearbeiten]

Mit dem Mailänder Toleranzedikt des Kaisers Konstantin endete im Römischen Reich 313 die Christenverfolgung. Das Dreikaiseredikt von 380 war ein weiterer Schritt auf dem Weg zur Staatsreligion im Jahr 391. In jener Zeit war die Kirche gegliedert in Bistümer, denen ein Patriarch vorstand, ihr Sitz war in Rom, in Konstantinopel, Alexandria, Antiochia und Jerusalem. Bereits damals gab es erste Tendenzen zur Abspaltung, die Konzile von Nicäa, Konstantinopel und Ephesos zeigen dies deutlich. Damals entstanden die altorientalischen Kirchen wie die armenisch-apostolische Kirche, die koptische Kirche und die Äthiopisch-orthodoxe Tewahedo-Kirche. Trotz des Namens zählen sie nicht zur Gruppe der byzantinisch-orthodoxen Kirche. Die Trennung der östlich-orthodoxen Kirche von der römisch-katholischen geschah formell im Jahr 1054, ein Grund war sicher auch die politische Entwicklung. Der Papst als Patriarch von Rom forderte die Vorherrschaft innerhalb der Kirche, dies wurde ihm vom oströmischen Patriarchen in Konstantinopel verweigert. Nachdem Konstantinopel während des vierten Kreuzzugs erobert und geplündert wurde, war die Trennung endgültig vollzogen.

Verbreitung[Bearbeiten]

Die orthodoxe Kirche war entstanden im byzantinischen Reich, sie umfasste traditionell die Gebiete der antiken Patriarchate. Im Zuge der Missionierung dehnte sie sich aus im gesamten osteuropäischen Raum. Nach der Ausbreitung des Islams verlor sie im Mittelmeerraum einen Großteil ihrer Bedeutung.

Gliederung[Bearbeiten]

Der Bereich der orthodoxen Kirche ist aufgegliedert in Eparchien, das entspricht den Bistümern der westlichen Kirche, ihnen steht ein Eparch vor, dies entspricht einem Bischof. Für Gebiete außerhalb des Kernlandes lauten die Begriffe Exarch für Bischof bzw. Exarchat für Bistum. Mehrere Eparchien werden von einem gemeinsamen Oberhaupt verwaltet. In der Antike waren dies die Patriarchen mit ihrem Sitz in Konstantinopel (heute Istanbul), Antiochia (heute Damaskus), Alexandria (heute Kairo) und Jerusalem. Im slawischen Raum, der teilweise nach der Kaiserzeit missioniert wurde, werden die Oberhäupter als Metropolit bezeichnet, in etwa entsprechend den Erzbischöfen in der römisch-katholischen Kirche.

Kanonische Kirchen[Bearbeiten]

Traditionell ist der Patriarch von Konstantinopel das Oberhaupt der orthodoxen Kirche, ohne jedoch die herausragende Bedeutung zu haben wie der Papst in der römisch-katholischen Kirche. Er ist Erster unter Gleichen. Alle Kirchen, die dies anerkennen, werden als kanonisch bezeichnet. Sie können autokephal sein, dann besitzen sie ein eigenes Oberhaupt, sie können auch als autonom gelten, dann sind sie zwar selbstständig, werden aber nach außen vertreten z. B. von einem Metropoliten einer anderen Kirche.

Gliederung der orthodoxen Kirche[Bearbeiten]

Nach dem Glaubensbekenntnis ist die orthodoxe Kirche katholisch und apostolisch. Dies meint, dass sie allumfassend und von den Aposteln begründet ist. In diesem Sinn bildet die Gesamtheit aller selbstständigen Kirchen in ihrer Gesamtheit nur eine einzige orthodoxe Kirche. Die Aufzählung der einzelnen Mitglieder zeigt, dass der Schwerpunkt der orthodoxen Kirche in Ost- und Südosteuropa liegt, inzwischen ist sie durch Migrationen weltweit vertreten.

Autokephale Kirchen[Bearbeiten]

Die Alexander-Nevski-Kathedrale in Sofia
Die Basilius-Kathedrale in Moskau
  • Ökumenisches Patriarchat von Konstantinopel (3,5 Millionen)
  • Griechisch-orthodoxes Patriarchat von Alexandria (750.000)
  • Patriarchat von Antiochia (Rum-orthodoxe Kirche, 750.000)
  • Patriarchat von Jerusalem (250.000)
  • Patriarchat von Moskau und ganz Russland (russisch-orthodoxe Kirche, 100 Millionen)
  • Patriarchat von Serbien (Serbisch-orthodoxe Kirche, 8 Millionen)
  • Patriarchat von Rumänien (rumänisch-orthodoxe Kirche, 20 Millionen)
  • Patriarchat von Bulgarien (bulgarisch-orthodoxe Kirche, 8 Millionen)
  • Patriarchat von Georgien (georgisch-orthodoxe Apostelkirche, 3 Millionen)
  • Erzbistum von Zypern (zypriotisch-orthodoxe Kirche, 350.000)
  • Erzbistum von Griechenland (griechisch-orthodoxe Kirche, 10 Millionen)
  • Erzbistum von Polen (polnisch-orthodoxe Kirche, 500.000)
  • Erzbistum von Albanien (autokephale orthodoxe Kirche von Albanien, 170.000)
  • Erzbistum von Tschechien und der Slowakei (150.000)
  • Erzbistum von Amerika (Orthodoxe Kirche in Amerika)

Autonome Kirchen[Bearbeiten]

  • Orthodoxe Kirche in Finnland
  • Erzbistum Sinai
  • Moldauisch-orthodoxe Kirche
  • russisch-orthodoxe Kirche im Ausland
  • orthodoxe Kirche in Japan

Der orthodoxe Glauben[Bearbeiten]

Begriff: orthodox[Bearbeiten]

Das Wort Orthodox kann übersetzt werden als rechte Lehre und als rechtes Lobpreisen. Von der römisch-katholischen Kirche unterscheidet sich die orthodoxe in einigen Punkten, so erkennt sie nicht die Unfehlbarkeit des Papstes an. Auch in einigen Glaubensgrundsätzen gibt es Abweichungen.

Sakramente[Bearbeiten]

Die orthodoxe Kirche kennt - wie die römisch-katholische - sieben Sakramente. Hier heißen sie Mysterien. Dies sind

  • die Taufe
  • die Myronsalbung (entsprechend der Firmung)
  • die Eucharistie
  • die Beichte
  • die Ehe
  • das Sakrament der Weihe
  • die Krankensalbung

Im Unterschied zur römisch-katholischen Kirche dürfen orthodoxe Priester verheiratet sein, wenn die Hochzeit vor der ersten Weihe zum Diakon stattfand. Bischöfe dagegen müssen zölibatär leben.

Feiertage[Bearbeiten]

Orthodoxer Diakon

Die orthodoxe Kirche richtet sich mit wenigen Ausnahmen nach dem Julianischen Kalender. Daher kommt es bei der Berechnung des Osterdatums immer wieder zu Abweichung von dem in den westlichen Kirchen benutzten Datum. Hinzu kommt, dass Ostern in der orthodoxen Kirche nicht vor dem jüdischen Passah-Fest gefeiert wird, wodurch sich weitere Verschiebungen ergeben. Alle vom Osterdatum abhängigen Feiertage weichen daher von dem in der westlichen Welt gewohnten Datum ab. Ansonsten gibt es einige Feiertage, die in anderen christlichen Kirchen wenig bekannt sind.

  • Feiertage mit festem Termin:
Termin Name Bedeutung
8. Sept. Geburt der Gottesgebärerin Mariä Geburt
14. Sept. Kreuzerhöhung Wiederauffindung des hl. Kreuzes
21. Nov. Darstellung der Gottesgebärerin
25. Dez. Christfest
1. Jan. Taufe des Herren
6. Jan. Beschneidung des Herrn Dreikönig
2. Febr. Begegnung Christi Mariä Lichtmess
25. März Verkündigung der Geburt Christi Mariä Verkündigung
6. Aug. Verklärung des Herrn  
15. Aug. Mariä Aufnahme in den Himmel Mariä Himmelfahrt
  • Das Osterfest und davon abhängige Feiertage
Feiertag 2023
Einzug in Jerusalem 09.04.2023
Ostern 16.04.2023
Himmelfahrt 25.05.2023
Pfingsten 04.06.2023
Allerheiligen 11.06.2023

[veraltet]

Das Fest Einzug in Jerusalem entspricht dem Palmsonntag der westlichen Kirchen, Allerheiligen ist eine Woche nach Pfingsten. Der erste Sonntag der vorösterlichen Fastenzeit trägt auch den Titel Sonntag der Orthodoxie.

Einige orthodoxe Kirchen benutzen den julianischen Kalender angepasst an den gregorianischen, die größten davon sind die Kirchen in Griechenland (Ausnahme: Berg Athos), Bulgarien und Rumänien. Die anderen, auch Altkalendarier genannt, blieben im Kirchlichen Bereich fest beim julianischen Kalender. Dies führt zu einer Verschiebung der Feiertage um 13 Tage. Dies bedeutet, dass der 25. Dezember im julianischen Kalender erst am 7. Januar des Folgejahres ist, das Weihnachtsfest und alle anderen Kirchenfeste finden dann um genau diese 13 Tage später statt. Dies gilt für die Kirchen in Russland, der Ukraine, in Belarus, Georgien und Serbien.

Aufbau der Gotteshäuser[Bearbeiten]

Große Ikonostase im Kloster Kovilj

Gotteshäuser sind in der orthodoxen Kirche eingeteilt in Vorhalle, die eigentliche Kirche oder Naos und den Altarraum. Der Haupteingang liegt üblicherweise im Westen.

Der Altarraum im Osten der Kirche ist oft um einige Stufen erhöht und vom Kirchenschiff abgetrennt durch ein Templon, das sich im Lauf der Geschichte entwickelt hat zu der Ikonostasis. Die Ikonostase ist meist etwas zurückgesetzt, so dass ein Durchgang frei ist, auf dem sich Geistliche während der Liturgie aufhalten können, hier ist auch eine kleine Bühne, genannt Ambo oder Tisch des Wortes, von hier wird das Evangelium gelesen und die Predigten gehalten.

Die Ikonostase hat in der Regel drei Türen. Die mittlere ist meist eine Doppeltür, genannt Königstür, durch sie werden die Kommunion und das Evangelienbuch getragen. Wand und Türen sind geschmückt mit Bildnissen, auf der Königstür sind Bilder der Evangelisten, an der Wand rechts davon sieht man eine Christusikone, links eine der Gottesmutter Maria. Die Seitentüren sind verziert mit Bildnissen der Engel und der Heiligen. Ein Bild des Namenspatrons der Kirche findet man oft an der rechten Seitentür. Große Ikonostasen haben oft noch weitere Reihen mit Ikonen, deren Motive an kirchliche Feste erinnern oder aber Propheten oder Heilige darstellen.

In der Mitte des Altarraums steht ein Altartisch, auf dem sich ein Tabernakel befindet. Hier ist auch das Evangelienbuch, ein Segenskreuz und das Myron, ein zur Salbung genutztes Öl vergleichbar mit dem Chrisam. Der Opfertisch mit Brot und Wein steht links neben dem Altar. Die Brote, sog. Prosphoren, sind in der orthodoxen Tradition ungesäuert und mit christlichen Symbolen gebacken. Hinter dem Altar steht ein siebenarmiger Leuchter zur Erinnerung an die sieben Sakramente sowie ein Altarkreuz. Der Altarraum ist nur zugänglich für die Geistlichen.

Im Unterschied zu westlichen Kirchen gibt es in den orthodoxen Gotteshäusern meist keine Bestuhlung, der duftende Weihrauch während der Liturgie kann für Fremde störend wirken, zumal manche Gottesdienste für Mitteleuropäer recht lange dauern. An Feiertagen mit den entsprechenden Gesängen sind Liturgien mit zwei bis drei Stunden üblich.

Sehenswerte Kirchen[Bearbeiten]

Dreifaltigkeitskloster in Meteora, Griechenland

Unter den orthodoxen Kirchen und Klöstern gibt es eine große Anzahl, die zum Weltkulturerbe zählen.

  • bedeutende Kirchen in Russland
    • die Basilius-Kathedrale auf dem Roten Platz, die Auferstehungskirche von Kolomenskoje und das Nowodewitschi-Kloster in Moskau
    • am Goldenen Ring gibt es eine ganze Anzahl von Kathedralen und Klöstern
    • die Holzkirchen von Kishi Pogost am Onega-See
  • In Rumänien zählen sieben Moldauklöster zum Weltkulturerbe
  • In Bulgarien sind erwähnenswert die Felskirchen von Iwanowo
  • In Serbien ist es das Kloster Studenica
  • Im Kosovo gehört das Kloster Gračanica zum Welterbe
  • In Griechenland gehören zum Welterbe
    • der Berg Athos
    • die Meteora-Klöster
    • die Klöster Daphni, Hossios Luckas und Nea Moni auf Chios
  • In Georgien gehören zum Welterbe
    • Die Kathedralen von Bagrati und Gelati bei Kutaissi (rote Liste wegen ungeeigneter Renovierungsarbeiten)
    • Die Kirchen von Swetizchoweli, Samtawro und Dschwari in Mzcheta (ebenfalls rote Liste aus denselben Gründen)
  • In Ägypten ist es das Katharinenkloster auf dem Sinai

Literatur[Bearbeiten]

  • Janina Schulze, Franjo Terhart: Weltreligionen:Ursprung,Geschichte,Ausübung,Glaube,Weltbild. Parragon, 2008, ISBN 978-1407554242.
  • Anke Fischer: Die sieben Weltreligionen. Edition XXL GmbH, 2004, ISBN 978-3897363229.
  • Markus Hattstein: Weltreligionen. Ullmann, 2005, ISBN 978-3833114069.

Weblinks[Bearbeiten]

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