Nordosten der Senke el-Baḥrīya

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Nordosten der Senke el-Baḥrīya
Gebel el-Maghrafa und Gebel ed-Dist

Ohne großen Aufwand an Zeit und Geld lassen sich im Nordosten der ägyptischen Senke el-Baḥrīya (el-Bahariya), die Teil der Westlichen Wüste ist, kleinere Exkursionen durchführen, bei denen man eine Reihe unterschiedlicher Landschaften wie Quellen, Berge und Sanddünen, das Leben in den Dörfern und einige archäologische Überreste studieren kann. Aufgrund der vulkanischen Aktivitäten vor 70 … 30 Millionen Jahren ist hier eine einzigartige Landschaft entstanden, für die es in anderen Senken kaum Vergleichbares gibt. Und ein bisschen britische Militärgeschichte zur Zeit des Ersten Weltkrieges gibt es auch noch.

Vorbereitung[Bearbeiten]

Karte
Nordosten der Senke el-Baḥrīya

Der Vorbereitungsaufwand ist gering. Für die Fahrt benötigt man geländegängige 4×4-Jeeps, die es aber in ausreichender Zahl vor Ort gibt. Die Kosten betragen etwa 120 Euro pro Person und Tag, wenn man zu viert reist. Man wende sich am besten an die Rezeption seines Hotels oder an die Nichtregierungsorganisation „Bahariya Oasis ‚Desert Lover‘“ (siehe unter el-Bāwīṭī).

Die Quellen laden natürlich zum Baden ein, deshalb hier zwei Hinweise: Das von den Pumpstationen geförderte Wasser ist teilweise sehr heiß, etwa 45 °C. Und während Männer durchaus mit der Badehose ins Wasser steigen können, ist dies für Frauen tabu. Wenn Frauen baden wollen, so ist dies nur nachts und voll bekleidet möglich.

Hinweis zu den Höhenangaben: In vielen Fällen ist nur die Höhe über dem Meeresspiegel bekannt. Da das Gelände aber etwa in einer Höhe von 130 bis 200 Metern liegt, ist die Höhe über Grund natürlich deutlich geringer. Die Höhe der Hügel geht kaum über 50 bis 75 Meter hinaus.

Mobilität[Bearbeiten]

Wie bereits gesagt, benötigt man für die Fahrt geländegängige Fahrzeuge. An einigen Stellen muss man sich aber auch auf seine Füße verlassen können.

Routen[Bearbeiten]

Nachfolgend werden zwei Routenvorschläge beschrieben, die sich so, mit geringen Abweichungen oder auch in Kombination durchführen lassen.

Route 1[Bearbeiten]

Das Englische Haus auf dem Schwarzen Berg
Mārūn-See
Gebel el-Maghrafa
Gebel ed-Dist

Die erste Route ist die kürzere und lässt sich etwa in vier Stunden bewältigen.

Wir beginnen im Nordosten von el-Bāwīṭī. Zwischen dem International Hot Spring Hotel und dem Oasis Panorama Hotel beginnt eine 1 Piste (28° 21′ 15″ N 28° 53′ 20″ O) nach Nordosten, die uns zu den ersten beiden Zielen führt. Unser Hauptziel, das Englische Haus, lässt sich auch zu Fuß erreichen, wofür man etwa eine Dreiviertelstunde pro Richtung einplanen muss. Wir befinden uns auf dem Weg zum 1 Schwarzen Berg (28° 21′ 41″ N 28° 53′ 33″ O), auch Black Mountain oder English Mountain, arabisch: ‏جبل الإنجليز, Ǧabal al-Inǧlīz, „Berg der Engländer“ oder جبل ويليام, Ǧabal Wīliyām genannt. Wie der Name bereits andeutet, handelt es sich hier um einen Tafelberg aus dunklem Dolerit und Basalt, auf dem sich in etwa 50 Meter Höhe die Ruinen eines ehemaligen Beobachtungspostens der Engländer aus dem Ersten Weltkrieg befinden. Von diesem Punkt hat man eine gute Aussicht über das Gelände im Osten der Senke. Das 2 Gebäude (28° 21′ 26″ N 28° 54′ 9″ O), بيت الإنجليز, Bait al-Inǧlīz, wurde aus Hausteinen errichtet und besaß drei Zimmer und ein Bad. Von hier aus beobachtete Captain Claud H. Williams (um 1876– ?) die Bewegungen der Sanūsī-Truppen. Captain Claud Williams war in Zeit von 1916 bis 1919 auch Mitglied der britischen Light Car Patrols, die auch die Wüste kartographierten.[1]

Nach der Rückkehr vom Schwarzen Berg verlassen wir el-Bāwīṭī in östlicher Richtung und durchqueren den 3 Empfangsbogen (28° 20′ 55″ N 28° 53′ 15″ O). Etwa zwei Kilometer östlich von el-Bāwīṭī und südöstlich des Schwarzen Berges, ungefähr im Bereich des Camel Camps, biegt man nun nach Norden ab (4 28° 20′ 39″ N 28° 54′ 26″ O).

Nächstes Ziel ist das Dorf 5 el-ʿAgūz (28° 20′ 57″ N 28° 54′ 28″ O), العجوز. Das Dorf wurde an der Stelle einer antiken Siedlung angelegt. Der Name soll von einem alten Mann abstammen, dem man ein Alter von 200 Jahren nachsagte. Eine Besonderheit stellen ihre Bewohner dar, die aus Siwa stammen, also „Ausländer“ sind. Man berichtet, dass diese Siwaner aufgrund von Straftaten hierher verbannt wurden, was die hiesigen Bewohner natürlich bestreiten. Im Nordosten der ansonsten „modernen“ Siedlung befindet sich der alte, sehenswerte Weiler.

Etwas weiter nördlich befindet sich der 2 Gebel Maʿsara (28° 21′ 58″ N 28° 54′ 27″ O), auch Gebel Mayisra, der ebenfalls etwa 50 Meter hoch (211 Meter NN), etwa 3 Kilometer lang und ebenfalls von Vulkangestein (Basalt) bedeckt ist.

Wenn man weiter nach Norden fährt, erreicht man die Quelle 6 Biʾr el-Maṭār (28° 23′ 5″ N 28° 54′ 45″ O), بئر المطار, „Flughafenquelle“, die sich an einer alten Karawanenroute (Darb el-Asas) befindet. In britischer Zeit (Erster Weltkrieg) wurde hier eine Landebahn für Flugzeuge nach Siwa angelegt und daneben die Zelte errichtet. Die alte Quelle ist versiegt, das Wasser stammt nun aus einem modernen Tiefbrunnen.

Im Norden des Schwarzen Berges kann man zurück nach Westen in Richtung Mārūn-See fahren. In der Nähe von Biʾr el-Maṭār befindet sich das 7 Grab des hier verehrten Scheichs Ahmad (28° 22′ 7″ N 28° 52′ 55″ O), مقام الشيخ أحمد, Maqām asch-Schaich Aḥmad.

Das nächste Ziel ist der 3 Mārūn-See (28° 24′ 35″ N 28° 52′ 8″ O), ein Bittersee, auch Lake Marun, بركة المارون, Birkat al-Mārūn westlich vom Gebel ed-Dist. Den Einheimischen ist das Gebiet nicht ganz geheuer, es soll hier spuken. Das ehemalige Minamar-Hotel hat zumindest seinen Betrieb eingestellt.

Eine weitere bedeutende Quelle ist 8 Biʾr el-Ghāba (28° 25′ 51″ N 28° 56′ 30″ O), بئر الغابة, „die Waldquelle“. Auch hier ist die alte Quelle versiegt, und das Wasser wird nun aus einer Heißwasserquelle bereitgestellt. Dieser Ort ist als Campingplatz (Nature Camp) beliebt. Der Platz eignet sich auch zur Vogelbeobachtung.

In der Ebene westlich der Quelle Biʾr el-Ghāba befinden sich zwei markante Hügel:

Dies ist zum einen der östlicher gelegene und markanteste Hügel der Senke, der 4 Gebel ed-Dist (28° 25′ 52″ N 28° 55′ 30″ O), auch Pyramid Mountain (Pyramidenberg), جبل الدست, „Topfberg“, mit einem Radius von 250 Metern, der somit kleiner ist als der vorgenannte Hügel. Aufgrund seiner auffällig spitzen Form Form und der Tatsache, dass er von Weitem gut sichtbar ist, kann er gut als Orientierungspunkt verwendet werden. In seinem Umfeld fand 1912 der deutsche Paläontologe Ernst Stromer (1871–1952) die Fossilien mehrerer urgeschichtlicher Lebewesen, u.a. die Knochen mehrerer Dinosaurier.

Westlich daneben befindet sich 5 Gebel el-Maghrafa (28° 26′ 7″ N 28° 54′ 58″ O), جبل المغرفة, „Löffelberg, Schöpfkellenberg“, mit einem Radius von Radius 320 Metern und einer Höhe von 199 Meter NN.

Auf der Rückfahrt nach ez-Zabū und Mandīscha passiert man den etwa 4,5 Kilometer langen 6 Gebel Mandīscha (28° 23′ 24″ N 28° 55′ 54″ O), جبل منديشة. Er ist etwa 25 Meter hoch und ebenfalls vulkanischen Ursprungs.

Es geht nun weiter zum Dorf 9 ez-Zabū (28° 22′ 10″ N 28° 56′ 12″ O), الزبو. Natürlich ist auch hier der alte Dorfkern sehenswert. Etwa 2,5 Kilometer nördlich des Dorfes befindet sich eine sehenswerte archäologische Stätte, 10 Qaṣr ez-Zabū (28° 23′ 3″ N 28° 56′ 35″ O), „Schloss von ez-Zabu“, genannt. Auf dem Sandsteinfelsen befinden sich zahlreiche libysche Inschriften („Graffitis“), die von durchziehenden Beduinen oder Berbern wohl im 11. oder 12. nachchristlichen Jahrhundert hier angebracht wurden. Sie zeigen neben Schriftzeichen auch Tier- und Menschendarstellungen.

Wir fahren nun weiter nach Süden nach 11 Mandīscha (28° 21′ 5″ N 28° 55′ 54″ O), منديشة, zurück. Es ist eines der ältesten Dörfer und das nach el-Bāwīṭī zweitgrößte in der Senke. In Dorf und seinen Nachbardörfern gibt es teilweise noch Viertel mit den ursprünglichen Lehmziegelhäusern. Den weitaus größeren Teil bilden aber auch hier „moderne“ Gebäude aus Beton oder Kalksteinquadern.

800 Meter westlich von Mandīscha befindet sich die Wanderdüne 7 Ghurūd Mandīscha (28° 20′ 51″ N 28° 55′ 32″ O), غرود منديشة. Dies ist eine kleine, etwa 500 Meter lange flache Düne, in der sich eine Palme befindet.

Route 2[Bearbeiten]

Gebäude in Quṣūr Muḥārib
Sanddüne Ghurūd el-Ghurābī

Die zweite Route beginnt östlich von Mandīscha und ließe sich auch als Fortsetzung der ersten Route nutzen. Für die Route benötigt man etwa einen Tag.

Wir beginnen im Weiler 1 el-Qabāla (28° 21′ 10″ N 28° 57′ 59″ O), auch el-Gabala, arabisch: ‏القبالة. Das markanteste Gebäude ist die Moschee, dahinter befindet sich der 2 Qārat el-Maghrabīya (28° 21′ 9″ N 28° 58′ 1″ O), der in der Spätzeit und römischer Zeit als Friedhof benutzt wurde.

In der Nähe der Fernverkehrsstraße befindet sich die archäologische Stätte 3 Quṣūr Muḥārib (28° 20′ 49″ N 28° 58′ 30″ O), قصور محارب. Hier befinden sich die Überreste einer römischen Siedlung und etwa 450 Meter weiter westlich die einer Basilika.

Weiter geht es nun auf der Straße nach Osten bis zu einem 4 Abzweig nach Norden (28° 20′ 51″ N 28° 59′ 4″ O). Als erstes erreicht man den Weiler 5 ʿAin Tūnī (28° 22′ 30″ N 28° 59′ 40″ O), عين توني. Während das Dorf kaum Sehenswertes bietet, sind die Landschaften in seinem Norden deutlich reizvoller.

Nach reichlich zehn Kilometern in nordnordöstlicher Richtung erreicht man das 6 Grab von Scheich Muhammad el-Qaddafi (28° 28′ 9″ N 29° 1′ 51″ O), مقام الشيج محمد القذافي, Maqām asch-Schaich Muḥammad al-Qaḏḏāfī, der hier 1974 während einer Pilgerreise nach Mekka verstorben ist und ein Familienmitglied des einstigen libyschen Revolutionsführers Muammar el-Gaddafi (1942–2011) war.

Nördlich des vorgenannten Grabes befindet sich der 7 Gebel el-Ghurābī (28° 29′ 9″ N 29° 2′ 11″ O), جبل الغرابي, „der Rabenfelsen“, 316 Meter NN. Den Namen erhielt der Felsen, weil sich hier einst der Unterschlupf für eine Rabenkolonie befand.

Nach ungefähr drei Kilometer in östlicher Richtung erreicht man die Wanderdüne 8 Ghurūd el-Ghurābī (28° 29′ 49″ N 29° 4′ 17″ O), غرود الغرابي, „die Rabendüne“. Dies ist ein Ausläufer der riesigen Wanderdüne Ghurd Abū Muḥarrik und die beeindruckendste Wanderdüne im Umfeld von el-Bāwīṭī. So stellt man sich sicher eine Sanddüne vor: Sand, soweit das Auge reicht.

Wenn es die Zeit zulässt, kann man nun einen Abstecher zum Dorf 9 el-Ḥārra (28° 20′ 37″ N 29° 4′ 46″ O), الحارة, an der Südseite der Fernverkehrsstraße unternehmen. Das Dorf wird von allen Seiten von Bergen umgeben. Der Wind, der ansonsten in der ganzen Senke für etwas Abkühlung sorgt, weht über das Dorf hinweg. So ist das Dorf einer der heißesten Punkte in der Wüste. Das Dorf lädt zum Spazieren ein.

Zurück in Richtung el-Bāwīṭī gibt es weitere Ziele auf der Südseite der Straße. Dies sind die Quelle 10 ʿAin Guffāra (28° 18′ 3″ N 28° 56′ 22″ O), عين جفارة, und der weiter westlich gelegene 11 Gebel el-Hafhuf (28° 18′ 26″ N 28° 54′ 15″ O), auch Gebel el-Hafuf, جبل الحفحوف). Gebel el-Hafhuf ist ein etwa 15 Kilometer langer und 72 Meter (290 m NN) hoher Kalksteinfelsen, dessen Spitze ebenfalls mit Vulkangestein (Basalt, Dolerit) bedeckt ist.

Gesundheit[Bearbeiten]

Zur Exkursion sollten eine Kopfbedeckung, Sonnenschutzmittel, eine Sonnenbrille und Wasser mitgeführt werden.

Beim Baden sollte man berücksichtigen, dass das Wasser aus den modernen Tiefbrunnen etwa eine Temperatur um 45 °C besitzen kann.

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Harold, Jim : Deserts, Cars, Maps and Names, in: eSharp, Ausgabe 4, Sommer 2005.
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